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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.02.1847
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 05.02.1847
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- Deutsch
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127 1847.1 N ichtamtli Habt Acht! So lange die Welt steht, hat es verheerende Krankheiten, Stadt- und Landplagen gegeben, z. B. die Sündflurh, die Pest, die Cholera, Heuschrecken u. dgl, die sich theils über ganze Länder, theils nur über einzelne Landestheile verbreitet und die Bevölkerung mehr oder minder in Schrecken und Angst gesetzt haben. Wir werden auch in Zukunft nicht ganz frei davon bleiben können, denn dies ist ein Ding der Un möglichkeit; aber unsere Pflicht ist es, gegen den Feind, den wir nahen sehen, mit Anstrengung aller unserer Kräfte zu Felde zu zie hen. Seit 16 Jahren, wo die Cholera ihr unholdes Wesen trieb, kann man nicht anders sagen, als daß der Gesundheitszustand von Deutschland ein ziemlich befriedigender gewesen ist, aber er scheint nun auch leider seine Endschaft erreicht zu haben! -— Scharfe, vielleicht auch noch mit einem gutem Glase bewaffnete Augen haben nämlich bemerkt, daß eine fürchterliche Seuche im An marsche, ja noch mehr: daß sie schon an einigen Orten, z. B. Berlin, Breslau, Erlangen, Leipzig, Wien ausgebrochen ist und einzelne Opfer gefordert hat. Sie hat sich unglücklicherweise den von uns ge wählten Stand: „den Buchhandel" auserkoren und wehe uns, wenn wir wanken und nicht unfern Mann stehen! Gott der Allmächtige, der ja Alles zum Besten lenket, möge uns auch hierin beistehen und uns namentlich Kraft und Ausdauer verleihen, damit wir dem Feinde muthvoll entgegentretsn, ihn zermalmen und siegreich aus dem Kampfe hervorgehen! — Die Krankheit, von der ich spreche, hat noch keinen Namen; ich bin daher nicht im Stande, das Kind bei seinem Tausnamen zu nennen. Damit Ihr sie aber sogleich erkennen könnt, will ich Euch die Krankheit analpsiren. So wieB. der Schneider vorzugsweise mit der Krätze, der Böttcher mit krummen Beinen, der Schullehrer mit der Schwind sucht zu kämpfen hat, so erstreckt sich die in Rede stehende Krankheit bis jetzt nur aus den Buchhändler und man könnte sie füglich die Buchhändleckrankheit nennen. Vorzüglich ist sie daran zu erkennen, daß sich von einem Körper plötzlich ein Theil absondert und einen für sich bestehenden Körper bildet, wodurch der Uebelstand entsteht, daß aus einem Körper, der ursprünglich kräftig oder doch ziemlich kräf tig war, zwei unbedeutende Körperchen werden, denen es nun durch die stattgehabte Absonderung an Saft und Kraft mangelt. Ich weiß nicht, ob ich deutlich genug gewesen bin; für die, welche mich noch nicht verstanden haben sollten, will ich versuchen, mich noch deutlicher auszuquctschen, d. h. ich wi I l mit derThüre in's Haus fallen. Ich meine nämlich das immer mehr überhand nehmende, bereits zur wahren Manie gewordene Trennen der Verlags und Sortiments-Conti. — Was zu arg ist, ist zu arg! Es ist jetzt wirklich, als wäre der Buchhändler nur da, um neue Conti's zu machen, oft nur eines einzigen Buches wegen, das er im Jahre braucht! Bei allem Aerger, den man darüber hat, wird die Sache doch auch manchmal höchst spaßhaft. So wollte neulich ein College — wahrscheinlich von der grassirenden Modekrankheit angesteckt — auch Verlag und Sortiment vom neuen Jahre an getrennt wissen. Nun muß ich gestehen : ich mache seit vielen Jahren ein sehr hübsches Sortimentsgeschäfr, habe auch, ohne mich zu rühmen, hübsche Sor timentskenntnisse; wenn mir aber Jemand 1000 böte, ihm nur einen Verlagsartikel dieses Collegen zu nennen, ich wäre es beim besten Willen nicht im Stande. >—Da heißt es: „wichtige Gründe, deren Auseinandersetzung hier zu weit führen würden, zwingen mich, Ver lag und Sortiment von jetzt an getrennt zu führen ic." Gut, trenne immerhin, aber belästige damit Deine sämmtlichen Collegen (gegen wärtig ein recht anständiges Häufchen) nicht; trenne hübsch für Dich, cher Theil. Dein Verlagsgeschäft wird wohl nicht socolossal sein, daß es Dir da zu keine Zeit ließe. — Ein Andrer giebt es verblümter und drückt sich ungefähr so aus: „Nur höchst ungcrne entschließe ich mich dazu, Sie zu ersuchen, mir vom neuen Jahr an getrennte Conti für Verlag und Sortiment zu eröffnen, aber ich sehe mich genöthigt, um eine ge nauere Uebersicht über mein Geschäft zu gewinnen w." — Nun, diese will doch wohl jeder ordentliche Buchhändler haben, auch derjenige, welcher bis jetzt nur ein Conto führt. Diese Uebersicht verschafft er sich aber ganz einfach dadurch, daß er nach der Ostermesse seine Handlungsbüchec zur Hand nimmt und auszieht, was er an Verlag geliefert und davon zurückerhalten hat, so wie was ec an Sortiment erhalten und davon zurückgesandl hat. S o erhält er das Facit auf leichte Weise, ohne daß er 500 Collegen mit doppelten Conti's chica- nirt hat. Sehen wir da ruhig zu und willfahren jedem derartigen Ansin nen, so erleben wir noch, daß für jedes Buch ein apartes Conto ge wünscht wird. Ein Beispiel, wie eS dann werden wird, dürfte hier am rechten Platze sein. T. führt schon seit einiger Zeit Verlag und Sortiment getrennt. Er druckt jetzt ein Werk, das in ca. 20 Heften complet sein soll. Das 1. Heft ist fertig, es ist in einer großen Druckerei schön gedruckt wor den, hat auch einen äußerst eleganten Umschlag erhalten und es gefällt ihm ungemein. Er nimmt 1 Ex. mit nach Hause, um es seiner Frau zu zeigen und ihr Uctheil zu hören. Madame !. hat gerade Kränz chen und es sind wohl an zehn Damen anwesend, die sämmtlich von der schönen Ausstattung des Heftchens entzückt sind. Zc. ist darüber ganz glücklich und schläft in Folge der Aufregung die Nacht sehr schlecht. Den nächsten Morgen sagt er zu seinem Commis: „ich habe mir's überlegt, Herr Müller! das Werk paßt doch eigentlich nicht zu meinem übrigen Verlag, ich werde cs „auf Separat-Co nto" verschicken. Gesagt, gethan! Und auf diese Weise sind wir wieder um ein Separat- Conto reicher. Glücklicher Buchhandel! Kaum ist das 1. Heft auf diese Art in die Welt geschickt, so wird dem glücklichen T. ein medizini sches Journal, das eine Lücke ausfüllen und einem längst gefühlten Bedürfnisse abhelfen soll, von einem Arzte angetragen. Der Mann hat einen Namen, wenigstens in der Stadt, wo er lebt, und k. ent schließt sich bald zum Verlag. Das Januarheft ist im Druck vollendet und es soll nun ans Versenden gehen. Soll ich's aus gewöhnliches Conto oder auf Separat-Conto notiren? fragt Herr Müller, k. stutzt und denkt ein wenig nach. Wissen Sie was, erwiedert er nach kurzer Pause, wir wollen der bessern Uebersicht wegen ein „Journal- Conto" dafür errichten; ich stehe ja so noch in Unterhandlung wegen des Verlags eines zweiten Journals, das ich jedenfalls noch übernehmen werde und das wir alsdann auch auf dies Conto bringen. — Herr Müller wagt nicht zu widersprechen, weil das Herr Zk. nicht liebt, er erpedirt also keck auf Journal-Conto. Auf diese Weise ist die Buch handlung L. in kurzer Zeit zu 4 Conti's gekommen, der Born der Fir men ist aber noch nicht erschöpft und übernimmt !. noch das zweite Journal, so kann er den Buchhandel immer noch mit einer „Expe dition" beglücken. Doch jetzt genug des Scherzes, der schon zu lange gedauert hat, und nun ein ernstes Wort zu einer ernsten Sachs. Es will mich be drucken, daß es jetzt hohe Zeit ist, diesem Trennen der Comi's eil en Damm entgegen zu setzen, was ganz einfach dadurch geschieht, daß wir keinem derartigen Gesuche mehr willfahren, wo das Sortimenrsgeschasc nicht an einen andern Besitzer übergeht. Wir bekommen dann im mer noch Conti's genug! Thun wir jetzt gar nichts dagegen, sondern trennen die Conti's ins Blaue hinein, wie man es unö vordictirk, so werden wir in Zeit von 5 Jahren mit Conti's förmlich überschwemmt 19*
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