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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.05.1932
- Strukturtyp
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- 1932-05-24
- Erscheinungsdatum
- 24.05.1932
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- Deutsch
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X- 118, 24. Mai 1932. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. b.Dtschn.Buchhandel. gleichviel und wiegen beide gleichviel. Aber bas Buch bringt einen um viele Stunden längeren Genuß . . . (ist übrigens für Ihren Magen viel besserl).- Diesem immateriellen Bert des Buches wird weit weniger gerecht das Fenster eines holländifchen Sortimenters, der eine Schaufcnstergemeinschast mit einer ortsansässigen Möbelfabrik ein- ging und cm Herrenzimmer zeigte, wohnlich und stimmungsvoll ge macht durch die Ivohlgesüllten Bücherreihen. Zugegeben, so ganz aus der Lust gegriffen ist der alte Witz nicht, baß ein Kriegsgewinnler sich beim Buchhändler »dreieinhalb lausende Meter Bücher, möglichst in Ledereinband mit Goldpressung aus dem Rücken» bestellte. Es gibt genug Menschen, die mehr Wert aus das dekorative Außere des Buches legen denn auf den Inhalt I Kür die Vorkriegsgene- ratlon gehörte es (und gehört vielleicht noch?) zum guten Tone, daß im Bücherschrank sämtliche Klassiker standen; und zur still schweigenden Selbstverständlichkeit, daß man sie so selten wie möglich ausschlug . . . Und auch die bibliophilen Einbandsrcunde gleiten oft genug, ohne daß sie es merken, in eine Vernachlässigung des Ge halts zugunsten der schönen Form. Dennoch halte ich dies holländische Fenster für verkehrt. Erst aus dem ausgeschlagenen Buche, nicht schon aus dem geschlossenen, erwächst dem Menschen des Buches Wert. Ein Buch will gelesen sein. Bücher werben erst dann, wenn sie Vorfreude auss Lesen atmen — wenn Lesestimmung aus ihnen erwächst. Lesestimmung. Die dekorativen Bllcherrücken jenes holländischen Schaufensters lassen sie nicht aufkommen. Weit besser dünkt mich, wie ein belgischer Sortimenter sie in seinem Fenster zum Ausdruck brachte: Man sah da einen bequemen Ledersessel an niedrigem Tisch chen vor einem Kaminosen, dessen rote Glimmer-Scheiben die Vor stellung behaglicher Wärme vermitteltem Auf dem Tisch eine di« gemütliche Stimmung durch ihr gedämpftes Licht noch erhöhende Leselampe; neben ihr eine Tabaksdose, Im Sessel lag, saul ausge streckt, und die Pfeife im Munde, eine aus Sperrholz geschnittene, modern-slächig bemalte Hcrrensigur, die mit weit ausgestrecktem Arme Hinübergrift zum Bücherbrett, auf dem ein Dutzend Neuerschei nungen standen. Auch hier also: Geschlossene Bücher. Auch hier nur die Buch rücken zu sehen. Dennoch und dank diesem zu ihnen sich reckenden Arme, dank dieser grifsbereiten Hand, herrscht hier schon »Lese- stimmung-, Vorfreude . . . Und Vorfreude ist eigentlich die am stärksten werbende Freude l Gelegentlich der Vorbereitungen zur niederländischen »Woche de» Buches- stellt Tjerko Wilson (in »Lckvartaeren eu Vsr- leoopen«) die Frage, ob man denn überhaupt für »das Buch- werben könne. Und verneint sie. Materiell ausgesaßt, meint Wilson, schlösse eine Werbung für das Buch jede andere »Inkarnation des Geistes» aus; aber für den Inhalt sei es doch gleich, ob er nun in der Gestalt des gebundenen Buches sich materialisiere, oder in der Papyrus-Rolle, der Wachs tasel oder dem keilschristbedeckten Ziegelsteine . . . Schwerer wiegt das ideelle Bedenken Wilsons: Der Sammelbegrifs »das Buch- sei «ine Unmöglichkeit, solange man solcher Werbung das ethisch-mora lische Mäntelchen der »Kulturmifsion» umhänge. Denn »das Buch» umsasse doch die Logarithmentafeln wie di« lyrischen Gedichte, den Detekttvschmöker wie die philosophischen Betrachtungen, das Er bauungsbuch wie die schlüpfrigste Sittengeschichte l Diese Gebankengänge sind richtig. Wie