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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.09.1862
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 10.09.1862
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18620910
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1862
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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 1883 113, 1V. September. zu offeriren, und werden sich diese Herren überall so lange auf halten, damit der Sortimenter Zeit habe, das Buch selbst zu prüfen? Denn ebenso^ wenig als sich aus einem bloßen Titelin serat oder einer marktschreierischen Annonce ein Schluß auf die Absetzbarkeit des Buches ziehen läßt, ebenso wenig dürfte sich denn doch auch der Sortimenter durch das bloße Anschauen bestimmen lassen, feste Bestellungen auf ein Werk zu machen, das ihm ein Reisenderpräsentirt. Jeder aber nur im geringsten denkendeVer- leger wird dem Sortimenter doch so viel kaufmännischen Geist zulrauen, daß er sein Geld nicht in Artikel steckt, die er gar nicht gesehen und deren Absatzsähigkeir er deshalb doch auch nicht be- urtheilen kann. Ließe sich aber dennoch ein Sortimenter verblen den, nach den Annoncen fest zu bestellen, und er würde das Buch nicht los , was wäre die Folge davon? — Schleudere! ä tout prix! Sich aber nur auf die eingehenden festen Bestellungen der Kunden beschränken, ohne dieselben selbst zum Kaufen auszumun tern, hieße doch sofort die Bude zusperren- Nicht die s cond.-Lieferung und auch nicht die Ueberproduc- tion, denn gegen diese kann sich jeder Sortimenter durch Selbst wahl schützen, sind wohl die Ursachen des schlechten Standes so vieler Sortimenter, sondern die neueren B aar-V er leger. Nur sehr wenige der jüngeren Sortimenter dürften so günstig situirt sein, den größten Theil ihres festen Bedarfes, wie es jetzt geschieht, baar beziehen zu können. Sie müssen also mit frem dem Gelbe arbeiten und da fressen die Zinsen den Verdienst. Jeder andere Kaufmann bekommt vom Fabrikanten 3—6 Monate Cre dit, der Sortimenter aber muß die Waare schon zahlen, ehe er sie noch gesehen hat, und bekommt er sie endlich in die Hände, so muß er sie seinem Kunden in Rechnung stellen und ein Jahr, auch vielleicht zwei, auf das Geld warten. Welcher Sortimenter kann das aushalten ohne fremdes Capital? Die goldene Zeit des Buchhandels existirte, als die Verleger volle Jahresrcchnung gaben und Baarpackete eine Ausnahme waren. Als sich dieses Verhältnis; umkehrtc, kam die schlechte Zeit und die Sortimenter konnten nicht regelmäßig zur Ostermcsse zahlen, da sie das Geld, das sie zu Neujahr einnahmen, auf Baarpackete und pro cplt. berechnete Zeitungen auslegen mußten. Die Sortimenter sind die Packesel des Buchhandels; es wäre an der Zeit, daß sie sich zusammenkhäten zu einem Sortimenter- Vereine, besten Mitglieder sich aufManneswort das Versprechen geben, von keinem Verleger mehr eine Novität anzunehmen, von der nur ein Baarpreis offerirt wird. Die Verleger würden ein- sehen, daß nur die Sortimenter dem Buche Eingang verschaffen und daß diejenigen Werke, für die sich die Sortimenter nicht mehr verwenden, auf dem Lager der Verleger Maculatur werden. Ihr Hrn. Verleger, gebt Jahresrcchnung! wir Sortimen ter müssen es unfern Kunden auch thun, und wenn wir nicht gezwungen sind, unser zu Neujahr eingehendes Geld wieder in Baarpackete zu stecken, werden wir auch zur Ostermcsse wieder prompt zahlen. Möchten doch diese Zeilen ihren Zweck erreichen und die von den Verlegern gedrückten Sortimenter endlich wachrufen, um sich gegen die stets zunehmende Willkür derselben durch gleiche Vereine und Maßregeln zu schützen. Die Vereine wachsen ja wie Pilze aus der Erde; sollte cs denn