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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.04.1847
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1847-04-02
- Erscheinungsdatum
- 02.04.1847
- Sprache
- Deutsch
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363 1847.^ erzeugt, Herr und Meister ist- Und eine Zeit ist wohl sehr übel berathen, in welcher man lediglich an diesen Egoismus appelliren muß, um einen Gran des Guten ins Leben zu rufen. Wenn man aber diesen Egoismus zum Hebel des Gemeingeistes und der praktischen Ehrenhaftigkeit machen zu können glaubt, wähnend, dieser Hebel könne etwas Festes, Wohlbegründetes und mithin Dauerhaftes zu Tage fördern, so ist dies wohl auch nur ein Traum, wenn auch eben kein schöner. Denn wie will, wie kann praktische Ehrenhaftigkeit ohne die innere Ehrenhaftigkeit der Gesinnung bestehen und etwas Bestehendes erzeugen! — Mit derjenigen Ehrenhaftigkeit, die den Egoismus zum Vater hat, wird wahr werden und kann nur wahr werden, was vorliegender Aussatz sagt, man wird dem Allgemeinen das Wort reden, ohne ihm die That folgen zu lassen, und wenn das Gemeingeist ist, so haben wir wahrlich seil Jahrzehenden in allen Verhältnissen der Zeit des Gemeingeistes so übersättigend bekommen, daß einem Ekel und Grauen ankommt, gedenkt man seiner. Ist denn das ein Gemeingeist, der zwar für das Allgemeine spricht, un- serthalb ihm auch die schönsten, längsten Reden hält, wenn es aber zu einem Opfer dafür kommt, niemals daheim ist, sondern das eigene Selbst stets dem Gemein wo hle vorangehen läßt? — in einem anderen Sinne, einer anderen Wortfügung, allenfalls wohl, niemals aber in dem Sinne wahrer echter Ehrenhaftigkeit — man müßte denn in diesen Beziehungen sehr genügsamen Sinnes sein! Jndeß ist der aufgestellte Vorschlag zur Bildung einer, allen Miß bräuchen die Stirn bietenden und ihnen offene Fehde erklärenden Con vention gewiß aller Beachtung werth und würdig, und nur zu wün schen, daß letztere sich auf wahre, echte praktische Ehrenhaftigkeit grün den und aufbauen möge, und nicht auf jenen Bastard dieses Namens — sonst mögten ihr schwerlich kernige Früchte, sondern nur Schalen ohne Kern, leere, wenn auch sicherlich nicht schöne, Traumgebilde ent sprießen, und der Thatbestand dürste nach wie vor derselbe bleiben. Erwiederung an Herrn Wcinholz. Sie haben kürzlich einen Aufsatz zu Gunsten des Eolportirens in die Welt geschickt, der eben nicht ein günstiges Licht auf Ihre Erfah rungen im Buchhandel wirft. Wir würden Ihren Artikel gänzlich ignoriren, hätten wir nicht ganz besondere Rücksichten zu nehmen, die uns veranlassen, gründlich auf die Sache einzugehen. — Was aner kannte Männer vom Fach in diesem Blatte über den Unfug der Ex porteure dargestellt haben, Männer, welche den Buchhandel kann ten , ehe Sie geboren, geschweige denn als Verleger etablirt waren, — das werden Sie nicht umstoßen, am Allerwenigsten verspotten kön nen. Noch kürzlich wurde in diesem Blatte die Behörde darauf auf merksam gemacht, wie sogar der Handel mit verbotenen Schriften in den Händen der Exporteure wäre, wie diese Leute nach Leipzig gingen und dort gleich in Parthien einkauften, was sie später in ihrer Hei- math reißend los würden. Ebenfalls wurde der Unfug mit unsittlichen Schriften und Bildern dargethan, wie überhaupt die ganze Gefährlich keit dieser Leute enthüllt, deren schädlicher Einfluß auf das Volk von so großer Wichtigkeit ist, daß man nicht genug daraufaufmerksam machen kann. Und diesem Allen treten Sie so ohne Weiteres entgegen und begrüßen es als einen F ortschritt derZei t?!! Wenn Ihr Motto: „Erlaubens das ist Schwärmerei" Sie nicht schon allein richtete, so könnten wir beinahe veranlaßt werden, Sie an jenen ehrlichen Bauer bei