Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.05.1843
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 05.05.1843
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18430505
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-184305054
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18430505
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1843
- Monat1843-05
- Tag1843-05-05
- Monat1843-05
- Jahr1843
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
1231 36 1232 gm Gefahr läuft, in die Kategorie derer versetzt zu werden, die zu viel verlangen. Jndeß kann es nichts helfen, ich muß von meinem Rechte Gebrauch machen und zum Schluffe svrechen, ein mal, weil cs die erste Gelegenheit ist, die uns während vier Ständcvcrsammlungcn gewährt wird, sich über diese Frage voll ständig auszusprechen; dann aber auch, weil ich in der Schluß- äußcrung des Herrn Ministers insofern Veranlassung dazu gefun den habe, als in Bezug auf Ausübung der Censur von ihm be hauptet wurde, daß sie besser nicht sein könne. Wenn die Wi derlegung dieser Behauptung mein Hauptthema sein soll und sein wird, so kann ich doch nicht umhin, erst nach einigen kurzen An deutungen aus der allgemeinen Frage auf dasselbe überzugchen. Ich werde mich dabei, wie gesagt, auf das Nothwendigste be schränken, da ich, wollte ich einen vollständig,n Supplemcnlband zu der Leidensgeschichte der Presse liefern, stundenlang würde zu sprechen haben, was ich, wie ich schon andeutete, nicht Willens bin. — Es gibt, obwohl sich in dieser Hinsicht in neuerer Zeit viel geändert hat, allerdings noch immer Leute, welche erschrecken, wenn man Preßfreiheit verlangt. Ein Grausen befällt sic, wenn man auf die Frage: „Sind Sie denn für unbedingte Preßfreiheit?" vielleicht ein Ja vernehmen läßt. Aber was heißt cs denn: un bedingte Preßfreiheit wollen? Heißt es Preß frecl,h ei t wollen ? dem Verbrechen das Wort reden? Nein! von alledem Nichts; wenn ich unbedingte Preßfreiheit verlange, so verlange ich Nichts wei ter, als Aufhebung des Ausnahmezustandes und daß die Presse unter die allgemeine Regel gestellt werde. Die Presse kann scha den und hat geschadet. Will man aber Alfts unter polizeiliche Aufsicht stellen, was schaden kann, so werden Sic mir zugeben, daß für den freien Gebrauch dann wenig mehr übrig bleibt. Das Feuer kann Städte und Dörfer einäschcrn und Hunderte von Fa milien an de» Bettelstab bringen, wenn ein Bösewicht cs miß braucht. Wollen Sic aber deswegen den Gebrauch des Feuers verbieten? Aus dem Eisen wird das Pflugschaar des rührigen Landmanns, wie der Dolch des ruchlosen Mörders gefertigt. Wollen Sie aber deswegen den Schmied unter besondere polizei liche Aufsicht stellen, wie denjenigen, welcher Gedanken in das Publicum bringt? Man thut dies nicht, weil man es nicht würde durchführen können; aber das Recht der freien Gcdankcnmitthci- lung an solche Beschränkungen zu knüpfen, trägt man kein Be denken, wahrscheinlich, weil man cs hier kann. Nur dieser Aus nahmezustand ist es, welcher von den Anhängern der freien Presse angefochtcn wird. Mir kommt cs auch nicht bei, zu verlangen, daß Jedermann ungestraft schreiben und drucken dürfe, was ihm beliebt; aber wohl kommt cs mir bei, zu verlangen, daß Jeder mann schreiben und drucken dürfe, ohne sich erst der Beaufsich tigung eines Vormundes unterwerfen zu müssen. Ich verlange nur Freiheit von der Vormundschaft des Ccnsors, ich dünke mich eben so mündig, wie der Ccnsor. Beschuldige man also die, welche sich für unbedingte Preßfreiheit, d. h, für die durch das Gesetz geregelte Preßfreiheit, auösprcchcn, nicht, als ob sic Prcß- frech heit vcrtheidigten. Oder macht man cs dem Pflcgbc- fohlcncn, der, wie die Juristen sagen, zu seinen Jahren gekom men ist, zum Vorwurf, wenn er sein Vermögen von dem Vor munde zur eigenen Verwaltung ausgeantwortet zu haben wünscht? Er kann cs verschleudern, ja! Aber liegt in seinem Verlangen ohne Weiteres die Absicht, es verschleudern zu wollen?