Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.04.1932
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1932-04-30
- Erscheinungsdatum
- 30.04.1932
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19320430
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-193204304
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19320430
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1932
- Monat1932-04
- Tag1932-04-30
- Monat1932-04
- Jahr1932
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
100, 30. April 1932. Redaktioneller Teil. Börsenblatt s. ö.Dtschn.Buchhan-el. 5 mus bewegen alle; man will sich damit auseinandersetzen. Wie sieht es -in Frankreich, wie in Rußland wirklich aus? Was ist der Duce für ein Mann? Was will Hitler und was will Brü ning? Es herrscht auf allen diesen Gebieten eine Hochflut von Neuerscheinungen, das Sortiment setzt darin gut ab; die Volks büchereien haben alle Anstrengungen zu machen, um den Be darf ihrer Besucher zufriedeirzu-stellen. Dafür verstauben die nichtverkauften Bestände der vor kurzem noch so beliebten Kriegsromane in den Regalen des Sortimenters und so manches andere, -was noch vor nicht langer Zeit in Blüte stand. Hier zeigt sich schon eine der Gefährdungen, welche aus dem Bezirk des Geistigen in den des Wirtschaftlichen hinübcr- wirken: die Schnell-ebigkeit der modernen Literatur. Welch ein Unterschied zu der Gemächlichkeit früherer Zeitläufe! Die Parallele dürste nicht verfehlt sein: je vollkommener die Her stellungsmethoden durch Vervollkommnung der Maschinen, um so kurzlebiger die Literatur. Das gilt in gleicher Weise für Belle tristik wie auch für alle Gebiete -der Wissenschaft. Man denke nur daran, wie die ständigen Wandlungen auf dem -Gebiete der Medizin, der Technik, der Physik und Chemie Lehrbücher rasch zum -Veralten bringen oder wie die überfruchtbare Gesetzgebungs arbeit unserer Tage zur ständigen Herausgabe revidierter Neu auflagen juristischer Kommentare zwingt. Die Verkürzung der Geltungsdauer der Bücher hat zu einer erheblichen Unsicherheit in -den Absatzmöglichkeiten geführt. Das muß sich nachteilig in Herstellung und Vertrieb auswirken. Noch auf einen anderen solchen geistigen Zusammenhang, diesmal vom Politischen her, lassen -Sie mich -Hinweisen: Bei Be trachtung der Ausfuhrzahlen fällt auf, daß sie in einigen frem den Staaten besonders stark nachgelassen haben. Estland und Lettland haben um die Hälfte weniger an deutschen Büchern be zogen als im Vorjahr. Gewiß liegt das mit an -der -schlechten wirtschaftlichen Lage dieser Länder. -Sollte nicht aber auch hierin das Zurückdrängen des deutschen kulturellen Einflusses zum Ausdruck kommen? Und wenn die Vereinigten Staaten von Nordamerika Jahr für Jahr weniger an deutschen Geistes waren einführen, so liegt der Schluß nahe, daß die Wissenschaft dort sich immer unabhängiger von deutscher Wissenschaft macht und daß der Einfluß der deutschen Wissenschaft zurücktritt. Daß in diesem Zusammenhang -die Lage des deutschen Buchhandels in -den Minderheitengebieten zu schwerer Sorge -Veranlassung gibt, bedarf keiner näheren Erläuterung. Die Verbindung mit ihm ist durch die Dev-isengesetze, diesem neuesten Instrument zur Erschwerung des zwischenstaatlichen Handelsverkehrs, ohnehin einer schweren Belastung ausgesetzt. So wirkt sich mancherlei nachteilig auf die Geltung, damit aber auch auf den Absatz -deutschen Schrifttums im Ausland aus. Werbung und Von Prälat Professor v. vr. Jode Nation strebt nach Weltgeltung. Das ist ihre natür liche Lebensfunktion. Auch über der deutschen Nation liegt der kategorische Imperativ der Pflicht, auf das Ausland eindrucks voll, suggestiv, ja erzieherisch zu wirken. Deutschland braucht und benötigt seinerseits im Ausland hohe Autorität, vollgülti ges Ansehen, weitgehendes Vertrauen, moralischen und wirt schaftlichen Kredit, lebendige Zuversicht in seine weitere Existenz. Das Ausland muß seinerseits wissen, daß dieses Deutschland ein Ding an sich bedeutet, daß cs in der Weltwirt schaft, aber auch im Weltkon-sum unentbehrlich ist. Das Aus land muß ebenso überzeugt sein, daß auch in der Jde-algüter- wirtschaft, im kulturellen Bölkeraustausch, eine Lücke klafft, ein Defizit entsteht, und daß nur ein unvollkommenes Europa vor handen ist, wenn Deutschlands geistige und kulturelle, ethische und -bildende Weltsunktion sich nicht mehr ungestört vollziehen kann. Wenn wir diese Zusammenhänge feststellen, so ist das keine Anmaßung: denn das Goethejahr bürgt für die schöpfe rische Kraft, aber auch für die Weltoffenheit des deutschen Geistes; denn mit Goethes Namen verbindet sich der Begriff der Weltliteratur und einer großartigen »Ooopörution intellee- Börsenblatt f. d. Deutschen Buchhandel. 