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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.03.1916
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- 1916-03-30
- Erscheinungsdatum
- 30.03.1916
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«Srl-»blaU f. d. Dllchn. Buchhandel. Redaktioneller Teil 74, 30. März 1916. der Bericht dazu. Wenn diese Bibliothek bei insgesamt 40 000 »11 nur rund 6000 für Novitäten auswenden kann, so st das als wenig zu bezeichnen. Aber das bleibe dahingestellt. Ich möchte nur die Frage aufwerfen: wieviel Unkosten hat der Sortiments buchhandel für Vorlage der Novitäten und Rücksendung der nicht angeschafsten aufwenden müssen? Dazu Abzug, und dann, bei den sehr hohen allgemeinen Ges : ästsunkosten, nur 28tzß Rabatt seitens der Verleger? Darin muß Wandel geschaffen werden. Es sei noch mitgetcilt, daß die Stadtbibliothek im Berichts jahre 16 9SS llk 68 H für Buchbinderarbeiten ausgegeben hat. Das Zugangsverzeichnis weist 14 468 Nummern auf, wovon aus Kauf 8360 Bände entfallen, der Rest verteilt sich aus Geschenke, auf Austausch und aus vertragsmäßige Ablieferungen. Eine neue Reichsbuchwoche zugunsten von Heer und Marine soll stattfinden. Ich hoffe, daß sie ein günstigeres Ergebnis für den Buchhandel zeitigen möge, als die vorjährige. Die Fehler, die bei der vorigen gemacht wurden, sind inzwischen klar erkannt, und alle Vorbereitungen lassen sich deshalb zweckmäßiger treffen. Eine Hauptsache scheint mir die Aufklärung und Bearbeitung der Bevölkerung durch die Presse zu sein. In einer der letzten Num mer» der »TäglichenRundschau« gab der bekannte A. Schowalter seine Erfahrungen und sehr beherzigenswerten Winke und Forde rungen aus dem Gebiete der Buchvsrteilung im Kamps- und Etappengebiete zum besten. Ich habe vorher nicht für möglich gehalten, daß soviel Schund und gänzlich ungeeignetes Zeug hinausgesandt wurde, und zwar durch Vermittelung der Sammel stellen und Klärbecken in der Heimat, was Schowalter ausdrücklich hervorhebt. Da er jedoch Beispiele in Fülle anführt, handelt es sich um unbestreitbare Tatsachen. Er nennt eine ganze Reihe von Städten- und Bädersührern, wie sie Fremdenvereine und Bade verwaltungen unentgeltlich ausgeben; von alten Schulbüchern, z. B. einen Band von Livius (lateinisch), einen Schlüssel zu einer italienischen Grammatik, veraltete Lesebücher sür untere Klassen; einzelne Hefte mit angefangenen Erzählungen; auch unverkenn baren Schund; Kinderbücher für das jugendlichste Alter usw. Schowalter äußert sich mit Recht schars und hart gegen solche von Gleichgültigkeit und Geringschätzung zeugenden Gedankenlosig keiten und Entgleisungen, die er nicht nur — ich schreibe augen blicklich nur aus der Erinnerung, ohne den Aufsatz selbst zur Hand zu haben — als eine Versündigung am guten Geschmack, sondern auch als große Undankbarkeit gegen unsere Tapferen draußen be zeichnet. Schließlich stellt er die folgenden Leitsätze aus: Darum: Schriften im Felde sind so nötig wie das tägliche Brot. Aber für ihre Sammlung und Verwertung gelten folgende Grundsätze: 1. Es darf nicht gegeben und genommen werden, was zu Hause nicht mehr brauchbar ist, sondern nur, wovon man im Felde leben kann. Fürs Feld ist gerade das Beste gut genug. 2. Alle Feldbücher müssen — von größeren Werken ab gesehen, die nur für bestimmte Zwecke in Betracht kommen — Eigentum der Empfänger im Felde unter deren ausschließlicher Verantwortlichkeit werden. 3- Für Sichtung und Verteilung genügt nicht gutes Herz oder gesellschaftlich angesehene Stellung; auch nichtbuchhändlerische Routine, sondern nur Kenntnis der Literatur — des Feldlebens und der Psyche des Feldsoldaten. 4. Es muß schon bei der ersten Zusammenstellung scharf ge schieden werden zwischen dem Bedarf der Front, der Etappen und der Lazarette. 