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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.02.1848
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- Erscheinungsdatum
- 01.02.1848
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- Deutsch
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122 darauf zurückkommen, indem wir noch den Einfluß, den diese Partiku- lar-Vereine auf den Gesammk-Buchhandel auszuüben in Aussicht stel len, zu betrachten haben. Der Organismus des deutschen Buchhandels hat viel Vorzüge: die Novitätenversendung, die gleichen Preise, die Vereinfachung und Erleichterung des Geschäftsgangs u. s. w.; nach unserm Dafürhalten wurzelt aber alles dies in einem Haupt-Vorzug: der gegliederten Ein heit des deutschen Buchhandels, und die Leiden unseres Organismus beruhen auf den Störungen, welche diese Einheit erfahren hat. Diese Störungen, veranlaßt durch dieEoncurrenz von Antiquaren und Buch bindern, durch die Uebechäufung von Buchhändler-Etablissements, durch das Rabatt-Unwesen, durch die Verlagswuth, das Ueberhandnehmen der ä Oonll.-Sendungen u. s. w. haben größtentheils ihre Ursache in den veränderten Zeitverhältnissen, während unser Organismus stabil geblieben ist, und, wie wir oben angedeutet, in dem zu geringen Werth, den wir selbst unser» Büchern zueignen; das Letztere ist jedoch ein Uebel materieller Art, während wir hier die formelle Gestaltung im Auge behalten wollen. Es ist nun anzuerkennen, daß die neuen Vereine einzelnen Uebel- ständen entgegenzuwirken beabsichtigen; soll jedoch damit der Organis mus des deutschen Buchhandels ganz umgeworfen werden, so müßte ein andrer an dessen Stelle gesetzt; soll derselbe nur vervollkommnet werden, so müßte vor allem das, was wir als die Quelle aller seiner Vorzüge bezeichnet haben, die gegliederte Einheit wieder hergestelll, neu belebt werden. Beides ist leider mit den bekannt gewordenen Vorschlä gen nicht der Fall. Greifen dieselben im Buchhandel durch, so wäre damit kein neuer Organismus an die Stelle des alten gesetzt, da die gesteigerte Eoncurrcnz keine organisch bildende Kraft in sich trägt; noch weniger wäre aber der alte Organismus neu belebt, da die Einheit des selben nur noch mehr davon zerrüttet werden kann. Aus diesem Bewußtsein erklären wir uns das angeführte Circu lar des Herrn Weigel, das der ganzen Sache einen entscheidenden Wen depunkt zu geben verspricht. Die Frage: „in welcher Weise dem Ver eine eine Richtung und Ausdehnung zu geben sei, die geeignet ist, ihn aus seiner ursprünglichen Partikularstellung heraustreten zu lasten, und der Gesammtheit des Buchhandels alle die Vortheile zuzuwcndcn, die durch ihn überhaupt zu erzielen sein möchten," trifft den Nagel auf den Kops. Während diese Forderung die gegliederte Einheit des deut schen Buchhandels wahrt und die sonderbündliche Stellung, unserer Gcsammt-Genostenschaft gegenüber, freiwillig aufgibt, wollen wir den Eollegen dankbar sein, welche andrerseits „nicht Lust haben, die Hände müßig in den Schooß zu legen, bequem abwartend, ob nicht die gute alte Zeit zu ihnen zurückkehren wird — vielmehr rührig Hand an's Werk legen, dasjenige mit bewußter Kraft, mit eigner Thätigkeit zu erringen und zu fördern, was die Zeit, deren Machtgcbot sich kein Sterblicher ungestraft entziehen kann, gebieterisch fordert." Wir können nicht läugncn, daß auf der Basis solcher Grundsätze uns nur ein sehr ersprießliches Resultat aus den angeregten Vereini gungen zu erwachsen verspricht. Das Prinzip der partikularen Verei nigungen darf nicht außerhalb unseres Organismus stehen bleiben, cs muß in denselben aufgehen und seinen Mittelpunkt darin finden. So wirkt es nicht auflösend, sondern bindend. Es mag uns gestattet sein, darüber einige Andeutungen zu geben. Unser Buchhandel bildet eine Art Geschäfts-Republik. Es ist eine bekannte Erfahrung, daß Repu bliken keinen zu ausgedehnten Umfang haben dürfen, wenn sie nicht mit der Zeit von Mißbräuchen untergraben, oder in Theile zerfallen sollen. Unsere Buchhandels-Republik ist zu groß geworden. Theilen wir dieselbe in kleine Republiken ab, die in einer Eidgenostenschaft ihren Zusammenhang, ihre Einheit bewahren. Die Bildung von Kreisverei