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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.01.1848
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 04.01.1848
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- Deutsch
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6 Manchen unserer gereifteren, ihrer Würde sich bewußten College», — dem Sprichworts zufolge — abhalten könnte, mitJhnen sich in Erör terungen einzulassen, veranlaßt mich, öffentlich an Sie zu schreiben, da ich es nicht verschmähe, jenen Benutzern des allgemeinen Wohles die Arbeit abzunchmen, die ihnen sauer wird, oder ganz unmöglich ist. Lassen Sie mich vor Allem ein Paar Worte über die Form und den Ton Ihrer Flugschrift, über die Bilder und Vergleiche, die Sie darin benutzen und über die Strategie, mit der Sie opecicen, sprechen. Sie vergleichen den fraglichen Sortiments-Buchhändler-Verein mit dem Sonderbunde, aus jesuitischen Plänen, Eigennutz und Ver- ralh entstanden, nennen Herrn Zanke den „schuldlos-schuldbewuß ten" — !— Erfinder der Idee, und Hrn. T. O. Weigel den „neuen Siegwar l." Sie unternehmen es kühn, diesen verderblichen Son- dcrbund zu bekämpfen und zu unterdrücken, „das Beginnen im ersten Aufkeimen zu zertreten," wie Sie Sich in Ihrer klassischen Sprache ausdrücken, und sind feige genug, oder so unbegreiflich anspruchslos, Ihren Namen zu verschweigen. Ist Ihnen denn der Dank der Mit welt nichts werth? oder geht Ihre Kühnheit so weit, indem Sie Du- sour's Ruhm ernten, seine Bescheidenheit noch übertreffen zu wollen? — Herr Zanke sowohl als Herr Weigel, werden nicht verfehlen, Ih nen auf Ihre Beschuldigungen zu dienen, ich will diesen Herren nicht vorgreisen. Der Besieger des schweizerischen Sonderbundes wird nicht unterlassen, wenn er einmal nach Deutschland kommt, und von Ihrem Riesenmulhe hört, sich bei Ihnen für die Ehre zu bedanken, daß Sie Sich ihm gleichstellen. Ich möchte gern annehmen, daß Sie im guten Glauben, für das Wohl des deutschen Buchhandels zu kämpfen, Ihr rostig Schwert ge zogen haben, und Ihren Jrrihum entschuldigen, aber es ist dies nicht möglich, wenn man Ihren Plan betrachtet. Die Benennung „der Neue Sonderbund" und die spätere Varia tion: „Saubere Gesellschaft" sind Meisterstücke von Schlauheit und Keckheit. Sie verstehen sehr gut dis Sympathien und Antipathien des Tages für Ihre Zwecke und Pläne zu benutzen, Sie wissen sehr gut, daß man auf diese Weise es anfangen muß, einer guten Sache, der auf andere Manier nicht beizukommen ist, vielleicht einen Fleck an zuhängen, den großen Haufen für sich zu gewinnen. Sie haben aus der Weltgeschichte richtig gelernt, daß dies das Mittel ist, durch wel ches schon mancher Streich gelang, und ziehen Nutzen daraus, indem Sie es prakliciren, ich aber nenne dieses Mittel: jesuitisch. DieAnwendung dieses Mittels ist Ihnen jedoch diesmal schlecht gelungen; Sie halten den deutschen Buchhandel für den großen rohen Haufen, dem man die plumpeZumurhung machen dürfe, einem gleiß- ncrisch-hciligen Eifer, einem geifernden, egoistischen Fanatismus blind lings zu trauen; und darin haben Sie sich, wie Sie wohl sattsam er fahren werden, stark verrechnet. Nicht minder bezeichnend für tüchtige Studien eines gewissen Ka techismus sind die gesperrt gedruckten Stellen Ihres Pamphlets >— „sie (die Potsdamer Idee) hat die Kastanien aus dem Feuer „geholt, die Meister Reinecke (T. O. Weigel) gemächlich verzehrt." „Und der Potsdamer! wird man fragen. Nun, sein Name si- „gurict unter dem Project — erbat gehofft, sein Lohn ist abgetragen, „das Hoffen war sein zugcwogencs Glück." Auf solche Weise Zwietracht stiften, um seine Zwecke zu erreichen — dieser Lehre steht's an der Stirn geschrieben, aus welcher Schule sie kommt. Ich bin überzeugt und finde es natürlich, daß keine von den 50 zusammengetretenen Handlungen durch Ihre Schimpfworts