auch immer die Wer bung für bas Buch schlechthin ober eine Untergruppe (etwa Wer bung für Romane oder Werbung für die Werke einheimischer Schrift steller oder wie sonst immer) ausgezogen wird — solange sie sich hinter der »Kulturmission- verbirgt, wirb sie dieser Ausgabe nicht gerecht. Denn so sympathisch selbst der Gedanke ist, den einheimi schen Schriftstellern zu Geltung (und Brot!) zu Helsen — auch ein heimische Schriftsteller schreiben schlechte Bücher. Und Tjerko Wilson kommt zu dem Schlüsse: Warum Bücherwochen? Die aufrichtige Antwort müßte lauten: Weil wir, Verleger und Soriimenler, Bücher verkaufen wollen, aus daß das Geld in unferni Kasten klinge! Darin unterscheidet sich unsere Gemetnschastsveranstaltung in nichts von der jedweder anderen Kollektivpropaganda. Es gibt verblllssend einfache Hilfsmittel in der Werbung. Man muß nur daraus kommen! Wenn Läden umgebaut werden oder den Besitzer wechseln, ist das erste, was die Handwerker machen, baß sie die Scheibe von innen weiß anpinseln. Warum? Das mögen die Götter wissen! Aber es geschieht regelmäßig. Und ebenso regelmäßig werden alle möglichen Gesichter, Namen, Wörter htneingekritzelt. Diese Möglichkeit, durch Wegwischen und Wegschaben Bilder und Texte in die weiße Fläche zu bringen, die dann gegen den dunklen Hintergrund des Ladeninneren als Schwarz wirken, läßt 424 sich aber auch werblich ausnlltzen. So sah ich hier in Holland kürzlich ein »Schaufenstergemälde» slott-künstlerischer Art, das die vor der Tür des zu eröffnenden Ladens sich stauende Menge zeigte. Und diese Werbemöglichkeit ist nicht auf Umzug und Umbau beschränkt. Eisblumen gleich, können auf der Schausensterscheibe in vergänglicher (aber, weil innen angebracht, vor Gassenbuben- singern sicherer) Pracht Landschaften, Dinge und Menschen, Porträts und Symbole entstehen, die aus die ausgestellten Bücher Bezug haben und sltmmungsrichtend wirken: Palmen sür Sllbseeromane und Eis berge für Polarforschungsberichte: eine mittelalterliche Kogge sür die Entdeckungssahrten der Portugiesen oder ein Goethekops sür bas Erinnerungsjahr 1932 ... W. H. Wolss. Goethe-Ausstellung in Japan. Die Firma Maruzen Co., Ltd. in Tokio hat in der Zeit vom 1S.^2S. März in ihrem Geschäftshaus eine Goethe-Ausstellung mit großem Ersoig veranstaltet. Sie wurde von einer großen An zahl Besuchern in wahrhaft begeisterter Weise beurteilt und .durch den Besuch des deutschen Botschafters, Herrn vr. E. A. Voretzsch, beehrt. Die gleiche Ausstellung ist vom 8.—14. April in der Filiale der Maruzrn Co. in Osaka gezeigt worden. Die Firma hat einen in deutscher Sprache gedruckten Ausstellungskatalog (kü S.) heraus gegeben, der als Einleitung eine in japanischer Sprache versüßte Ab handlung über Goetheliteratur von Jamagishi enthält. Die 989 Nummern sind in folgende Unterabteilungen gegliedert: Schriften und Gesamtausgaben, Einzelausgaben, Faust und Kauftliteratur, Briefwechsel und Gespräche, Goetheliteratur (das Schrifttum um und über Goethe und seine Werke in Auswahl). Das Glanzstllck war ein vollständiges Exemplar der Weimarer Goctheausgabe in 143 Bänden. Die Ausstellungsräume waren mit zahlreichen Bildern und Büsten Goethes geschmückt. Herr Direktor Hatta, der Leiter der Buchhandlung, begleitete den deutschen Botschafter bei seinem Besuch der Ausstellung. Vom Auswärtigen Amt wird uns folgender Bericht der Deut schen Botschaft ln Tokio zur Verfügung gestellt: In der vielgestaltigen Reihe von Goethe-Ehrungen, die ln Japan jetzt stattfinden, verdient besondere Hervorhebung die Ausstellung von Goethe-Literatur, die von der hiesigen Buchhandlung Maruzen mit Unterstützung des Japanisch-Deutschen Kultur-Instituts und der japanischen Goethe-Gesellschaft veranstaltet wurde. Die rührige Lei tung dieser Buchhandlung, die hier eine führende Stellung einnlmmt,
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