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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.04.1848
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- Erscheinungsdatum
- 28.04.1848
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- Deutsch
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455 1843.^ Zeilen der Verbreitung von Büchern und Schriften in den Weg stellen, und wir brauchen nicht auseinanderzusetzcn, wie dieselben jetzt im Augenblicke zehn- und hundertfach vermehrt werden. — Hierzu kommt nun noch, daß eS bei einer großen Anzahl der jetzigen Flugschriften auf die schnellste Verbreitung ankommt. Es ist nicht selten, daß eine Brochüre, die heute hervorgerusen wird, schon übermorgen alles Inter esse verloren hat, weil die Frage, die sie behandelt, schon morgen absorbier ist: Da ist keine Zeit zum Versenden, zum Anzeigen, hinter dem Laden tisch zu warten, bis die rechten Käufer sich cinsinden. Hände und Beine müssen in Bewegung gesetzt werden, damit das gesprochene Wort nicht ungehört verhalle, und entgegen muß es dem Publicum ge bracht werden, daß es in die rechten Hände komme. — Die Aufgabe des Buchhändlers besteht nicht allein darin, daß er das geschriebene Wort vervielfältige; auch dafür muß er sorgen, daß es zu rechter Zeit in die rechten Hände komme! Und das ist wahrlich nicht unehrenhaft, zugleich aber ist es ein Mittel, welches neben dem Hauptzweck auch das Gute hat, sonst arbeitslose Hände zu beschäftigen, dem Armen einen kleinen Verdienst zuwendet, Und so auch ein Scherflcin zur Vermehrung der Arbeit, wovon das Wohl und Wehe des Volkes abhängt beiträgt. — Das ist die moralische Seite bei der Sache — stellen wir uns nun noch einen Augenblick auf den materiellen Stanopunkt. — Auch hier, wie es der Engherzigkeit gewöhnlich zu geschehen pflegt, steht Ihr Euch im Lichte; denn wenn von materiellem Vortheil die Rede ist, so kann dieser doch nur in dem möglichst größten Absätze zu suchen sein; cs steht aber fest, daß von jenen Flugschriften auf gewöhnlichem Wege nicht der vierte Theil abzusetzen wäre. Ihr arbeitet also geradezu gegen die Verbreitung Eures Artikels. — Ich höre Euch schon, Ihr Sorti menter, die Ihr keine Flugschriften verlegt, fragen: Wohin sollte das führen, was sollte daraus werden? — Ihr seht Gespenster, werde ick Euch antworten. Zu nichts als zu Eurem eignen Vortheil soll das führen und nicht Euer Schade soll daraus werden. Ihr irrt Euch, wenn Ihr den Ruin des Buchhandels darin erblickt. Denn erstens wird und kann sich diese Art der Verbreitung nur einzig und allein auf Flugschriften, die den Preis von 2Vs S-f nicht übersteigen, erstre cken, und diese sind es doch wahrlich nicht, die uns den Kohl fett ma chen. Zweitens dürft Ihr, wenn der Verleger eine Brochüre dem Händler giebt, nicht annehmen, daß die von diesem abgesetzten Exem plare Euch entzogen werden, denn cs wird ja dadurch ein um das Vier fache vermehrter Absatz erzielt, eine Abzugsquelle geschaffen, die für euch gar nicht existirt, und hierzu kommt nun noch, daß Ihr immer noch dieselbe Anzahl Exemplare, die ihr früher brauchtet, imLaden absehen werdet, denn der Absatz an Eure Kunden, sowie überhaupt an Alle, dieBücheckäufer zu nennen sind, bleibt Euch ja. Und drittens könnt Ihr es ja, wie es der Verleger mit seinen Flugschriften macht, mit den außerhalb erscheinenden machen, Ihr würdet dadurch einen Absatz erzielen, der den jetzigen weit übersteigt. — Was übrigens diese materielle Seite bei der Sache betrifft, so haben wir sie nur für diejenigen Hervorgeboben, die ihren Klcinigkeits- geist nicht über die Materie erheben können. Wir wollen nur hier jene Engherzigkeit bezeichnen, welche in einer Zeit, da Alles wetteifert, um dem Gemeinwohl ein Opfer zu bringen, da jedes Einzelintcresse im großen Ganzen aufgehen möchte, dem Stande, der gerade der intelligen teste sein sollte, so schlecht steht. Auch sind wir überzeugt, daß unser Vorwurf nur einen kleinen Theil unserer Eollcgcn trifft, und daß die Mehrzahl mit uns jene