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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.04.1932
- Strukturtyp
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- 1932-04-30
- Erscheinungsdatum
- 30.04.1932
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- Deutsch
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2 X- 100, 30. April 1932. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d.Dtschn Buchhandel. lichst auch Kredit bewilligen sollten, damit die in den geldlich schwachen Ländern bestehenden Schwierigkeiten gemildert werden. Gewiß, der Umfang des Absatzes ist geringer geworden, das Publikum hält mit Käufen zurück, die öffentlichen Biblio theken leiden unter stark beschränktem Etat; dafür gibt es sehr viele Gründe. Es ist z u viel verlegt worden, man hat z u viel Bücher aus den Markt geworfen, die sich gegenseitig schaden, man hat schließlich auch solche herausgebracht, die ihre Käufer enttäuscht haben. Hinzukommen Funk, Film, Auto- und sonstiger Sport, also eine ganze Reihe von Errungenschaften, die der Neigung zur Buchlektüre abträglich sind. Seitens der Verleger muß versucht werden, einer Ver stopfung des Marktes durch Parallelveröfsentlichungen vorzu beugen, die nur allen schaden kann. Es darf vor allem nur wirklich Gediegenes erscheinen, Mittelmäßiges hat auszuschei den. Der Verlag muß durch gemeinschaftliche Unternehmungen, wie beispielsweise die Buchwochen, die Allgemeinheit aus Wert und Notwendigkeit des Buchbesitzes eindringlich Hinweisen. Die Mehrzahl der Länder Europas hat bereits regelmäßige Buchtage oder Buchwochen. Wünschenswert wäre ein Zusam mengehen der jeweiligen Organisatoren, damit in gemeinsamer Beratung alle Gedanken und Pläne erörtert, mit einem Wort alle Kräfte an einem Punkte konzentriert werden könnten. Übrigens gewährleisten Organisationen wie der Inter nationale Verlegerkongreß den Verlegern aller Länder eine ge deihliche Entwicklung unter günstigen Umständen. Ich möchte mit dem Wunsche schließen, daß die Kritik in Zukunft doch strenger sein möge, als es bisher der Fall ge wesen ist. Zur Lage des Buchhandels in England. Von Basil Wenn auch der Buchhandel Großbritanniens den welt wirtschaftlichen Wirbelsturm besser als die meisten bedeutenden Handelszweige des Landes übersteht, so ist er, wie jeder Handel, heute durch die in der ganzen Welt eingefrorenen Kredite ge hemmt. Der australische Markt ist durch Zölle und Währungs verfall fast ausgeschieden, aus dem europäischen Kontinent er schweren die politischen, sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse den Absatz englischer Bücher und in den Vereinigten Staaten haben wir den durch unser Abgehen vom Goldstandard und die dadurch erhöhte Kaufkraft des Dollars um etwa 25 Prozent er hofften Nutzen nicht erzielen können. Die Amerikaner sind wirtschaftliche Widrigkeiten nicht gewöhnt und verlieren Ver trauen und kaufmännischen Wagemut sehr viel schneller als die vielgeprüften Europäer. Was beispielsweise die Übernahme bri tischer Ausgaben durch amerikanische Verleger anlangt, so zeigt man eine Vorsicht, die von Ängstlichkeit kaum noch zu unter scheiden ist. Die Überlegenheit des Dollars über das Pfund hat dem englischen Antiquariat insofern geschadet, als wertvollere englische Bibliotheken nach New Jork zur Versteigerung gesandt werden, um den Verkäufern den vollen Genuß des kaufkräftige ren Dollars zu verschaffen. Bor allem darf nicht vergessen werden, daß die allgemeine Geschäftsflaute im Verein mit einer erbarmungslosen Besteuerung auch die Kaufkraft der englischen Kunden verkümmert hat. überdies wird in England viel eher an den Ausgaben für Bildungszwecke als an denen für Rüstun gen zu Wasser und zu Lande gespart. Die natürliche Folge aller dieser Zustände sieht man ohne weiteres an den rückgängigen Absätzen in Luxuspublikationen, schönen Pressendrucken, Erstausgaben moderner Autoren und hochwertigen Seltenheiten in guten Antiquariatskalalogen. Dessenungeachtet geht es dem englischen Buchhandel nicht gerade ganz schlecht. Man sagt, daß der