Kostnitz zu erinnern, der Holz in Huß Schei terhaufen warf, glaubend ein gesegnetes Werk damit zu thun und an jene Worte des großen Märtyrers dazu: „0 ssnots Zimplieitss!" — I>. Nochmalige Bitte um Beachtung und Abstellung. Das Schulblatt für die Provinz Brandenburg, herausgegeben vom Schulrath Schulz in Berlin, kostet in diesem Jahre durch den Buchhandel bezogen 1 ^ 25 S-s, dahingegen durch die Post bezogen, inclusive Porto, nur 1 >/) 15 S-s, so steht es gedrucktsog ar auf den Heften gedachten Blattes. Warum, müssen wir nochmals fragen, sollen es die Buchhändler nicht wenigstens eben so billig liefern als die Post? ? ? >— Herr Schulrath Schulz möge doch darüber einmal den Buchhändlern eine genügende Auskunft durchs Bör senblatt geben, denn wir finden es wohl alle, meine Herren Eollegen, nicht hübsch, daß wir bei dieser Zeitschrift so hintenangesetzt werden ?— Ich habe schon früher einmal diesen Gegenstand zur Sprache ge bracht, es ist darauf aber weder eine Antwort erfolgt, noch hat unser College L. Oehmigke in diesem Jahre für Abstellung dieses für uns großen Uebelstandes (denn wir werden dadurch beim Publikum beein trächtigt) Sorge getragen. Der Buchhändler — er. Ucbcr Anonymität und Pseudonymität. Im Briefkasten der Redaktion des Börsenblattes, daselbst 1847 No. 20 befindet sich folgende Notiz: „den vielfach ergehenden Anforderungen, die Einsender anonymer, mit irgend einer Chiffre versehenen Aufsätze zu nennen, kann nur dann ent sprochen werden, wenn dazu ausdrücklich Erlaubniß crtheilt wurde, was höchst selten der Fall ist." Es ist gewiß in hohem Grade zuibeklagen und wirft in den mei sten Fällen kein günstiges Licht auf die Schreiber, daß die größere Zahl der Aufsätze, die in die Welt hineingestrcut werden, und namentlich der jenigen Aufsätze, welche Rügen enthalten, sich hinter den Wall der Ano nymität oder Pseudonymität verbergen. Jeder der öffentlich auftritt muß meines Erachtens für das, was er gesagt hat, durch Nennung seines Namens einstehn und nur in den seltensten Fällen scheinen mir die Motive der Namenverschweigung gerechtfertigt zu sein, und müßte in solchen Fällen allemal wenigstens gesagt werden, daß besondere spccielle Gründe die Anonymität entschul digten. In den bei weitem meisten Fällen kann sie aber gar nicht ent schuldigt werden und wirkt selbst schädlich — denn verschweigt Jemand seinen Namen aus Bescheidenheit oder auch aus dem an sich verwerfli chen Grunde der Bequemlichkeit, so entzieht ersich einmalderRüge, und har er etwas Tüchtiges geliefert, so thut er auch dadurch ein Unrecht, daß er sich der Gesammtheit, der er als Sonderglied verpflichtet ist, durch die Anonymität entzieht, während seine Einsichten und Kenntnisse zum Nutzen und Frommen der Gesammtheit gehörigen Orts herangezo gen werden könnten. Verschweigt er dagegen seinen Namen aus Feig heit, so sind wir Gott Lob schon soweit gekommen, daß anonyme Aufsätze entweder weniger und enthalten sie Angriffe gar nicht beach tet, oder was gewiß das Richtigste ist, verachtet werden. Ist erst die Verbannung der Anonymität sittliche Regel für Jeden geworden, vertritt Jeder muthig und kräftig und mit Verschmä- hung aller Winkelzüge und Reservationen das, was er gesagt hat, wird cs von Jedem anderen Theils für eine Pflicht zur Steuer der Wahr heit gehalten, im Falle der siegreichen Widerlegung auch dies vor sich und, wenn cs nöthig ist, öffentlich zu bekennen — dann sind wir gewiß nicht mehr weit von der Preßfreiheit und es steht dem Buchhändler vorzugsweise wohl an, daß er in dem Streben nach derselben dtlrch sitt liche Selbstständigkeit vorangehe. — Also fort mit der Anonymität, zunächst im Börscnblatte. Berlin, d. 13/3. 1847. G. W. F. Müller.
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