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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.01.1848
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1848-01-18
- Erscheinungsdatum
- 18.01.1848
- Sprache
- Deutsch
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64 5 II. Wie jede Sache ihre Lobredner und ihre Gegner hat, so haben auch für und gegen den „Sonderbund" sich Stimmen im Börsenblatt vernehmen lassen. Wenn auch ich mich dagegen erkläre, so leitet mich nicht die thörichte Idee, als werde meine Stimme beachtet werden, denn ich habe leider schon manchmal sehen muffen, daß die löblichsten Vor schläge an dem Egoismus und der Gewinnsucht der Einzelnen scheiter ten und Gemeinsames unter uns nicht aufkommen ließen, sondern ich sehe es als Pflicht an und es ist ein gewisser esprit äs eorps, der mich treibt zu protestiren gegen ein Manövre, welches ganz unausbleib lich von großem Nachtheil für unser ganzes Geschäft, wie für Viele unter uns sein wird. Was bisher als Ausnahme bestand und uns schon Schaden genug zufügte, das soll nun in viel größerem Maaße zur Regel werden? Wäre es so projcctirt, daß Jeder von uns sich daran betheiligen könnte, dann wollte ich nichts dagegen einwenden; aber nur einer aus erwählten Schaar von Fünfzigen soll dies Glück zu Theil werden. Diese sollen absichtlich zum Nachtheil von Tausend ihrer Eollegen be vorzugt werden; — das ist ein höchst verwerflicher Aristokralismus. Das, wodurch der Buchhandel beim Publikum noch den letzten Schein von Solidität gerettet hatte, das was bisher immer als ein Vorzug des deutschen Buchhandels vor dem französischen rc. gerühmt wurde und was mit der inneren Organisation desselben zusammenhing — diebestimmten PreisederBücher an allen Orten — der „Sonderbund" wirft auch diese letzte Schranke über den Haufen. Gäbe es Jemand, der von Schleuderei noch nichts gehört hat, so wird er sie ganz sicher dann kennen lernen, denn es wird nicht aus- bleiben, daß dann erst recht Einer dem Andern unterbietet, und es am Ende dahin kommt, wie bei dem Kampfe der Berliner Hutmacher vor einigen Jahren, die sich so weit unterboten hatten, daß zuletzt Einer bekannt machte, er gäbe allemal noch 4 Gr. zu, wenn nur Jemand einen Hut bei ihm hole. Also die Sonderbündler würden Einer dem Anderen den Kohl verderben und am Ende sich selbst auch schaden. Was Kreisvcreine und manche leider verhallte Stimmen im Bör senblatte erstreben wollten, eine Vereinigung Aller gegen das Rabatt- gebcn und damit verbundene Schleudern, eine allgemeine wahre Fixirung derPreise, das tritt der „Sonderbund" geradezu nieder. — Es wäre albern zu glauben, derselbe würde nur auf älteres Sorti ment seine Thätigkeit erstrecken; wir haben Beispiele aus der neuesten Zeit, daß Werke im Preise herabgesetzt wurden und den Antiquaren ver fielen, welche kaum Ein Jahr alt waren; und so würden auch gewiß oft genug ganz neue Sachen dieser Behandlung anheimfallen, also gar nichts sicher vor ihr sein. Wozu auch die Geheimthuerci, wenn der Bund etwas Gemein nütziges bezweckte? Wir würden uns aber ebenso vor ihm, wie vor dem Treiben der Jesuiten zu scheuen haben. Wer kein schlechtes Ge wissen hat, braucht sich nicht zu verstecken. Gestehen wir es uns nur selbst, daß zum großen Theil die Ma nipulationen im Buchhandel es sind, welche das Publikum zaghaft im Kaufen machen; es ist die Buchmacherei, die Nachahmerei, die Un verschämtheit, mit welcher oft ganz gehaltloser Schund öffentlich ange priesen wird, im Allgemeinen aber hauptsächlich auch die übermäßige Production, welche in fabelhaftem Mißverhältniß zur Consumtion steht. Druckt weniger, vor Allem aber nicht so viel ganz Unnützes, dann kann vielleicht das Publikum wieder einen gesünder» Magen und Ap petit zum Kaufen des wirklich Guten bekommen. Es würde gar keine schwere Aufgabe sein, aus den Katalogen der letzten Jahrzehnte mehr als 1000 verschiedene Artikel aufjedesJahr zu bezeichnen, welche der Literatur weder zur Ehre gereichen, noch wodurch die Welt etwas verloren hätte, wenn sie ungedruckt geblieben wären. Um nun das nächste Jahr wieder recht viel verlegen zu können, muß Platz und Geld geschafft und auf Reizmittel gedacht werden, um Käufer zu locken. — Das ist jedoch dadurch möglich zu machen, daß die Verleger bei Preisermäßigungen die betreffenden Werke jedem Eol legen zugänglich machen und welche sie gegen baar mögen ausliefern lassen, um schneller zum Gelbe zu gelangen, oder — daß eine Anstalt gegründet werde, welche solche Werke im Ganzen, bez. in Partieen, ankauft, an welcher jedoch wirAlleuns betheiligen können. Aber gegen den „Sondecbund," als eine Oligarchie, protestier ich im Namen aller Eollegen, welche ein Herz für das allgemeine Wohl haben, und wenn der Börsenvorstand etwas Gutes thun will, so möge er durch schleuniges Aufbieten aller Mitglieder des Vereins sich ins Mittel legen, um ein so gefahrdrohendes Unternehmen zu hin dern. Eben so fordere ich die Kreisvereine dazu auf. 10. III. Vieles, unendlich Vieles! ist in diesen Blättern über Reform, Verbesserung rc. des Buchhandels geschrieben worden. Es ist seitdem nur immer schlechter geworden. — So wie nun eine jede Sache ihre Lebensdauer, ihre Fürsprecher und ihre Gegner hat, so scheint sich, und zwar mit ungleich mehr Bitterkeit, auch jetzt ein kleiner Kampf um die Sonderbundsfrage entspinnen zu wollen, der auch schwerlich zu irgend einem Erfolg führen dürfte. Die Unterzeichneten Handlungen, ohne sich mit der thörichten Hoffnung zu schmeicheln, daß sie es vermögen würden, den leider in so hohem Maße Platz gegriffenen und überhand genommenen Uebeln und Gebrechen unseres Geschäfts, sowie den neuern Ansichten der Zeit zu steuern, deren Quellen, die Hand aus das Herz gelegt, man größten- theils leider nur zu sehr in der Gewinnsucht und dem Egoismus Ein zelner zu suchen hat, gegen welche die geachtelsten Männer, ja Vereine selbst, bisher fruchtlos ankämpften, bezwecken hiermit weiter nichts: als gerade und offen zu erklären, daß sie dem Verfasser des Aufsatzes „derneueSonderbund" darin beipflichten müssen: d a ß dieser Fünfziger Geheimbund, sowie jeder ähnliche, wenn er nicht den Charakter offener, redlicher Bestrebung zum Zwecke der All gemeinheit hat, ganz dazu geeignet ist, d ie letzten S chran- ken überden Haufenzu werfen. Was auch alle Neuerer über Fortschritt rc. im Buchhandel sagen und schreiben mögen, sie werden damit den Credit und den Ruf nicht wieder erringen, dessen der deutsche Buchhandel, Einzelnes ausgenom men, gegen die jetzigen vielen Uebel, sich in früherer Zeit zu erfreuen hatte. Maßregeln, wie die obigen, werden die Uebel nur noch mehr vermehren. Man wird sich alsdann, was doch bisher noch als Aus nahme von der Regel anzusehen war, nicht mehr auf ältere Literatur beschränken, sondern es wird sich das Uebel auch auf die neuesten Er zeugnisse derselben, wie auch theilweise schon geschehen, noch vollends ausdehnen und dem sonst ehrenwerthen deutschen Buchhandel noch ganz die letzte Basis, die charakteristische Eigenthümlichkeit vor allen andern Nationen, die Bestimmung fester, in den weiten Grenzen des deutschen Vaterlands gültiger Preise, nehmen und damit der Schleuderei noch vollends Thor und Thür öffnen. Sie sprechen hiermit den Wunsch aus, daß es dem Vorstand des Börsen-Vereins gefallen möchte, Gut achten undVor sch läge über die Bildung einerAnstalt sowohl für her abgesetzte als Partie-Preise zum Nutzen und Gebrauch Aller, von den verschiedenen, bestehenden Vereinen, sowie von erfahrenen und bewährten Männern im Buchhandel zu ver anlassen, sich an die Spitze der Bewegung zu stellen, und soweit die Natur und die Kräfte des Börsen-Vereins es gestatten, diesen selbst
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