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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.02.1845
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- Erscheinungsdatum
- 25.02.1845
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- Deutsch
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183 1845.^ Weges im Bücherhandel, überhaupt die Abweichung des jüdischen Bücherhändlers von dieser allein ehrenhaften Doppelbahn, führt zur Entwürdigung des Bücherhandels, zu seiner Entartung und lüderlichen Versumpfung, und verdient dann um so mehr die gerechteste Verab scheuung und Aechtung jedes wahrhaften Vaterlandsfreundes, als kein Handel und Geschäft durch Verkennung seiner edlen Zwecke und Ten denzen, durch Anbetung des höllischen Götzen des schmutzigen Eigen nutzes, so allgemein verderblich wirken kann, als der schlechte Bücher handel und die durch ihn veranlaßte schlechte Presse. Nun welche Bahn schlagen die jüdischen Bücherhändler ein? Der Zutritt der Ju den zum Bücherhandel ist bekanntlich kaum zwei Jahrzehnte alt. Der Zudrang vieler jungen Leute zu den Studien nach dem Befreiungs kriege einerseits, und die politische Hemmung durch Versagung von Stellungen im Staate andrerseits, führten manche zum Bücherhan del, außerdem gesellten sich noch dazu Roue's des Schulfaches, verun glückte Lehrer und Rabbinecjünger, und Alle gehörten ihrem äußern Wesen nach noch derjenigen Periode, lächerlichen Angedenkens, an, die das national-deutsche Leben in der Fecnhaltung jeder jüdischen Be rührung karrikirte. Daß nach solchen Voraussetzungen die jüdischen Bücherhändler nicht innerhalb des konfessionellen Kreises sich bewegten, daß sie einen wahren Horror und lächerliche Antipathie gegen Alles, was Juden und Judenthum berührt, hatten und noch haben, ist zwar komisch und lächerlich, aber doch historisch erklärbar. Zu der Erhe bung und Fortschrcitung der Juden und des Judenthums seit zwanzig Jahren, zu seiner neuentstandenen homiletischen, pädagogischen und Reformliteratur, zu der jüdischen Journalistik und zur Entstehung ei ner Kritik und einer Wissenschaft des Judenthums haben keine Ju denbücherhändler auch nur im Entferntesten beigetragen, und man war schon überglücklich und zufrieden, wenn sie nicht gerade entgegen wirk ten. Kein Juden-Bücherhändler nahm die „Sulamit" und „Jedidja", keiner Riefiers „Juden," Philippson'S „Allgemeine Zeitung des Ju denthums," Heß's „Israeliten des neunzehnten Jahrhunderts," Gei- gcr's „wissenschaftliche Zeitschrift für jüdische Theologie," keiner die Schriften Salomon's, Herxheimers, Klcy's, Jost's, Zunz's, Fran kens und Anderer im Verlag, und wenn sie auch nicht gerade diesem jüdischen Schriftthume der neuesten Zeit, dessen die Israeliten wahr lich sich nicht zu schämen haben, direkt entgegen wirkten, so haben sie doch nur zu oft als Sortimentshändler eine Abneigung dagegen gezeigt, die längst eine öffentliche Rüge verdient hätte. Es wäre aber höchst ungerecht, wenn man diesen faktischen Widerwillen der jüdischen Bü cherhändler gegen Erzeugnisse der Juden und des Judenthums blos dem Wuchergeiste und dem Eigennütze zuschreiben wollte. Wohl mag mancher jüdische Bücherhändler vom Verlage dieses oder jenes Mischen Werkes aus dem Grunde abgestanden haben, weil er nicht genug dabei gewinnen, sein Geld nicht dabei zehnfach zu vergrößern glaubte, wohl mag mancher zu dummköpfig und sinnesbeschränkt sein, um zu wissen, daß solche Erzeugnisse der Juden und des Judenthums, wie etwa die oben genannten, so ihr großes Publikum haben, daß viele dersel ben mehrere Austagen erleben; im Ganzen jedoch läßt sich von einem jüdischen berechnenden Kaufmann eine solche Beschränktheit gegen sein Interesse nicht denken, und diese tragikomische Erscheinung könnte wohl eher der aufgeklärt sein sollenden Judenantipathie zugeschrieben werden. Die jüdischen Schriftsteller können übrigens den jüdischen Bücherhändlern diese ihre Lächerlichkeit verzeihen, da sie um Verleger bei ihren christlichen Mitbrüdcrn nicht in Verlegenheit sind. Haben sie christliche Verleger gefunden zu einer Zeit, wo ihre Erzeugnisse in Form und wissenschaftlicher Durchbildung noch höchst mangelhaft wa ren, wo erst ein jüdisches Publikum zum Lesen solcher Schriften erzo gen werden mußte, so werden sie gewiß solche nach zwei Jahrzehnden wohl finden, wo bereits die Leselust auch beim jüdische» Publikum er wacht ist und die jüdischen Schriftsteller in Form und Inhalt den christ lichen dreist sich zur Seite stellen können. Aber sie dürfen das Treiben und Verfahren der jüdischen Bücherhändler nicht ungerügt lassen, wo dieses unser Slcebdn nach Emancipation, nach einem Ausgehcn in dem deutschen Leben, besteckt und schändet, wo dieses einen gerechten Wi derwillen Hervorrust, und den gebildeten Vaterlandsgenossen den Glau ben aufzwingt, daß der schmutzigste Eigennutz, der widerlichste Scha chergeist und der Mangel an Ehrenhaftigkeit die jüdischen Bücherhänd ler beseelt. Wir Schriftsteller haben- um so mehr zu einer solchen Rüge das vollkommene Recht, als wir seit einem Vierteljahrhundert muthig und unverdrossen um die Emancipation ringen und kämpfen, als wir es sind, die seit 25 Jahren die Kammern des konstitutionellen Deutschlands mit Petitionen bestürmen, um die Ketten der jüdischen Deutschen zu zertrümmern, als wir cs sind, die durch die Macht der Rede und die Gewalt des gedruckten Wortes, durch Association zur in ner» Emancipation, durch Ackerbau- und Handwerkervereinc, durch Umgestaltung der Synagoge und der Schule, durch Reform des Cere- moniells und durch Heraufbeschwörung einer jüdischen Literaturkennt- niß die neueste Zeit gestalteten, wozu die jüdischen Bücherhändler nicht das Geringste, das Entfernteste beigetragen. Die jüdischen Bücher händler wollen vom Judenthume und Juden nichts wissen, wollen blos deutsche Bücherhändler sein, gut, man möge es ihnen hingehen lassen; aber dann sollen sie es sein mit jenem Gefühle für Ehrenhaftigkeit, mit jenem höheren Sinn für deutsche Gesittung und Bildung, für deutsche Wissenschaft und nationale Institutionen, wie die tausend christlichen Bücherhändler Deutschlands es sind. Wie die Juden den Bücherhandel bis jetzt betreiben, so ist er, wenn man einige sehr ch- renwerthe Handlungen, wie M. Veit und Eomp. in Berlin und mehrere Andere, ausnimmt, eine Schmach für unsere Glaubensge nossen und ein gerechtes Aergerniß den Christen, sie sind nichts als Hausirer und wuchernde Krämer, die am liebsten in widerlicher Inso lenz wie die Trödler nach Laune den Preis fixiren. Ihr könnt sie sehen, wie sie herumgatternd und spionirend herumreiscn, in Berlin, Leipzig, Frankfurt u. s. w-, um verlegene Verlagsartikel, wie um ab gelegte Kleidungsstücke, in Masse aufzukaufen, den Mist aus allen Winkeln Deutschlands zusammenzusuchen, und hausicend und trödelnd, in eigener Person und durch Reisende, dann nach hundertfachem Ge winne verwerthen. Mistausführcr, Hausirer und Trödler sind freilich brauchbare Mitglieder der Gesellschaft, aber zu dem ehrenvollen Be rufe eines Buchhändlers gehören sie nicht. Ihr könnt sie sehen, wie sie gleich den Raben von dem Leichengcruch angezogen, auf abgestor bene und verunglückte Verlagsspekulation lauern, um die Tobten dann nochmals unter die Lebenden zu bringen, wobei es ihnen freilich nie um die Tobten, sondern um die Lebenden, die ihren Seckel füllen sollen, zu thun ist. Ihr könnt sie sehen, wie sie, nie eine Veclagsunterneh- mung wagend, nie ein gutes Werk fördernd, nie an Wissenschaft oder Kunst, an Bestrebungen der Gegenwart sich betheiligend, nie einen Schriftsteller ermunternd, nie weder den Fortschritt noch den Rück schritt unterstützend, so ganz von dem niedrigsten Schachergcist beseelt sind, daß es dem christlichen Bücherhändler nicht zu verargeu ist, wenn er sich mit Ekel und Widerwillen von diese» unwürdigen Genossen wegwendet, und nur dann sie der Anrede und des Zuspruchs würdigt, wenn er sein Lager von dem Schmutze reinigen will. Die großen Ver- lagshandlungcn brauchen freilich von Zeit zu Zeit solcher Aufräumer, wie man etwa von Zeit zu Zeit abgelegte Wäsche u. dgl. gern wegge- schafft wissen will; wohl hört man da sagen: der Frankfurter Jude wird kommen und schon auftäumen, aber es ist schmachvoll und ent würdigend, daß gerade der jüdische Bücherhändler sich dazu aus dem widerlichsten Eigennütze hergiebt. Es ist doppelt schmachvoll, da ge rade sie, ohne ihr kaufmännisches Interesse wie die tausend anderen Bücherhändler zu beeinträchtigen, als Muster der Betheiligung an Deutschlands Entwickelung dastehen sollten.
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