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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.03.1932
- Strukturtyp
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- 1932-03-08
- Erscheinungsdatum
- 08.03.1932
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- Deutsch
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x° 57, 8. März 1932. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn Buchhandel. Dickmann als 2. Vorsitzender, Herr Franz Ewald im Hause Gustav Achlert als Kassenwart, Herr Karl Gissel im Hause Buchhandlung des Ev. Vereins für Innere Mission als Schrift führer gewählt. Ausgleichsverfahren. — Das Wiener Handelsgericht hat am 1. März das Ausgleichsverfahren eröffnet iiber: Glöckner L Co., Buchdruckerei, Wien XX., Stromstraße 82, und den Gesellschafter dieser Firma, Andreas Glöckner, Alleininhaber der Firma Glöckner Verlag, Andreas Glöckner. Ausgleichsverwalter Hofrat Rudolf Holzer, Wien l., Bäckerstraße 13. Anmeldungsfrist bis 3. April. Vom Kreisgericht Leoben wurde das Ausgleichsverfahren über das Vermögen des Alfred Wilhelm Haas, Buch- und Musi kalienhandlung, Kapfenberg (Steiermark) eröffnet. Die For derungen sind bis 10. März 1932 anzumelden. Leipziger Autoren zeigen ihre Handschrift. — Die durch eine Reihe von Kunstausstellungen bekanntgewordene Buchhandlung Kurt Engcwald in Leipzig hat in diesen Tagen eine Aus stellung handschriftlicher Manuskriptblätter von Leipziger Autoren veranstaltet. Wir sind ein wenig überrascht gewesen, daß die Schrift steller von heute ihre Werke noch mit der Hand skizzieren. Wir dachten nämlich, die modernen Dichter würden sich wie Bernard Shaw gleich an die Schreibmaschine setzen und drauflostippen. — An den Schriftproben, die wir uns ansahen, u. a. von Beyerlein, Ebermaycr, Günther, Habetin, Herrmann, Mack, Natonek, Schiro- kauer, Wiegand, Zeltler hat nicht nur der Fach-Graphologe seine ungehemmte Freude. Für jeden, dessen Augen überhaupt in ge prägten Formen lesen können, spiegelt sich in den Zügen jeder ge zeichneten Linie das Gesicht des ganzen Menschen. Aus dem Nieder schlag eines sinnlich mehr oder minder gesammelten Angenblicks, wie es das Schreiben von Wortbedeutungen immer darstellt, läßt sich der Sinn jenes Augenblicks im Zusammenhang des fremden Lebens herauslesen. Der, der die Sprache der Formen versteht, ist noch lange kein Hellseher. Einige Schriftsteller mögen ihm aber verzeihen, wenn er sich bei ihren Handschriften eines leisen Lächelns nicht erwehren konnte. vr. Wolf H. Kucrte n. Goethe und die Grcnzfragen des Seelenlebens. Uber dieses Thema spricht am 11. März 20 Uhr im Leipziger Nathausfestsaale der Bonner Philosoph Universitäts-Professor Johs. M. Verweyen zum Besten der Leipziger Nothilfe. Durch den Besuch dieser Ver anstaltung kann jeder Teilnehmer zu dem Hilfswerk der Leipziger Nothilfe beitragen. Karten sind im Vorverkauf bei der Geschäfts stelle der Leipziger Nothilfe, Nndolphstr. 2 a, sowie bei Jost, Klemm und Althoff zum Preise von RM 1.