für den Deutschen Buchhandel - und für die mit ihm verwandten Geschäftszweige. H e r a u S g e g e b e n von den Deputieren des Vereins der Buchhändler zu Leipzig. Amtliches Blatt des Börsenvereins. 87. Dienstags, den 4. Oktober 1842. Etwas über den Verfall des deutschen Buchhandels. Immer lauter und allgemeiner werden die Klagen über den Verfall des deutschen Buchhandels und leider nicht ohne Grund. — Worin die eigentliche Ursache hiervon liege, dar über ist schon viel hin- und hcrgeschricben worden und man hat allerlei Vorschläge gemacht, um Mittel zu finden, dem selben wieder aufzuhelfen, doch ist cs bis jetzt nur bei Vor schlägen geblieben und nichts Wesentliches geschehen. Neuerdings haben einige wenige preuß. Buchhandlungen eine Beeinträchtigung ihrer Rechte darin zu finden geglaubt, daß die Post sich mit dem Debit der Zeitschriften befasse und dieserhalb sich mit einer Bittschrift an das General-Postamt in Berlin gewendet und um Abstellung dieser vermeintlich ungesetzlichen Eingriffe in ihre Rechte ersucht. Der ihnen hierauf gewordene Bescheid (siehe Börsenblatt d. I. No. 67) ist bekannt. Meiner Ansicht nach ist der Zcitschriften-Debit durch die Post ein nothwendiges Ucbel, weil dem Sorti mentshandel, wie auch der Herr General-Postmeister v. Nagler Exc. in seiner Erwiederung ganz richtig bemerkt, die Mittel zur regelmäßigen schnellen Besorgung fehlen. In dessen halte ich den Schaden, der demselben dadurch entsteht, nicht für so erheblich als jene Herren, an deren Spitze Hr. Friedrich in Siegen steht, meinen. — Dem Herrn General- Postmeister v. Nagler Exc. ist der Sortimentsbuchhandel aber Dank dafür schuldig, daß Se. Erc. aus eignem An triebe schon seit Jahren seinen Beamten den Debit der Taschenbücher, Kalender u. aller sonstigen Wecke unter sagt hat. Als ein andres Uebel wird die zu große Concurrcnz be zeichnet. Dieser entgegen zu wirken hat Fr. Frommann den Vorschlag zur Bildung von sogenannten Kceisveceinen (siehe Börs.-Blatt 1841. Nro. 14) gemacht, deren Ein richtung jedoch einige Schwierigkeiten haben und nicht von so großem Erfolge sein möchte, als Hr. F. sich davon zu versprechen scheint. Das Streben des gegenwärtigen Böc-! Sr Jahrgang. senvorstehcrs Hrn. Frommann, der sich große Verdienste um den Buchhandel erworben hat und noch täglich erwirbt, kann ich bei dieser Gelegenheit nicht unerwähnt lassen und wünsche, daß ihm die verdiente allgemeine Anerkennung u. Dank im reichen Maaße zu Theil werden möge! Der Verfasser des Aufsatzes in Nro. 68 des diesjähr. Börsenblattes, überschrieben: „Aufruf an Preuß. Sorli- mcntsbuchhandlungen" schmeichelt sich mit der Idee, die Regierung würde sich der Buchhändler annehmen und sie durch ein Gesetz, gleich den Apothekern, gegen überhand- nchmende Eoncucrenz schützen- Dürfte man von dieser Seite etwas hoffen, so darf der Hr. Vers, jenes Aufsatzes überzeugt sein, daß schon längst die nöthigen Schritte so- wol von Berliner Buchhändlern als auch andern gcschehn sein würden. — Eine ordentliche thätigc Handlung hat Con currcnz nicht sehr zu fürchten- — Viel nachtheiligcr als diese halte ich das Eindringen von unberufenen u. unwürdi gen Mitgliedern des Buchhandels, denn meistentheils diese Leute sind es, wie die Erfahrung lehrt, die dem Buchhan del Verderben bringen, um bestehen zu können anfangen zu schleudern, so einige Jahre von der Gutmüthigkcit der Verleger, die ihnen Ercdit gegeben haben, leben und dann spurlos verschwinden und dem Buchhandel namhafte Sum men schuldig bleiben. Der Ucbel größtes aber, das den Sortimentshandcl u. somit die bisherige vortreffliche Organisation des deutschen Buchhandels — die man in Frankreich neuerdings cinzu- führcn bemüht ist — zu Grunde zu richten droht, ist — das Uebechandnehmen des Antiquarhandcls. Wer aber, frage ich, ist Schuld daran? Antwort: die Buchhändler einzig und allein selbst, und zwar die Sortimentshändler nicht minder wie die Verleger. Letztere deshalb, weil sie ihre neuen Bücher in ganzen Massen zu enorm billigen Preisen an die Antiquare verkaufen. Denn mit den we nigen einzelnen Exemplaren, welche die Antiquare auf 167