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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.01.1848
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 21.01.1848
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- Deutsch
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84 6 Nichtamtlicher Theil. Was Sonderbund?! fragen und staunen wir bei dieser neuen Vuchhändler-Affaire — suchen wir's aber doch, die Sachlage im Allgemeinen zur bessern An schauung zu bringen und halten wir dabei die Praxis, die doch vorherr schend sein muß, fest. Jeder Sortimenter weiß wohl am besten, wo ihn der Schuh drückt. Man denke nur an das Novaversenden. Was bleibt bei Arbeit, Schweiß und Unkosten? >— wenig, nichts, oft noch Verlust. Schauen wir nun auf das Brochürenwesen, die Tagcslile- ratur mit 25Lö, oft nur 20LH. — Was kommt beim zur Ansicht Ver senden heraus? — Zurückkehrende, an der Seite ausgeschnittene, oft beschmutzte und reducirteKrebse, wenig wird behalten und das Wenige, wenn die Rechnungen bezahlt werden sollen, wird dann noch gestrichen, denn ist so ein Wisch beim Rechnungsvergleich nicht da, dann heißt's, hab's nicht erhalten oder zurückgeschickt. Blicken wir weiter auf die Masse der liter. Production in allen Fächern, des Schlechten zu viel, des Guten zu wenig, so daß das Gute nur zu oft übersehen, nicht beachtet und daher nicht gekauft wird, — und warum auch kaufen? Die sparsamen Bücherkäufcr erhalten ja alles Neue so bequem zur Ansicht gesandt, sie schnüffeln es durch, lesen das Beste heraus und senden fast Alles retour, behalten von 20 kaum 1 Buch. Ja man hat uns zugemuthet, für eine Jahresrente von etwa 5^ alles Neue und sonst zur Ansicht zuWünschende einzusenden, dabei aber der Verpflichtung, irgend etwas zu kaufen, entbunden zu sein. Ein traurig schauriges, aber wahres Bild. — Wo sind nun die Bibliothe ken, mit Ausnahme der Gelehrten, wie in England und Frankreich? man sucht sie vergebens. —Daher die Unmasse oft verdorbener Krebse, und kaum sind diese Thierchen ein Jahr jung oder alt (nach Belieben), werden sie ä tout prix wie sauer Bier ausgeboten. Ein neuer Finger zeig für Büchcrkäufer, keine Nova zu kaufen. Berechnende Sorti menter haben sich nun größtentheils unverlangte Nova streng verbeten. — Dennoch erhält man der ungebetenen Gäste nur zu viel trotz aUK Protestes, und es müssen die Spesen dafür berechnet werden. Zusam mengefaßt ist das Novaversenden der hinkende, ja erlahmte und über lebte Bote im Buchhandel, dem Buchhändler zum Schaden — dem Papiermüller, Drucker, Eommissionair und Fuhrmann zum Nutzen. Einsichtsvolle, denkende Buchhändler richten vorzugsweise ihre Tätig keit nun auf den Vertrieb von Subscriptions- und ältern, anerkannt guten Werken. Auch hier hat der Sortimenter mit feindseligen Mäch ten zu kämpfen. Schauen wir z. B- auf das mit 25 ?b baar bezahlte Mcyer'sche Conversations-Lexikon — der Verleger hat seine Verpflich tung nicht gehalten, der Sortimenter muß von den Subscribenten die Exemplare ohne Gnade, ohne Murren zurücknehmen und kann darauf sein Leidwesen beschlafen — gute Ladenhüter — doch was thut der Verleger—er hat's Geld und schweigt großmüthig. — Nicht besser geht es mit dem verwandten Bruder, dem Pierer. — Noch nicht voll endet wird dies Werk von Herrn Linde (Gsellius'sche Buchhdlg.) im Gefolge anderer anerkannter Werke zu Preisen öffentlich ausgeboten, wozu der bedrängte Sortimenter cs selbst nicht erhält. — Nun heißt es wieder von den Subscribenten, bitte den Verlust zu ergänzen oder das Werk zurückzunehme». Und es cntspinnt zwischen Sortimenter, Kunden und Verleger ein harter Kampf, dessen Ende noch nicht ent schieden. Dabei bleibt es aber nicht; denn nicht allein die Bücherkäu fer in Berlin, sondern auch die der Provinzen werden von dem ausge zeichnet intelligenten Linde durch die einladenden billigen Preise zu demselben hingezogen, zumal derselbe nun auch in den Provinzialzei tungen anzeigt, daß die angezeigten Werke zu den beigesetzten Preisen franco in der Provinzialstadt zu erhalten sind. Was ist nicht alles noch von einem so begabten, und bereits zu