Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.04.1847
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 23.04.1847
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18470423
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-184704237
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18470423
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1847
- Monat1847-04
- Tag1847-04-23
- Monat1847-04
- Jahr1847
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
474 zu beschränken. Ich würde ferner die Grenzmarken des ein und sechs- zigsten Lebensjahres und eines Altersunterschiedes von ein und dreißig Jahren zwischen der versichernden und versicherten Person als recht und billig für beide Theile (die Anstalt und die sie benützen Wollenden) er achten. I>) Hier zeiht mich Herr vr. R. eines Jrrthums, der demungeach- tet nicht auf meiner, sondern auf Herrn vr. R.'s Seite sich vorsindet. Handelte es sich hier nicht um eine sich daran knüpfende praktische Be merkung in Betreff unserer Anstalt, so würde ich übrigens dieser Klei nigkeit gar nicht erwähnen, denn bei dergleichen Gegenständen lauert überall der heimtückisch versteckte Jrrthum auf de» forschenden Wande rer, dem er unbemerkt sich an die Ferse heftet; eben so leicht hätte also auch ich irren können, wie denn in der That— so ketzerisch dies auch klingen mag,—meistens zufällige Umstände darüber entscheiden, ob man der Jrrthumsfalle ausweicht oder hinein gcräth, weshalb auch die ses weder zum Vorwürfe oder zur Unchre, noch jenes etwa zum rühm lichen Verdienste gereichen kann. Der Jrrthum im vorliegenden Falle liegt aber darin, daß Herr vr. R. das Ergebnis der Wahrscheinlichkeits rechnung für beide Spieler (Anstalt und Theilnehmec) dasselbe sein läßt, was jedoch nur bei gleichen Quoten, bei ungleichen aber blos dann der Fall ist, wenn die Pensions-Abstufungen (vertheilt auf die Mitglieder und Altersklassen) gleiche Verhältnißzahlen ergäben oder aber die Menge der Theilnehm er so hoch stiege, daß der Unterschied zwischen den einzelnen Quoten zu einem für praktische Zwecke nicht mehr in Betracht kommenden Minimum herab sinke, was begreiflicher Weise nur bei sehr umfassenden, viele Tau sende von Mitgliedern zählenden Anstalten und auch da nur immer bis zu einem gewissen Grade der Fall sein kann! Das „proportio nale" Gesetz hat seine Gültigkeit nur für den Spieler, nicht für die Bank, und gleichwie bei der letztem die an sich richtige Berechnung zur stark abweichenden Magnetnadel wird, welche daher nicht mehr als Compaß dienen kann, sobald einzelnen Spielern u n - verhältnismäßige Wage-Einsätze gestattet werden; so kann auch eine Anstalt bei aller sonstiger Tadellosigkeit der Zahlungs-Tarife das Schicksal eines auf Sand gebauten Hauses haben, wenn sie die selben für verschiedene Quoten ganz gleich stellt, ohne der oben erörter ten Voraussetzungen gewiß zu sein. Deshalb sind auch Beispiele hier nicht maßgebend, denn jede Anstalt hat ihre cigcnthümlichen, nebst den Ziffern auch nochzu berücksichtigenden Lebensgesetze und es kann bei der einen Anstalt noch ein Spielraum von 1 zu 100 ein gestatrba- rer, bei der andern dagegen ein Spielraum von I zu 20 schon ein Ha- zardspicl sein (und zwar — wiederholt sei hierauf die Aufmerksamkeit erbeten — bl o s für die An sta lt, für die Spieler jedoch nicht eher, als bis jene schon ihrem Untergange naht, auf dessen späteres Eintref fen alsdann die Spieleinsätze gleichsam noch gewagt werden). Herr vr. R. könnte mich auf die Renten-Anstalten als einen ver meintlich hierher gehörigen Einwand Hinweisen, wo dadurch, daß die Zahl der zu lösenden Nentenscheine in das Belieben des Theilnchmers gestellt wird, gleichfalls jede feste Grundlage zu mangeln scheint. Al lein mit den Rentenanstalten hat es eine andere Bewandtnis; denn er stens sind alle namhaften Institute dieser Art von einem ungeheuren Umfange, zweitens haben die auf Wechselseitigkeit begründeten Renten- Anstalten außerordentliche, höchst scharfsinnig combinirte Hülfsquellen an Fonds-Verwendungs-Arten,- Zinsen und sonstigen Ersparnissen, die wieder den Mitgliedern zufließen, und endlich drittens (was auch eine Hauptbcdingung ist) sind die niedersten Rcntenbeträge sehr klein (zu 10 fl. Rhein., 10 fl. Augsb, Crt., 10 Preuß. Eour.) gestellt; es entsteht also ein großer