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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.10.1848
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- Erscheinungsdatum
- 03.10.1848
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- Deutsch
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1848.) 1017 Heinrich Friedrich Müller in Wien. Nekrolog. (Auszug aus der Thcakcrzcitung.) In der großen Strömung jener welthistorischen Erregung, de ren Brandung uns jetzt umrauscht, nimmt die Gesammthcit der Ereignisse die allgemeine Aufmerksamkeit in so hohem Grade in Anspruch, daß das Abtretcn Einzelner von dem Schauplatze der stillen Beschäftigungen des Friedens, in denen sie ihren Wirkungs kreis fanden, jetzt meist spurlos vorüber geht. Jener Mann, aus dessen Grab ich hier ein Blümchen der Erinnerung legen will, hat sich indessen durch seine verdienstvolle Thätigkeit und seine edle Gesinnung in allen Beziehungen seines Geschäftslebens und seiner Stellung im Bürgerthumc unserer Kaiscrstadt, so ehrenvoll be währt, daß das Wort, welches ich hier seinem Gedächtnisse weihe, gewiß in zahlreichen Herzen, welche des Ehrenmannes in Dank, Liebe und Freundschaft gedenken, seinen Anklang finden wird. Heinrich Friedrich Müller ward am 1. Mai 1779 im Hano- verschcn geboren. Im Jahre 1805 war er nach Wien gekommen, und übernahm 1807 die Hohenleithner'sche Kunsthandlung, welche er seit 1811 mit eigner Firma führte. Von der gänzlich unbedeutenden Stellung, in welcher er das Geschäft bei seiner Ucbernahmc fand, wußte Müller cs durch seine Kenntnisse, seine rastlose Thätigkeit und die Solidität seiner Handlungsweise zu einer höchst achtbaren Stellung zu erheben. Die Einführung der Chromolithographie in Oester reich geschah auf Anregung dieses in allen Beziehungen seines Ge schäftslebens uncrmüdct thätigcn Mannes. Er war einer der Mit begründer des Wiener Kunstvcrcins, dessen Geschäfte er selbst zum größten Thcil besorgte. Mit der thätigsten, anspruchloscsten und uneigennützigsten Thcilnahme widmete er sich der Förderung dieses Institutes, und wenn das Resultat daraus hervorging, daß durch diesen Verein, während seines sechzehnjährigen Wirkens be reits über 260,000 Fl. C.-M. für Kunstwerke verwendet werden konnten, so hat die Thätigkeit Müller's an diesem Resultate einen ehrenhaften Anthcil in Anspruch zu nehmen. Die Bilderbücher brachte er zu dem, was sie jetzt sind; Spiele, Neujahrswünsche und Stickmuster verdankt man seiner Thätigkeit, seinem Kunstsinne, die ihm selbst 1839 mit der silbernen Medaille, als verdiente Anerkennung gelohnt wurden. Er unterstützte Künstler und Kupferstecher und gründete so Vieler Existenz, die heute in der Kunst bewährte Namen tragen. Ueberall war er Ehrenmann, der mehr Anderer Wohl als das seinige beachtete. Seit dem Jahre 1845 hatte Müller auch einen Musikalicn- verlag in den Bereich seines Wirkens gezogen, und war bestrebt, seinem zweiten Vaterlande (denn als solches betrachtete der Bieder mann die österreichische Monarchie), auch in diesem Geschäftszweige Ehre und Vortheil zu bringen. Die Unternehmungen in diesem Fache, die Herausgaben von David's „Eolumbus," Flotow's „Martha" u. s. w. geben den sprechendsten Beweis, wie Müller auch hier die Solidität seiner Firma zu behaupten strebte. Wirk lich hat auch diese durch die hier angedeutetcn Leistungen und ihre tausendfache Verbreitung eine der rhümlichstcn Stellungen erwor ben. Selbst aus Nordamerika wurden ihr Handelsverbindungen angeboten. So sah Müller seine Redlichkeit und Thätigkeit mit den glän zendsten Erfolgen gesegnet. Die allgemeine Achtung zeichnete ihn verdienter Weise aus. Er war Vorstand des Gremiums der Wie ner Kunsthändler, Mitglied des leitenden Ausschusses des Vereins zur Beförderung der bildenden Künste in