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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.02.1916
- Strukturtyp
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- 1916-02-03
- Erscheinungsdatum
- 03.02.1916
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Redaktioneller Teil. .-V 27, 3. Februar 1916. die das Gefühl Andersgläubiger verletzen könnten. Den Geist lichen ist es Vorbehalten, Erbauungsbüchcr ihrer Konfession zum Verleihen vorrätig zu Hallen. Wie ich schon zu Anfang sagte, hat Herr Pfarrer Hoppe sich um die Verwirklichung dieses Gedankens außerordentliche Ver dienste erworben. Den von ihm herausgegebenen »Feldprediger fahrten an der Westfront«*), die in durchaus frischer und anhei melnder Weise das Leben unserer Feldgrauen an der Westfront schildern, hat er ein Kapitel »Geistespflege im Kriege, eine bren nende Frage und ihre Lösung« angefügt, in dem er die ganze Versorgung unserer Feldgrauen mit Lesestoff behandelt. Ich kann mir nicht versagen, aus diesem Kapitel mit Erlaubnis des Ver fassers einiges wörtlich anzuführen: »Viele fleißige Hände haben sich in der Heimat geregt, um den Feldgrauen den unschätzbaren Liebesdienst zu tun, ihnen über die langen zehrenden Zeiten geistiger Vereinsamung hinwegzu- hclsen. Große Körperschaften, Einzelvereine und Einzelpersonen im edlen Wetteifer. An Kundgebungen der Dankbarkeit aus dem Feld hat's nicht gefehlt. Doch alle, die in der Heimat diese große dankenswerte Arbeit leisten, und erst recht wir an der Front, spüren, wie groß der Abstand zwischen dem Verlangen nach jenen ,guten Freunden* und dessen Befriedigung ist. Selbst im Etappengebiete, wo zum Teil ganz heimatliche, garnisonsmäßige Verhältnisse herrschen, ist noch unendlich viel zu tun. Die ,guten Freunde* kommen an die Front in Einzelsen dungen durch die Post. Offizier« und Mannschaften geben sie weiter, bis sie verschwinden oder zerlesen sind. Dann kommen die ,Schützengrabenbüchereien* mit 20, 30 gediegenen kleinen Büchern und Schriften. Die halten schon länger und Wecken das Ver langen nach ,mehr*. Der weitere Schritt ist die ,Kistenbücherei* für eine Kompagnie, Batterie oder ein Bataillon. Man kann nun noch weitergehen und zur Regiments-, ja sogar zur Divisionsbücherei fortschreiten. Dabei gelangt man freilich zu einem neuen Begriff, zur Forderung der .fahrbaren Kriegsbücherei*. Ein paar tausend Bücher mit ihrem schweren Gewicht kann man weder Menschen noch Packpferden aufladsn. Dazu ist ein Wagen, und zwar ein verschließbarer Wagen nötig. Den kriegt man mit seinem kostbaren Inhalt schon weiter, so gut wie andere für wichtig erachtete Dinge. Was ich hier schreibe, ist keine graue Theorie. Es ist in die Praxis übersetzt und hat sich über Erwarten bewährt. Unser Kriegsbüchereiwagen, der erst« im Felde, hat in Friedenszeiten einem über Land ziehenden Händler dazu gedient, Leinen und Wollsachen, Höschen, Mätzchen, Strümpfe u. a. m. den Dorfbe wohnern zu bringen. Ich entdeckte* ihn an der Landstraße, zum Teil schon ,abmontiert*. Er wurde unser rechtmäßiges Eigen tum. Nach drei Wochen war er nicht mehr wiederzuerkennen. Dank dem Entgegenkommen des Herrn Oberstleutnants und Regi mentskommandeurs v. Kühn halten die Handwerker unter Lei tung des Ingenieurs Stürtz ein Muster einer ,fahrbaren Kriegs bücherei* zustande gebracht. Alle Innenwände mit Regalen ver sehen. Für den Bücherwart vorn ein schmuckes, heizbares Kon- törchen. Und zuletzt — man lese und staune — zwei elektrische Lampen für die Winterabende! Die elektrische Lichtleitung führt auf der einen Seite zur ,Offizierslesehalle*, auf der andern Seite zur großen Lesehalle, in der 120 Mann bequem an Tischen sitzen und ihre Heimatzeitungen lesen können. Einen schönen be tonierten Fußpfad hat Herr Brigadekommandeur General Leo zu den Hallen anlegen lassen. Ein reges Leben herrscht in den dienst freien Stunden am Bllchereiwagen. In den Hallen geht es ge sittet zu, wie in einem akademischen Lesesaal. Der schöne große Dorfplatz, zuerst als .Pferdeappellplatz* benutzt, wurde dem .pro fanen* Gebrauch entzogen. Die Feldgottesdienste wurden dort hin verlegt und die große Halle nebenbei noch bei Regenwetter als Gotteshaus benutzt. Der Appetit kommt mit dem Essen. Die anderen größeren Ortsunterkünftc der Division sehnten sich nach ähnlichen Ein- *) Hoppe, L., Feldpredtgersahrten an der Westfront, Kriegserleb nisse aus großer Zeit. Mit Abbildungen. 