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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.03.1932
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1932-03-22
- Erscheinungsdatum
- 22.03.1932
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- Deutsch
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R? 89, 22. März 1932. Redaktioneller Teil. BSrs-nblaU s. d.Dtichn Buchh-nikl. Unsere fetzege Lage >st i» allem Betracht fatal »nd bcdcncklich — doch vor der Zeit sich gramen oder gar verzagen war nie meine Sache — auf Gott vertrauen — den gegenwärtigen Augen blick nutzen — den Aopf nicht verliebte» — sein eignes werthes Selbst vor Aranckkeit j: denn so was wäre fetzt sehr zur Unzeit :j zu bewahren — da dieses alles mir von jeher wohlbekommen ist, so will ich dabey bleiben. 8rau Rat Goethe j. s. j7gb lAuo der uns von Herrn Robert Voigtländer zur Ver fügung gestellten Sammlung von Gedanken zur Welt anschauung und Lebensgestaltung. Weitere Sprüche folgen.) Wenn ein Großer stirbt. Zu Goethes Todestag am 22. März. Mit der Erforschung und dem Studium des Zeitungswefens in Weimar beschäftigt, mußte ich auf der dortigen schönen Bibliothek auch die »Weimarische Zeitung« durcharbeiten. Dieses Blättchen war ein sogenanntes Jntelligenzblatt, das zuerst am 7. Januar 1734 als »Weimarische Nachrichten« erschienen war und das der einheimi schen Bevölkerung die »hochfürstlichen Verordnungen und Edikte«, die Marktpreise, die Gesetze, Verkäufe, Vermietungen, Familien nachrichten, Personalgesuche usw. nritzuteilen hatte. Die vergilbten Blättchen in einem Umfang von meist vier Seiten gewähren außer ordentlich interessante Einblicke in das wirtschaftliche und kulturelle Leben jener Zeiten. Selbstverständlich konnte cs sich damals bei diesen Jntelligenzblätteru nicht um Zeitungen in dem heutigen Sinne handeln, denn damals wurde das Zeitungswesen noch von den regierenden Fürsten sehr mißtrauisch betrachtet. Das beweist unter anderem ein Patent des Herzogs Ernst August von Sachsen- Weimar vom Jahre 1726, worin er ausdrücklich das Zeitungsschreiben verbietet mit dem Bemerken, »dieweil wir keine Raisonneurs zu Unthertanen haben wollen«. Obwohl eine eigene Ansicht und erst recht eigenmächtiges »Naisonnieren« mit dem Charakter der Zeitungen jener Periode überhaupt nicht vereinbar war, so bestand in Negie rungskreisen doch eine geheime Furcht vor den »Gazetten«. Erst die überall im 18. Jahrhundert entstehenden Jntclligenzblätter haben diese Furcht allmählich beseitigt und auch dem Zeitungswesen in Weimar den Weg freigemacht. Diese »Weimarischen Nachrichten« haben sich bis in die neueste Zeit gehalten und haben nur ab und zu ihren Titel gewechselt. Bis zum Jahre 1832 nannten sie sich »Weimarischcs Wochenblatt«, da sie wöchentlich nur zweimal erschienen, von da ab »Weimarische Zeitung«. Diesen Titel hat das Blatt bis zum 1. April 1919 ge führt, als es sich »Thüringer Tageszeitung« nannte. Später ist es dann den wirtschaftlichen Verhältnissen zum Opfer gefallen. In diesem »Weimarischen Wochenblatt« spiegelte sich das geistige Leben Weimars zur Zeit Goethes und Schillers überhaupt nicht wider. Selbst die Namen der beiden großen Dichter sind kaum erwähnt. Einen Anzeigenteil kannten die Blätter damals noch nicht, sodah selbst Familieuereignisse nur durch die standes amtlichen Mitteilungen bekannt gemacht wurden. Die Stadt und die ganzen Verhältnisse waren seinerzeit ja auch so eng und klein, daß auch ohne die Zeitung der eine wußte, was in dem Hause des anderen vor sich ging. Das Gefühl der Freude oder des Schmerzes, das sich bei dem einen oder anderen Ereignis der Bevölkerung be mächtigte, brauchte nicht erst seinen Stempel durch das »Wochen blatt« zu erhalten, denn einen Zusammenhang zwischen öffentlicher Meinung und Zeitung gab es damals noch nicht. So ist es zu erklären, daß die Zeitungen jener Perioden an den unmittelbaren Ereignissen, die sich innerhalb der Stadt selbst abspielten und erst recht an den auswärtigen Vorgängen so gut wie gar keinen Anteil nahmen oder höchstens »amtlich« darüber berichten dursten. Eine Ausnahme konnte ich nur bei Goethes Tod finden. Als das Lebens licht des großen