— Man spricht sehr viel von den Gefahren und Nachthcilcn der freien Presse. Namentlich —wenigstens deuten darauf die Bundesbe- schlüssc hi» — fürchtet man die Presse als eineZcrstörerin der Staa ten, als eine Veranlassung zu Empörung und Aufruhr. Aber gewiß mitUnrccht, wie schon von mehren Seiten auch bei dieser allgemeinen Debatte bewiesen worden ist. Findet sich in einem Staate Ursache zu Mißvergnügen, so wird man, wenn man dieselbe nicht gründ lich beseitigt, vor Excessen nicht sicher sein, und wenn man alle Buchdruckerpressen an Ketten legte, und für jeden einzelnen Menschen einen besonder» Ccnsor bestellte. Gibt cs aber keinen Anlaß zu Klagen und Mißvergnügen, so können Hunderte von feilen Scribenten zum Aeußerstcn rathcn: ihr Geschrei wird wirkungslos verhallen; man wird sie verlassen, wo nicht verach ten. „Glückliche Staaten — sagt der geistreiche Verfasser von „Welt und Zeit" —haben keine Gewalt zu fürchten, die der öf fentlichen Meinung ausgenommen; wo kein Pulver liegt, braucht man das Tabakraucher! nicht zu verbieten." Ich fürchte daher durchaus nicht, daß die Gewährung der Freiheit der Presse so große Nachthcile herbciführen werde, wenn auch vielleicht in der ersten Zeit die Sache nicht ganz so gehen würde, wie man wünscht. Ich gebe zu, daß anfangs Üebcrflulhungen Vorkom men können, abcb der Strom wird sich bald in sein richtiges Bett finden- Die Uebergangspcriode ist allemal etwas Unbe quemes; wir sehen das bei jedem Gesetz, wenn cs tief in die Verhältnisse des bürgerlichen Lebens cingrcift. Wer lange in einem finsteren Kerker geschmachtet hat, der wird sich nicht so gleich ans Licht gewöhnen können, er wird es nur nach und nach, wenn man ihm das Licht läßt. Wer lange gebunden war, wird einige Zeit brauchen, che er sich gehörig bewegen kann, aber er wird cs lernen, wenn man ihn sich bewegen läßt. — Ich komme nun auf die Frage: wie es um die Ausübung der Censur bei uns beschaffen ist. Zuvörderst aber muß ich es eine irrthümliche Ansicht nennen, wenn man sagt, wir brauchten in Sachsen am allerwenigsten Freiheit der Presse, da wir ja die liberalste Censur hätten, die man sich denken könne. Ich lasse das Letztere vor jetzt dahingestellt, ich will zugeben, daß Man ches hier gedruckt erscheint, was vielleicht an andern Orten nicht erscheinen darf, daß Manches jetzt gedruckt werden darf, was früher nicht gedruckt werden durfte, daß Manches gedruckt wird, was Manchen unangenehm berührt. Aber, meine Herren, ein vollgültiges Urthcil über die Art und Weise, wie die Censur gchandhabt wird, können Sie nicht allein nach dem, was gedruckt vorlicgt, fällen, sondern es gehört dazu auch das, was unter drückt worden ist. Da nun dieses Letztere in der Regel ein Ge- heimniß bleibt, so wird das Urtheil immer ein schwankendes und unsicheres sein. Doch hiervon abgesehen, so kann ich nie zu geben, daß liberale Censur der Preßfreiheit völlig gleichkommt. Mein Freund Braun hat gestern schon berührt, daß liberale Censur, eben weil sie auf Willkür beruht, der Preßfreiheit nicht gleich sei, weil sic keine Gewähr leiste, daß sie bleiben werde. Diesen Punkt will ich also nicht ausführen, aber hinzufügcn will ich, daß die Preßfreiheit im rechtlichen Sinne unter allen Umständen der Censur, auch wenn sie die liberalste wäre, nie gleich ist. Wollten Sie dieses behaupten, so müßten Sic auch behaupten der Sclavc wäre frei, der liebevoll von seinem Herrn behandelt wird. Und bleibt der Knecht nicht Knecht, wenn er such mit an seines Herr» Tische ißt? Auch die liebevollste Cen sur gewährt die Freiheit der Presse nicht, das Pcincip der Freiheit geht in der Beaufsichtigung auf. Dies führt mich nun zu der Frage: Wie wird die Censur in Sachsen gchandhabt, und ist sie wirklich so liberal, wie behauptet worden ist? Ich habe bereits zugegeben, daß Manches jetzt gedruckt werden kann, was vielleicht früher nicht erscheinen durfte. Allein könnte ich Ihnen Alles, was gestrichen worden ist, vorführcn, so würde dieses auf Ihr Urlhcil jedenfalls von großem Einfluß sein. Es sind gestern schon hierzu Belege gegeben worden, ich kann mir aber nicht versagen, noch einige hinzuzufügcn. Ich glaube, sic werden um so unbedenklicher sein, da sie nicht in das Departe ment des Auswärtigen gehören, über die inner» Landcsangelc- gcnheitcn aber zu sprechen, wir nicht blos das Recht, sondern auch die Pflicht haben. Da fällt mir nun zunächst ein Beispiel in die Augen, welches beweist, daß sogar historische Aktenstücke von der Censur gestrichen worden. In dem bekannten Staats- lexikon von Rottcck und Welcker Bd. Xllk. ist einer Aeußerung das Imprimatur versagt worden, die von den churmärkischen Ständen vom Jahre Iä72 herrührt: „Fürsten, sagten sie, sind Bewahrer, nicht Eigcnthumshcrren dcs Vermögens der Unter» thancn: mit dem durch Schweiß erworbenen Gute des Volkes nach Willkür schalten, ist Tyrannei, nicht Herrschaft." Es ist das etwas Geschehenes, früher Geäußertes. Ich glaube auch nicht, daß etwas Bedenkliches darin ist, aber cs hat nicht aus genommen werden dürfen. In ähnlicher Weise hat die Censur gewirkt sogar in Bezug auf ein Lob unseres Regenten- Es hat nämlich die Stelle: „Seine aufrichtige Gesinnung für die Sache
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder