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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.01.1848
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 04.01.1848
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- Deutsch
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4 «in Interesse für Viele, handelt? — Mancher hat gewiß in neuerer Zeit mit Erstaunen betrachtet, welchen Rückgang unser deutscher Buch handel angenommen, mit welch' einer permanenten verheerenden Krank heit derselbe behaftet ist. Es sind die sogenannten Schmarotzer, die sich in das Eigenthum Harmloser drängen, auf deren Kosten von dem Fette dieses als angesehenes Gemeingut widerrechtlich zehren und un fern Erwerbszweig verkümmern wollen. Sie nennen sich Liberale des Deutschthums, damit sie als Eompetcnten um so sicherer und in un- merklicherWeise ihr lödtliches Fluidum, ihr verwüstliches ->gua tollans, besten Folgen bereits alle Gaue Deutschlands erfahren, über uns aus- schütten können. Dies sind eben die Heuchler, die Jesuiten des Buch handels, die da mit äußerer Eonvenienz das Geschäft in Flor bringen wollen, in Wahrheit aber dasselbe mit Tücke überlisten. Nur noch eine Spanne Zeit, alsdann dürfte sich das Blatt wenden, und dies ra dikale Uebel unfern Scrvilismus schrecklich bestrafen! Wähnt man vielleicht, dieser böse Dämon sei ein Zeitgeist, dessen unvermeidlicher Untergang schon in seinem Erscheinen besteht? Glaubt man, daß sich die Tapage dieser Tardigraden temporell verlieren und für alle Ewig keit verstummen werde? Ich hege diese Meinung eben nicht, halte mich aber davon überzeugt, daß der Merkantilismus, so weit er uns be trifft, bei solchen Riesenschritten nach Verlauf von mehreren Jahren monstruös sein und uns somit nur noch sein Gerippe zeigen wird; daß ihn jede fähige Corporation meprisont betrachtet. Der bloße Wahn unter dem Publikum, daß Tausende unfehlbar in aller Bequemlichkeit im Buchhandel zu erringen seien, verleitet Manchen, nach Jahre lan ger Betreibung eines Metier oder einer andern Earriere, umzusatteln und 8on5 laqon als Buchhändler aufzutreten, ohne weiter dabei zu be rücksichtigen, ob solches Geschäft erlernt, was dabei zu riskiren sei und wem dadurch geschadet werde. Vielleicht einigeHundertThaler üOonto- Zahlungen und fernerer Credit bei Verlegern hebt sie in den Stand, eine Concurrenz anzunehmen und muß bei derzeitiger Supination das Schleudern oder übermäßige Rabattgeben an Kunden zur Aushülfe dienen. An Demonstrationen dieser Art fehlt cs gewiß in keinem deut schen Lande. Jeder Krämer, Buchbinder, Ellcnritler, Musiklehrcr, Post-Accessist, ja Solche, die anfänglich Pharmaceut waren, dazu aber wenig Anlage verspürten, dann Schulmeister wurden, aber späterhin zu der Erkenntniß kamen, daß ihr immenser Verstand, über diese Sphäre gewachsen, keine Sensation erregen könne und ihre intellektuellen Kräfte den schweren Schularbeiten unterliegen müssen, griffen zu einer dritten Carriere, zum Buchhandel, der ihnen nun vollends den Orden pour le merite verschaffen sollte. Ein Commissionaic ist für eine geringe Summe Geldes bald erworben, denn Viele betrachten die Sache nur oberflächlich, so lange klingende Münze coucsirt. Dieser beklagcns- werthe Uebclstand ist nun auch leider bei den Herren Verlegern zu ge wahren und dürfte mehr von denenselben abhängig sein, indem man cher Verleger fast jedem unwissenden Krämer sowohl, als dem erlernten Buchhändler ungehindert und mit größtem Vergnügen seine Conti eröffnet, ja Erstere wohl noch begünstigt. Wohl „sorge ein Jeder für sich, so gut er kann/' und will auch Jeder einen möglichst großen Absatz seiner Verlagswerke bezwecken; aber betrachtet man's näher, wenn ein jeder illegitimer Buchhändler dem legitimen gleichgestellt wird, welcher Vortheil soll daraus für die Verleger entstehen? Anfänglich mag's sein, daß einige Erempl. seiner Artikel mehr abgesctzt werden, welches Re sultat durch das Frohlocken und Jauchzen der Conrurrenten über ein ander in doppelter Anstrengung herbeigeführt wird, aber wo der Boden schlüpfrig und das Publikum in Lethargie versunken, muß zuletzt jegliche Kraft erlahmen und für den Verleger sowohl wie für den Sor timenter doppelt fühlbar sein; solche Umstände können denn auch nur zu einer Desunion zwischen Verlegern und Sortimentern Anlaß geben. Wäre cs überhaupt nicht angenehmer und Gewinn bringender, wenn Verleger und Sortimenter sich gegenseitig nach Kräften unterstützten und jegliches Ungemach beiderseits zu entfernen suchten? Ein guter ^ 1 Sortimenter wird es sich schon angelegen sein lassen, einen guten Absatz für die Verlagswerke seiner Collegen zu erzielen; soll er nun aber noch in seinem ungebührlichen Rivalen benachtheiligt sein, nicht allein, daß ihm dann das Porto, sondern auch die Möglichkeit des Absatzes er schwert wird, so kann am Ende weder für ihn, noch für den Verleger eine goldene Ernte daraus entstehen. Wozu nun Jemand, der sich im Buchhandel Nichts versuchte, noch denselben erlernte und darin arbeitete, begünstigen, da er doch in seinem frühem Atelier hätte un gestört wirken können? Dies ist unverzeihlich! Wohl werden einige Verleger sagen, der und der Sortimenter ist nicht thätig und solvent genug für meine Artikel, was kann mir die Verbindung mit ihm nützen? so ist dennoch diese ganze Handlungsweise eine unüberlegte zu nennen, indem sich wohl in einer andern Art der Absatz betreiben ließe, als gerade solche Krähwinkler hervorzuziehen und zu bethätigen, wäh rend dadurch nur dem gestimmten Buchhandel geschadet wird. Was soll nun wohl bei der Mehrheit solcher Leute entstehen? Wer hat dabei am meisten zu verschmerzen? Gewiß geschieht dies hauptsächlich auf Kosten der legitimen Buchhändler, die da Zusehen müssen, wie ein Un kundiger in ihr Geschäft geräth, ihr Eigenthum mit Füßen tritt und sic und sich selbst ruinirt. Daß ein Solcher unsinnig handelt, ist 4gewiß, da er, ohne ein derartiges Geschäft zu kennen, gegen einen ge lernten Concurrenten aufzukommen strebt, und um seinem Ehrgeize, seiner Habsucht zu fröhnen, alsdann lose handelt. Jeder meiner Her ren Collegen weiß, wie schwer jetzt ein genügender Umsatz, namentlich an kleineren Plätzen und nun gar bei mehrfacher Concurrenz zu erzie len ist; die Mehrheit frißt sich ja unter einander selbst auf. Giebt es denngarkcinenAusweg, solch einem Partner mitNachdcuck zu begegnen, als daß er Andere durch sein unsinniges Treiben in Calamität bringt? Auf solche Weise wird ein harmloses Geschäft wie der Buchhandel bald entehrt und von seinem frühem Glanzpunkte in ein Nichts her absinken, welches im Laufe der Neuzeit unvermeidlich scheint. Eben auch wird die Neuzeit eine Periode in unserer Handelspolitik bilden, welche aber nur als Denkmal der unkräftigen, zügellosen Gegenwart dasteht. Blicken wir auf unsere Vorfahren zurück, welche Tendenz sie überall befolgten, so gewahren wir, wie denenselben nicht wie heutiges Tages so sehr das Pekuniäre, als vielmehr das Intellektuelle des Ge schäftes oblag und sie manche Opfer demselben weihten; und wahrlich eine solche Zeit, solche wackere Gesinnungen und Handlungsweisen wären jetzt wünschenswcrth, wenn unsere Sache für die Zukunft sich aufrecht hal ten soll, und wir den Fluch nachfolgender Generationen nicht auf uns laden wollen. Freilich haben wir auch in der Gegenwart tüchtige Buch händler aufzuweisen, allein die Ueberzeugung Einzelner kann bei der Mehrheit kein Terrain gewinnen und nur ein vereintes kräftiges Stre ben läßt uns die vielen Hindernisse und den widerrechtlichen Andrang im Buchhandel besiegen. Möchten die Herren Verleger dies mehr be herzigen und der gefährlichen Sache eine bessere Wendung geben! Eine neue Reform, eine neue Corporationsformirung dürfte wohl an ihrem Platze sein, um das zu wirken , was uns bisher die Aeqide einer hohen Regierung versagt; ein Comite dürfte eine Prüfungs-Commission ab geben, um jeder ungebührlichen Anmaßung im Etablissement Schran ken zu setzen, überhaupt daß sie das Recht habe, paraqraphenmäßig über eine Buchhändler-Sache zu determiniren. Eben dies wird unumgäng lich werden, zumal der Buchhändlerstand, auf sich selbst angewiesen, unbefugten Angriffen und Mißbräuchen erwähntcrArt nur durch eigne Willensthätigkeit entgegen zu arbeiten vermag. Möchte in Leipzig ein solcher Verein recht bald zu Stande kommen, und viele Herren Col legen thätlich beweisen, daß man der allgemeinen Noth im Buchhandel energisch entgegen zu treten geneigt sei, sonst dürfte am Ende die Be deutsamkeit und der rege Einfluß dieser mächtigen Handelsstadt mit der Zeit sich verlieren und wohl gar eine unpolitische Umwälzung im Buch handel bevorstehen. * * *
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