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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.10.1878
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 16.10.1878
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- Deutsch
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4078 Nichtamtlicher Theil. 241, 16. October. Für das Bedürfniß einer bequemen Taschen-Ausgabe der vivina Oomwsäis. war hingegen durch die bekannte sehr niedliche und billige Diamant-Ausgabe von Barbara in Florenz vortrefflich gesorgt. Allerdings ist sie etwa doppelt so groß als die vorhin genannte, dafür aber auch viel leichter lesbar und nicht im geringsten augen mörderisch. Dieselbe wird nach wie vor unter allen Taschen-Aus- gaben die empfehlenswertheste bleiben, da es absolut unmöglich ist, auch nur eine einzige Seite der neuen Paduaner mit unbewaffnetem Auge zu lesen. Ja, ich muß gestehen, daß ich auch mit der schärfsten Loupe es nicht dazu bringen konnte, eine ganze Seite ununterbrochen zu lesen. Zwei Bogen Druckpapier haben hingereicht, um die 14,233 Verse des Gedichtes abzudrucken, indem jeder Bogen in 16 Theile zertheilt wurde. Die Typen, mit welchen dieses Buch ge druckt ward, haben, wie dieses selbst, ihre ziemlich lange Geschichte, welche hier kurz skizzirt werden mag. Um das Jahr 1830 ließ Firmin Didot in Paris die kleinsten damals bekannten Typen (sans-xarsit) schneiden. Die Engländer versuchten es, mit Didot zu wetteifern, konnten ihn aber nicht über treffen. Dagegen gab im Sommer 1834 der seither verstorbene Italiener Antonio Farina die Probe einer in Stahl geschnittenen Schrift heraus, welche bedeutend kleiner und feiner war als die Didot'sche. Er nannte sie L'ocebio äi mosoa. Im gleichen Jahre trat der, seither ebenfalls verstorbene, Mailänder Claudio Wilmant mit einer noch feineren Schrift hervor, die er Nilaniua nannte. Ein Buch wurde aber mit diesen Typen, deren Dauerhaftigkeit frag lich scheinen mochte, nicht gedruckt. Durch Kauf gingen die Typen des Antonio Farina in den Besitz der Schriftgießerei Corbetta zu Mailand über, welcher der Mailänder Verlagsbuchhändler Giacomo Gnocchi im Jahre 1850 den Auftrag gab, eine genügende Anzahl davon zu gießen, um 3 bis 4 Druckbogen gleichzeitig drucken zu können. Hieraus unternahm Hr. Gnocchi in Verbindung mit dem bekannten Vielschreiber Cesare Cantü eine mit diesen Typen ge druckte mikroskopische Ausgabe der vivina Oomiusäia. zu veranstal ten. Allein heute ging ein Setzer an die schwierige Arbeit, und nach dem er wenige Seiten gesetzt hatte, hielt es sein Auge nicht mehr aus; dann begann ein zweiter, ein dritter und so fort — immer die gleiche Erfahrung. Wenigstens ebenso groß, wenn nicht noch größer, war die Schwierigkeit bei der Correctur. Man sagt, daß mehr als ein Setzer und Corrector sich ernstliches Augenübel bei dieser Arbeit zugezogen habe. Und gleichwohl konnte die projectirte Ausgabe nicht zu Stande kommen. Die Typen wanderten zwanzig Jahre lang von einer Druckerei in die andere, ohne daß das Buch damit gedruckt werden konnte. Endlich scheint der Signore Giacomo Gnocchi den Gedanken an die mikroskopische Ausgabe dervivina Oomwsäia auf gegeben zu haben. Denn als ich mich im Jahre 1872 nach derselben in Mailand erkundigte, erhielt ich zur Antwort: die Schwierigkeiten hätten sich als unüberwindlich gezeigt, und es sei das Erscheinen des typographischen Curiosum nicht mehr zu erwarten. Nach Giacomo Gnocchi's Tode nahm indeß dessen Sohn und Nachfolger Giovanni mit jugendlichem Eifer das Project wieder ans. Am 1. März 1873 schloß er mit den Gebrüdern Salmin zu Padua einen Vertrag ab, kraft dessen letztere den Druck der vivina Oomrnockia, mit den mikroskopischen Lettern Übernahmen. Der Druck wurde sofort begonnen und ist soeben vollendet worden. Daß ein Zeitraum von mehr als fünf Jahren dazu nöthig war, mag uns von den eigentümlichen Schwierigkeiten einen Begriff geben. Es haben freilich hin und wieder Unterbrechungen stattgefunden, immerhin konnten auch