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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.10.1847
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 19.10.1847
- Sprache
- Deutsch
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1280 begrüßen, weil er ähnliche Erfahrungen in seinen Dienstjahren genü gend mit angesehen. Daher sieht man auch in der Regel tüchtige junge Männer sich an solchen Orten versuchen, wo ihnen solche Aus sichten zu Hülfe kommen, indem sie wissen, daß im absolut beschränk ten Wirkungskreise die größte Kraftaufopferung nichts herbei zaubern kann. Ein Buchbinder und, wenn Herr Radant entschuldigen will, ein Candidat der Philologie (was Herr Rosenthal gewesen sein mag, geht aus seinem Eirculaic gar nicht hervor) und dergl. mehr, haben vielleicht als Nebengeschäft, jener vermöge seines Gewerbes, dieser aus Liebha berei, ein paar Jahre hindurch für 4 bis 500 -/) Bücher für ordentliche Leute verschrieben, bezahlt erhalten und redlich wieder bezahlt, dabei 50 bis 100-/) als Nebenverdienst gewonnen, und sind von ihrem Com- missionair als gute Kunden höchlich geachtet und ob ihrer Intelligenz belobt worden. Anders stellt sich aber die Sache heraus, wenn sie als selbstständige Buchhändler in die allgemeine Verbindung einkreten. Das bisherige Geschäft, was sie eigentlich ernährte, muß dann vernach lässigt, auch mit der Zeit aufgegeben werden, der Handwerker wird Kaufmann, findet doch, daß er Manches nicht versteht, hält sich Ge- hülfen und Lehrling und erlangt einen Ersteren, von dem er nichts ler nen kann, ist aber auch nicht im Stande, dem Zweiten etwas zu leh ren, die Kosten für Beide bleiben jedoch; vom Eommissionair, Embal lage u. s. w. wußte er früher nichts, Frachten waren unbedeutend, jetzt aber summirt sich Alles und soll von dem Ertrage eines Umsatzes von 3 bis 4000 wenn es hoch kommt, bestritten werden, wo aber erst noch der nun nothwcndig zu erthcilcnde Rabatt und die schlechten Schulden abgehen. Was ist nun das Resultat? besitzt er etwas, so schafft er sich den Kram für ein paar hundert Thaler wieder vom Halse und läßt einen Andern hinein fallen, oder, wenn er nichts zum Zuse tzen hat, bezahlt er seine Ereditoren mit Stillschweigen. Ob dies zuviel gesagt ist, mag jeder beurtheilen, der sehen kann und sehen will; darum aber muß der Verleger als Creditgeber darauf achten, daß ein neuer Eollcge, der seinen Credit beansprucht, und dem er sein Eigcnthum unbeschränkt und ohne alle Garantie übergiebt, wenigstens ein moralisches Vertrauen verdient, und er erfährt, daß jener sich in soliden Geschäften umgesehen und die Schwierigkeiten ken nen gelernt hat, welche ihm entgegenstchen, auch durch unverdächtiges Zeugniß kund giebt, daß wenigstens einige eigene Mittel ihm zu Gebote stehen. Werden auch mitunter solche Atteste bodenlos leicht sinnig ausgestellt, so kann man dies doch wenigstens nicht als Regel annehmen. Darum, meine Herren, die Sie sich verletzt gefühlt haben, ist es nicht ganz gleichgültig, ob unverdächtige Zeugnisse oder buchhändle rische Erfahrung ein neues Etablissement unterstützen. Alle Persön lichkeiten ausgeschlossen, denn der Schreiber dieses kennt Sie nicht, aber cs ist eine Anmaßung heutzutage ohne Beseitigung aller Vor fragen von 700 Verlegern zu verlangen, ohne Weiteres auf die Leipzi ger Auslieserungsliste gesetzt zu werden. Auf diese Weise kann ein ehrloser Speculant, der so leicht erlangten Credit benutzen will, von vorn herein ohne alle Schwierigkeiten für große Summen gute Bücher verschreiben und sie an gewinnsüchtige Antiquare verschleudern, er ver schwindet und der Verleger verliert doppelt, einmal die geborgten Bücher, und dann am weiteren Absatz, indem den soliden Handlungen der Markt dadurch verdorben wird. Was in dem specicllen Falle, welcher zu diesen Zeilen Veranlas sung gegeben hat, Herr Radant mit seinem Vorwurf der Anony mität sagen