einer bedeutenden Macht gewordenen, Manne zu erwarten? Soll nun der Sortimentshändler, von so vielen Seiten empfindlich angegriffen, bedrängt, dazu schwei gen, die Hände ruhig in den Schoos legen und schlafen, bis er gänz lich verdrängt? >— Ist es den vocwärtsstrebenden Männern zu verden ken, wenn sie zu ihrer Erhaltung, zur Noth- und Abwehr ihnen zuge fügter Nachtheile, zu ihrem Vorlheil und zur Verbesserung ihrer Zu stände sich vereinigen ? — Schon 1846 Seite 184 d. Bl. und später haben wir einen Acticn-Verein zu Parthiekäufen neuer guter Werke, Aufkäufen älterer anerkannt guter Werke, selbst in ganzen Auflagen, angeregt. Der thätige Janke in Verbindung mit Weigel haben zu un serer Freude und zu unserm Bedauern einen ähnlichen Verein aufs Neue angeregt und zum Beitritt dazu aufgefordert. Derselbe nun hat seine Verlheidiger und Bekämpfer gefunden. Wir sind beides. Er freulich begrüßen wir diesen Verein als einen Schritt zum Vorwärts. — Bedauerlich, daß man demselben eine beengende, verknöchernde Zwangsjacke von Statuten anziehen will, geeignet, die schöne Idee schon in der Entwickelung oder nach kurzem Bestehen untergehen zu lasten. Wir sind aufgefordert worden, unsere Ansicht über diesen Ge genstand hier öffentlich auszusprechen und thun es ohne Rückhalt. Wir können nur unsere frühere 1846 Seite 184 ausgesprochene Meinung wiederholen, man lese dort nach, daß, soll der Verein kein zerstörender sein, er ein allgemeiner sein muß, woran alle wirklichen Buchhändler, namentlich Börsenmitglieder, ohne Zwang Theil nehmen können. Dann muß dieser Verein zu seinem eigenen Vortheil die La denpreise oder doch allgemein sixirte Preise festhalten und davon nur in dem Nothfalle abgehen, wenn unsere mächtigen Widersacher, Herr Linde rc., billigere stellen, die dann ebenfalls maaßgebend sein müssen. Daß hierdurch eine Schleuderei herbeigeführt werden könnte, scheint uns deshalb nicht denkbar, weil wir, wenn wir einmal wieder zu der Thal wirklicher Buchh ändler durch Lager- und Vorrakhhal- ten hecanreifen, die etwanigen Verluste der Ladenhüter durch den hohem Rabatt decken müssen. Wer von uns ist wohl von den Ladenpreisen bei Parliekäufen und den Vortheilen mit 40 und 50LH aus dem Ver lage von Amelang, Brockhaus, Hasselberg, Schreiber in Eßlingen, Winckelmann L S. u. a. abgegangen? Und singe wirklich ein Vereins mitglied zu schleudern an, einfach wäre dasselbe dann auszuschlicßen. Durch einen solchen Verein müßten unseres Erachtens mit der Zeit die Preisherabsetzungen der Verleger durch unsere An- und Aufkäufe aufhören, würden wir uns für die angekauften guten Bücher durch Inserate, zweckmäßigeres Versenden, Vorrathhalten rc. desto mehr verwenden können, verwenden müssen; und werden die Bücherkäufer nicht mehrangeführt und betrogen, sondern mit guten Büchern versorgt, so wird sich aucb wohl Lust und Liebe zum Bücherkaufen und Bibliothek halten, wie in England und Frankreich, cinsinden. Die Masse der schlechten Bücher wird dann mit der Zeit zu erscheinen aufhören, und nur wirkliche für ihren Beruf allein und ganz wirkende und lebende Buch händler Gründung und Fortgang haben. Daß man endlich einen Verein, decnoch garnichtexistirt und erst durch seine Mitglieder, die doch auch mit zureden haben müssen, begründet werden soll, so schmutzig anseindet und dies aus dem Buchhandel hervorgegangen zu sein scheint, ist für uns eine Schande. Wir streben fortwährend nach Preßfreiheit, wie können aber die Regierungen zu uns Vertrauen haben, so lange wir selbst mit der Presse, wie auch im Börsenblatt öfter geschieht, das Licht scheuend ver steckt und hämisch schalten? — So lange als wir nicht die Reinheit und Freiheit der Presse überwachen, so lange als wir selbst nicht frei, offen und in würdiger Form unsere Meinung aussprechen, sind wir auch einer Preßfreiheit nicht werth. Erwarten wir nun, daß der projectirte Verein sich zu einem all gemeinen, Nutzen und Vortheil gewährenden begründen möge und su chen wir stets vereinigt, nie getrennt zu wirken, Anclam, den 13. Januar 1848. W. Vietze. ver-
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