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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.01.1916
- Strukturtyp
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- 1916-01-22
- Erscheinungsdatum
- 22.01.1916
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. ^ 17, 22. Januar 1916. wünschen übrig ließ. Zwar sind Bücher, die den Krieg 1914/15 behandeln, gekauft worden, aber sonst stehen die Reihen fast ungelockert da. Die Jugend lebt in solch gewaltiger Zeit mit ihren Gedanken ganz in der Gegenwart. Nun mag bei mir die unmittelbare Nachbarschaft eines Ntesenwarenhauses mit 24 großen Schaufenstern, von denen eins ganz mit Büchern ausgestatlet war, den Absatz von Jugendschristen stark beetn- trächltgt haben; wenigstens kam es häufiger vor, daß ganz unbekannte Jugendschriflen verlangt wurden. Nachher stellte es sich heraus, daß große Stapel davon im Schaufenster des Warenhauses lagen. Ob es jemals gelingen wird, den Bllcherhandel der Warenhäuser einzudämmen, scheint mir doch zweifelhaft zu sein, so wünschenswert es an sich wäre. Übrigens sind andere hiesige Firmen mit dem in Jugendschriften er» zielten Absatz zufrieden, wie denn überhaupt die Aussprache im Hamburg-Altonaer Buchhändler-Verein vor einigen Tagen ergab, daß das Weihnachtsgeschäft nach Lage der Dinge Be friedigung gebracht hat. Besonderes daraus wüßte ich nicht mehr hervorzuheben. Auffällig war der starke Absatz von besseren Abreißkalendern; es scheint so, als ob fast alle gänzlich ausverkaufl wären. Große Werke, auch teure Klassiker-Ausgaben sind nur wenig verkauft worden; ich habe auch noch nicht einmal von einem stattlichen Bilderwerk über den Krieg, dessen erster Band zum Preise von 25 Mark vorlag, nennenswerten Absatz erzielen können, im Gegensatz zu anderen hiesigen Firmen. Aber die eine frohe Gewißheit kann uns das Weihnachtsgeschäft 1915 geben, daß trotz aller Röte, in die Wohl einzelne, vielleicht sogar viele geraten sind, das deutsche Volk in seiner Gesamt heit nach fast anderthalbjähriger Kriegsdauer wirtschaftlich ungebrochen dasteht. Das ist mit ein Unterpfand für den end gültigen vollen Steg. »Durchhalten!« — dieses Wort hört man so oft. Aber dürfen wir Daheimgebliebenen es auf uns anwenden? Was haben wir denn zu halten und zu tragen? Die unbedeutenden Einschränkungen und Entbehrungen, die uns auferlegt werden, sind doch wirklich nicht der Rede wert! Darum wollen wir Gott bitten, daß er denen, die für uns draußen stehen, fernerhin Kraft zum Durchhalten geben möge, uns aber Geduld und Zuversicht erbitten, daß wir nicht murren und klagen, sondern vertrauen und hoffen, nicht müde und laß werden, sondern fest und arbeitsfreudig bleiben und durch unsere Arbeit und unser Vertrauen denen, die für uns kämpfen, den Mut stärken. — Zu spät! — Dieses schreckliche »zu spät« ist nicht nur bei unseren Feinden auf dem Kriegsschauplatz oft in die Er scheinung getreten, sondern auch im Buchhandel haben wir es leider vielfach verspürt. Ich habe mir eine Notiz gemacht über den besonders starken Umfang des Zettelpakets, das im Eilballen am 14. Dezember eintras. Was wurde da nicht alles den Sortimentern noch zu Weihnachten empfohlen, mehr fach mit den lockendsten Anerbietungen! Alles zu spät, zu spät! Schade um das schöne Papier, das mit so nutzlosen Anzeigen vergeudet worden ist. Nach flüchtigem Blick flogen die schönen Ankündigungen ungelesen in den bauchigen Papier korb. Dabei haben wir alle Ursache, auch mit dem Papier sparsam umzugehen. Ich glaube nicht, daß auf diesem Ge- biet jemals weder die reine, noch die praktische Vernunft bei einer großen Zahl von Verlegern allgemein zum Siege ge langen wird. Zwar sind nicht so viel wissenschaftliche Neuig keiten wie sonst wohl noch im November und Dezember zur Versendung gelangt, weil diese Verlagstätigkeit überhaupt sehr eingeschränkt ist, aber einige Verleger haben es sich doch nicht versagen können, wissenschaftliche Neuigkeits sendungen noch im Dezember herauszubringen; natürlich in alte Rechnung. Nun ja, die Eisenbahn, die Kommissionäre und die Spediteure verdienen daran, und diese wollen auch leben, wie manche, die eingeweiht zu sein behaupten, sagen, sogar nicht schlecht. Zu spät, zu spät! — wenn dieses Wort die Herren Verleger doch mehr berücksichtigen wollten, dann würden auch manche Klagen über mangelnde Tätigkeit und Gleichgültigkeit der Sortimenter verstummen. Wir hatten beschlossen, allen unfern zum Wehrdienst ein- 74 gezogenen Kollegen — es sind immerhin 12 von den 42 Mit gliedern des Hamburg-Altonaer Buchhändler-Vereins — je eine kleine Weihnachtsgabe zuzusenden. Überaus freudige Danksagungen liefen darauf ein, so daß unser Vorsitzender nach deren Verlesung ganz ernsthaft meinte: »So etwas haben die uns offenbar gar nicht zugetraut I« Ich schalte hier eine Bemerkung ein über die von der Allgemeinen Vereinigung Deutscher BuchhandlungSgehilfen kürzlich angeregte Teuerungszulage, nämlich die Frage: Woher sollen die Sortimenter in ihrer großen Mehrheit diese nehmen? Wenn auch das Weihnachtsgeschäft die ttesgestellten Erwartungen übertroffen hat, so ist doch der Gesamtum satz des Jahres erheblich hinter dem früherer Jahre zurück geblieben. Dabei liegt für uns in Hamburg viel Geld in Übersee fest, von dem sicher große Posten verloren sein werden. Wissenschaftliche Literatur, immer noch das feste Rückgrat für den deutschen Buchhandel in seiner Gesamtheit, ist wenig erschienen und noch weniger gekauft worden. Professoren und Studenten, Ärzte, Richter, Pastoren, Lehrer, Techniker aller Art stehen in großer Zahl im Felde, die Anschaffungs- Mittel aller Bibliotheken sind stark beschnitten. Somit ist der Rückgang des Gesamtumsatzes begreiflich genug. Ich will an sich nichts gegen die Berechtigung von Teuerungszulagen sagen, aber berechtigt ist auch die Frage: Woher das Geld dazu nehmen? — Nochmals spreche ich aus, daß eine Er höhung des Rechnungsrabatts bet wissenschaftlicher Literatur von 25«/„ auf 30"/» zur unbedingten Not wendigkeit geworden ist. Hoffentlich treten die Vorstände der Kreis- und Ortsvereine ernstlich mit dieser Forderung an die noch ablehnend sich verhaltenden Verleger heran. Wie schaffen wir Bücher ins Feld? Über diese Frage ist in den letzten Wochen im Börsenblatt viel laut geworden. Eine Lösung eigener Art trat kürzlich an mich heran. Ein Hamburgischer Landrichter, der als Hauptmann in einem Jnfan- terie-Regiment im Westen steht, fragte brieflich bei mir an, ob ich bereit wäre, ihm Bücher nach seiner Wahl kommissions weise zum Verkauf ins Feld zu schicken. Umgehend ant wortete ich zustimmend. Einen gelegentlichen Urlaub in Ham burg benutzte der Landrichter und Hauptmann dazu, um eine Auswahl in Wiesbadener und anderen Volksbüchern zu treffen, ein Rabatt von 10»/„ zur Deckung der Verwaltungs kosten wurde verabredet und dann ein kleiner Ballen dem Pakctdcpot des IX. Armeekorps übergeben. Was nun dabei herausspringen wird, weiß ich nicht; lediglich vom geschäft- lichen Standpunkt aus betrachtet, dürfte es kaum etwas Glänzendes sein, aber ich freue mich über das Herz des tat kräftigen Hauptmanns, der auch auf solche Weise für das Wohl seiner Leute sorgt. Vielleicht findet das Beispiel Nach ahmung. — Weniger erfreulich war eine andere Erfahrung, die ich jetzt machen mutzte. Ein mir befreundeter Herr trug mir auftragsweise die Bitte vor — ich schalte ein: etwa» beklommen und unsicher —, der Hamburg-Altonaer Buch händler-Verein möge doch für das Offizier-Kasino in einer belgischen Stadt einen Andrecschen Handatlas stiften. Für meine runde Ablehnung hatte der betr. Herr Verständnis und entschuldigte sich ob des ihm gewordenen Auftrags, den er doch hätte ausrichten müssen. Ostern naht und damit eine neue Schulbücherzeit. Eine namhafte Schulbücher-Verlagshandlung forderte jetzt auf, die zu Ostern benötigten Schulbücher schon im Januar zu be stellen, und begründete dieses Ersuchen mit den Zeilverhält- nissen, die es fast unmöglich machten, bet etwaigem Mangel schnell Neudrucke zu veranstalten. Für den Sortimenter liegt aber das Bedenkliche bei einer frühzeitigen Bestellung in den Abschaffungen von Schulbüchern seitens der betr. Schulen und in den etwa veränderten neuen Auflagen seitens der Verleger. Da nun bei mir selbst ein Schulbuch zur Neige geht, bet dessen Neudruck seitens hiesiger Oberlehrer, von denen natür lich viele im Felde stehen, eine Umarbeitung schon vor etwa 2 Jahren gewünscht wurde, so geht mich die Sache doppelt an. Ich verfügte mich alsbald zu dem zuständigen hiesigen Schulrat, legte ihm die Sache dar und schlug vor, den un-
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