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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.12.1915
- Strukturtyp
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- 1915-12-14
- Erscheinungsdatum
- 14.12.1915
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. ^ 290, 14. Dezember ISIS. überzahl da, nicht an Büchern, aber an Autoren. Jeder Mensch, der ein leidliches Feuilleton zustande gebracht hat, geht hin und macht ein Buch daraus. Aus den magersten Versen wird, mit viel weißem Papier dazwischen, ein Buch. Dinge, die für den Tag geschrieben und mit dem Tag erledigt sind: sie werden künstlich zum Buch aufgeschirrt. Weiß Gott, — du hast recht! Man sieht den Wald vor Bäumen nicht mehr, noch schlimmer: das langsamer wachsende Edelholz wird vom schnellwüchsigen Unzeug fast er drückt. So wird man es also einmal aussprechen müssen: Ihr, die ihr dafür kämpft, dem besten, dem sichersten Freunde des denken den Menschen, dem bedeutsamsten Erzieher der Nation die Wege zu ebnen, habt ihr einmal darüber nachgedacht, wie viel gefähr licher der Kitsch »dem« Buch ist, als die so viel bekämpfte eigent liche Schund- und Schmutzliteratur? Der Schund gibt dem guten Buch fast eine Folie, — aber der so viel harmloser schei nende Kitsch, das Buch, das weder gemein noch gut ist, erdrückt und mitzkreditiert es. Was gibt denn dem Buche die unbedingte Ausnahmestellung zwischen andern Genüssen, die für Geld zu kaufen sind? Daß es eben mehr als eine bloße Ware, ein bloßer zeitlicher Genuß sein, daß es einFreund sein soll! Ein lachender oder ernster, predigender oder unterhaltlicher, aber immer ein Freund, ein vertrauter Gefährte. Die deutschen Ver leger müßten, um »dem« Buch zu nützen, viel, viel anspruchs voller »den Büchern« gegenüber sein! Das Buch an sich ist, - im Gegensatz zur Tageszeitung, der Wochen- oder Monatsschrift, zum Flugblatt, zur Broschüre, — als etwas Bleibendes ge dacht, wenn auch das einzelne Exemplar abgenutzt und ergänzt werden muß: nach diesem Leitsatz müßten Bücher ausgewählt werden! Nicht nach der »Sensation« des Tages. Was für den rascher vergänglichen Druck des Tages vielleicht durchaus ge nügt, genügt noch lange nicht für das Buch! Wer aus dem Buch ein Nur-Tagesgeschäft macht, der verkauft bedrucktes Papier, ver kauft, wenn er tüchtig Reklame macht, im Anfang vielleicht sogar sehr viel bedrucktes Papier, - aber der Wertschätzung des deut schen Buches schadet er ungeheuer! Lieber zwei gute bleibende Texte in großen Auflagen, mit wohlfeilen Volksausgaben für die Menge und erlesener Ausstattung für den Liebhaber, als zwei Dutzend zweifelhafte Erzeugnisse, die zum Schluß in den Waren häusern verramscht werden müssen, in einem Korb mit fehler haftem Emailgeschirr und angeschmutzter Küchenwüschc. Ramsch ware bleibt Ramschware, auch wenn noch so viel Geld damit ver dient wird. Aber Bücher sollten nie zur Ramschware herabgedrückt werden. Das Buch, dieser unser bester und treuester Freund, muß notwendig seine Ausnahmestellung haben und behalten. Weniger Texte, aber auserlesenere! Ein weit strengerer Maßstab als bis her ! Weit höhere Ansprüche an die geistige Entwicklung des Ver fassers, einerlei, welcher Gattung seine Arbeiten angehören. Unser Volk kann nach diesem Krieg anspruchsvollere geistige Kost verlangen und vertragen! Ein stärkeres Hinarbeiten aus die allersorgfältigste Auswahl, das ist die erste Notwendigkeit, wenn »dem« Buch seine Ausnahmestellung erhalten werden soll, — wenn es das bleiben will, was es sein soll und sein muß: der Nation ein Lehrer und Erzieher und dem einzelnen ein sicherer Freund, auch tn den unsichersten Zeiten! Sind Dissertationen Bücher? Oder wann sollen sie es sein? Es gehört in das Gesamtproblem der Hypertrophie des Bü chermarktes, wenn wir fragen, ob Dissertationen Bücher sein dürfen. Ob früher schon Energisches gegen die Belastung gesagt worden ist, die dem deutschen Büchermarkt mit den Doktordisser tationen erwächst, ist mir unbekannt; neuerdings hat mit sehr bei fallswürdigen Ausführungen Professor vr. Georg Witkowski (Leipzig) im Berliner Tageblatt*) zu dieser Frage Stellung ge nommen. Er erinnert zunächst daran, wie denn der Brauch der Drucklegung der Dissertationen aus dem früheren Unibersttäts- betriebc entstanden und aus dessen Eigenheiten zu erklären ist. Doktor war früher etwas Selteneres als heute, war über dem »1 