nicht möglich sein, auch einenSortimenter-Vcrein zuStande zu bringen? lt. 11. Noch ein behcrzigenswerthes Wort über und gegen die Schmutzliteratur. DenBestrebungen einiger wackerer College« ist es gelungen, Börsenblatt und Wahlzettel von dem Schmutze zu säubern, wel chen lange Zeit vorzugsweise einige Altonaer Institute in diesel ben Heineintragen durften. Sicher wird die Mehrzahl der Colle ge» sich selbst und unserm ganzen Stande zu dieser Erlösung vom Uebel Glück gewünscht und Jenen Dank gewußt haben. Es gilt aber noch einen Schritt weiter zu gehen, und ein bereits Jahre andauerndes, in bedrohlichem Maße anwachsendes Aergerniß auszumerzen, welches dem Verleger, mehr aber noch, und zwar in der regsten Zeit des Jahres, dem Sortimenter em pfindlichen Schaden zufügt:wirmeinendieJnseratejener Hamburger Antiquare, wie sie sich nennen, welche unter pomphaftem Firmenschmuck als „allergrößte Buchhandlung in der Welt", „Exportbuchhandlung von so und so viel lOOOBänden" die Zeitungen namentlich der Großstädte überschwemmen. Prüfen Sie, ist es noch nicht geschehen, einmal, meine Her ren College«, was man da u. a. anbietet, was mit Genehmigung der Redactionen, unter Pauken- und Trompetenschall, an Alt und Jung im leichtgläubigen und vom Reiz anscheinender Wohl feilheit leicht angelockten Publicum angepriesen wird; prüfen Sie und fragen Sie sich, ob es zu entschuldigen, daß— freilich neben einzelnen ehrenwerthen Büchern, darum aber um so schlimmer! — gemeine Spekulation ungestraft die Quintessenz einer scham losen Literatur Tag für Tag ausbieten darf. Aber sie darf es nicht! Denn überall wird die Sittenpolizei, auf diesen Unfug aufmerksam gemacht, demselben schnell zu wehren wissen. Sie werden finden, daß die Machwerke, denen mit Glück der Eingang in unsere Organe verwehrt ist, mit noch größerem Glücke diesen Weg zur Oeffentlichkeit betreten haben und frech neben einem Humboldt und Goethe ausgeboten werden an Jeden der lesen kann. Und weil diesem Unfug gesteuert werden kann, richte ich an alle Herren College», unter welchen viele Sortimenter mit mir die Nothwendigkeit einer Beschränkung der Hamburger Concur- renz-Misere fühlen werden, — an Alle richte ich die Bitte, im Interesse der guten Sitte der Spekulation, soweit sie eine die öf fentliche Moral gefährdende und somit verwerfliche ist, dasHand- werk legen zu helfen. Wo ein einfaches Ersuchen an die Redak tion der betreffenden Zeitung erfolglos ist, da wird die zuständige Behörde ihre Pflicht thun. Mittheilungen Gleichgesinnter erbittet sich der Verfasser dieser Zeilen durch die verehrl. Redaction des Börsenblattes. 8. »1. Ueber die russischen Rechnungen. Es scheint im deutschen Charakter ein Hang zu liegen, die einfachsten Dinge durch Herbeiziehen von allerlei überflüssiger Weisheit und durch Andeutung von noch lieferen Kenntnissen zu verwirren. Dem gegenüber führe ich zuerst an, daß ich von 1839 bis 1851 die Handlungen von Severin und Dcubner in Moskau ge leitet habe, also etwa 12 Jahre hindurch, und bin ich der Mei nung, beide Geschäfte gut und ordentlich geführt zu haben. Schonzu jenerZeit wäre esse l bst inMoskaumög- lich gewesen, alle Sendungen bis EndeDecember in alte Rechnung aufz»nehmen. Es versteht sich daher von selbst, daß man das jetzt ganz bequem kann, und die meisten Handlungen thun das auch bereits seit Jahren in richtiger Ein sicht der nützlichen Einfachheit. Um keinen meiner persönlichen Freunde zu nennen, führe ich als Muster von Ordnung den mir persönlich unbekannten Hrn. Theodor Hoppe in Dorpat an. Daß ich allem srühern Geschreibe über diesen Gegenstand fremd bin, will ich doch noch hinzufügen. Stuttgart, 1. September 1862. Rudolph Chelius. 265*
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