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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.04.1850
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 19.04.1850
- Sprache
- Deutsch
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452 Die Gefahr, den Börsenverein durch §.15 zu sprengen (worüber ich mich wol schon ausgesprochen, S- 366 d. Bl., zweite Spalte), ist meines Dafürhaltens nicht vorhanden, wenn die große Mehrheit sich für den §. erklärt. Ist dies der Fall, so wird die Minderheit durch bas eigne Interesse zum Beitritt veranlaßt; ist es aber nicht der Fall, so fällt eo ipso das neue Statut, und es mag dann der weitläufi gere Versuch gemacht werden, auf andere Weise einen Bund derKreis- vereine herbeizuführen. Einen sonderlichen Erfolg verspricht dieser Weg aber nicht, wenn von vorn herein die Majorität der Eollegen dasselbe Resultat auf dem einfacheren Wege der Umformung unseres schon bestehenden großen Vereins zu erstreben ablebnt. Denn, wenn die Ueberzeugung oder derWille derEinzelnen nicht vorhanden ist, wenn dieser nicht von innen heraus selbstbestimmend schafft, dann hat Herr Frommann ganz recht, dann läßt sich von außen her Nichts aufdrängen. Damit erledigt sich auch der folgende Satz: Allerdings können der Börsenverein und sein Vorstand ohne die Mitwirkung derKreisvereine keine wirksame Executivmacht haben; eben so wenig aber auch die Kreisvereine, ohne in der G e sam mth ei t eine Unterstützung zu fin den , und ob wir diese in einem neuen „Bund der Kreisvereine" oder im alten „Börsenverein" suchen, das läuft am Ende nur auf einen Namensunterschied hinaus. Will die Gesammtheit, so geht offen bar der Börsenverein nicht darüber zu Grunde, sondern findet darin neues Leben, denn Wirken ist Leben; und man dürfte nie ein Statut einer wesentlichen Aenderung unterwerfen, wenn man wegen der An sicht der Minderheit eine Sprengung des Vereins befürchtete; diese Besorgniß scheint mir zu conservativ. Will aber die Gesammtheit nicht, so ist auch mit einem Bund derKreisvereine Nichts zu erreichen und es bleibt dann Nichts übrig, als unfern Deutschen Buchhandel sei nen Weg der unbedingten Eoncurrenz, des Wettkampfes der Einzel nen unter und gegen einander, gehen zu lassen, der uns direct zudem Französischen und Englischen Zustand des buchhändlerischen Betriebes führt. Nach meiner Meinung müssen wir entweder dies, oder die Wiederbelebung unsererDeutschen Buchhändlerverfassung auf ener gische Weise erstreben, uns aber in jedem Falle der Richtung klar be wußt senn, und nicht alte Formen, die Nichts mehr bedeuten, erhalten wollen, während wir durch unser Handeln den Geist dieser Formen verleugnen und von dem rntgegengesetzten Wege durch sie nicht abge lenkt, sondern nur gestört werden , die neue Form, den neuen Ha sen, in den unser Schiff treibt, in kürzerer Zeit zu erreichen und zu nützen. Ueberall mag wenigstens bewußte Klarheit des Wollens, keine schläfrige Selbsttäuschung Platz greifen! Das „halsbrechende Unternehmen", die Geschäftsverhältnisse durch Majoritätsbeschlüsse der einseitig zusammengesetzten Börsenver sammlung zu regeln, liegt nach dem Statut nicht vor, denn dasselbe verlangt gerade hierzu bestimmt und ausdrücklich (§§. 34 u. 35) die Zustimmung der Kreisvereine, resp. des Kreisausschusses. Außerdem aber werden die Versammlungen der Kreisvereine sowol wie des Bör senvereins unzweifelhaft ganz anders besucht werden, wenn wichtige, das Geschästsleben berührende Beschlüsse zu fassen sind, als jetzt, wo es allerdings schwer hält, Majoritätsbeschlüsse möglich zu machen, eben weil die meisten Vereinsmitglieder ihre Zeit besser anwenden wol len, als in Versammlungen zu reden, die doch nichts Wesentliches be schließen können. Mit Decreten möchte ich wahrlich am allerwenigsten darein gefahren sehen, aber bauen, allerdings. Die Natur läßt wachsen, das ist ihr Bau- Der Mensch muß bauen, das fördert sein Wachsthum. Freilich sollen wir nicht von oben herab, sondern von unten auf bauen. Wenn wir