Zeitgeist Nr. 48 vom LS. Rov. ISIS. Bakkalaureus, Lizentiaten und Magister die höchste akademische Würde; wem sie verliehen wurde, von dem mutzte durch eine ckissertatio aller akademischen Welt kundgetan werden, daß er mit eigener Arbeit die Wissenschaft bereichert habe. Heute gilt dies nicht mehr im gleichen Matze, wenn auch heute noch die Druck legung der Dissertation als ein Beweismittel gerechter Verleihung des Doktortitels zu dienen bestimmt ist. Wollen wir diese Frage lösen, so haben wir davon auszu gehen, daß auch heute noch die gedruckte Dissertation in erster Linie Prüfungsbeleg sein soll und erst in zweiter Linie als Buchhandelsgegenstand in Betracht kommen kann. Die Forderung ist durchaus berechtigt, es müsse zu der Arbeit als Prüfungsbestandteil notwendig noch ein Moment hinzukommen, wenn sie aus einem Prüsungsbeleg zu einem Buchhandelsgegenstand werden soll, wenn also die Arbeit aus der beschränkten Öffentlichkeit ihrer rein akademischen Funk tion in die breite Öffentlichkeit eines wissenschaftlichen Buches gelangen soll. Es liegt nahe, zu verlangen, daß die ser Schritt in die unbeschränkte Öffentlichkeit nur besonders guten Arbeiten geöffnet werden sollte. Denn mit dem Augenblick dieses Eintritts in die Welt der Bücher gehört sie den Mächten an, die diese Welt kennzeichnen: Aufnahme in die Bücherkataloge, Einreihung in die von dem Sortiment, von den Bibliotheken und von jedem einzelnen Mann der betreffenden Wissenschaft unbedingt zu beachtenden Erscheinungen. Man mache sich klar, was das besagt: eine Welt wird in Bewegung ge setzt durch eine derartige Veröffentlichung. Nicht etwa bloß der Drucker und Papierlieferant und der Sortimenter und etwa noch einige Redaktionen wie beim belletristischen Buch — nein die Bibliotheken müssen sich die Frage vorlegen (und verschiedent lich mehr als einmal vorlegen), ob sie das betreffende Buch an- schaffen sollen, und der Fachgelehrte muß die Schrift kennen, mag sie ihn auch noch so sehr enttäuschen, die Fachblätter müs sen über sie referieren usw. Ist die Arbeit wirklich eine Förderung der Wissenschaft, so ist dies alles in der Ordnung; ob sie dann von einem Anfänger herrührt, der sich mit Fleiß und Geist die Sporen verdiente, bleibt sich dann füglich gleich. Aber das eben muß die Schranke blei ben, die vor der Veröffentlichung errichtet wird. Die Maßnahme einer Reihe von Universitätslehrern, Disser tationen ihrer Schüler in Sammlungen unter ihrer fachmänni schen Leitung herauszugcben, löst die Frage nur halb. Es wer den dadurch gewiß einige Qualitäten der Arbeit gewährleistet, und auf manchen Gebieten bilden diese Arbeiten zu schwebenden größeren Fragen Einzelbeiträge, die sehr dankenswert sind. Die trefflichen Ausführungen Professor Wilkowskis über diese Ar beiten seien hier zitiert: »Die innere Berechtigung dieses Verfahrens beruht darin, daß diese Arbeiten von der Stellung des Themas bis zum Abschluß unter der fortdauernden Anleitung und Kontrolle des Instituts leiters und seiner Assistenten stehen. Sie bilden dadurch nach Gegenständen und Methoden geschlossene Kreise, in der Regel so, daß zu großen letzten Ergebnissen der Forschung Vorarbeiten und Ergänzungen geliefert werden, die für eine größere Zahl von Fachgenossen von Wert sind. Die Verbreitung dieser Schriften, die ursprünglich nur als tostimonia eruckitionis dienen sollten, tm Buchhandel eröffnete die Möglichkeit, die Druckkosten ganz oder zuin Teil durch den Ertrag zu decken, und verschaffte außerdem den Verfassern einen viel größeren Leserkreis. Demnach wurden, um es volkstümlich anszudrttcken, drei Fliegen mit einer Klappe ge schlagen : die Professoren ernteten, mit mehr oder weniger Recht, die Frucht ihrer Anleitung und sammelten ohne besondere An strengung einen ständig wachsenden Strahlenkranz um ihr ehr würdiges Haupt; die Jünger der Wissenschaft erlangten in höhe rem Maße die ersehnte Beachtung, auch in Gestalt von Bespre chungen der Fachpresse und noch dazu vielfach unter Gelderspar nis; die Verleger gewannen neue, unbedingt sichere Verlags objekte, da die Bibliotheken und die Gelehrten diese Sammlungen erwerben mußten, soweit sie in ihr Fach cinschlugen, und bei der Kalkulation jeder mögliche Fehlbetrag dem Verfasser in Rechnung gestellt wurde.« So richtig dies ist, so wenig kann man doch diese Samm-
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