Spielraum nach auf- und abwärts, jedoch nicht gleich zu ganzen Stockwerken (wobei manchmal ein Lall» morksls unvermeidlich ist), sondern zu möglichst kleinen Staffeln, welche den Mitgliedern gestatten, sich je nach ihrem persönlichen Be dürfnisse auf eine große Menge von Pensions-Elassen zu vertheilen und so den Fortbestand der Anstalt sichern zu helfen. Die Wahrscheinlichkeitsrechnung, eine der erhabensten Schöpfun gen des menschlichen Geistes und im Grunde nichts Anderes, als die von ihr aus der unendlichen Menge von scheinbar regellosen Zufällig keiten herausgefundene Gewißheit, daß auch sie Gesetzen unterstehen, die selber nur Glieder einer ewigen Weltordnung sind, hat ihre volle Richtigkeit; jedoch nur in so lange, als von ungenannten Größen die Rede ist, während wir auch hier bei versuchter praktischer Anwendung gar bald auf jene schwer überbrückbare Kluft stoßen, welche unser Wissen unv Können fast überall wie in zwei fremde Gebiete scheidet. Noch zahlloser Forschungen, noch mancbec Meisterwerke, wie das von Quetelet* *), wird es bedürfen, bevor wir nur lernen, wie wir unsere, bei allen menschlichen Zuständen und Interessen sich aufdrängenden statistischen Räthselfragen stel len müssen, damit die Wissenschaft sie b e antwo rt en könne! Unsere Sterblichkeitstafeln von heute, verglichen mit Men, wie sie das künftige Jahrhundert haben wird, wer den hinsichtlich der Fehler und Auslassungen sich mehr von einander unterscheiden, als der erste Bürstenabzug und der letzte Nachschaubogen eines zur Stereotypirung bestimmten Werkes!—So viel wird aber der hochverehrte Herr Ur. N. indessen auch ohne einen für jetzt noch nicht beibringbaren Ziffern-Nachwcis zugeben, daß 1) bei unserer beabsichtigten Anstalt, weil sie auf Bcrufsgenos- sen und Geschäftsverwandte beschränkt ist, für etwaige Nachtheile keine Ausgleichung durch die grosse Verschiedenartigkeit der Berufsthä- tigkeit und der physischen Lebensvcrhältnisse dargeboten wird; — daß 2) die Mitglieder unseres Institutes (dem nur die Extreme von reich und arm ganz fremd bleiben dürften) im Verhältnisse ibrer größer» Wohlhabenheit auch auf höhere Pensions-Quoten einzahlen werden; — Z) daß aber mit dem Steigen der Wohlhabenheit die Zahl der daran Thcil Nehmenden und somir auch dieBenützung der höher» Pen sions-Quoten eine fallende Progression darstcllt, folglich in der höch sten Pensions-Klasse die wenigsten Mitglieder vorhanden sein werden, weshalb für die Anstalt ein Wagniß*) beginnt, welches 4) höchstwahrscheinlich eher zu ihrem Verluste als Gewinne ausfalleu dürfte, weil bei den in Städten ansässigen böhern Handels klassen jene unersättliche, die Kräfte auszehrende Geschäftsthätigkeit der Wohlhabenden im Durchschnitte keine geringere, ja oft noch gesteiger tere ist, als bei den vom Glücke minder begünstigten Erwerbsgenossen, wozu bei jenen noch die Ueppigkeit nebst den bei dem Manne meist hef tigeren und daher seltener, als bei den Frauen, beherrschten Leiden schaften kommt; was im Vergleiche zu den minder bemittelten Collegen die Lebensdauer der Männer kürzt, wogegen die Gattinnen der Wohl habenden in vieler Beziehung sich weit mehr schonen und pflegen kön nen, wie die Frauen der um den Lebensunterhalt ringenden Geschäfts- genosscn, woraus sich als endliches Facit e i n e frühere und zahl- reichereWitwcnschast bei den Wohlhabenden ergibt! Eben so steht meine Ueberzeugung lest, obschon ich mir bis jetzt aus keinem statistischen und medicinischen Werke den um unserer An stalt willen aufgesuchten Zahlenbeleg zu verschaffen vermochte und ob gleich noch keine Anstalt darauf Rücksicht nahm, daß für die Versor gung von unverheiratheten Schwestern um mehrere Procent mehr gezahlt werden sollte, als für Gattinnen, weil — (abgesehen davon, daß eine Frau das Muttcrglück oft mit dem Leben, ent weder gleich oder in Folge geweckter Krankheitskeime bezahlen muß) — *) Quetelet, über den Menschen u. s. w. (Versuch einer Physik der Gesellschaft.) Aus dem Französischen. Gr. 8. Stuttgart 1838. *) Da die Unsicherheit für die Anstalt überhaupt in dem Maaße wächst als die Theilnehmcrzahl sich verringert, so ist schon dadurch mit arithmetischer Gewißheit ein größeres Risiico für die Instituts-Casse bei den hdhern Pensions-Klaffen unvermeidlich.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder