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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.01.1916
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1916-01-27
- Erscheinungsdatum
- 27.01.1916
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- Deutsch
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Rcüaltionellcr Teil. 21, 27, Januar 1916, reichen Truppen gewissermaßen auf dem Fuße gefolgt, um in den uns dort verbündeten Ländern durch Ausfuhr und Einfuhr einen gewissen Ersatz für die uns vorläufig verschlossenen Absatzgebiete zu suchen und zu finden. Wir können das, was darüber ge meldet worden ist, noch durch die Erwähnung eines weiteren um fangreichen Katalogs (Nr, 439) ergänzen, den Karl W. Hier- semann in Leipzig gegen Ende November ausgegeben hat: »Rußland, Polen, Österreich-Ungarn, die Türkei und die Balkan länder« (2404 Nummern), Auch ein anderer Katalog (Nr. 370) von Otto Harrassowitz in Leipzig schlägt neben einem früher genannten ungefähr die gleiche Richtung ein; er enthält »Slavica, Sprachen und Literatur, Geschichte und Kulturge schichte der slavischcn Völker« (2863 Nummern), Ab und zu tauchen jetzt auch Einkäufer aus neutralen Ländern auf, die möglicherweise auf ermäßigte Kriegspreise rechnen, jeden falls aber in dem augenblicklichen Tiefstand der deutschen Valuta schon einen hinreichenden Anreiz zu größeren, für sie vorteil haften Erwerbungen erblicken. Das tut den deutschen Antiquaren natürlich keinerlei Schaden, solange sie nur an ihrem Preis fest- halten. In dieser Hinsicht freilich sollten sie sich nicht drücken lassen. So ist im großen und ganzen ein Vorwärtsschreiten auf der ganzen Linie festzustellen. Aber das deutsche Antiquariat ist doch ein so weitverzweigter, in seinen einzelnen Richtungen so ver schiedenartiger, in mancher Hinsicht auch so durchaus vom Welt markt abhängiger Organismus, daß in vielen Geschäften nicht unwesentliche Einbußen zu verzeichnen sind, wenn auch die Aus sicht bestehen bleibt, diese Schäden späterhin wenigstens teilweise wieder ausgleichen zu können. Daß »durchgehalten« werden kann, ist jetzt über allen Zweifel erhaben, — Einzelnen Antiquaren, namentlich denen, die auf das moderne deutsche Sammlerpubli kum eingestellt sind, geht es verhältnismäßig recht gut, und sie tragen, durch ihre Erfolge zuversichtlich geworden, da zu bei, den Geist des ganzen Standes aufrecht zu erhalten. An deren von nur lokaler Bedeutung mag es manchmal schwer wer- den, sich über Wasser zu halten. Das sind Einzelne hier und Ein zelne da. Das Geschick ist eben niemals gleichmäßig verteilt. Dabei muß man sich hüten, die Stimmen solcher einzelnen Leute als Zeichen der Zeit zu deuten. Auf einem kleinen Katalog steht z. B, folgende Anzeige: »Katalog Nr, 81 , , ,, eine Zusammenstellung von Werken aus de» verschiedensten Wissenschaften zu niedrigen Preisen, Sollte den noch diesem oder jenem ein Werk im Preise noch zu hoch sein, so er bitte ich ein Gebot, ich gebe wegen Platz-Mangels jedes Werk aus diesem Katalog zu dem innerhalb 14 Tagen nach Versendung des Katalogs eingehenden höchsten Gebot ab. Es kann somit jeder, wie bei einer Auktion, nach Wunsch Preise machen und dementsprechend kaufen, Verkauf nur gegen bar.« Es wäre verkehrt, daraus weitgehende Schlüsse ziehen zu wollen. Es kommt auf den alten Gegensatz zwischen dem Optimisten und Pessimisten hinaus. Sie haben gewöhnlich beide unrecht. Die Wahrheit liegt auch hier in der Mitte, I?, L, Verleger und Direktor. (Zum 60. Geburtstage von Adolf Winds, 10. Februar 1916.) Obwohl der »Sechzigste« das mehr oder minder kahle Haupt end gültig in die Zahl der »bemoosten« Häupter rückt, befindet sich meine Autorschaft noch in den mittleren Semestern: mein erstes Buch »Aus der Werkstätte des Schauspielers« erschien 1903. Es ist wie alles Folgende aus dem Erfahrungsbereich des Bühneumeuschen heraus- geschricben und strebt danach, die Welt des Scheins unter die prü fende Lupe der Wirklichkeit zu nehmen. Meine Erlebnisse als Schau spieler und Spielleiter sind reich und mannigfaltig, als Autor gering, deshalb kann ich der freundlichen Aufforderung der Redaktion, mich über meine Beziehungen zum Buchhandel zu äußern, nur in knappen Worten entsprechen. Dem vor zwei Jahren verstorbenen Verleger- Heinrich Minden verdanke ich lebhafte Förderung, er war mir ein Freund und Berater. Er trat dem Autor nicht mit kalter Geschäfts miene entgegen, sondern lebte sich in das Werk, das er herausgab, mit Herz und Seele ein und nahm an dem Schicksal des Buches auch geistigen Anteil. Meine von der Shakespeare-Gesellschaft mit einem Preise ausgezeichnete Schrift »Hamlet auf der deutschen Bühne« er schien in den Publikationen der Gesellschaft für Theatergeschichte, ihr 90 Generalsekretär vr. Heinrich Stümcke unterstützte mich auf das wirk samste bei der Herausgabe. Einmal war ich mein eigener Drucker uud Verleger. Auf einer Reise nach Amerika wurde an Bord zugunsten der Mannschaftskasse ein bunter Abend