kleinliche Maßregel verabscheut und sich dadurch in ihrem Geschäftsbetrieb nicht stören lassen wird. Daß übrigens auch die Berliner Gehülfen (freilich nur der kleinste Theil) die Rosinante des neckischen Ritters besungen haben und den Spieß gegen Windmüh len führen, ist um so beklagenswerther, als cs die traurige Vermulhung zuläßt, daß auch diese Jünglinge so wenig Begeisterung für diese große Zeit haben, daß sie im Stande sind, so abgeschmackte, kleinliche Ge danken in ihrem Gehirne zu beherbergen; für ihre vorlaute Drohung aber verdienen sie Zurechtweisung. Berlin, den 22. April 1848. — E- — Gehören Schmähschriften zur Presifreihcit oder Prcsifrcchhcit? Wenn die Schmähschriften zur Preßfrechheit gehören, wie jeder ehrliche Mann, vor Allem aber wir Buchhändler zweifelsohne zugcben müssen, so haben die Schmähschriften, rechtlich begründet, auch durchaus nichts mit der Preßfreiheit zu schaffen, sind vorweg davon ausge schlossen, und jeder brave Buchhändler, der es mit sich und seinen Mit brüdern ehrlich und aufrichtig meint, hat mit aller Entschiedenheit und Entrüstung sich solchen moralischen Giftes, als sich von selbst verste hend, zu enthalten, d. h. zurückzuweisen; thäte ec es nicht, so würde er ebenso eine Sünde, ein Verbrechen begehen, als der Hehler gestohlener Waaren, die Kupplerin feiler Dirnen, der Verbreiter von Verläumdun- gcn, der Mitwisser von Verschwörungen, der Anstifter von Aufruhr und Anarchie; ec würde gefährlicher sein und größere Verbrechen bege hen, als der Lehrer, der die Jugend durch Wort, That und unmora lische Lehren zur Unzucht und Vcrderbniß verführte, der Prediger, der das Volk durch Irrlehren von Gott, der göttlichen und christlichen Liebe und Lehre abwcndcte. Gäbe es wirklich eine solche Unverschämtheit oder Gewalt, die dennoch den frciheits- und ehrliebenden, rechtschaffenen deutschen Buchhändler zwingen könnte, wissentlich Schmähschrif- , cen zu verbreiten, so gäbe es keine schmachvollere, schändlichere Eensur, ja Inquisition, als dies. Darum Ehre, Preis und Dank den Män nern in Halle, Berlin und Breslau, welche den Mulh und das Ehr gefühl gehabt haben, offen und sreimüthig gegen jedes Beginnen und Ansinnen, bezüglich auf den Vertrieb von Schmähschriften, mit Ent schiedenheit aufzutretcn. In dieser Gesinnung habe ich ebenfalls schon früher in meinem Wirkungskreise durch das von mir redigicte und verlegte Pommecsche Volksblatt mich ausgesprochen. Anclam, 20. April 1848. W. Dietze. Offene Erklärung. Ein vor einigen Tagen von meinem Eommissionär erhaltenes Eircular <1. <1. 12. April, welches von den Herren E. Enobloch, W. En g el m ann, B. H erma nn, K. F. Köhler, I. G. Mitt - ler, E. F. Steinacker und F. Volckmac unterzeichnet ist, und ein zu deutliches Bild von der gegenwärtig traurigen Geschäftslage Leip zigs gibt, hat mich in meiner Ueberzeugung bestärkt, daß das Resultat der nächsten Buchhändler-Messe, wenn sie wirklich auf Jubilate abge halten werden soll, ungünstiger als je ausfallen wird, und es ohne Zweifel weit zweckmäßiger wäre, dieselbe für diesmal wenigstens um einige Wochen zu verschieben. Das Eircular sagt gerade heraus: „Credit (bei Banquiers) ist nicht me hr vorhanden, und selbstWechselvon den ersten aufdie ersten, namentlich auswärtigen Hä usersind,nichtzudiscon Liren," undver- langt zur Deckung der Zahlungsliste „baareEasse oder Tra tten, die vom 15. bis 20. M ai in Lei pzig verfallen." Es ist leicht zu begreifen, daß viele Sortimenter diese Wünsche mit dem besten Willen jetzt nicht erfüllen können, und sie sich selbst bei Einsendung von klingender Münze, die sicher in dieser verhängnißvol- len Zeit auch bei uns nicht in Masse vorrälhig ist, oder durch Kaufen solcher Tratten, mehr als einem Risico aussetzen werden- Aus diesem Grunde sehe ich mich veranlaßt, hiermit frei zu erklären, daß ich zur nächsten Jubilate-Messe weder für mein Haus in Eöln, noch in Rotter dam Zahlungen leisten, wohl aber am 1. Juli meinen sämmtli- 07 *
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