nen hat hierzu den Weg bereits gebahnt. Dieselben sind nur regelmä ßiger zu gliedern und auf das Ges chäftslcben anzuwenden. Den- ^7 9 ken wir uns den deutschen Buchhandel, namentlich die Sortiments- buchhändlcr, in 50 Vereine gegliedert, die jedoch nicht auf zufälligen Beitritt von allen Ecken und Enden, sondern auf gleiche Ortsverhält- niste, also Zusammenwohncn, basirt sein müssen, und jeder dieser 50 Kreisvereine bezieht seinen ganzen Bücherbedarf von den Verlegern ge meinschaftlich, so würde dies unsere Einheit und den bisherigen Or ganismus in keiner Weise stören, sondern fördern, und von ganz au ßerordentlichen Vortheilen begleitet sein. Wir lassen die Organisation dieser Vereine im Einzelnen unerörtect; das Geschäftliche muß jeden falls durch einen Vorstand besorgt werden; eben so gut könnten auch Einzelne für eigene Rechnung das Geschäft für den gebildeten Verein übernehmen, für den Buchhandel im Ganzen wird dies von ziemlich gleicher Wirkung sein. Die Folge davon wäre, daß jeder Verleger nicht Tausend, sondern 50 Eonti und jeder Sor timentshändler nur ein Verlags - Eonto in seinem Buche hätte. DieWohllhat derNovitäten-Versendung würde nicht aufhören, sondern an die Vereine geschehen; von diesen würde aber die Vertheilung, auf Localkcnntniß basirt, zweckmäßig und nicht, wie es in einer Entfernung von 50 oder 100 Meilen nicht anders sein kann, großentheils vom blin den Zufall geleitet werden. Der Umlauf der Novitäten würde viel schneller geschehen, indem das dem Einen unnütz Lagernde an den Ver ein bald zurückzugebcn und von diesem dahin innerhalb des Vereins zu befördern ist, wo dasselbe Buch mit Aussicht auf Absatz verwendet wer den kann. Wie sehr würden die Auflagen dadurch verkleinert und wie viele Kosten dem Verleger wie dem Sortimentshändler erspart werden können! Diese Gliederung würde das Geschäft nicht verwickelter, son dern viel einfacher gestalten. Bei festen Beziehungen könnte der Ver leger hier in der That Partieprcise machen, da die Vereinfachung sei nes Geschäfts und die sonstigen daraus erwachsenden Vortheile ihm da für ein Acquivalent darbieten. Baarzahlung, die überhaupt nicht zur Regel erhoben werden sollte, würde dabei ganz unberücksichtigt bleiben können. Ein auf das rechte Maß begränzter Eredit ist die Seele des Geschäftslebens; der Baar-Debit hindert wie ein rauhes Frühjahr die Blülhe des Handels, und zu lange Ereditfristen fressen die Solidität desselben mit immer wachsender Fäulniß an. Unsere Vereine würden hoffentlich auch in Betreff der Ereditfristen sowohl zwischen Sortiments- Buchhändlern und Bücherkäufern, wie zwischen Verlegern und Sorti ments-Buchhändlern Besserung möglich machen, sie würden Schutz ge gen das Rabattgeben und die Schleuderei gewähren, ohne die Gleich mäßigkeit derPreise in jedem einzelnen Kreise zu gefährden; sie würden der übertriebenen Eoncurrcnz einen Damm entgegensetzen und noch in vielen andern Beziehungen heilsam auf den Organismus des Buchhan dels einwirken. Gemeinsame Brief- und Packet-Versendungen von und nach Leipzig, wie die Berliner Buchhändler so eben für ihren Bedarf gemeinschaftlich einrichten und zum Theil schon eingerichtet haben, wür den sich leicht anschließen und dadurch die Eisenbahnen erst wahrhaft nutzenbringend für schleunige Literatur-Beförderung werden, was durch die bisherige formelle Einrichtung des deutschen Buchhandel-Verkehrs leider verhindert worden. Das Leipziger Commissionswesen würde ohne Dazuthun ganz von selbst eine Reform erfahren, welche es der neuen Gestaltung anschmiegt und ihm eine nur nock höhere Bedeu tung verleiht. Wir versprechen uns von einer solchen Einrichtung außerordentlich viel, und insofern wir uns darin nicht täuschen, würde der Buchhandel den Herren Zanke und Weigel dereinst sehr dankbar sein, wenn deren Verein dieAnregung zu einem solchen Umschwünge unseres Geschäfts verkehrs, einer solchen festeren Gliederung unseres Organismus ge geben hätte. Der Verf. dieses Aufsatzes hat bereits vor neun Jahren (B.-Bl. 1839. Nr. 38. lieber die Grundübel des deutschen Buchhandels. Eine Replik.) auf eine ähnliche Gliederung des Buchhandels durch Einzelne
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