Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.12.1915
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1915-12-22
- Erscheinungsdatum
- 22.12.1915
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19151222
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-191512220
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19151222
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1915
- Monat1915-12
- Tag1915-12-22
- Monat1915-12
- Jahr1915
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Redaktioneller Teil. ^1? 297, 22. Dezember 1915. Pfingstgruß folgen, Wackerbarth spricht zu seinen Metzer und Ermeiheifec Kriegern, W. Knöll wendet sich »An die Vaterlands verteidiger« zu den kirchlichen Festzeiten: Weihnacht, Neujahr, Passionszeit, Ostern und Pfingsten. Dafür, datz auch Militär- geistliche den ihnen anvertrauten Mannschaften die Bedeutung des Christfestes durch einen gedruckten Brief darzulegen suchen, diene als Beispiel des Divisions-Pfarrers Donndors »Weih nachtsgruß für die Kameraden der 48. Reserve-Division«. Zur Weihnachtsliteratur des Jahres 1914 gehören Wohl auch die Dezember-Nummern der weitaus meisten Zeitschriften, denn es gibt derer nicht viele, die in dieser Kriegs zeit diesen Feiertag ganz unerwähnt lassen. Auf die Unzahl dieser Art von kriegerischer Weihnachtsliteratur näher einzu gehen, ist hier nicht möglich. Gedacht werden soll aber der Weih nachts-Nummern einiger Feldzeitungen, die industrielle Unter nehmungen und Gesellschaften für ihr zu den Fahnen gerufenes Personal drucken lassen. Mit ihrem Erscheinungsalter verhält es sich naturgemäß ähnlich wie mit dem der periodisch erschei nenden Heimatgrüße. Ein Gutteil dieser Zeitungen, z. B. die »Kriegs-Zeitschrift der Hamburg-Amerika-Linie« und die »Jbach-Kriegs-Zeitung«, bestanden im Dezember 1914 noch nicht. Andere traten in diesem Monat erst ins Leben; so die »Brandstettersche Feldpost«, die sich jedoch nicht ausdrücklich als Weihnachtsnummer gibt, wie auch der »Bericht an die im Felde stehenden tapferen Kriegs-^ kameraden der Lehmannschen Buchdruckerei« in seiner zweiten! Nummer auf das Weihnachtsfest nicht näher eingeht. »Ekaha«, § Kriegsnachrichten, herausgegeben von der Firma Edler L Krische, i Hannover, bezeichnet seine 1. Nummer ausdrücklich als Weih-! Nachtsveröffentlichung. — Die »Knorr-Feldpost« leitet ihre! Nummer 2 mit einem Weihnachtsgedicht ein. Die »Lustigen! Kriegsblätter für die im Felde stehenden Angestellten der ,Kaffee! Hag'« bewahrheiten ihren Namen mit einer humorvollen poeti«! scheu »Weihnachtsbescherung bei Väterchen«. Heinrich Franck! Söhne: »Mitteilungen von Ihrer Firma und Ihren Kollegen«! schmücken ihre 36 Seiten starke Weihnachtsausgabe hübsch aus! und fügen ihr noch vier Seiten illustrierte Beilage an. Dich »Feldpost der Kathreiner-Krieger« bietet ihren Lesern von An fang an als Beilage das »Kriegs-Echo«, von Nummer 39 ab auch den »Ulk«. Auch sie feiert Weihnachten in einem stim mungsvollen Gedicht. Als Unternehmen des Friedens bereiteten Henkel L Co. ihre »Blätter vom Hause« vor. Die 1. Nummer trägt das Datum des 1. August 1914, aber schon die 2. Nummer erscheint im Zeichen des Krieges. In der Doppelnummer 9/lv! wird dann die Weihnachtsbotschaft durch das Evangelium Lukas > verkündet. Das »Nachrichtenblatt der Deutschen Bank« gedenkt! nur kurz des Festes. Damit möge diese Gruppe geschlossen sein. Firmen, die ihre Zeitschriften der Kriegsliteratur-Sammlung der Deutschen Bücherei ebenfalls zusenden und nicht genannt sind, mögen nicht gekränkt sein, da nicht alle erwähnt werden können. Sie haben dafür den Vorteil, daß sie durch ihr über gehen vielleicht dem Ansturm einiger »Privatsammler« ent wischen. »Erinnerung an die Kriegszeit auf Helgoland August—De zember 1914«, ein 24 Seiten starkes Quartheft, bildet schon durch seinen illustrierten Umschlagtitel ein hübsches Andenken an das Christfest 1914. Umrahmt von einem Rettungsring sieht man die Felsen der Insel, darüber den brennenden Tannen baum, flankiert von einem hurrarusenden, kriegsfreiwilligen blauen Jungen und einem abwehrbereiten alten Seebären — im Hintergründe ist ein Kreuzer unter Dampf bemerkbar. Aus dem Inhalt sei genannt das einführende »Mär chen von Heligo, dem guten Geist von Helgoland«, in dem der »liebe Admiral« zum Meergeist sagt: »Geh nur hin, Heligo . . . Ich mache dich zum Platzkommandanten von Helgo land für innere Angelegenheiten«. — Im »Helgoländer Artille- risten-Alphabet« wurde für den etwas schwierigen Buchstaben X die Strophe verwendet: X-Bcine stören die Parade, Das Lylophon spielt falsch, wie schade! Im übrigen wechseln Gedichte und Prosaerzählungen ab, ein »Helgolandmarsch« ist mit Noten abgedruckt. Zu Worte kommt 1854 Vor allem der dem Nichteingeweihten manchmal unverständliche Humor, der durch primitive Zeichnungen noch gewürzt wird. Die letzte Seite zeigt das Bild des ältesten und der beiden jüngsten Kriegsfreiwilligen der Insel. Zum Schlüsse sei als Erinnerung an Kriegsweihnacht 1914 noch das künstlerisch ausgeführte Gedenkblatt genannt, das der deutsche Kronprinz, gleichzeitig mit einer Pfeife — dem Bei spiele seines Großvaters folgend — der ihm unterstehenden Mannschaft als Christgeschenk überreichen ließ. Die Kriegsliteratur-Sammlung mutz eiu Hauptaugenmerk aus jene Veröffentlichungen richten, die im Handel nicht erscheinen, die dadurch leicht übersehen und schwer erworben werden können. Deshalb sind diese Zeilen geschrieben als Bitte und als Auf munterung, die Sammlung nach Kräften fördern zu helfen, die insbesondere auf jene Drucksachen Wert legt, die in einer begrenzten Anzahl hergestellt werden und daher, wenn die Gelegenheit zum Sammeln versäumt wurde, unwiederbringlich verloren sind. vr. Grein, Deutsche Bücherei. WeLtsprachlerei. Der Krieg hat vieles Wurzellockere beseitigt. Auch die Welt sprachen. In nebelhafter Ferne liegt das »Ido«, verstummt ist die Reklametrommel für das »Esperanto«, vom »Volapük«, das schon vor dem Kriege versunken war, ganz zu schweigen. Und dabei ist's noch gar nicht so lange her, daß die Esperantisten in dichtgefüllten Versammlungen tagten, daß man alle Nasenlang auf einen ebenso be geisterten als unbelehrbaren Jdisten stieß, der einen unbedingt für sein Ido mobilisieren wollte. »Verlassen Sie sich darauf«, hat mir ein Jdist versichert, »in zehn Jahren spricht jeder gesittete Mensch außer seiner Muttersprache unser Ido«. »Nun«, sagte ich, »und dann?« »Bedenken Sie den Niesenfortschritt: Um das ganze Erdenrund nur eine Sprache.« »Ja«, sagte ich, »ein willkürliches Kunstprodukt aus romanischen Wurzelbrocken, ein Gestammel, das in der Luft hängt, eine eitle Spie lerei . . .« Mich hat es nachher baß gewundert, daß er mich nicht auf offener Straße mit einem Jdomesser abgeschlachtet hat. Aber er hatte seine Wut für abends nötig. Anhänger des Ido und Anhänger des Esperanto kamen da zusammen, um sich über die gegenseitigen Vor züge ihrer Weltsprache — sagen wir einmal, zu unterhalten. Die Beweisführung ließ an Schärfe nichts zu wünschen iibrig. Ich habe in keinem Stenographenverein das andere System vernichtender heruntermachen hören, als es hier dem Ido und dem Esperanto in gegenseitiger weltsprachlicher Eintracht geschah. »Wir sind die ältern«, erklärten die Esperantisten. »Die ältern sind noch lange nicht die klügern«, belehrten sie die andern. »Aber wir haben sogar schon die Bibel ins Esperanto übersetzt.« »Und wir die Jungfrau von Orleans nicht nur übersetzt, sondern sie sogar in Ido aufgeführt.« Da nahm ich mir einen Anlauf und sagte, die Bibel ins Esperanto zu übersetzen, sei eine halbe Gotteslästerung. Denn Gottes Wort sei ein lebendiges Wort und hätte Anspruch darauf, in einer vom lebendigen Geist eines Volkes durchfluteten Sprache wiedergegeben zu werden. Und was die Jungfrau von Orleans beträfe, so sei es schon genug, daß man sie verbrannte, es sei barbarisch, sie jetzt auch noch ins Ido zu übertragen. Im Ernste: das Ido und das Esperanto reichten not falls aus, ein Füßchen Heringe in diesem Idiom zu bestellen, aber Bibel und Klassiker, Hände weg, verehrte Herren! Ich hatte damals noch hinzusetzen wollen, an dem Tage, wo mir nachgewiescn würde, daß ein warmblütiger Mensch aus innerm Drange seinem Mädchen die Liebe auf Ido oder Esperanto erkläre, bekennte ich mich als geschlagen. Aber es ist nicht dazu gekommen. Weder zur Liebeserklärung, noch zu meiner Erklärung. Man hat mich auf gut Deutsch, nicht ans Ido, hinausgeworfen. Ich habe mir's zur Ehre angerechnet. Im Ernste: man hat nicht gern mit Leuten zu tun, denen die Ehrfurcht vor dem durch Sturm und Not und Glück eines Volkes gewachsenen Organismus seiner Sprache so wenig ins Bewußtsein trat, daß sie es mit anmaßlichem Tamtam versuchten, ihre strohgestopfte Gliederpuppe ihrer Mutter sprache anzuhciraten. Betrüblich aber war es anzusehen, wie Leute von Namen für die Weltsprachspielereicn eingefangen wurden. Leute, die man vorn aufs Katheder setzte, um die Anhängerschaft der Halbgebildeten dahinter zu vergolden.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder