für den utschen B u ch h a n d , und für die mit ihm verwandten Geschäftszweige. HerauSgegeben von den Deputaten des Vereins der Buchhändler zu Leipzig. Amtliches Blatt des Börsenvereins. 96. Freitags, den 4. November 1842. Der deutsche Buchhandel*). Im Börsenblatt für den deutschen Buchhandel, das wöchentlich zwei Mal erscheint, werden ebenso oft über die Kläglichkeit und den Jammer dieses Geschäfts, wie über den Verfall und gänzlichen Untergang desselben, meist auf die albernste Weise, Klaglicder angestimmt. Daß der Absatz deutscher Bücher, bis auf die wenigen Ausnahmen, recht erbärmlich ist, ist wahr, allein alle Klagen und alle Vorwürfe haben den Nagel nicht auf den Kopf getroffen. Zwei Grundübel nagen am deutschen Buchhandel, wovon das eine unheilbar, das andere abzuschaffen wäre- Das un heilbare Uebel ist: die Armseligkeit derDeutschen überhaupt; diejenigen, welche Geld haben, ich meine die Banquiers und Kaufleute in Hamburg oder Wien, in Frankfurt oder Leipzig, in Magdeburg oder Bremen, haben keinen Platz, kein Bedürfnis für diese Waare; darum wird auch diese Aristokratie, wenn nemlich der Geist befreit und siegt, nie gefährlich sein. Der zweite Grund des Verfalls für den deutschen Buchhandel, ist einzig und allein in unserer Ein richtung zu suchen: so lange sämmtliche deutsche Verleger ihre sämmtlichen Artikel, so wie sie die Presse verlassen, auf unbestimmte Rechnung, ja auf unbestimmte Zeit, in alle Welt verschicken müssen, ist an kein Heil für den Sorti- mcntshandel zu denken. Der Verkäufer, behaupte ich, muß ein größeres Interesse in seiner Waare haben, als bisher, dann wird er sich sicher ernstlicher um den Absatz beküm mern. Um dieses recht anschaulich zu machen, will ich ein praktisches Beispiel erzählen, das für alle paßt. In meinem Verlage erschien im Laufe d- I. unter andern Büchern: Literarhistorisches Taschenbuch von Prutz- Einer Handlung wurden 6 Ex. als Neuigkeit gesandt; bald darauf verlangt diese Handlung, welche einige 40 Meilen *) Aus: Revue des Auslandes. Monatsschrift. Rcdigirt von L. Meyer und O- Wigand- 1842. October-Hcft. Sr Jahrgang. von Leipzig wohnt, noch 6 Exempl. Vor einiger Zeit reise ich durch diese Stadt und besuche meinen Geschäftsfreund. Er hat eben die 6 verlangten Exempl. besagten Buches er halten, und siehe die ersten 6 sind auch wieder in seinem Laden. Er hatte sofort nach Empfang der ersten 6 Exempl. diese — seinen Kunden ausgesandt, welche dicjes Buch über acht Tage bei sich behielten — und dann zurück schickten. Würde ein Kaufmann einen Artikel cke novo fest anschaffen, bevor er sich des Absatzes des ersten versichert hätte? Und würde er, wäre der Gegenstand sein Eigenthum, mit der Manipulation nicht vorsichtiger, behutsamer und sicherer zu Werke gehen? Ich bin fest überzeugt, hätten jene sechs Kunden nicht so leicht auf 8—14 Tage das Buch in Hän den gehabt, mancher davon hätte sich's angeschafft. Ich habe die Träger der deutschen Wissenschaft oft genug auf diese Wunde, die uns so schmerzlich trifft, aufmerksam gemacht, und manche haben es auch eingesehen, doch stets blieb alles beim Alten. Was ist nun die natürliche Folge? Daß die Verleger von Tag zu Tag difsiciler werden, und deutsche Schriftsteller von Stadt zu Stadt, von Land zu Land ziehen, und für ihre Manuskripte keinen Verleger fin den. Darum ist es Zeit, daß nicht die Buchhändler, son dern die Schriftsteller, Hand an die Reform des deutschen Buchhandels legen. Soll ich noch sagen wie? Otto Wigand- Bor (Charles Dickens) über die amerikanische Presse'). „Man errichte Schulen, im Osten, Westen, Norden und Süden; man unterrichte Zöglinge und bilde Lehrer zu Tausenden; Bauernhäuser mögen cmporsteigen, die Kirchen angesüllt sein, die Mäßigkeit in zahllosen Vereinen sich aus- *) Aus: American Notes, kor xenersl eircnlstion, nach einer Mittheilung in Nr. 301 der Augsb. Allg. Zeitung.