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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.03.1848
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 17.03.1848
- Sprache
- Deutsch
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316 Hefte ü Oonla 1848 zu trugen *), widrigenfalls ich diese Angelegen heit öffentlich, weil es eine allgemeine, der Vergleichs-Deputation mit Hinzuziehung unseres Rechtsconsulenten zur Entscheidung vorlegen muffe. Hierauf erhalte ich nun folgende Antwort: „In ergebener Be antwortung Ihrer geehrten Zeilen vom 15/2 o. fürchten wir keines wegs die angedcohete Veröffentlichung im Börsenblatte, überlaffen Ihnen vielmehr diese auszuführen, oder nicht. In Anerkennung Ihrer Bemühungen aber für das qu. Werk und weil Sie und Ihre Demmincr Handlung davon eine größere Anzahl abgesetzt haben, wol len wir Ihnen aus nahmsweise mit der Versicherung und Ueber- zcugung Ihrer Discretion in diesem Puncte, für 2 Erpl. den Preis von nur 1 bU **), wie solchen Reimarus für seine Verhandlungen ge setzthat, berechnen, jedoch dies nur dann, wenn Sie unsere umstehend ausgesprochenen Wünsche berücksichtigen und ohne Ueberlragung auf neue Rechnung Ihren ganze Lsillo zur bevorstehenden O.-M. an uns berichtigen. Jede Veröffentlichung dieser Angelegenheit wird uns aber bestim men, mit Ihnen ein für allemal jede Geschäftsverbindung aufzuheben. Ergebenst Stuhr'sche Buchh. Hiernach mag nun Seitens der Vergleichsdeputation und unsers Rechtsconsulenten entschieden werden, was Recht ist. Da, wie schon bemerkt, ich diese Angelegenheit als eine allgemeine betrachte, mich von jeder Bestechung und Persönlichkeit frei halte, so muß dieselbe auch als eine allgemeine und freie einem unpartheiischen Gerichtzur Ent scheidung übergeben bleiben. Unmöglich kann ich von einer so bedeu tenden Handlung, als der Stuhc'schen, der es doch auch wohl um Ehre, Recht und Freiheit zu thun sein wird, erwarten, daß es ihr mit ihrer Drohung Ernst sein wird, und daß dieselbe unsere gegenseitige freund liche Verbindung unterberchcn werde. Müßten wir der Preßfreiheit durchaus nicht unwürdig erscheinen, wenn ein solcher Geist sich unter uns offenbaren sollte, wo durch das freie Wort ohne alle Persönlichkeit das Recht und die Wahrheit zu Tage gefördert werden soll, wir dies fürchtend und um dasselbe zurückzuhalten, Unterdrückung und Tyrannei androhten? Daß ich persönlich selbst ein Unrecht dulden und dabei noch gefällig sein kann, wird die Stuhr'sche Buchhandlung dadurch anerken nen müssen, daß vor 2 Jahren ihr Reisender hier Aufträge auf Stahl federn (worauf ich selbst Aufträge gegeben) nebenbei aber auf Subscri- benten auf Gumbinner, Bierbrauerei sammelte. Die beiden Subscrip- tions-Exempl. des genannten Werkes ließ die Stuhr'sche Buchh. durch den hiesigen Buchbinder Brinkmann debiliren, fügte aber meinen Pa ckele» die Beischlüsse an denselben bei, und als derselbe, weil er nicht bezahlte, verklagt werden mußte, zahlte ich ohne Murren auch die Vor schußkosten an das hiesige Gericht. So kränkend dies für mich war, ich habe es erduldet und geschwiegen. Sollte aber wider Erwarten die Stuhr'sche Buchh. in Berlin die Schwäche haben, ihre Androhung auszuführen, so werde ich dies öffent lich bekannt machen und Jeder kann dann den Schluß ziehen, was bei uns von Preßfreiheit, Rechtthun und Niemand scheuen zu halten; da ich aber das Allgemeine vertrete, erwarte ich auch, daß man allgemein das Recht aufrecht erhalte und mich schütze. Bei dieser Gelegenheit mag zugleich entschieden werden, ob es erlaubt, *) Sollen auch solche Mißbräuche noch aufkommcn, dann bliebe dem Sortimenter bei der übermäßigen Concurrenz, den ungeheuren Kosten für Spesen, Local, Salair, Assccuranz, Zinsen, Verluste wenig oder nichts und der Sortimenter würde dem Ruin immer näher gebracht. **) Auch zu diesem Preise hat der eine Abnehmer mit der Erklärung das Exempl. zurückgcgeben, er wolle mit solcher Handlungsweise nichts zu schaffen haben und nehme das Werk selbst nicht geschenkt; dies Exemplar stelle ich nun der Stuhr'schen Buchh. zur Verfügung, wenn ich es nicht noch anderweitig anbringc. Wären wir es aber unfern Kunden nicht schuldig, darauf zu bestehen, daß alle Exemplare laut Ankündigung zu 1c> 1t> geliefert würden? 22 daß C.E. Braune in Berlin dem Publikum gegenüber Sue, Martin, den Bogen 6 ^ Verkaufspreis öffentlich anzeigt, dabei aber für jeden Bogen vom Sortimenter baar 6 ^ nachnimmt, der es den Kunden, weil so angezeigt, so liefern muß. Hat Herr Braune den Rabatt nach träglich an die Sortimenter nicht zu vergütigen oder soll an Stelle der Ordnung jede'Willkühr treten? — Anclam, 10. März 1848. W. Dietze. Freie Presse. Festen Tons zu seinen Leuten spricht der Herr der Druckerei: „Morgen, wißt ihr, soll cs losgeh'n, und zum Schießen braucht man Blei! Wohl, wir haben unsre Schriften: — Morgen in die Reih'n getreten! Heute Munition gegossen aus metall'nen Alphabeten!" „Hier die Formen, hier die Tiegel! auch die Kohlen facht' ich an! Und die Pforten sind verrammelt, daß uns Niemand stören kann! An die Arbeit denn, ihr Herren! Alle, die ihr setzt und preßt! Helft mir auf die Beine bringen dieses Freihcitsmanifcst!" Spricht's, und wirst die ersten Lettern in den Tiegel frischer Hand. Von der Hitze bald geschmolzen, brodeln Perl und Diamant; Brodeln Colonel und Corpus; hier Antiqua, dort Fraktur Werfen radikale Blasen, dreist umgehend die Censur. Dampfend in die Kugelformcn zischt die glüh'nde Masse dann: — So die ganze lange Herbstnacht schaffen diese zwanzig Mann; Athmcn rüstig in die Kohlen; schüren, schmelzen unverdrossen. Bis in runde, blanke Kugeln Schrift und Zeug sie umgegoffen! Wohl verpackt in grauen Beuteln liegt der Vorrath an der Erde, Fertig, daß er mit der Frühe brühwarm ausgegeben werde! Eine dreiste Morgenzeitung! Wahrlich, gleich beherzt und kühn Sah man keine noch cntschwirren dieser alten Offizin! Und der Meister sieht es düster, legt die Rechte auf sein Herz: „Daß es also mußte kommen, mir und Vielen macht es Schmerz! Doch — welch Mittel noch ist übrig, und wie kann es anders sein? — Nur als Kugel mag die Type dieser Tage sich befrei'n! „Wohl soll der Gedanke siegen — nicht des Stoffes rohe Kraft! Doch man band ihn, man zertrat ihn, doch man warf ihn schnöd in Haft! Sei es denn! Zn die Muskete mit dem Ladstock laßt euch rammen! Auch in solchem Winkelhaken steht als Kämpfer treu beisammen! „Auch aus ihm bis in die Hofburg fliegt und schwingt euch', trotzige Schriften! Jauchzt ein rauhes Lied der Freiheit, jauchzt und pfeift es hoch in Lüften! Schlagt die Knechte, schlagt die Söldner, schlagt den allerhöchsten Thoren, Der sich diese freie Presse selber auf den Hals beschworen! „Für die rechte freie Presse kehrt ihr heim aus diesem Strauß: Bald aus Leichen und aus Trümmern graben wir euch wieder aus! Gießen euch aus stumpfen Kugeln wieder um in scharfe Lettern — Horch: ein Pochen an der Hausthür! und Trompeten hör' ich schmettern! „Jetzt ein Schuß! — Und wieder einer! — Die Signale sind's, Gesellen! Hallender Schritt erfüllt die Gassen, Hufe dröhnen, Hörner gellen! Hier die Kugeln! hier die Büchsen! Rasch hinab! — Da sind wir schon!" Und die erste Salve prasselt! — Das ist Revolution! Ferb. Freiligrath.') ') Aus deS Vers. sechs Gedichten unter dem Titel: Ha ira! welche gegenwärtig zu dem billigen Preise von ti S--s baar lin Parthieen noch billiger) zu haben sind. — Hoffen wir, daß das düstere Bild, welches der Vers, hiervor uns aufrolll, in Deutsch land nie zur Wahrheit werde, daß vielmehr die gegenwärtig thcilweise vorhandene Censurfreiheit sich recht bald zur vollen und wahren Preßfreiheit im reinsten und edelsten Sinne des Worts gestalte. I. d. M.
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