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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.01.1848
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1848-01-07
- Erscheinungsdatum
- 07.01.1848
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- Deutsch
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20 s.1? 2 Nichtamtlicher Theil. Zeichen der Zeit. Zweiter Artikel. Brauch ist Recht, Mißbrauch — schlecht. Im ersten Artikel haben wir darauf hingewiesen, wie durch die Uebertreibung der Commissions-Idee ein Theil des Buchhandels, nur die Erzeugnisse der letzten drei Monate für diejenigen hallend, mit de nen man sich befassen müsse, seinen eigentlichen Boden und Haltpunkt verloren und dabei schlechte Geschäfte gemacht hat. Was daraus entsprungen ist, weiß Jedermann. Andere Geschäftsleute, die sogenannten Antiquare, haben, im Laufe der Zeit erstanden, sich diese vorherrschende Neigung des Buch handels trefflich zu Nutze zu machen, und einen ziemlichen Theil des Geschäftes an sich zu reißen gewußt, und -—- wohlverstanden — nicht den Antiquarhandcl, sondern einen großen Theil des eigentlichen B u ch Handel s. Es hatten sich nach und nach Geschäftsleute gebil det, die nicht Buchhändler nach dem gewöhnlichen Sinne des Wortes, sondern Bücherhändler sein wollten, die, als Kaufleute speculi- rend, Bücher einkauftcn, dieselben zu ihrem Eigenrhum machten, sie beliebig wieder verkauften, und sich dabei ganz wohl befanden, während es denjenigen Commissions-Buchhändlern, die nicht auf festen Füßen standen, oder sonst in günstiger Geschäftslage waren, immer schlechter erging. Was wußte der rath- und thatlose Commissions-Buchhandel dem Allem entgegenzusetzen? Nichts als ein wüthendes Raisonniren und Schimpfen gegen die Antiquare, die längst keine Antiquare mehr wa ren, und eine entsetzliche Animosität gegen die Verleger, die er durch seine Haltung dabei förmlich zwang, einen Theil ihrer oft werthvoll sten Artikel, um nur einen Theil des darauf verwendeten Kapitals zu retten, dort anzubringen, wo es allein ihnen möglich war, häufig gegen ihren Willen, aber durch die Umstände und die Verhältnisse des Buchhandels dazu gezwungen. Die Büchechändler aber hörten dann ruhig zu, und handelten ihrerseits und breiteten sich mehr und mehr aus. Daß cs bei dem raschen Umschwünge aller, bei den großen Ent deckungen namentlich in den Natur-Wissenschaften, die in allen Krei sen des Lebens und der Verhältnisse Aendcrungcn hervorbrachten, ganz in der Natur der Sache liegt, daß viele, auch gute Werke schneller ver alteten als sonst, und, um nicht ganz wecthlos zu werden, zu billigeren Preisen abgegeben werden mußten, daß sie aber deshalb nicht ganz aus der Literatur und dem Buchhandel ausgeschieden sein wollten, ist wenig beachtet worden. Man wollte diese und andere ähnliche natur gemäße Erscheinungen, auf die speziell einzugehen hierzu weit führen würde, nicht dulden, und konnte sie doch weder ändern noch hindern. An die bloße Commissions-Idee gewöhnt, arbeitete man den Büchcr- händlern immer mehr in die Hände, man vertrieb Aelteres grundsätz lich nicht, auch wenn man doppelt und dreifach bessere Geschäfte da mit machen konnte, als mit anderen Sachen. Das war bei dem Brauch der sonst vortrefflichen Einrichtungen des deutschen Buchhan dels der allmälig entstandene Mißbrauch derselben, der nur dem gan zen Buchhandel schadete, und der dabei zugleich eine durch die Com- missions-Jdee angelockte ganz unmäßige Ueberproduction mittelmäßiger Erzeugnisse der Literatur hervorrief, die wie die Sündfluth anschwel lend, an sich ganz unproductiv, dem Verleger und Sortimenter Zeit und Gewinn raubt. Tausende von Büchern, sogenannte Gefälligkeits-Artikel, die sonst ungedruckt geblieben wären, verdanken dem Mißbrauch dieser Idee ihr Dasein, und unbegreiflich ist hierin die Nachgiebigkeit des Buchhan dels gegen die große Masse der schreibenden deutschen Mittelmäßigkeit. Wie viele unnütze Bücher wurden nur darum gedruckt, weil deren Verfasser gute oder mittelmäßige Kunden sind, denen man es nicht glaubt abschlagenzu können, und die Alle meinen, weil man ein Buch bequem versenden könne, und in jedem Winkel Einer sitze, der es an nehme »müsse, es auch verkauft werde. Der Buchhandel hat sich so theilweise zum Lastthier des schlechten und dabei übermäßig anmaßenden Theiles der deutschen Gelehrtenwelt ge macht, deren größter Theil diesen Namen gar nicht verdient. Darüber wäre noch sehr viel zu sagen, aber dies würde hier zu weit führen. Der größere Theil der neuen Etablissements folgte maschinenmä ßig der herrschenden Richtung. Gerade der Concurrenz wegen meinte man dasselbe thun, mit allen oder doch den meisten in directer Ver bindung stehen zu müssen, auch wenn der höchstmöglich voraussicht liche Umsatz dies als evident verderblich erscheinen lassen mußte. Mit großer Wahrheit sagt über diesen Punkt ein Artikel in Nr. 29 der Süddeutschen Buchhändler-Zeitung, welche überhaupt sehr gute und beachtenswerthe Aufsätze über derartige Fragen geliefert hat: „Je mehr aber der Verlags-Buchhandel zum kaufmännischen „Geschäfts-Betrieb überging, zeigte sich ein desto starreres Festhalten „am Alten im Sortimentsqeschäft, statt wirklich Buchhändler zu sein, „kaufmännisch ihr Geschäft zu pflegen und so zu gedeihen, opfern sie „Zeit, Geld und Ehre, dem Fantom des Glücks der Eitelkeit, der gro- „ßen Korporation der Buchhändler anzugehören. Als die Zahl der „deutschen Buchhändler um zwei Dcittheile bis drei Viertel kleiner „war als jetzt, da lag es im Interesse Aller, mit Allen in Verbindung „zu stehen, letzt aber liegt gerade in dieser, für unumgänglich nö- „thig erachteten Verbindung der Keim des Verderbens. Das „Nächste sehen wir in unserer eingebildeten Weisheit nicht oder nur „selten! Lachen würden wir, wenn der Spezeceiwaaren-Händler eines „unbedeutenden Städtchens sein Lager in einzelnen Pfunden je nach „Bedürfnis von Hamburg, Bremen, Amsterdam, Leipzig, Triest, Li- „vorno u. s. w. beziehen und so sich unnöthige Kosten und Mühe „machen wollte, um nur sagen zu können, daß er mit den ersten Häu- „sern in directer Verbindung stehe; daß wir es aber um kein Haar bes ser machen und dabei zu Grunde gehen, wollen wir nicht einsehen, „sondern jammern und pochen auf Rechte, wo wir nur bittweise an- „klopfen dürften, oder drohen lächeclicherweise, als wären wir die „Schöpfer der deutschen Literatur, und diese müsse sich, wenn sie durch „den Druck zur Waace geworden, nur nach unserem Willen und unse- „ren Vorschriften bewegen." Und trotz alle dem kommen beinahe wöchentlich neue Firmen, die denselben falschen Weg, den schon Hunderte gegangen sind, eben wieder gehen wollen. Aus allem Gesagten, dem freilich noch sehr viel beizufügen wäre, geht hervor, welche Wege der Buchhandel einzuschlagen hat, um wieder gedeihliche Resultate zu erzielen. Er darf sich nicht ausschließlich dem Vertrieb der Novitäten widmen, sondern muß sein Augenmerk auch mehr auf die ältere Literatur richten, er muß suchen, mehr kaufmännisch zu spekuliren. Eine kleine Anzahl praktischer und thätiger Buchhänd ler haben seit einigen Jahren diese Richtung auch eingeschlagen, und befinden sich wohl dabei. Sie treiben neben dem laufenden Novitä- ten-Geschäfte ein besonderes Geschäft mit einem eigenen Lager, das sie theilweise billig acquiriren können, und auch mit herabgesetzten Arti keln, und verdienen, wenn sie dieser Branche eine besondere Aufmerk samkeit widmen, dabei verhältnißmäßig mehr, als bei dem Novitäten- Geschäft- Ferner müssen die kleinen Handlungen, anstatt in direkten Verkehr mit allen Verlegern zu treten, ihren Bedarf von einer größeren Sortiments-Handlung beziehen; sie sparen dadurch Zeit, Geld und Mühe, können ihr Geschäft weit besser übersehen und berechnen, werden
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