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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.05.1916
- Strukturtyp
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- 1916-05-27
- Erscheinungsdatum
- 27.05.1916
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- Deutsch
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Nr. 122. ! »^n r^lb s Deu tj chen^ l^ekches^ im ^ Seile^berechaet. — In dem Ulust^cr-Ien T«^l: für Mitglieder E Zr SS^Mar»" f?hrlich.^^ch ^dem^«usland'^e^olgt ^iefermag Z DaUm^513^50 26 SM.^S.^S M.: für Nicht" ^ ^Züber L^r^ig oder dur^ Kreuzb^id. an «Nichtmit^lieder in j mi^lieder 40 Hf.. 32 M.. 60M.. 100 M. — Deilagen werden ^ MAM'ümd^MrstMerÄüs'öeMVWeWÄH Leipzig, Sonnabend den 2?. Mai 1916. 83. Jahrgang. Redaktioneller Teil. Durch den Balkan zur Kriegszeir. Berich! eines Buchhändlers über seine Reise nach dem Orient. Die schwerste Arbeit in Wien hat man hinter sich, wenn man mit seinem Gepäck glücklich auf dem Westbahnhof angckommen ist. Sonst in Friedenszetten rief man den nächsten Kutscher oder das nächste Auto an, stieg mit dem Gepäck «in und fuhr ab. Jetzt ist das ganz anders: die Autos hören überhaupt den schüch ternen Anruf gar nicht, sondern sausen, leer, im raschesten Tempo davon, einem unbekannten Ziele zu. Die Kutscher mustern den Bewerber zuerst vom Kopf bis zu den Füßen, als ob sie ihn als Lehrling engagieren müßten; hat der Fahrgast di« Prüfung mit mittelmäßig bis ziemlich gut bestanden, so ertönt die barsche Frage: wohin er denn wolle. Nach dem Westbahnhos! So, Habens denn großes Gepäck auch? Ja, einen Koffer. Dann haben wir schon ausgeredet. Weg fährt er und versetzt den Gäulen «inen Hieb, der offenbar uns zugedacht war. So lassen wir denn den Koffer durch «inen Dienstmann um schweres Geld nach dem Bahnhof fahren und gehen bescheiden nebenher, was auch ge sünder ist als das Fahren. Kaum sind wir aus dem Bahnhof heraus, so kommt schon die militärische Kontrolle, nach dem Paß zu fragen. Wien liegt im schönsten Sonnenschein, als wir es verlassen. Prcßburg, Gran, mit der hohen Kathedrale. In Budapest großstädtisches Leben, mehr als in Wien zur Nachtzeit. Die Geschäfte dort wer den andern Tags erledigt, dem Parlament, der Ofener Königs burg und dem Stadtwäldchen ein Besuch abgestattet und in der Untergrundbahn ein Vergleich mit der Wiener Stadtbahn ge zogen, der nicht zugunsten Wiens ausfällt. Die Lebensmittelpreise sind im allgemeinen in Budapest et was teurer als in Wien, dafür bekommt man aber auch das schönste Weißbrot und sogar Kipfel, die man bei uns schon lange nicht mehr gesehen hat. Im Restaurant »Czaszar Vilmos« beim Westbahnhos erhält man sogar schon für 2 L ein ganz gutes Mit tagessen. Abends geht der überfüllte Zug weiter durch die un garische Tiefebene, bis wir in der Ferne die Karpathen, noch mit einer Schneedecke, schimmern sehen. In Kronstadt bleibt der Zug, der noch bis Bukarest weilerfahren sollte, über Nacht. Auch gut. Wir sehen uns die saubere Karpathenstadt im Kranz ihrer Wälder an und finden auch hier, wie überall, deutsches Militär. Am andern Morgen begeben wir uns schon um 4 Uhr auf die Bahn, da der Zug um 5,12 Uhr weitergeht und vorher noch die sehr strenge Grenzvisitation vorgenommen wird. Zuerst wird der Paß visiert und für den Austritt aus Österreich-Ungarn gültig gemacht. Dann kommt das Gepäck dran, und schließlich werden wir in einen besonderen Raum gesperrt, den wir vor Abgang des Zuges nicht verlassen dürfen. Ein mitleidiger Land sturmmann holt mir einen Kaffee aus dem benachbarten Re staurant. Endlich geht es los. In einer Stunde ist Predeal, die rumänischen Grenzstation, erreicht. Hier werden die Pässe wieder revidiert, die Adresse in Bukarest notiert und das