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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.08.1878
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 28.08.1878
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- Deutsch
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A 200, 28. August. 3347 Nichtamtlicher Theil. auf freche oder listige und lästige Art und Weise das Publicum zu bethören und zu beschwatzen, damit es sich an Subscriptionen aus meistentheils ganz überflüssige Schriften betheilige, auf Schriften, die oftmals, trotz aller gegebenen Versprechungen, ins Unendliche ausgedehnt werden?! Ja, es ist in der That zu verwundern, daß das Publicum überhaupt noch immer so langmüthig ist, daß es nicht jeden fremden Menschen, der es mit gleißnerischcn Redensarten zum Subscribiren bewegen will, sofort zur Thüre hinausweist oder hinauswirft, und daß es sogar noch Menschen gibt, welche den Ex porteur gern kommen sehen. Was derartige herumstrolchende Menschen werth sind, davon haben wir ja neuerlich ein ganz schauderhaftes Beispiel erlebt an dem frechen Burschen, dem Hödel, der es wagte, das Leben unseres guten, von Allen geliebten Kaisers Wilhelm zu bedrohen. Der Hödel war auch ein verkommenes, herumstrolchendes Subject, hatte keine Lust an ehrlicher Arbeit, hing die erlernte Klempnerprofession, die ihn hätte redlich ernähren können, an den Nagel; ein vagabon- direndes Leben hatte mehr Reiz für ihn, und so ergriff er denn das Colportiren mit Schriften auch socialdemokratischen Inhalts, deren Lectüre ihm zuletzt so den Kopf verkeilte, daß er sich zu dem fluch würdigen Attentate Hinreißen ließ, wofür er jetzt mit seinem Leben gebüßt hat. In Anbetracht alles Dessen nun, was schon geschehen ist und was möglicher Weise noch geschehen könnte, möchten wir Regierung und Volksvertretung Namens aller Gutgesinnten recht dringend auffordern, möglichst strenge Gesetze betreffs der Kolpor tage zu vereinbaren und zu erlassen, damit künftighin es nicht jedem Bruder Liederlich und Herumtreiber freisteht, sich so ohne Weiteres mit dem Vertriebe aller nur möglichen Schriften und obscönen Bilder zu befassen; das ganze Volk wird dadurch nicht den ge ringsten Schaden haben, und der ehrenwerthe Buchhandel, welcher in den letzten Jahren durch die vielen Schleuderer, die ihm unter seinen Gliedern selbst entstanden sind, sowie durch das von uns aus führlich geschilderte Colportageunwesen gar sehr in der Achtung des Publicums gesunken ist, würde dann auch wohl wieder mehr und mehr zu Ehren kommen. Alle ehrenwerthen Buchhändler sollten sich doch ja vereinigen und Petitionen an die Volksvertretung in dieser Beziehung erlassen, wobei es auch gar nicht schaden könnte, wenn man petitionirte, daß Bestimmungen getroffen werden möchten, die es fernerhin nicht mehr so leicht machten, daß ganz ungebildete Leute, Menschen, die oft kaum ihren Namen, viel weniger ein richtiges Deutsch schreiben können, in den Buchhandel hineinkämen, wie es thatsächlich vielfach der Fall gewesen, seitdem der Buchhandel ein freies Gewerbe geworden ist. Man sollte doch auch von Seiten der Buchhändler wenigstens darauf mit hinarbeiten, daß wieder Be stimmungen Platz griffen, die einen Jeden, der ein buchhändlerisches Geschäft eröffnen will, verpflichteten, seine event. Befähigung nach zuweisen, und würden wir Vorschlägen, daß wieder Examina für die sich neu etablirenden Buchhändler eiugeführt würden, wie solches ja schon vor noch nicht langen Jahren einmal der Fall war. —r. Zur Rabattsragr. Man könnte es „Eulen nach Athen tragen" nennen, wenn ich heute, nachdem wohl Hunderte von Jeremiaden und Philippiken dem vorliegenden Gegenstände gewidmet worden, denselben wieder einmal aufs Tapet bringe. Allein ich hege die Hoffnung, daß es mir vielleicht gelingen könne, einigen Punkten, welche bisher noch nicht so all gemeine Würdigung gefunden haben, in den Augen des Sortiments- Buchhandels Geltung zu verschaffen, und glaube zuversichtlich, daß in diesem Falle eine große Anzahl