veranstaltet, ich verfaßte dafür einen scherzhaften Prolog, der vielen Beifall fand, und den die Passagiere sich als An denken an die Reise erbaten. Mit Hilfe des Schiffskochs, der alltäg lich die Speisezettel druckte, wurde das Opus herausgegeben. Die vorhandenen Lettern reichten aber nicht zu, und so erschien das merk würdige Blatt halb Fraktur, halb Antiqua, eine Zeile fett, die andere gesperrt, große und kleine Buchstaben purzelten durcheinander. Trotzdem ging die Auflage reißend ab. Mit meinen buchhändlerischen Erfahrungen kann ich somit zu frieden sein, mir hat das Metier bislang nur die freundliche Seite gezeigt, es soll auch eine finstere geben. Kenne ich sie hier noch nicht, die finstere, so kenne ich sie zur Genüge auf dem Gebiet des Theaters. Direktoren und Verleger haben ein Gemeinsames: es wird über sie in den verschiedensten Tonarten geschimpft. Wie weit das auf dem Gebiet des Buchhandels seine Berechtigung hat, vermag ich nicht zu beurteilen, wohl aber stehen mir auf dem des Theaters ausreichende Erfahrungen zu Gebote. Direktoren wie Verleger haben es in gleicher Weise mit Phan- tasiemenschen zu tun, Phantasiemenschen aber stellen ihre Psyche den Realitäten des Lebens gegenüber nicht in allen Fällen richtig ein. Zwar soll es unter den Autoren praktisch gesinnte Leute geben, wie auch in verschiedenen Spielarten unter den Schauspielern, im allgemeinen aber sind beide Gattungen schwer zu be handeln. Der Autor ist im Vergleich zum Schauspieler in einem Punkt besser gestellt: sozial steht er dem Verleger anders gegenüber, als der Schauspieler seinem Direktor, hier liegt ein Ab- hängigkeitsvcrhältnis vor. Freilich ist dem Schauspieler die feste Be soldung zngesichert, der Autor dagegen wird meist nur am Gewinn be teiligt, die Bande aber, die jenen an den Kontrahenten knüpfen, sind weit drückender als die zwischen Autor und Verleger. Der Schau spieler ist gezwungen, Verträge einzugehen, die einseitige nur dem Direktor zustehende Kündigungsrechte enthalten, er verschreibt nicht nur sein Werk, sondern auch seine Person dem Unternehmer, er darf ohne Urlaub nicht die Stadt verlassen, ein weibliches Theatermit glied darf ohne Erlaubnis des Direktors nicht heiraten, Kranksein wird mit Einbehalt des Spielgeldes bestraft usw. Schlimmer noch als das persönliche Abhängigkeitsverhältnis ist das auf dem Schaffensgebict. Laut Vertrags ist der Schauspieler ge halten, jede ihm zugeteilte Rolle zu spielen, und wenn auch gewisse Richtlinien für die Art der Beschäftigung sich aus der Gegenseitigkeit der Vorteile ergeben, so sind die Fülle doch nicht selten, in denen der Schauspieler seine Kraft an Aufgaben setzen muß, die ihm »nicht liegen«. Die Hand des Direktors kann ihn heben, ihn fallen lassen, je nachdem ihm dankbare oder undankbare Rollen zuteil werden- er kann durch Nichtbeschäftigung kaltgestellt werden, ohne daß ihm ver traglich ein Recht zusteht, sich dagegen zu wehren. Gegen diese und ähnliche Hemmnisse kämpft die Genossenschaft der Schauspieler zwar einen lebhaften Kampf und hofft auf ihre Beseitigung durch das kom mende Theatergesetz, die Natur des Thcaterbctriebes aber bildet hier einen unübersteiglichen Wall. Oft muß die Leitung zum Vorteil des Ganzen das Interesse des Einzelnen zurückstellen: zudem strebt jeder Schauspieler danach, die erste Geige zu spielen, ein Orchester aber läßt sich eben nicht aus lauter ersten Geigen zusammensetzen. Können die Forderungen der Schauspieler in diesem Punkt nicht auf Erfül lung rechnen, ohne daß ihre Kunst selber darüber zu schaden kommt, so dürften, was die Gegenseitigkeit der Kündigungen betrifft, ihre Aussichten günstiger sein. Auch die Gastspielverträge auf Anstellung leiden an Einseitigkeit. Der Schauspieler bindet sich durch sie, der Direktor aber kann den Vertrag nach dem stattgefundenen Gast spiel wieder lösen. Das würde an und für sich nur recht und billig sein, denn der Direktor muß doch erst wisse«, was der Schauspieler leistet, ehe er ihn anstellt: dieser aber kann oft monatelang auf das bedungene Auftreten werten, denn ein Gastspiel ist im laufenden Spiel plan mit seinen bestehenden Aufführungsterminen nicht leicht unter zubringen. Während der unfreiwilligen Wartezeit ist der Schau spieler gezwungen, andere vorteilhafte Angebote oft vorübergehen zu lassen. Erschwerend fällt noch ins Gewicht, daß der Direktor für die bestehende Vakanz sich häufig mehrere Vertreter verpflichtet und unter diesen eine Auswahl trifft. Manchmal wirb eine Entscheidung erst nach dem Verlauf eines weiteren Gastspiels getroffen. Auch kommt des öfteren eine Einigung mit dem bisherigen Mitglied zustande, das Gastspiel des Auswärtigen hatte nur den Zweck, der Preistreiberei des Einheimischen entgegcnzutreten. Schlimmer noch als die Bedingungen des Gastspielvertrages ist der berüchtigte Kündigungsparagraph im Probemonat. Hier kann der Direktor den Vertrag beim Antrittsbeginn mit vierzehntägiger
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