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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.02.1848
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 01.02.1848
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- Deutsch
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121 1848.) den inneren Lebens sein mag. Es ist Keiner, der nicht klagte über die vorhandene Zerrissenheit. Wahrend aber die Einen sich an den alten Organismus anklammern und denselben flicken und immer wieder flicken wollen, um die alte goldne Zeit wiederherzustellen, sehen die Andern alles Heil in dem Umsturz der alten, wie sie meinen überleb ten Zustände und steuern gewaltsam auf einen Umschwung hin, der sich dem kaufmännischen Drange der Zeit wesentlich anschließt. Der offene Kampf zwischen diesen beiden Richtungen ist ausgebrochen. Den eif rigen Bestrebungen der österreichischen, der westphälischen Buchhändler und anderer Kreisvereine stehen in der Thal die sonderbündlichen Bestre bungen dem Prinzips nach schroff gegenüber. Was den Vers, dieser Zeilen betrifft, so erkennt er mit innerster Ueberzeugung die Vorzüge des eigenthümlichen Organismus des deut schen Buchhandels an und möchte dieselben um keinen Preis aufgeben. Wie jeder Organismus ist aber auch der unserige fortwährender Entwi ckelung bedürftig, und diese hat ihm zu lange Zeit gefehlt, deshalb ist er krank und schwach geworden. Es scheint dem Vers., unsere Auf gabe zu sein, durch kräftiges Handeln die Gestaltung unseres buchhänd lerischen Verkehrs dem Fortschritt der Zeit anzupassen, d. h. durch Ueber- einstimmung desselben mit den Zeitbedürfnissen ihm ein frisches und kräftiges Leben von Neuem einzuflößen. Was darauf hinzielt, begrüßt er daher mit Freuden, was aber den ganzen Organismus zu zerstören und aufzulösen droht, ohne ein neues organisches Lebenssystem, das dem bisherigen an Ehrenhaftigkeit und Zweckmäßigkeit gleicht, hervor zubilden, das muß ec als eine Verschlimmerung betrachten, die wir abzu wehren haben. Von diesem Gesichtspunkte aus wollen wir die neuen Bestrebungen, die unter dem Namen Sonderbund bekannt gewor den und nicht allein von den Herren Zanke und Weigel angeregt, sondern auch für Berlin insbesondere, zur Bekämpfung der Hierüber hand nehmenden Schleuderei der Antiquare, durch einen eigenthümli chen BerlinerSortimentsbuchhändler-Verein vorbereitet sind, betrachten. Die Vereinigung von Sortimentsbuchhändlern zur gemeinschaft lichen Beziehung von Büchern in größerer Anzahl zu Partie- und Baarpreisen mag zunächst von dem naheliegenden Wunsche angeregt worden sein, sich des Vortheils der Particpreise zu bemächtigen, ohne daß der Einzelne das Risiko der größeren festen Bestellung trage, eben so naheliegend war der Gesichtspunkt, dem Buchhandel die Eoncurrenz mit der antiquarischen Schleuderei zu ermöglichen. Dem Weiterbli ckenden war aber der gewaltige Umschwung, den der Buchhandel durch solche Einrichtung erfahren muß, das Interessanteste und Wesentliche bei der Sache. Betrachten wir das Zunächstliegende, so begegnet uns bei den bis herigen Vorschlägen mehr als ein innerer Widerspruch. Zunächst wi derspricht die Absicht des größeren Gewinnes der Absicht, mit den Schleuderern zu concurriren. Soll der erstere gewahrt bleiben, so wird die Eoncurrenz unmöglich werden, da die Antiquare sich mit geringem Gewinn begnügen, und umgekehrt, will man die Schleuderpreise der Eoncurrenz wegen halten, so geht die Absicht des vermehrten Gewinnes verloren. Es würde daher auch der §. 8 der von den Herren Zanke u. Weigel ausgegebenen Statuten, der die festen Bücherpreise aufhebt, dagegen einen Gewinn von mindestens 25dh vorschreibt, gar nicht auf recht erhalten werden können, da ec in einem Athem beide Zwecke der Vereinigung aufhebt. Es ist ferner das ganze Prinzip der Vereinigung, das freihändle risch kaufmännische, auf ein durchaus entgegengesetztes Prinzip des bis herigen Buchhandels, das in der Thar dem Zopf-Regiment angehört, gepfropft, ich meine auf den Usus der Baarpreise, einen Usus, der ganz unkaufmännisch ist und aufhören wird, sobald das kaufmännische Prin zip, wenn auch nur zum Theil und abgesehen von den angefochtenen Vereins-Statuten, im Buchhandel Eingang findet. Der