sich nur entfernt berührt fühlen wird, aber wie Sie es wagen können, einen Ver sal ein von 50 College», die Sie höchst wahrscheinlich dem Namen nach so wenig kennen wie ich, mit solchen Bezeichnungen zu belegen, sie ent weder sammt und sonders geradezu als Verräthcr am Gemeinwohl, als hinterlistige Feinde ihrer anderen College», oder als Menschen zu erklä ren, die nicht selbst denk- und urtheilsfähig sind, wenn ihnen ein ver derblicher Plan vorgelegt wird, das ist mir unbegreiflich, ja das finde ich nach meinem Gefühle unnatürlich. Doch man kann es kaum unbe greiflich finden, wenn man gelesen hat, mit welcherKaltblütigkeitSieim Siande sind, Männer aus unserer Mitte, wie die Herren Zanke und Weigel, über deren rechtliche Gesinnungsweise bei keinem vernünftigen Buchhändler Zweifel aufkommen können, ohne nur ordentlich genau zu sehen was geschehen ist und wie es geschehen ist, zu beschimpfen und zu besudeln, und Sie werden es vielleicht selbst wünschenswert!) finden, wenn man seinem Gefühle nicht länger Zwang anthun kann, sondern sich mit Widerwillen von einem Thema entfernt, das veran laßt zu haben Ihnen zur Unehre gereicht. Was nun die Tendenz des Vereines betrifft, so mögen Sie je nach Ihren Fähigkeiten darüber rtrtheilen wie Sie wollen. Ihre Darstellung der beabsichtigten Wirksamkeit desselben, und des Zweckes, den er sich gestellt hat, beweist jedoch entweder, mit welcher Böswillig keit, oder mit welcher enormen Einseitigkeit Sie dabei zu Werke gingen. Ich richte nur die Frage an Sie, wie Sie es verantworten wollen, bei einer so scharfen Kriiik, mit der Sie den Sortimentsbuchhändler- Verein beurtheilen, das Circulair des Herrn T. O. Weigel vom 24. November, in welchem die Beweggründe angeführt sind, aus denen der Verein entstanden ist, und die Gesichtspunkte, von welchen aus derselbe zu betrachten sei, deutlich und klar angegeben sind, unbeachtet gelassen zu haben? Sie werden mir nicht zumuthen wollen zu glauben, daß Ihnen dasselbe unbekannt geblieben sei. Die ganze Art und Weise ihres An griffes zwingt mir dagegen die Ueberzeugung auf, daß Sie dasselbe ab sichtlich ignorirt haben, weil die Zwecke, die der Verein sich gestellt hat und die darin ausgesprochen sind, das Gepräge an sich tragen, daß er aus Liebe zum Gemeinwohl des deutschen Buchhandels entstanden sei, und Sie wahrscheinlich einsahen, daß es selbst Ihnen nicht gelingen werde, dieselben zu entstellen und zu verdrehen. Ich lasse hier wörtlich jenes Circulair folgen, zur Vervollständi gung der von Ihnen mitgetheilten Statuten des Vereines. Es lautet *): Werden heutigen Buchhandel mit ruhigem, prüfendem Blicke be trachtet, einen Gedanken rückwärts auf die früheren Verhältnisse dessel ben richtet und einen guten Wunsch für dessen Zukunft hat, dem kann es nicht unbewußt sein, daß der jetzige Zustand, namentlich des Sorti ments-Handels, im Vergleich zu der Zeit in der wir leben, ein höchst trauriger, durchaus unnatürlicher ist, der nicht so bleiben kann und darf, wenn nicht sowohl unser schönes Geschäft zum Schatten dessen herabsinken soll, was es seiner Natur nach sein muß, und daß auch eine traurige vecantwortungsschwere Rückwirkung dieses Siechthums auf die Intelligenz des Zeitraumes, deren Pflege unserer Generation anvertraut ist, nicht ausbleiben kann. Und wer es bei diesem Bewußt sein wagt, das Streben und Ringen nach Entwickelung zum Besseren Einzelner wie irgend welcher Corporationen mit leichtfertigen Sophiste reien, mit Schmähungen und Verdächtigungen hemmen zu wollen, der gicbt der Sache, welcher er sich mit scheinheiliger Liebe nähert, den Judaskuß. I-. Noch ein Wort über meine Anonnmität. Sobald Sie es für der Mühe werth halten, dem deutschen Buchhandel den Verfasser des *) Wir unterlassen den Abdruck, da derselbe in No- 169 bereits er folgt ist. d. Red.
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