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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.05.1843
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 12.05.1843
- Sprache
- Deutsch
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- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
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- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18430512
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1443 41 1444 Die Krebsschaden des Buchhandels und die Ursachen der Krebse. (Schluß.) Wenn es der Geist unserer Zeit keineswegs verdient, als die Ursache der Klagen im Buchhandel angesehen zu werden, so ist diese Ursache nothwcndig anderswo zu suchen und wir sprechen unsre Meinung frei dahin aus, daß wir sic im Buchhandel selbst zu finden glauben. Die allgemeine Bibliographie für Deutschland gicbt wohl den schlagendsten Beweis für die Ueberflulhung der buchhändlerischen Tätig keit. Außerdem finden wir den Beweis im Börsenblattc, in welchem sich fast in jeder Nummer Buchhändler die Zu sendung von Nova verbitten. Man sicht also auf der einen Seite dasErkennen des Hebels, auf der andern aber eine Art Mittel demselben abzuhelsen. Betrachten wir aber nun Ichtrcs Mittel zuerst, und zwar um so mehr, als, so viel uns bekannt ist, dieses das einzige ist, um dem von Buch händlern ausgegangnen Andrange so großer Massen von Büchern zu begegnen, so müssen wir gestehn, daß dasselbe nicht allein den beabsichtigten Zweck gar nicht erfüllt, sondern noch weit größere Uebcl zur Folge haben wird. — Im Buchhandel gelten dieselben Grundsätze, wie in jedem an dern Zweige deS Handels, die Belebung des Verkehrs ist sein Hebel. Alles was den Verkehr hemmt, befördert natürlich den Handel nicht, sondern drückt ihn nieder. Beim Buch handel aber ist die Beförderung des Verkehrs ein Lebens- princip. Die Productc des Buchhandels sind keine Bedürf nisse des Thierischen im Menschen, sondern es sind Mittel zu seiner höher» geistigen Entwicklung. Wenn also ein Buchhändler, namentlich wenn er der einzige ist in einer Stadt, sich alle Nova verbittet, und nur nach Wahlzctteln wählt, so sagt er eigentlich mit andern Worten: „ich sehe cs schon den Werken am Titel an, ob sic zur Bildung meines Publicums erforderlich oder dienlich sind." Daß der Buch händler aber die Bildung seines Publicums will, wird doch Niemand in Abrede stellen wollen. Zwar wird man uns darauf crwicdcrn können, der Buchhändler will gewinnen, wir werden aber alsdann entgegnen, daß dieser Gewinn blos möglich und abhängig ist vom Grade der Bildung des Publicums. Der Gewinn ist also das entsprechende Resul tat seiner größer» oder geringer» Bemühungen für die geistige Entwickelung desselben: er ist also die reine Folge und ohne Ursache keineswegs zu erzielen. Ich hoffe nicht mir den Zorn irgend eines Herrn Buchhändlers zuzuziehen, wenn ich behaupte, daß er nicht im Stande sein kann, nach dem blo ßen Titel den Werth eines Buchs und seine Vcrbrcitungswür- digkeit zu beurthcilen. Ich glaube, daß bei manchen Bü chern, selbst wenn das Werk vorliegt, noch nicht einmal ein bestimmtes absolutes Urtheil über den Werth oder Nichtwerth desselben sich geben läßt. Auch glaube ich keineswegs an die Existenz eines solchen Universalgenies, das alle Werke in den verschiedensten Zweigen des Wissens auf eine gleichgründ liche Weise zu beurlheilen vermöchte. Ich bin aber über zeugt, daß die Unterdrückung eines guten Werks durch solche Maaßregeln leicht möglich wird und ich Halle dies nicht allein für schädlich, sondern für rein verwerflich. Welchen Ein fluß einzelne Werke auf die Ausbildung des Publicums ha ben ist nicht zu verkennen und darauf beruht ja gerade der Stolz des Buchhandels. Daher halte ich es für ein Ver brechen, wenn durch ein solches Mittel ein solches Werk sei nen Einfluß nicht vollkommen erreicht. Nach dem Verleger, nach dem Namen des Verfassers, sowie endlich nach d.em Titel läßt sich, wie gesagt, ein Werk durchaus nicht beurthcilen. Der Verleger ist, wie bekannt, oft nur sehr zufällig der Verleger geworden; der Verfasser muß nothwendigerweise zuerst das erstcBuch geschrieben haben, bevor er mehrere schreibt und oft ist gerade das erste Werk sein bestes; endlich haben die gediegensten Werke oft die an- spruchloscsten Titel. Der Titel soll den Inhalt des Buchs bestimmen und mehr sollte man nicht darauf suchen, als da rin ist. Wenn früher einzelne Buchhändler Titel erfanden, welche die Aufmerksamkeit des Publikums erregen sollten und oft auch erregten, so wird cs jetzt bald nothwendig wer den, daß man besondre Titel für die geehrten Herren Eolle- gcn erfindet und das Börsenblatt hat zu dieser Wirthschast jetzt mitunter schon recht hübsche Anfänge gezeigt. Es wird dadurch eine mörderliche Marktschreiern entstehn: die geehr ten Sortimcntsbuchhändler werden zuletzt gar nicht im Stande sein, das Korn von der Spreu zu sondern; man wird genöthigt sein, wo möglich in allen Nummern des Börsenblattes Anzeigen zu wiederholen und Lettern dazu zu wählen, wie sie auf den Jahrmärkten bei Schaulustigkeiten zu sehen sind, ja ich glaube, es ist sogar ein gutes wirksames Mittel, zuletzt den Sortimentsbuchhändlcrn einige Werke dadurch in die Hand zu spielen, daß man solche Anzeigen zwölf und mehrmals wiederholt, zuletzt wird der Sortiments buchhändler überdrüßig sie zu lesen, und bestellt. Andrer seits ist nicht zu verkennen, daß die gediegnen Verleger sich zu solcher Marktschreierei nicht hergebcn und wiederum sind also diejenigen im'Vocthcil, welche, das Buch mag übrigens sein, wie es will, die Jnsertionskostcn nicht scheuen. Nun hat aber der Sortimentshändler, der am Ende doch der Ver mittler und eigentliche Verkäufer ist, von diesen Insertionen gar nichts. — Man wird, wie ich glaube, die Erfahrung gemacht haben, das besonders gedruckte Wahlzettel oft mehr Wirkung thun, als die gewöhnlichen Anzeigen, indem die Anfrage direkter an die Person gestellt ist; ist aber diese Er fahrung als allgemein anzusehn, so hebt sich der dadurch er zielte Vorthcil wieder auf und so thäte cs am Ende wohl noch noch, daß man Knallerbsen in die Wahlzettel legte. — Die Herren, welche sich Nova verbitten, vergessen, daß jeder Verleger eines Buchs dasselbe einer jeden Handlung auf dringen möchte, ferner, daß er am Ende, um diese Hand lung nur geneigt zu machen, seine Artikel anzunehmcn, ihr günstigere Bedingungen stellt zu seinem eignen Nachtheile: den Handlungen aber, welche Nova annehmen, wird er, um gerecht zu sein, dieselbenBcdingungcn stellen müssen. Dagegen werden die Sortimcntsbuchhändler unter sich, da sie größere Procente genießen, dem Publicum wieder größcreVorthcile ein räumen und anstatt daß nun der Vorthcil auf der Seite des Buchhändlers ist, werden die Bücher beim Publicum verschleu dert. — Durch das Verbitten der Nova wird also der Buch handel unserm Erachten nach nicht gebessert, die ehrenhafte Stellung durchaus nicht gehoben, aber manches, der Verbrei tung würdige und fähige Werk dadurch unterdrückt. Den zweiten Punkt zur Hebung des Buchhandels hat man in dem zunftmäßigcn Erlernen desselben erblicken wol len. Wir würden auf dieses gründliche Erlernthaben des
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