will, verstehen wir nicht, da bei den allgemeinen Verhält nissen, um die es sich hier handelt, es weder auf den Namen des Gegners, noch aus den des Herrn R. ankommt. — Wenn Herr Rosenthal dagegen auf den von der innern Noth- wendigkeit herbeigeführten, beutigen Geschäftsgang sich beruft, welchen er der Krämerei nach seiner Ansicht gegenüber stellt, so spricht er, wie er es eben versteht. Welche Folgen dieser Art Geschäftsgang gehabt hat, wird er selbst später zur Genüge kennen lernen, und daß sein Etablissement ein durchaus überflüssiges genannt werden darf, muß jeder bestätigen, der die Verhältnisse von Hirschberg nur einiger maßen kennt. Wir sind dort gar nicht betheiligt, wissen aber, daß 3 Buchhandlungen dort nur kümmerlich bestehen können, und eine vierte leeres Stroh drischt, wenn sie nicht die drei anderen verzehrt, was doch so bald nicht ganz wahrscheinlich ist. Bei der gleichfalls maßloßen Concurrenz im Verlagshandel wird zwar freilich von Vielen jedes neue Circulair als ein neuer Abzugsweg freudig begrüßt; wie trügerisch dies aber ist, zeigt die Erfahrung. Wir fragen: a) Wie steht es heute um das Verlagsgeschäft, wenn der Sorti mentshändler durch die Zersplitterung mit sehr wenigen Ausnah men in seinem Erwerb so geschmälert wird , daß er nichts zurück legen kann, wenn eine nicht unmögliche politische Conjunktur große Geschäftscalamität herbeiführt, und nur noch Wenige einen Reservefond (eigenes Capital) besitzen, von dem sie unerläßliche Verpflichtungen erfüllen können? b) Wie steht es ferner um den Verlagshandel bei der übergroßen Production, welche die Ueberfluthung der Sortimentsgeschäste mit hervorgerufen hat? Betrachten wir die zahlreichen, in den letzten Decennien hervorgetretenen Verleger, bei denen die Größe der Auflagen und die Menge der Artikel alles decken und Schätze bringen soll! Wie viele haben prosperirt, und wie viele sind untecgegangen? Eine kurze, möglichst gründliche Statistik davon, könnte sehr lehrreich werden, und wir wünschen sehr, daß Jemand, der Zeit, Geschick und Gelegenheit hat, sich zu informiren, diesen Gegenstand etwas mehr ins Auge fassen möchte. Der Bücherabsatz hat sich seit 20 Jahren wesentlich vermehrt, zum Theil aber auch nur künstlich, der Sortimentshändler erwirbt aber nichts, und der größte Theil der Verleger, mit Ausnahme einer geringen Anzahl basirter Handlungen, welche einen methodischen Gang inne halten, und ein paar glücklicher Speculanten, kommt ebenfalls nicht vorwärts. Haben wir zu schwarz gesehen, so möge eine erfahrene Hand uns eines Besseren belehren, und wir werden uns freuen und unseren Jrrthum eingestehen. * * * Erwiederung. Die in No. 85 d. Bl. stehende Beleuchtung über zwei kurz vorher von unserm Collegen W.Dietze und einem Anonymus gemachte Reform-Vorschläge im Buchhandel, ist durchaus frei von der Absicht irgend einer persönlichen Kränkung und die neuen zwölf Handlungen, welche darin genannt wur den,weilsieall'undjedeEmpfehlunginihren versand ten Circulairen außer Acht gelassen, irren sich durch aus, wenn sie dergleichen unlautere Motive demVer- fasser dieses Aufsatzes auch nur im Allergeringsten zulrauen. Da das Börsenblatt ein Organ zur Besprechung buchhändlerischec Angelegenheiten ist, so war auch die neuerdings angegriffene „Beleuch tung" am Ort und Stelle, denn wenn erst so große, das Geschäft beeinträchtigende Mißbräuche nicht mehr darin zur Sprache kommen sollen, so hört auch das Börsenblatt auf, das ganz zu sein, wozu es bestimmt wurde. Und daß es z. B. zu den Mißbräuchen gehört, wenn jetzt Etablissements auf Etablissements um Credit im Buchhandel einkommen, die den Verlegern auch nicht die geringste Garantie in ihren Circulairs factisch Nachweisen, darüber mag die öffentliche Meinung Gericht halten. Der Vers, des ged. Artikels in 85 d. Bl. hatnurdcn Mißbrauch rügen w ollen, und zumBe weise
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