Commissio nair des Vereins sollkdb erhalten und dennoch ein ansehnlicher Gewinn für die Teilnehmer übrig bleiben. Demnach muß auf einen Gewinn von 20—25do über den gewöhnlichen Rabatt gerechnet werden, was in der That dem Gebrauch entspricht, orci. Artikel, wenigstens in Par tien, mit 50dc> und dlotto-Artikel mit 40do gegen baar abzugeben. Ein Buch ü 1 oi-ll., 20 S-s nouo, für 15 S-s gegen baar ver kaufen, heißt: einen Disconko von 25dö gewähren. Es gibt vielleicht kein Fabrik- oder kaufmännisches Geschäft, wenigstens kein solides, das einen so unvernünftigen Disconto für Baarzahlung gewährt. Geld ist Waare wie jede andere und einem Eourse unterworfen, den der Eourszettel unter der Rubrik: „Geldcours, Disconto," angibt. Der selbe steht jetzt 4db, der Kaufmann gewährt wohl 6do pro onno. Nur der Buchhandel nimmt darauf keine Rücksicht; ohne Ansehung der Länge des Eredits, welcher durch die Baarzahlung aufgehoben wird, gewährt er 25dh Abzug und bekundet dadurch eine Nichtachtung seiner Waare, dem Zahlungsmittel gegenüber, wie sie sonst nirgends vorkommt und aus welcher sicherlich die Hauptübelstände hervorgchen, welche unser Geschäft belasten. Legte der Verleger mehr Werth auf sein Buch, das er vielmehr, als wäre es schon Makulatur, großentheils ö loui prix nur von seinem Lager loszuwerden sucht, und hätte der Sor timentsbuchhändler mehr Interesse an den Büchern seines Lagers, die er vielmehr, da sie nicht ihm gehören und die Verleger selbst so gleich gültig damit verfahren, nicht achtet, so lange sie nicht wirklich verkauft sind, es würden die meisten Klagen verstummen, die jetzt von allen Sei ten über unser Geschäft laut werden. So viel scheint uns gewiß, daß die Rechnung auf so gewaltig erniedrigte Baarpreise nur vom Stand punkte des b isherigen Buchhandels gemacht werden konnte, einem Standpunkt, welchen die neue Einrichtung eben perhorrescirt. Beurtheilen wir ferner, auf welche Bücher sich das neue Verfah ren werfen wird, so mögen wir 3 Kategorien unterscheiden, — nicht: alte und neue Bücher, diese Unterscheidung greift nicht durch, —sondern 1) Bücher, welche sich erst Bahn brechen sollen; 2) Bücher, welche sich bereits Bahn gebrochen haben und in ihrerArt unersetzlich sind (deutsche Klassiker rc.); 3) Bücher, welche Eoncurrenz haben (Eonversationslexi- ca, Kochbücher, Reisebücher, Uebersetzungen ic.) Was die erste Gat tung betrifft, so würden wir den Buchhandel schlecht kennen, wenn wir annähmen, daß die Sortiments-Vereine sich gerade darauf werfen wer de», wo es übrigens für die Literatur am ersprießlichsten wäre; die zweite Gattung bedarf der Vereine nicht, und deren Verleger, welche, doch wohl nur um den Einzelnen zu größerer Verwendung anzuspornen, als Aequivalent für die vermehrte Bemühung oder für das übernommene Risi- cvFrei-Ex.gewährt haben, dürften damit sehr zurückhaltend werden, wenn sie wissen, daß der Partie-Bezug nicht von dem vermehrten Absatz ver anlaßt wird, sondern von einer Vereinigung, welche den Absatz nicht vermehrt, sondern die 50 bisher einzeln bezogenen Exemplare unter 50 Theilnehmer vertheilt. In der dritten Gattung endlich wird allerdings der Zweck damit großentheils erreicht, die Eoncurrenz außerordentlich gestachelt werden, eine Eoncurrenz, welche in übertriebenem Maße der Ruin der Literatur ist, indem durch so künstlich herabgedrückte Preise die Bücher an Werth verlieren müssen, die schlechten Nachahmungen vor den guten Originalen in das Publikum getrieben werden und die Verleger dabei zu Grunde gehen. Wir konnten diese Mängel der neuen Zdee nicht verschweigen, so sehr wir andrerseits anerkennen, daß das Recht Einzelner zu derarti gen Vereinen nicht angefochten werden kann, und daß in der That er hebliche Uebelstände gerechte Veranlassung dazu gegeben haben. Wir find aber der Ueberzeugung, daß auch den Freunden und Theilnehmern der Vereinigungen mit freimüthigen und vorurtheilslosen Besprechun gen von verschiedenen Seiten gedient sein wird, um, ohne das Gute der Idee auszugeben, dieselbe vielmehr zu einem ersprießlichen Resul tate zu entwickeln. Herr Weigel hat durch sein höchst ehrenwerthes Circular vom 10. d. M- selbst den Zmpuls dazu gegeben. Wir werden
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