— erhältlich. Die soziologischen Grundlagen der deutschen Buchwirtschaft in den letzten hundert Jahren. — Mit einem öffentlichen Vortrag von Pros. vr. Gerhard Menz über dieses Thema beendete am Frei tag, dem 26. Februar das Seminar für Buchhandelsbetriebslehre an der Handelshochschule in Leipzig das Winter-Semester. Prof. vr. Menz ging davon aus, daß Kritik an den Leistungen des Buchhandels Klarheit darüber voranssetzt, inwieweit Verände rungen der Daseins- und Arbeitsbedingungen des Buchhandels außerhalb seiner autonomen Sphäre stattgefunden haben. Von ent scheidender Bedeutung sind in diesem Zusammenhänge die soziolo gischen Struktnrwandlungen, die Voraussetzung aller Buchwirt schaft sind. Die wichtigsten Etappen dieser Entwicklung sind gekenn zeichnet vor allem durch den Wandel der buchhändlerischen Unter nehmerpersönlichkeit. Geistige und wirtschaftliche Selbständigkeit und Verantwortlichkeit haben sich dabei stark verändert. Bis zum 18. Jahrhundert steht das Schrifttum noch weitgehend unter der Patronage, d. h. unter der Pflege, Obhut uud wirtschaft lichen Hilfe der Dynasten, der weltlichen und geistlichen Höfe. — In der werdenden bürgerlichen Gesellschaft des 18. Jahrhunderts aber wird die Funktion des Patrons zunehmend vom Verleger übernom men, der hier schließlich als Exponent einer Gesellschaft wirkt, deren Kennzeichen Liberalismus und Individualismus sind. Das Entscheidende ist, daß von jetzt ab die literarische oder künsterische Veranstaltung sich selbst tragen und erhalten muß. — Das privat- wirtschaftliche Unternehmertum des Buchhandels zeigt am Anfang des 19. Jahrhunderts Vertreter von höchster Kraft und Wirksam keit in Persönlichkeiten wie Perthes, Karl Reimer, I. I. Weber, Duncker u. a. Eine wichtige Weiterentwicklung bahnt sich an, als Akademien und Korporationen beginnen, die Durchführung litera rischer Veranstaltung nicht nur anzuregen, sondern auch unter ihren Schutz zu nehmen und schließlich auch zu finanzieren. Damit be ginnt ein fortschreitender Prozeß der Wandlung der Verleger funktionen. Noch wirkt im 19. Jahrhundert der Verleger in kraft vollen Gestalten auf eigene Rechnung und auf eigenes Risiko, aber die Entwicklung neigt doch immer mehr zu einer Einmischung und Mitwirkung der öffentlichen Hand, d. h. zu einem Heranziehen frem der Mittel. Diese mit dem Zuge zur hochkapitalistischcn Wirtschaft zusammcnfallende Entwicklung wirkt nicht allein. Es kommt hinzu die wachsende Abhängigkeit von Organisation und Apparat, in der die Persönlichkeit zum Funktionär wird. Aus den Kollektivbildun- gcn der Gegenwart erwächst so eine Art neuer Patronage. Sie ist aber im Gegensatz zu früher weitgehend anonym. Diese Entwick lung findet anders noch ihren typischen Ausdruck z. B. darin, daß heute der Staat das Bildungsideal vorschreibt, daß er die Kultur politik entscheidend bestimmt. Nicht mehr der freie und unabhängige Privatgclehrte, sondern der beamtete Gelehrte beherrscht die Lage. Volksbildung ist eine Vcrwaltungsangelegenheit geworden. Alles das bringt neue Bindungen bzw. Abhängigkeiten auch für die Buch wirtschaft mit sich. Das Gewicht hat sich zu Ungunsten des Buch handels verschoben. Bleibt auch die Einzelpersönlichkeit unentbehr lich, so werden Aufgaben und Verantwortungen ihr doch zunehmend von überpersönlichen Gebilden gesetzt, deren Exponent sie werden, statt selbst Bewegung noch völlig frei Hervorrufen zu können. Der Verleger aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts war Unternehmer nicht nur wirtschaftlich, sondern anch geistig. Heute aber gibt cs bereits wieder alle möglichen Formen von Patronage. Es sind jedoch keine individuellen und liberalen Kräfte mehr, sondern kol lektivistische. Knlturwirtschaftlich gesehen läßt aber die Übernahme kultureller Veranstaltung