8. Die Verwaltung der Feldbibliotheken müßte ausschließlich in die Hände der Feldgeistlichen gelegt werden. Nun meine ich, daß im Sinne von Schowalters Leitsätzen bei zeiten und wiederholt und nachdrücklich die Bevölkerung durch die Presse aus ihre Pflicht auf diesem geistigen Gebiete aufmerksam gemacht werden muß. Auch unsere Feldgrauen und Seeleute leben nicht vom Brot allein. Vielleicht nimmt die Redaktion des Börsenblattes Veranlassung, den sehr lesenswerten Aufsatz Scho walters hier vollinhaltlich zum Abdruck zu bringen. Da ist jetzt ein neues Bücherverzeichnis erschienen, eine Zusammenstellung von Romanen mit ganz kurzen und knappen Kennzeichnungen der Bücher. An sich ist das ein dankenswcrkes S70 Unternehmen, aber ich habe doch einen Mangel dabei bemerkt. Es sind darin Bücher empsohlcn, die, ohne daß ich mich über ihren sonstigen literarischen Wert äußern möchte, stark erotische Schilde rungenbringen; Szenen vonschwülerErotik, die nachmeinemEmp finden widerlich sind. Diese lNgenschaft müßte bei den betreffen den Büchern kurz bemerkt sein, sonst birgt die Verbreitung des Ver zeichnisses Fußangeln für den Sortimenter. Wer hätte auf dem Gebiete nicht schon als Sortimenter unangenehme Erfahrungen gemacht! Vor einigen Jahren legte ich meinem Weihnachts katalog ein Verzeichnis der Neuigkeiten des Jahres bei. Dieses Verzeichnis traf sehr spät ein, wurde hastig dem Weihnochtskatalog beigefügt und mit versandt. Daran knüpften sich umgehend sehr unliebsame Erörterungen mit dem Direktor einer höheren Schule, der wissen wollte, wie gerade ich dazu käme, »Willis Werdegang» so angelegentlich zu empfehlen. Das fragliche Neuigkeitenverzeich nis hatte fast gar keine Inserate, aber eins sehr ausfällig, und das war »Willis Werdegang«. Die Mehrzahl der Bücherkäufer will mit Recht grobe Erotik nicht lesen und im Hause haben, auch nicht, wenn sie in feinstem literarischen Gewände auftritt. Wenn also die Aufnahme solcher Bücher sich nicht vermeiden läßt, dann sollte wenigstens eine Bemerkung sie kennzeichnen. Auch im lieben Buchhandel soll alles verdeutscht werden. Dafür bin ich natürlich sehr, am meisten nach der Seite hin, daß möglichst wenig aus fremden Sprachen übersetzt wird. Was ist uns nicht alles aus Frankreich, Italien, Skandinavien und Rußland aufgetischt worden an ungesunden Erzeugnissen! Da gegen müssen wir uns künftig ernstlich wehren. Daß aber jedes Fremdwort unbarmherzig zur Strecke gebracht wird, scheint mir unnötig zu sein. Jetzt hat jemand die »Firma« erlegt und durch »Geschäft« ersetzt. Auf dem Bestellzettel eines Rundschreibens heißt es nicht mehr, wie es sonst üblich war, »Ort« und »Firma«, sondern statt des letzteren Wortes »Geschäft«. Man dürste also künftig nicht mehr sagen »Das ist Herr Saucrtops in Firma Friedrich Essig Nachfolger«, sondern in Geschäft Hermann Essig Nachfolger. Firma ist jedoch ein handelsrechtlich sestgelegtcr Begriff, den nicht jeder einzelne beliebig verändern darf. Weg mit allen entbehrlichen Fremdwörtern aus dem täglichen Leben, aber be hutsam mit der Entfernung technischerAusdrücke, die in Wissenschaft, Gewerbe und Beruf sich eingelebt haben! Diese Wörter sind nicht dazu bestimmt, daß Hans auf der Gasse sie ohne weiteres verstehen soll. Welche unglückliche Verdeutschung ist z. B. »Verfügungen» für »Disponenden«! Das Wort »Verfügungen« an dieser Stelle ist sinnlos, es muß erst langatmig umschrieben werden, ehe ein Sinn hineinkommt. Ich bin der Meinung, daß wir an Fremdwörtern, die in Gesetzen und in unseren buchhändlerischen Satzungen und Ordnungen festgelegt sind, nichts ohne Not ändern sollten. Eine Not auf diesem Gebiete kann ich jedoch nicht erkennen. Wohl aber erkenne ich eine Not auf dem Gebiete der buch händlerisch en Formulare, die in größter Mannigfaltigkeit auf- treten. Man wende nicht ein, daß das belanglose Kleinigkeiten seien. Wenn z. B. die Verleger Ausiieferungssakturen benutzen, von denen die eine ein Format hat wie ein ärztliches Rezept, die andere aber darin einem Tischtuch ähnelt, welches Bild ich schon einmal in einem Hamburger Briese anwandte, und diese so un gleichartigen Fakturen sollen in einem Pakete gc>ammelt und auf bewahrt werden, dann ist es schließlich kein Wunder, wenn eine und die andere Faktur im Laufe des Jahres verloren geht. Welche Arbeit und Schreiberei aber eine verlorene Faktur verursacht, ist Verlegern, Sortimentern und Kommissionären sattsam bekannt. Wenn die Fakturen wenigstens in der Breite gleichförmig wären, dann möchte jeder Verleger an Länge hinzutun, was ihm nötig ist. Die Lösung dieses schwierigen Problems scheint allerdings nicht leicht zu sein. Sollte sie über die Kraft des Verleger vereins gehen? Optimistisch, wie ich veranlagt bin, gebe ich die Hossnung auf Besserung nicht auf — per aspvra all astral Mit diesem großen Wort bei kleinem Anlaß schließe ich meine heutige Epistel. Hamburg, IS. März ISI6. Justus Pape.
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