Wien, und eine Zeit lang Secrctair der Sektion für bildende Künste im nicderösterrcichi- schen Gewerbsverein. Wußte Müller als Geschäftsmann eine ehrenvolle Stellung zu behaupten, so war ihm nicht minder als Mensch eine solche ge sichert. In allen Beziehungen seines Familienlebens, so wie in dem Vcrhältniß als Staatsbürger, in seiner Haltung gegen Freunde und Bekannte, überall trat die Ehrenhaftigkeit seines Charakters auf die wohlthuendstc Weise hervor. Er war ein wahrhaft deut scher Biedermann im vollsten Sinne dieses Wortes. Sehr em pfänglich für häusliches Glück lebte er seit 38 Jahren in glücklicher, zufriedener Ehe mit einer trefflichen Gattin, welche jetzt an seinem Grabe trauert. Ihn umgab eine Familie von sechs Kindern, de nen er der liebevollste väterliche Freund gewesen. Leider wurde ihm der Schmerz beschicken, im vorigen Jahre zwei erwachsene Söhne in der Blüthc des Lebens zu verlieren, ein Verlust, welcher auch seine Gesundheit tief erschütterte. Seine Bildung, sein liebenswürdiger Charakter, die heitere Biederkeit seines Wesens machten seinen Um gang höchst anziehend, und gewannen ihm, bei seinen ausgebrcitc- tcn persönlichen Bekanntschaften im In- zind Auslände, alle Her zen. Stets heiter, stets männlich, besonnen in all' seinem Han deln, ergeben in das Unvermeidliche, nie leidenschaftlich, immer bereit, Gutes und Nützliches zu fördern, war sein Benehmen un ter allen Umständen gleich und würdig. Seinen Freunden ein treuer, erfahrener Freund, seinen Untergebenen ein wohlwollender Vorge setzter, jungen Talenten stets freundlicher Gönner und Pfleger, wohlthälig gegen die Armen, so stand dieser Ehrenmann im Kreise unserer Bürger, eine Zierde derselben. Von allen, welche ihn kannten, wird sein Verlust tief betrauert, sein Andenken rühmlich erhalten sein. Ich selbst, der ich in dem Verewigten einen meiner ältesten, bewährtesten Freunde verloren, spreche ihm, von der in nigsten Wehmuth ergriffen, diesen Nachruf aus. Müller hatte sein siebzigstes Jahr erreicht. Bereits seit län gerer Zeit leidend, entschlief er sanft und schmerzlos am 15. Sep tember, um 7 Uhr Morgens. Seine Bestattung fand am 17. statt. Er ruht im eigenen Grabe auf dem Döblinger Friedhöfe, an der Seite seiner ihm vorangcgangcncn Söhne. Sei die Erde dem Biedermann leicht! Ehre seinem Andenken! vr. F. C. Weidmann. Weniger Lehrlinge: Ueberall in Deutschland haben die Buchdruckecgehülfen Vermin derung der Zahl der Lehrlinge gefordert, die Principalc aber diese For derung für gerecht erkannt und ihr durch aufgestellte feste Normen über das Verhältniß zwischen der Zahl der Gehülfen und der Lehrlinge in einer u. derselben Officin bereitwillig entsprochen. Aehnlich sollten wir Buchhändler in unfern Kreis- und Localvereinen verfahren und, auch ohne vorausgegangene Anregung von Seiten unserer Gehülfen, deren jetzt leider so viele beschäfligungs- u. verdienstlos sind, uns selber Be schränkungen auflegen, z. B- daß keine Handlung zwei Lehrlinge neben einander haben, daß einer, der nicht selbst Buchhändler-Lehrling gewesen, auch keine Lehrlinge halten dürfe, ebensokein reiner Verlagshändler u.s. w. — Wir thun ja uns selbst auf die Länge den größten Schaden, indem wir durch die ungemessene Annahme von Lehrlingen die Zahl unbrauch barer Gehülfen und der neuen Handlungen vermehren. Besonders sollte man sich hüten, Lehrlinge aus dem eignen Wohnorte zu nehmen, weil man sich in ihnen doch nur künftige Concurrenten erzieht. S p o n d ä u s. Aufforderung an die Herren BuchhandlungSgehülfen Leipzigs und Deutschlands. Im Februar ist hier die s. g. Buchhändler-Compagnie entstan den und zwar so zahlreich und mit allem Eifer, daß man dem Insti tute vielen Beifall zollte. Damals war jedoch die Organisation nur
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