aber die Hände in den Schooß legen, bis Alles gewach - sen ist, so nenne ich das: auf die gebratenen Tauben warten. Wenn wir Brod essen wollen, müssen wir das Getreide bauen. Nun sollen ^32 wir allerdings nicht bauen, wo weder das Bedürfniß vorhanden, noch das Material vorbereitet ist. Wo aber das Bedürfniß so allseitig erkannt wird, wie in unserem Buchhandel, und wo die Bausteine so fertig daliegcn, daß wir sie nur zusammenzufügen haben, da halte ich es für die größte Unterlassungssünde, noch zu zaudern und zu ver langen, die verwitternden Steine sollen von selbst zum Tempel zusam menwachsen. — Wie wären denn die Kreisvereine, das eigne Werk unseres Herrn Frommann, zu Stande gekommen, wenn wir nicht gebaut, sondern abgewartet hätten, bis Alles von selbst gewachsen wäre? Eben die Masse rührt sich, wenn der Börsenveccin sich rührt; nur darf man unter dem Börsenverein keinen Deus ex maching, keine äußerliche Regierung, sondern muß die innerlich organisirte Masse selbst darunter verstehen. Diese verschiedene Auffassung mag auch wol hauptsächlich den Grund unserer aus einander gehenden Ansichten aus machen. Den Unterzeichneten Namen habe ich angenommen, bevor ich Ihre Gegnerschaft, verehrter Herr Frommann, ahnen konnte; den an dern Namen werde ich Ihnen wahrlich nicht vorenlhalten; die Ehre gebietet indeß nur dann, ihn öffentlich zu nennen, wenn man Perso nen angreift; ich halte mich aber lediglich an die Sache, wie Sie mir wol selbst bezeugen werden, wobei der Name etwas Gleichgiltiges ist, und wol ehrenhafte Gründe vorliegen können, ihn zurückhalten. Was endlich die freundliche Zurechtweisung des Herrn E. Meng ler betrifft, so behandelt derselbe mich und meinen Eonfrater Paulus so vornehm, so sehr <le Iisut en bas, daß ich es nicht wagen darf, mich mit dem erleuchteten Verfasser zu messen; ich beuge mich in Demuth vor der Weisheit des gelehrten Herrn. — Vor solchem Gegner, Bru der Paulus, müssen wir dieWaffen strecken und uns beschämt in unsere Capuzen verhüllen. Freilich wir armen Brüder vom „Orden der Obskuranten", wir sind auf solche Kreuzzüge nicht einexercirt, und uns bleibt Nichts übrig als ein reuiges kater pecoavi, daß wir „die Dinge ganz verkehrt angesehen" und „Unsinn" geschwatzt haben. Ihnen, College Dietze, die Hand zum Gruß! Auf Wieder sehen am Cantate-Sonntag- Peter Zange. Kann die Auswanderung für den Deutschen Buchhandel von Nutzen werden ? (Verspätet.) Auf die jährlich zunehmende Auswanderung aus unserem Vater lande nach entfernten Weltgegenden und deren Einfluß auf unfern Buchhandel wünsche ich die Aufmerksamkeit meiner Collegen zu lenken. Daß die Auswanderungsfrage, insbesondere für Deutschland, eine der wichtigsten in staatlicher Hinsicht ist, scheint unbezweifelt zu seyn, und meines Bedünkens ist es heilige Pflicht der Regierungen, sie auf alle mögliche Weise zu fördern und zu beschützen; daß dies bisher nicht geschehen, ist wol nur in der kurzsichtigen Staatsweisheit zu suchen, durch möglichst große Söldnerzahl und Steuern den alten angenehmen Zustand der Dinge zu erhalten. Allein die seit dem Frieden von 1815 jährlich zunehmende Be völkerung hat ein solches Mißverhältniß zwischen Arbeit und daraus entspringendem Lohn, eine solche Concurrenz in jedem Geschäftszweige hervorgerufen, daß es unleugbar ist, daß ein solcher Zustand sich auf die Länge nicht halten kann und überhand nehmende Verarmung und deren verheerende Folgen nach sich ziehen muß. Auch auf unser Geschäft ist ja, wie Jeder weiß, dieser nachtheilige Einfluß nicht ausgeblieben, die Arbeit und Verluste aller Art, wie Bedürfnisse, haben sich gemehrt, wo durch jede Einschränkung zur Nothwendigkeit wurde, so daßeineMenge von Gehilfen entweder geschäftslos oder nur für das tägliche Brod An stellung finden. Diese Collegen oder solche, die durch Ansichten oder Neigung eine Uebecsiedelung nach solchen Ländern wünschenswerth halten, wo, wenn auch in anderer Beschäftigung, doch ein genügender
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