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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.04.1932
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- 1932-04-30
- Erscheinungsdatum
- 30.04.1932
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Xr 100, 30. April 1932. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. b.Dtschn.Buchhandel. 7 preuß. Staatsregierung mit dem rühmlichsten Beispiel vorangegan- gen, indem alldort nicht allein schon, namentlich in den Nheinprovin- zen, ein Anfang mit Dorf- und Schulbibliotheken gemacht ist, sondern es auch unablässig Statt findet, das; Provinzialregierungen gute Bücher ihren Beamten, den Schulen usw. empfehlen und dadurch schon jetzt großen Erfolg bewirken. Auch ferner können sich die obersten Behörden die besondere aber unparteiische Necommandation einzelner von ihnen geprüfter Bücher an die genannten verschiedenen Volksbibliotheken Vorbehalten und dadurch zugleich bewirken, und sich versichern, daß sie nicht zur Verbreitung aufreizender, ruhe Das Erdenwallen Von vr. Um die Wende des 18. Jahrhunderts, als mit der politischen Selbständigkeit auch die wirtschaftliche Blüte der Reichsstadt Nürn berg stark bedroht ist und bald wirklich zusammenbricht, zieht in seinen Mauern vr. August Friedrich Campe ein, der zu den Wieder- erweckern des Wirtschafts-, ja Kulturlebens der Stadt gehört und der eigentliche Gründer und erste Vorsteher des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler ist. Dieser bei allen Fehlern und Jrr- tümern liebenswerte, sittlich hochstehende, tiefreligiöse Mensch ver dient eine eingehende Schilderung. Weil aber meine druckfertige, umfangreiche Lebensgeschichte im Augenblick kaum gedruckt werden kann, möchte ich ihn wenigstens kurz an dieser Stelle würdigen. Friedrich Campe ist am 13. September 1777 zu Deensen geboren. Sein Vater Friedrich Heinrich, geboren 1744, ist zuerst Gastwirt in Wickensen, dann Kaufmann in Deensen bei Braunschweig. Infolge der Kriegswirren des Siebenjährigen Kriegs kommt der Großvater in seinen Vermögensverhältnissen etwas zurück, sodaß sein Sohn nur allmählich wieder Wohlhabenheit erlangt. In die Zeit des begin nenden Ausstiegs fällt die erste Kindheit Friedrichs. Die adeligen Ahnen zeigen sich später in seinen feinen Umgangsformen und der Großvater in dem Handeln nach Augenblickseinfällen, in der gro ßen Empfindlichkeit und gelegentlichen Leidenschaftlichkeit. Vom Vater aber erbt Friedrich den praktischen Sinn, das Erkennen des Möglichen, die ungemeine Strebsamkeit, unverdrossenes Ausharren, große Anpassungsfähigkeit sowie Freude an manchmal derben Späßen; während der romantische Zug auf die Mutter und noch mehr auf den Onkel Joachim Heinrich, den weitbekannten Jugend erzieher und Schriftsteller, zurückgeht: denn bei letzterem verbringt Friedrich sein zweites Jahrzehnt zuerst als Schüler und dann als Lehrling in der Buchhandlung und dem Verlag des Oheims. Der Onkel impft auch die zeitweise Begeisterung Friedrichs für Frank reich als Hort der Freiheit und Menschenrechte in das empfängliche Jünglingsherz. Nach dem frühen Tode des Vaters (21. September 1796) reist Friedrich Anfang November 1797 über Berlin nach Kö nigsberg, um zwei Jahre in der dortigen Buchhandlung des Fried rich Nicolovius tätig zu sein, da diese Stelle der in Berlin tätige Buchhändler Friedrich Vieweg, der junge Ehemann der einzigen Tochter des genannten Onkels, vermittelt hat, während Campe nach seiner Gewohnheit genaue Erkundigungen über seinen Wirkungs kreis vorher einzieht. Bei diesem Aufenthalt tritt Campe auch mit dem Philosophen Immanuel Kant, den der erwähnte Oheim anläßlich der drohenden Maßregelung zu sich einlädt, in Beziehung und hört, seit dem 6. Dezember 1798 als Student eingeschrieben, Philosophie. Nachdem Friedrich zwei Jahre später mit dem älteren Stiefbruder August, der als Verleger von Jungdeutschland längst mehrfach Dar stellung gefunden hat, in Hamburg vorübergehend ein literarisches Museum und Buchladen gegründet hat, geht er zunächst wieder auf Reisen, holt sich in Gießen das Doktordiplom bei Professor vr. Friedrich Wilhelm Hetzel, da dieser als Pfalzgraf ohne Prüfung und wissenschaftliche Arbeit es verkaufen kann, und fährt am 16. Juni 1802 in Nürnberg ein. Sein erster Versuch, als Buchhändler festen Fuß zu fassen, scheitert an eifersüchtigen Fachgenossen, welche von dem älteren Felsecker geführt werden, sodaß Campe vorübergehend sich in dem benachbarten Fürth niederläßt. Obwohl er dort durch die örtlichen und preußischen Behörden alle Förderungen erfährt, siedelt er