Olympiers erloschen, empfand man doch auch wohl in Weimar schon die Größe und die Bedeutung dieses Toten. Es ist rührend, wie aus dem »Nachruf an Goethe«, der von einer Enkelin Herders verfaßt war, die Trauer der ganzen Stadt um ihren großen Toten widerhallt. Dieses Gedicht erschien am 23. März 1832 im »Weimarischen Wochenblatt«, nachdem Goethe am 22. März vormittags )H12 Uhr sein harmonisches Leben beschlossen hatte. Da die Zeitungen als Quelle bisher von der wissenschaftlichen Forschung noch kaum herangezogen wurden, so handelt es sich hier um eine wenig bekannte Veröffentlichung. Der »Nachruf an Goethe« lautet: So bist auch du ins Heimatland gegangen! Nicht irdsche Bande fesseln mehr den Geist. Die Lieder, die so lieblich uns erklangen, Sind nun verhallt — dein Saitcnspiel verwaist. Ward dir der Hauch des Todes auch verderblich, Der Geist lebt fort — dein Name bleibt unsterblich. Die jetzt beglückt durch deine Nähe waren, Sie fühlen nicht allein der Trennung Schmerz: Die Mit- und Nachwelt selbst wird es erfahren. Wie dein Verlust ergriffen jedes Herz. Auf dich blickt stolz manch kommendes Jahrhundert, Uns glücklich preisend, die wir dich bewundert. Dir gab der Musenquell die ew'ge Weihe, Oft wand der Lorbeer sich Dir reich zum Kranz. Was dem Verstand, dem Wissen Licht verleihe, Das strahlt auch hell in deiner Seele Glanz. Wer deiner Größe Spuren je ermessen. Weiß, daß du fortlebst, ewig, unvergessen! Und im »Weimarischen Wochenblatt« fand sich in der Nummer vom 27. März 1832 die Todesanzeige Goethes, die von seiner Schwiegertochter Ottilie aufgesetzt war, die den Dichter bis zum letzten Atemzuge gepflegt und umgeben hatte. Sie lautete: »Gestern Vormittags halb Zwölf Uhr starb mein geliebter Schwiegervater, der Großherzogl. Sächsische wirkliche Geheime- Nath und Staatsminister Johann Wolfgang von Goethe, nach kurzem Krankseyn, am Stickfluß in Folge eines zurück geworfenen Katharrhalfiebers. Geisteskräftig und liebevoll bis zum letzten Hauche, schied er von uns im drei und achtzigsten Lebensjahre. Weima r, 23. März 1832. Ottilie, von Goethe, geb. von Pogwisch, zugleich im Namen meiner drei Kinder, Walther, Wolf und Alma von Goethe.« Welch eine Tragik, daß ihm nur die Schwiegertochter die Todes anzeige schreiben konnte! Welch eine Tragik, daß sein großer Genius die Söhne und die Enkel so mächtig überschattete, daß sie vergeblich uach einem Sonnenstrahl in ihrem Leben suchen mußten und dieses nur voller Enttäuschung und Qual zu Ende führen konnten. vr. Fritz Körner-Hamburg. Die Leipziger Goethe-Ausstellungen. Der Buchhandel kann mit Stolz darauf Hinweisen, daß die größten privaten Goethe-Sammlungen von Verlegern geschaffen worden sind, von Salomon Hirzel und von Anton Kippen berg. Die umfassendere Sammlung Kippenberg wird in diesem Jahr in Berlin gezeigt, nachdem sie bereits vor einigen Jahren der breiteren Öffentlichkeit im Leipziger Museum zugänglich gemacht worden war. Die ältere Sammlung aber, die Salomon Hirzel bei seinem Tode der Leipziger Universitäts-Bibliothek hinterließ, ist jetzt dort ausgestellt, natürlich nur in einer Auswahl besonders wertvoller oder charakteristischer Stücke, zu denen sich noch Silhouetten aus dem ehemaligen Besitz des Hofrats Christian Gottlieb Ludwig (170l>—73) gesellen. Mit einer Feier zur Eröffnung dieser Ausstellung nahm die Reihe der Leipziger Veranstaltungen im Goethe-Gedenkjahr am 13. März ihren Anfang. Nach einer Charakteristik Salomon Hirzels durch den Direktor der Bibliothek, Professor Otto G l a u n i n g, skizzierte Professor Georg Witkowski das Leben Goethes im Hinblick auf die ausgestellten Dokumente der Sammlung, während Professor Theodor Litt, der Rektor der Universität, den Beziehungen des jun gen Goethe zur Leipziger Universität sehr eindrucksvoll das ent gegenstellte, was heute die Universität mit Goethe verbindet: der Gedanke der Humanität. Den großen Ausstellungsraum schmücken die Bilder Hirzels und Ludwigs, Porträts von Gottsched und Lavatcr (die Briefe Goethes an Lavater bilden eineu besonders wertvollen Teil der Sammlung), ferner Gemälde Gellerts und Reichs, von Grass ge- 231
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