9i>. I-ahrgana. Das darf nicht unbeachtet gelassen werden, will man nicht Rück schläge erleben, -die nicht nur für das Buch verhängnisvoll sein würden. Gewiß: deutsches Schrifttum, deutsche Musik und deutsche Kunst haben noch einen guten Klang -im Ausland. Es braucht nur an die Reden -der Auslandvertreter bei der Goethe- Feier in Weimar erinnert zu werden. Aber zwischen Wort und Tat klafft oft der Zwiespalt, und äußere Haltung entspricht nicht immer innerer -Einstellung. Zweifellos ist im Vergleich zur Vorkriegszeit hauptsächlich aus politischen Gründen ein erheblicher Rückschlag eingetreten, und in manchen Ländern sind starke Kräfte am Werke, deutsche kulturelle -Einflüsse weiterhin zurückzudrängen. Dem entgegcn- zuwirken ist nicht nur Aufgabe des Buchhandels sondern auch anderer Stellen und Berusskreise, d-ie hierin mit ihm Zusammen arbeiten sollten. Zusammenarbeit! Das ist die Forderung, die aus dem Ge biet kulturellen Wirkens mit allem Nachdruck erhoben werden muß, nicht nur für draußen, -sondern auch für drinnen. Und zwar sinnvolle Zusammenarbeit: zur zweckmäßigen Ver teilung der Aufgaben und Kräfte und zur bestmöglichen Er schöpfung der vorhandenen Mittel und Möglichkeiten. Der Buchhandel und seine Spitzenorganisation suchen diesen Weg. Er führt zu gemeinsamem Vorgehen mit -den berufenen amt lichen Stellen, mit Bibliotheken und Volksbüchereien, mit kulturpolitischen und anderen Bildungsverbänden. Er ver folgt dieses Ziel im Sinne der Feststellung, die schon Friedrich Perthes, einer seiner besten Männer, vor mehr als hundert Jahren getroffen hat: »Bei der deutschen Literatur und dem Buchhandel hat sich -die Erfahrung bestätigt, daß Abtrennen und eigenen Vorteil suchen kein Heil, jede Vereinigung da gegen Segen bringt--. Auch diese Fragen kultureller Art werden bei den Be ratungen der diesjährigen Kantate-Versammlung eine wesent liche Rolle spielen. In gleicher Weife wie die rein wirtschaft lichen werden sie von dunklen Sorgen überschattet. Denn es geht, wie zumeist jetzt in Deutschland, kaum noch um ein Weiter führen und ein Weiterbauen; schon das Erhalten des in besse ren Zeiten Geschaffenen und Erreichten ist Erfolg. Erhalten: das wird das Grundmotiv der diesjährigen Oster messeberatungen des -Buchhandels sein. Aus daß der deutsche Buchhandel bleibe, als was ihn Friedrich Perthes zu seiner Zeit als Idealbild gesehen hat und was er bisher gewesen ist: »eine Anstalt, um über alle Länder, wo -die deutsche Mutter sprache ist, die Druckschriften so zu verbreiten, daß allent halben möglichst gleichartig lebhafter Anteil an Sprache, Wissenschaft und Literatur erregt und erhalten werde--. Weltgeltung. Georg -Schreiber, M. d. R. tusllo--, noch längst che der Völkerbund seine »Kommission für geistige Zusammenarbeit-- gründete. Wir können ferner dar aus Hinweisen, daß -die Weltwissenschaft immer wieder auf An triebe deutscher Forschung wartet, die stets von neuem mit einer edlen Jntern-ationalität dem Weltganzen dient, wenn sie mit dem Physiker Heinrich Hertz unentbehrliche Voraussetzun gen der drahtlosen Telegraphie und -des Rundfunks schuf, wenn sie in der Weltmedizin in diesem Jahr das Jubiläum der Ent deckungen von Robert Koch feierte. So sind in der Tat die geistigen, kulturellen, wirtschaftlichen, technischen Grundlagen für eine Weltgeltung Deutschlands stets gegeben, solange unsere Nation lebt und strebt. Aber damit eine Weltgeltung praktisch erzielt wird, bedarf es eines bestimmten Instrumentariums, einer gut ausgeb-ildeten Met-hodenlehre, einer planvollen Wegbereitung, einer reich ent wickelten Dynamik. Die Fahrzeuge Ozeaniens haben Ausleger, damit ihre Fahrt durch die Wogen gesichert ist, damit sie als glückhaft Schiff auf das Weltmeer steuern können. So bedarf auch Deutschland im Ausland der Ausleger, also einer groß zügigen Apparatur, vieler aufgeschlossener Aussalltore und 2
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder