für den Deutschen Buchhandel und für die mit ihm verwandten Geschäftszweige. Herausgegeben von den Deputaten des Vereins der Buchhändler zu Leipzig. Amtliches Blatt des Börsenvereins. 2. Freitags, den 5. Januar. 1844. Anfichten eines schwäbischen Antiquars.*) Früher gab es in Württemberg nur einen Buchhänd ler, jetzt giebt es einen Verlags-, einen Sortiments- und einen Antiquariats-Buchhändler. Der frühere Buchhändler hatte ganz freie Hand, er durfte mit alten und neuen Büchern handeln, Bücher her ausgeben und drucken lassen; Alles, wie er wollte, denn mit derEoncession zum Buchhandel hatte er eine Eoncessivn zu allen Zweigen des Buchhandels erworben. Seit einigen Jahren ist dies anders, und man unterscheidet, wie schon gesagt, bei der Ertheilung der Eoncessivn zwischen ei nem Verlags-, einem Sortiments- und einem Antiqua riats-Buchhändler. Wenn die Regierung bei der Eonccssionsertheilung in dieser dreifachen Hinsicht unterscheidet, so sollte man mei nen, der Begriff eines Verlags-, eines Sortiments - und eines Antiquariats-Buchhändlers sei genau festgesetzt, oder mit andern Worten, es sei ein Gesetz darüber vorhanden, das diesen Begriff festsetze. Dem ist aber, meines Wissens, nicht so, sondern es wird dieser Begriff nur im Allgemei nen, nach dem, was die Erfahrung gibt, sestgehalten. Sehen wir einmal, was Erfahrung und gesunder Men schenverstand sprechen. Der Verlagsbuchhändlec ist derjenige, der Bücher ver legt, d. h. derjenige, der neue Manuskripte in einer ge- *) Dem in Stuttgart erscheinenden Volksblatt, der ..Be obachter" entnommen. Die Südd. Buchh.-Zeitung, welche diesen Artikel ebenfalls milthcilt, meint, er enthalte ,,unter vielem Irrigen und von Leidenschaft Gefärbten manchen klaren Gedanken" ein Urtheil, worin wir derselben gern beistimmen. Möge diese Mittheilung eine heilsame Anregung namentlich im Sortimentshandel nicht verfehlen! Um solchen Preis konnten wir dem unbekannten Vers, die unverdiente Geringschätzung, mit welcher er von den Sortimentshändlern spricht, wohl ver zeihen. d- M. 11r Jahrgang. wissen Anzahl von Exemplaren abdrucken läßt, um sie an das Publikum abzusetzen. Er ist, was der Fabrikant un ter den Kauflcuten. Um ein guter Verlagsbuchhändlec zu sein, hiezu gehört nicht wenig. In materieller Hinsicht gehört dazu Geld und Kredit; in geistiger Hinsicht Verstand und Geschmack. Jeder Verlagsbuchhändler wird gegenwärtig mit Verlags anträgen fast überhäuft. Es gibt der Schriftsteller so Viele! Da gehört nun dazu, daß der Verlagshändler das Manuscript prüfe, daß er untersuche, ob die Schrift, de ren Druck und Verbreitung er übernehmen soll, auch einen innern Werth habe. Aber nicht blos das, er muß auch untersuchen , ob die Schrift dem Geschmack des Publikums entspricht, um voraussichtlich einen guten Absatz unter dem Publikum erzielen zu können, er muß wissen, ob das neue Werk als ein populäres zu behandeln ist, oder als ein wis senschaftliches, d. h. ob eine große Auflage mit wohlfeilem Preise oder eine kleine Auflage mit theurem Preise nölhig ist, kurz, der Verlagshändler muß mit dem Zeitgciste ver traut sein, wenn er reussicen will, er muß die Mittel be sitzen , seine Unternehmungen zur rechten Zeit ins Leben treten zu lassen, er muß rechnen können, ob der muthmaß- liche Ertrag der Ausgabe und seinem Risiko entspricht; dann muß er wissen, wie er das Werk am wohlfeilsten her stellt, muß Papier und Dcuckkosten kennen w. rc. Aus dieser oberflächlichen Skizze schon ersieht man, daß zu einem Verlagshändlcr mehr gehört, als man gewöhnlich glaubt, besonders wenn man noch weiß, daß die meisten gewinnbringenden Verlagsunternehmungcn nicht im Hirne der Schriftsteller, sondern in dem der Verlagshändler wach sen, und daß cs dann den letzter» obliegt, die am besten zu einem solchen Werke passenden Schriftsteller aufzu- sinden. Weit weniger gehört zu einem Sortimentshändler, ob- 3