8». 188 S, Berlin-Cassel, Kurcheverlag. 1816. . tt 1.88. richtungen. Nach einigen Wochen hatten wir zwei Bücherei wagen und drei große Büchereien — alle nach denselben Grund sätzen eingerichtet und verwaltet, und drei Lesehallen.« Es mag noch hinzugefllgt werden, daß der Ausschuß lediglich im Interesse unseres Heeres tätig ist. Keine Gewinnabsicht ist mit dem Unternehmen verbunden, und was etwa erspart wird, wird wieder für die gleichen Zwecke verwendet. Die Bücher werden gegen Zahlung beschafft, zum Teil von den Verlegern bezogen, zum Teil auch von Sortimentsbuchhandlungen. Bei Stiftungen von Wagen wird dem Stifter freigestellt, den Wagen, sowie seinen Inhalt selbst zu beschaffen und die Wagen vollständig gebrauchs fertig zu liefern. Das Sortiment kann sich also ein Verdienst um die gute Sache und nebenbei selbst einen erheblichen Verdienst verschaffen, wenn es reiche Privatleute oder Korporationen auf die fahr baren Kriegsbüchcreien aufmerksam macht und sie zur Stiftung eines Wagens veranlaßt. Die Stifter sollten darauf hingewiesen werden, daß auf jedem Wagen deutlich in großen Buchstaben der Name des Stifters zu stehen kommt, so daß die Bedachten ihn gleichzeitig als einen Gruß aus ihrer engeren Heimat betrachten können. Abbildungen der Bücherwagen hat »Der Tag« in seiner illu strierten Unterhaltungsbeilage Nr. 17 vom 21. Januar 1916 ge bracht, ebenso die »Vossische Zeitung« in ihren Zeitbildern Nr. 7 vom 23. Januar 1916. Ferner findet sich in dem oben er wähnten Buche von Hoppe*) eine Abbildung der ersten sahr- baren Kriegsbücherei im Felde am Tage der Einweihung. Sie ist auch als Feldpostkarte zu haben und bringt den Wagen be spannt und abfahrtsfertig mit seinen Regalen und dem Raume für den Bücherwart zur Anschauung, im Vordergründe liegende lesende Soldaten, dahinter stehend Pfarrer Hoppe. Möge auch diese Veranstaltung unfern lieben Feldgrauen ein Lichtstrahl in ihrem schweren Dienste für das Vaterland sein und ihnen von der Liebe und Dankbarkeit Kunde geben, die die Daheimgebliebenen ihnen entgegenbringen. Aus dem schwedischen Buchhandel. ii. <1 siehe Nr. 11.) Neuigkeiten. — Bibliophilenausgaben. — Gastspiele Max Reinhardts. — In eigener Sache. Die einheimische literarische Ausbeute des Herbstes ist recht groß gewesen und nimmt mit jedem Tag zu. Besonders die Fir men Bonnier und Norstedt L Söner kündigten eine große Anzahl § interessanter Neuigkeiten an, auf die ich vielleicht später noch näher eingehen werde. Im Verlage von Norstedt L Söner erschien ein neues Prachtwerk von dem auch in Deutschland bekannten jungen Schriftsteller Bengt Berg. Er scheint das belletristische Gebiet verlassen und sich jetzt ganz auf zoologische Schilderungen verlegt zu haben. Schon seine ersten deutsch erschienenen Bücher (Der See sall, Genezareth) verrieten ein inniges Einleben in die Natur, und nur wenige verstehen wie er, ihr alle Geheimnisse abzulauschen. Vor zwei Jahren veröffentlichte er ein großes, wundervoll mit photographischen Aufnahmen illustriertes Buch über die reiche und eigentümliche Vogelwelt der Täkern-See und rettete wahrscheinlich dadurch ein kostbares Naturdenkmal vor dem Untergang. Seine photographische Kunst ist meisterhaft. Jetzt hat er während des Sommers die durch ihre Vogelwelt bekannte Insel Stora Karlsö bei Gotland studiert und veröffentlicht nun unter demselben Titel ein textlich und bildlich gleich interessantes Werk. Ferner ist der Büchermarkt durch zwei ausgezeich net« Schilderungen von Australien bereichert worden: »Der fünfte Weltteil« von Professor G. Andersson (H. Geber) und »Unter wilden Tieren und Völkern in Australien« von Eric Mjöberg. Das erste schildert in anschaulicher und überaus interessanter Weise das wirtschaftliche Leben und die Natur des heutigen *) Auch die Verwendung für dieses Buch dürfte wegen seines frischen Tons und der Wirklichkeitsdarstellung, die in ihm lebt, von Er folg begleitet sein und der guten Sache Freunde gewinnen.
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