Engländer, wenn er be sonders viel Sorgen hat, zur Lektüre eines Buches greift und es scheint wirklich, daß das englische Publikum an der »Flucht in die Bücher« Gefallen gesunden hat. Für diese Annahme gibt es eine Reihe augenfälliger Beweise: Wirklich wertvolle und zu vernünftigen Preisen angesetzte Bücher werden aus den Anti quariatskatalogen glatt verkauft, der Absatz an guten ausländi schen Werken hält sich trotz der Währungsschwierigkeiten auf der Höhe (hierbei wollen wir gern dankbar anerkennen, daß die eng lische Regierung diese Werke von jeder Zollbelastung sreigelassen hat) und für Untephaltungsliteratur bekundet sich steigendes Interesse. Insoweit hätten wir also Grund, zufrieden zu sein. Aber manchen von uns geben doch gewisse Auswirkungen unseres relativ recht befriedigenden Wohlergehens Anlaß zu Besorgnis. Die verhältnismäßig günstige Gesamtlage des Buchhandels hat einige Verlegerneulinge ermutigt, mit einem Minimum an Er fahrung und Kapital Geschäfte zu gründen; ferner fängt sie an, Finanzmänner zu interessieren — gefährliche Leute — und hat B l a ck w e l l. auch bereits die Aufmerksamkeit der Zeitungspresse aus sich ge lenkt. Diese, hauptsächlich vom Anzeigenmarkt lebend, hat die Entdeckung gemacht, daß der Buchhandel Geld auszugeben übrig habe. Zwei große Sonntagsblätter haben dank kluger und vor ausschauender Werbung schon jetzt so viel Verlegerinserate wie nur möglich und die andern wetteifern aus das schärfste mit ihnen. Auch die Tageszeitungen widmen dem Buche mehr Raum als früher, etwa durch Einrichtung von regelmäßigen Bespre- chungsrübriken von namhaften Männern der Literatur. Sogar die überaus verbreitete Daily Mail hat jetzt eine von einem be rühmten Romanschriftsteller betreute Literaturseite und lädt den Verlag zur Insertion ein, auf die er in glücklicheren Zeiten wohl kaum würde Wert gelegt haben. Die Werbung durch Anzeigen in solchem Ausmaß ist ein neuer Faktor im englischen Buchhandel und man kann nur mit Beunruhigung feststellen, wie hier ver sucht werden soll, die Methoden des »Lig Lusinoss«, also die Reklame im Stile der Massen- und Markenartikel, auf eine Branche anzuwenden, die notwendigerweise individualistisch fein muß, sowohl was ihre Betriebsweise wie ihre Erzeugnisse an langt. Der Werbeleiter der Zeitung, an die Propagandamethoden der Massenartikelfabrikation gewöhnt, kann sich nicht so leicht einen Begriff von der persönlichen Natur des Buches machen und weiß Kritiken nur insoweit zu schätzen, als sie zu weiteren Anzeigenaufträgen ermutigen. Die Redaktionen und ihre Mit arbeiter kommen dann leicht in die Lage, Bileams Schicksal zu erleiden. Sie möchten verdammen, dürfen aber nur segnen. Auf diese Weise gerät die unparteiische literarische Kritik in Ver fall. Dazu kommt, daß nach den natürlichen Gesetzen des Han dels diejenigen, die für die Inserate am meisten ausgeben, auch bei Besprechungen am meisten berücksichtigt werden. Wirklich wert volle Bücher laufen Gefahr, übersehen zu werden und weniger wertvolle werden über Gebühr gelobt. Die gesunde Kritik wird auch durch die von gewissen findigen Verlegern geübte Praxis weiterhin beeinträchtigt, als literarische Beiräte Mitglieder des ständigen Besprechungsstabes populärer Tageszeitungen heran zuziehen. So werden dann viele Romane von den Kritikern soweit über ihren tatsächlichen Wert gepriesen, daß das lesende Publi kum das Vertrauen zur Kritik verliert und mehr geneigt ist, sich auf das Urteil irgendeines Auswahl-Ausschusses einer Buch gesellschaft zu verlassen. Das englische Sortiment macht kein allzu großes Geschäft mit Romanen. Schätzungsweise werden mehr als 60 Prozent der Romanverkäuse an Leihbibliotheken getätigt. Mit anderen Wor ten, die Bücher werden mehr entliehen als gekauft. Sowohl die Reklamemethoden gewisser Verleger wie die Bemühungen der Buchklubs neigen allzusehr dazu, einige wenige Autoren zum Schaden vieler anderer zu stark in den Vordergrund zu stellen. Es ist schwer zu prophezeien, wohin die Entwicklung gehen wird.
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