bei der emsigsten Arbeit nicht mehr als 24 bis 30 Seiten monatlich gedruckt werden. Die Correctur hat ein Hr. Luigi Busa- to, den ich nur aus einer kleinen, jüngst erschienenen, polemischen Schrift kenne, besorgt. Der Setzer Giuseppe Gcche liegt jetzt augen krank darnieder. Mau hat dieser Ausgabe deu Namen U vantino (der kleine Dante) beigelegt. Die meisten Exemplare kommen in elegantestem Einband in den Handel. Ueber den Preis vermag ich noch nichts zu sagen. Nach einem Vermerk auf der letzten Seite des Bändchens sind die dazu verwendeten Typen sofort nach Vollendung des Druckes zerstört worden. Da es sich um ein bibliographisches Curiosum handelt, mag hier noch eine kurze Beschreibung des Büchelchens stehen. Maß und Seitenzahl sind bereits angegeben worden. Das Format ist in 128. Das erste Blatt ist weiß; das zweite vertritt die Stelle eines soge nannten Schmutztitels uud enthält die Worte: Lauts LlliZbisri. Es folgt Dante's Portrait su wiuiaturs und darauf das Titelblatt; der Vollständige Titel lautet: La Liviua Ooiuiusäia äi Hunts. Nila.no 0. Onooobi Läit. Laäova Mp. Lalinin. 1878. Auf der Kehrseite des Titelblattes liest man unten die Worte: L. Lusaka oorrssss. Das folgende Blatt enthält nur das eine Wort: Interna. Hierauf beginnt mit Seite 1 die Hölle, bis S. 164; das Purgatorio reicht bis S. 331, das Paradiso bis S. 499. Auf S. 500 liest man die Worte: „Hassti oarattsri j kusi nsl 1850 psr ooininissions j äi Oiaoorno Onooobi äi Nilana s ora si äistruKKona § äa poi obs § psr il L§Iio Oiovanni säitors § nslla Mpoxratia katavina alla Ninsrva j äsi tratslli Lalinin § äirotta äa Oastano OianuM pro- to I turona aäopsrati § eompositars Liusspps Osebs ^ iinprsssors ImiAi Laläan I su initls sssmplari äi guasta säirians 1 ebs > Ki- usta 1a kiarsntina äiarnants 1869 i ourants LuiZi Lusaka 1 vA§i si oompis 1 9 OiuAno 1878 ^ a §1oria äi Lauts." Außer den angeführten Worten und den Titeln der einzelnen Gesänge enthält diese Ausgabe gab nichts als den bloßen Text der Livina Ooinineäia. Auf kritischem '^ittth kann und will dieselbe selbstverständlich keinen Anspruch Küchen. Der Text ist der Fra- ticelli'sche. Ueber die Correctheit kann ich nicht urtheilen, da meine Augen die Lectüre auch mit der besten Loupe nicht auszuhalten ver mögen. Man denke sich: dreißig Verse auf einem Raume von we niger als 8 Quadrat-Centimeter! Die Typographie dürfte mit dieser Ausgabe das Höchste an Feinheit erreicht haben. Das ist das Buch, welches gegenwärtig auf der Pariser Welt ausstellung figurirt und prämiirt zu werden hofft. Ob ihm der Preis zuerkannt werden wird, ist noch abzuwarten. Verdient hätten ihn die Herausgeber gewiß. Die Bibliophilen wissen nunmehr, welches das kleinste bis jetzt gedruckte Buch ist, und die Dante-Sammler wissen, daß die Pickering'sche fortan nicht mehr die kleinste Ausgabe der Livina Oowrnsäis. ist. Die neue Ausgabe dürfte bald vergriffen sein. Bin ich recht berichtet, so sind bereits Hunderte von Exem plaren nach England bestellt worden. Ich gebe jedoch diese Notiz mit Vorbehalt, da ich sie nicht aus erster Quelle habe. (Allg. Ztg.) Personalnachrichtcn. Herrn George Gilbers in Dresden ist vom König von Sachsen das Prädicat „Königlicher Hofbuchhändler" verliehen worden. Am 2. ds. ist Herr Philipp Artaria in Mannheim, 77 H Jahre alt, nach längerem Leiden gestorben. Der Mannheimer An zeiger schreibt über diesen Todesfall: „Mit Artaria ist der Vertreter einer Familie geschieden, die in Mannheim seit mehr als einem Jahrhundert geachtet und geehrt gelebt hat. Artaria L Fontaine war die Firma, die von dem Vater des Verstorbenen mitbegründet wurde und welcher der Verstorbene bis zum Verkaufe der Kunst verlagshandlung, welcher vor zehn Jahren an Lüderitz in Berlin erfolgte, angehörte. Jedem Liebhaber schöner Kupferstiche sind die Blätter, die aus jenem Verlage hervorgingen und wovon die Toschi'schen nach Rafael'schen Bildern die bedeutendsten sind, bekannt."
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