und Organisation durch den Staat von der Seite der Finanzierung her schwere Gefahren auftauchen. Denn damit werden Kulturpolitik und Kulturwirtschaft praktisch auf Ge deih und Verderb mit den Schicksalen der öffentlichen Haushalte ver koppelt. Das wirkt verhängnisvoll auch auf die Buchwirtschast zurück. In der Aussprache ergriff Prof. vr. Schücking das Wort zu längeren Ausführungen. Er unterstrich die Wichtigkeit dieser knl- turwirtschastlichen Betrachtung. Die engen ideologisch-wirtschaftlichen Zusammenhänge würden bisher leider nicht genügend berücksichtigt. Das sei aber notwendig, wenn man Kulturpolitik treiben wolle. Die heutige kollektivistisch-kapitalistische Periode stehe unter der Rechen- Hastigkeit des Geistes, die als Feind von Kunst und Schrifttum wirke. Schücking forderte die Schaffung von Instanzen, die Anonymität und Suggestion in der Urteilsbildung durchbrechen. Das erscheine schwierig bei der Herrschaft eines ideologischen Manchestertums, das über jede Kritik und Forderung zetere und darin eine Bedrohung von Freiheit und Unabhängigkeit künstlerischen oder literarischen Schaffens erblicke. Die Kunst habe sich für autonom erklärt, ohne es tatsächlich zu sein. Das sei ein Widerspruch, der alles zerklüfte. Man müsse daher gewisse Autoritäten stabilisieren, schon um von dem Aberglauben zu erlösen, daß die Kunst sich von selbst durch setze. — In seinem Schlußwort unterstrich Prof. vr. Menz die damit von Schiicking postulierte Erziehungsaufgabe. Der anch heute noch unentbehrlichen Tatkraft des Buchhändlers sei dabei eine wichtige Nolle beschieden. S. »Hauff« Verein jüngerer Buchhändler e. V., Stuttgart. — Daß man den Berufsgedanken auch zum Mittelpunkt einer geselligen Veranstaltung machen kann, zeigte unser diesjähriger »gemütlicher Buchhändlerabend« am 30. Januar im Hotel Dierlamm. Herr Kollege Richard Härtel gab dem Abend eine besondere Note durch seine geistvolle Plauderei über »E n len und Käuze, be - sonders letztere«, allerlei Intimes und Heiteres aus dem Buchhandel der guten alten Zeit. Durch verständnisvolles Ein dringen in den buchhändlerischen Geist und Witz vergangener Jahre wurden uns alte Sitten und Gepflogenheiten, gewlirzt durch Humor und treffliche Beispiele wieder sehr gegenwartsnah und lebendig und die alte Tradition unseres Berufes Hub förmlich an zu singen und zu klingen, wie wenn sie selbst zu erzählen begonnen hätte. Ein altes Buchhändlerlied, ebenfalls von Herrn Härtel ausgegraben, das »Buchknechts« Leiden und Freuden verkündet, wurde gemeinsam gesungen und im Anschluß hieran erfreuten uns Lieder und Weisen, gesungen von Frau Wagner und Herrn Rappl, sowie Musikstücke unserer trefflichen Hauskapelle Janzen-Mittermüller. Herr Nettel busch feierte das Lob des echten Buchhändlers durch ein launiges, selbstverfaßtes Gedicht und Conferencier Weidemeier sorgte für »aus- munterndc Einlagen«, sodaß der Abend bei prächtigster Laune verlief. Sehr eindrucksvoll verlief unser Autorenabend am 17. Februar, ans dem Herr vr. G g. Schmückte, der Verfasser von »Engel H i l t e n s p e r g e r, Der Roman eines deutschen Ausrührers« (Strecker L Schröder, Stuttgart) über Entstehung und Aufbau seines Werkes sprach. Von Herrn vr. Schmückte selbst vorgelcsene Stellen ermöglichten uns ein erstes Eindringen in dieses Epos einer gemalten Zeit. Bdw. 187
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