von Sortimentern die Rabatt frage von einem richtigeren und praktischeren Gesichtspunkte be trachten werde. Ich nehme hierbei insofern einen anderen Standpunkt, als die meisten anderen Sortimenter, ein, als ich vor Beginn meiner buch händlerischen Wirksamkeit mehrere Jahre hindurch als Kaufmann thätig gewesen bin. Ich glaube nicht zu viel zu sagen, wenn ich be haupte, daß der Sortiments-Buchhandel gar nicht gewohnt ist, genau zu calculireu. Die Rechnuugsverhältnisse in diesem Zweige des Buch handels liegen so bequem, daß man lange Zeit mit Verlust sort- arbeiten kann, ohne einen Rückgang zu verspüren, andererseits ist aber gerade der Buchhändler ganz besonders darauf angewiesen, sich seinen Nutzen möglichst ungeschmälert zu erhalten. Ich will versuchen, dies nachstehend in Kürze ein wenig auszuführen. Zunächst handelt es sich darum, die geschäftlichen Verhältnisse des Buchhandels gegenüber denen anderer Branchen ins Auge zu fassen. Hierbei fällt zumeist der verhältnißmäßig geringe Umsatz im Sortimentsgeschäft ins Auge. Dies ist ein Punkt, welcher bei jeder Calculation ganz besondere Berücksichtigung verdient-. Ein größerer Umsatz gestattet größere Spesen, ein bescheidener Umsatz hingegen erfordert strengste Zurückhaltung. Nun ist es aber nicht gut möglich, den Ansprüchen des Publicums gegenüber zurückzuhalten und das Geschäft wird durch den nicht zu vermeidenden Luxus eines großen Gefchäftslocals, Personals rc. schon ungemein belastet. Dazu die enormen Spesen für Fracht, Porto und Emballage. Wie manchem Sortimenter würden die Augen übergehen, wenn er eine regelmäßige Zusammenstellung dieser Spesen anfertigen wollte! Und zu diesen Factoren kommt als letzter und Haupt-Factor der — Rabatt. Ein jeder Sortimenter gewährt doch ohne Weigerung einem Kunden auf Jahresrechnung einen Rabatt von 10 U, größeren Kunden, Anstalten, Bibliotheken rc. auch 12Vr°/o. Nun beliebe man zu rechnen. Der Durchschnitts-Rabatt, welcher uns gewährt wird, beträgt heutzutage, wo die meisten couranten Sachen Netto-Artikel sind, etwa 30 U. Wenn man nun von den Geschäftsspesen die Ladeumiethe, Saläre rc. mit nur 6 — 7-b, Fracht, Porto, Emballage, Commissionär-Spesen mit nur 5U vom Umsätze annimmt, so ist das Resultat schon ein derartiges, daß die Gewährung eines Rabatts außerhalb der Raison liegt. Wenn nun aber gar ein Sortimenter noch sein Betriebscapital verzinsen muß, so kann, wie Jedermann einsehen muß, von einem Nutzen füglich nicht die Rede sein. „Buchhändler sind keine Kaufleute", heißt es im Volksmunde; nun, ich glaube Wohl, daß meine vorstehende Darlegung geeignet ist, das Wort zu bestätigen; denn wenn ein Buchhändler „rechnen" wollte, so würde er sich von der Zumuthung einer allgemeinen Rabattgewährung au das Publicum mit Schrecken abwenden. In jeder anderen Branche ist die Möglichkeit zu derartigen Manipulationen eher vorhanden; wenn z. B. eine Berliner Papier- Firma Hanfcouvcrts zu einem Preise verkauft, wobei sie selbst 50Pf. pr. Mille zulcgt, so ist sie leicht im Stande, diesen Ausfall zu decken. Sie kann die Differenz auf andere Artikel vertheilen und wird von dem ihr zahlreich zuströmenden Publicum somit leicht entschädigt. Anders im Buchhandel. Der Sortimenter ist nicht nur außer Stande, einen Ladenpreis willkürlich zu erhöhen, sondern muß so gar hierin dem Publicum, welches Gsellius'sche Ladenpreise so gern adoptirt, stets nachgeben. Das Resultat meiner Ausführungen dürfte sonach folgendes sein: Ein gewandter Sortimenter kann bei angestrengter Thätigkeit, bei nicht allzu hohen Spesen und falls er zu den Ladenpreisen ver kauft, sehr wohl seine Rechnung finden; begibt er sich jedoch durch allgemeine Rabattbewilligung eines großen Theiles seines Netto gewinnes, so kann er, falls auch noch die „Collegen" vom Groß- Sortiment ihre Hände mit Erfolg nach seiner Kundschaft ausstrecken, ruhig das Geschäft an den Nagel hängen, denn er würde dann lediglich „für den König von Preußen arbeiten". 0. 456*
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