Gepäck ver zollt. Im Zug sind alle Fensterläden fest verschlossen, und ein Gendarm in jedem Wagen sorgt dafür, daß niemand sich unter steht, den Schleier der Wahrheit zu lüften und sich die Verschan zungen anzusehen, die die liebenswürdigen Rumänen gegen die Monarchie errichtet haben. In Sinaia verläßt uns der Gendarm, und die Fenster werden sreigegeben. Trotzdem sind auch noch hinter Sinaia Schützengräben zu beobachten. In Bukarest kom men wir gerade zur Mittagszeit an. Die Kutscher in russischem Kostüm fahren in sausendem Galopp durch die langen, schmalen, sehr belebten Straßen und biegen endlich in di« Hauptstraße, die Calle Victoriei ein, die von unendlichem Leben erfüllt ist. Zwei Reihen Wagen begegnen sich in einem fort. Die schmalen Fuß steige wimmeln von Menschen. Das Schloß ist ein unscheinbarer Bau, mitten in der Straße, kaum von andern Häusern zu unter scheiden. Gegenüber ein Prachtbau, eine von dem verstorbenen König Carol gestiftete Bibliothek. Die Calle Victoriei schneidet die schönen breiten Boulevards Carol und Elizabetha. Später mündet di« Hauptgeschäftsstraße, die Calle Lipszkani, die Leip ziger Straße, ein, die westeuropäische Waren in geschmackvollen Läden darbietet. Die hier in allen Buchhandlungen aufliegenden Pariser Modeblätter haben bereits den Beginn des Frühlings verkündet, und die Rumäninnen beeilen sich, dem Ukas Folge zu leisten. Auf turmhohen Hacken trippeln sie unsicher über die Straße, trotz des heftigen, rauhen Windes der Mode folgend, mit dem spitzen Halsausschnitt, der oft in »och tiefere Regionen übergeht. Da auch hier Stoffmangel herrscht, so ha! der Rock sich kaum noch zn einem Röckchen aufgcschwungen und geht gerade noch bis ans Knie, was manchmal ganz hübsch, noch öfter aber schaudervoll aussieht. Dazwischen bummeln Offiziere aller Grade in Uniformen nach italienischem Schnitt und wie diese überreich verschnürt und verziert, was in schroffem Gegensatz zu unseren einfachen feldgrauen Uniformen steht. Ich habe die Schulen und die Buchhandlungen zu besuche» und finde eine sehr freundliche deutsche Schule, die von vielen Hundert Kindern be sucht wird. Die Buchhandlung Socec L Co. ist eine Aktien gesellschaft, mit Sortiment, Verlag, Buchdruckerci usw., ein sehr stattliches Gebäude an der Calle Victoriei. Das Sortiment nimmt den ganzen Partcrreraum ein und besitzt einen Laden, wie man ihn in Berlin vergeblich suchen würde. Merkwürdig erscheinen dem aus der Monarchie Kommenden die vielen Deutschland, Öster reich und unsere Verbündeten verspottenden Bücher und Bro schüren, die man in allen Buchhandlungen sieht. Auch mächtig« Karten mit den Kriegsschauplätzen sind überall ausgehängt und die Lage der Armeen durch Fähnchen markiert. Leider ist beinah« überall der Wunsch der Vater des Gedankens gewesen, und die Fähnchen der Russen, der Franzosen, der Italiener und der Eng länder stehen an Punkten, wohin zu gelangen diese selbst in ihren kühnsten Träumen nicht gedacht haben. Aber es macht sich gut, und wenn man die Rumänen, gleich den Italienern, in den Cafes politisieren hört, so könnte man glauben, sie allein würden den Weltkrieg zur Entscheidung bringen. Mit dem Munde. Die Cafes sind übrigens der gleiche Tummelplatz der Leidenschaften und der großen Politiker wie in Italien, mit dem ja die rumä nische Politik eine ziemliche Ähnlichkeit hat. Da wird geschrien und getobt, die Kellner rufen, die Zeitungsbuben brüllen: kurz, ein Mittelding zwischen einer Bahnhofshalle und einem Narren hause. Am übernächsten Morgen fahre ich in aller Früh« nach dem Bahnhof, da der Zug nach Ramadan schon um 7 Uhr geht. Auch hier unterwegs nur Militär, ei» großes Zeltlager sieht man 673
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