im Frühjahr 1808 nach dem größeren Niirnberg über und besiegt ver hältnismäßig rasch die abermaligen Widerstände. Infolgedessen ist er schon Anfang August Bürger und erregt alsbald durch seine Vor- röte an fremden und eigenen Erzeugnissen Aufsehen. Kaum ein halbes Jahr ist er in Nürnberg, als es bayerisch wird. So beginnt er in einer Zeit starken wirtschaftlichen Niedergangs und völliger geschäftlicher Unsicherheit seine Tätigkeit; denn die Schüsse von Braunau, die den unglücklichen Palm niederstrecken, schrecken die störender und staatsgefährlicher Schriften gemißbraucht werden, wel cher gefährliche politische Geist gerade durch gemeinnützige Bücher und durch ein ernstliches Studium ökonomischer, technologischer, physikalischer Schriften am radicalsten bekämpft werden wird. Welchen heilsamen Einfluß eine solche wieder erwachte hohe Pro tection auf den Buchhandel zurück äußern dürfte, möchte bald sicht bar werden, und könnte um so leichter verantwortet werden, als der Buchhandel dabei nur als Nebensache erscheint, denn immer wird hierbei eine hochwichtige, volksbeglückende staatsbürgerliche Intelli genz der größte Gewinn und der Hauptzweck sein. Friedrich Campes. Jegel, Nürnberg. Buchhändler. Die sich fortwährend verändernden militärischen und politischen Verhältnisse, welche naturgemäß auch Gewerbe und Han del sehr in Mitleidenschaft ziehen, verlangen rasches Erfassen des augenblicklich Nötigen und Möglichen und ebenso schnelles Abstoßen des Eingekauften und Hergestellten; denn die sich überstürzenden Er eignisse lenken die Kauflust, welche bei dem allgemeinen Tiefstand an und für sich gering ist, bald auf dieses, bald jenes Erzeugnis. Doch besitzt Campe die nötigen Fähigkeiten, um diese Verhältnisse zu meistern und wagt sogar alsbald, einen eigenen Hausstand zu gründen. Als Campe mit dem Kunstverleger Johann August Traut- ner geschäftliche Beziehungen anknüpft, lernt er die am 24. Februar 1787 geborene liebreizende, schlanke Tochter Margarethe Salome kennen und führt sie alsbald als Braut heim. In dem ungefähr gleichzeitig erworbenen Haus Kaiserstraße 37 beginnt eine ausge dehnte, vielseitige Tätigkeit als Buchhändler und Verleger von Bü chern und Kunstblättern. In Deutschland herrscht nämlich wahrer Heißhunger nach Schlachtendarstellungen, wie immer in Kriegs zeiten. Um möglichst rasch nach jedem neuen Kampf das entspre chende neue Bild herauszubringen, läßt es Campe sozusagen am laufenden Band im voraus Herstellen. Zum Unterschied von ähn lichen Erzeugnissen sind diese Bilder sauber gestochen und gezeichnet, auch die Farben um so sorgfältiger aufgesetzt, als jeder einzelne Buchmaler nur eine bestimmte im Pinsel hat. Mindestens zwölf Stecher, die zu den bedeutendsten ihrer Zeit gehören, lassen sich Nach weisen. Die Hauptverkäuser sind herumreisende Bilder- und Manu fakturenhändler. Gegen Ende des Jahres 1809 wird dem rührigen Geschäftsmann u. a. der Verkauf eines Bildes von Andreas Hofer untersagt. Nachdem etwas ruhigere Zeiten eingekehrt sind, wird die strenge bayerische Zensurvorschrift vom 13. Juni 1803 am 26. März 1810 etwas gemildert. Das Zollamt liefert die einlaufenden Buch händlerpakete zwar in die Häuser der Empfänger, erstattet aber zu gleich der Polizeidirektion Meldung. Nur in Gegenwart eines Be amten derselben dürfen die Sendungen geöffnet werden. Alle un verdächtigen Bücher werden sofort freigegeben, namenlose aber be sonders geprüft. Durchgangsgut dagegen bleibt verschlossen und darf, mit dem Siegel der Polizeidirektion versehen, an den Empfän ger weitergeleitet werden. Natürlich kann diese Nachschau schon aus Zeitmangel des einzigen Polizeioffizianten Freiherrn von Holzschuher nicht sehr gründlich sein, da die vierzehn Buchhändler Nürnbergs wöchentlich zehn bis zwölf Zentner Bücher erhalten, nach der Messe aber täglich oft drei bis vier Zentner. Auf jeden Fall vermag Campe trotz Hausuntersuchung sogar englische Spottzeichnungen und Kupferstiche nach verhängter Kontinentalsperre den Späheraugen zu entziehen. In seinem ersten erhaltenen Verlagsverzeichnis von 1810 stehen über 100 deutsche Werke aus allen möglichen Gebieten, haupt sächlich naturgeschichtliche und medizinische. Zu den deutschen ge sellen sich auch fremdsprachige, sogar englische in deutscher Über setzung. Campes Wagemut zeigt auch ein anderer Vorfall. Als An fang April 1811 zwei angeblich anstößige Bilder beschlagnahmt werden, weist Campe in einem spöttischen Briefe an die Polizei direktion nach, daß sie aus dem vierten Teil der Sammlung saty- rischer Schriften von Gottlieb Wilhelm Nabener stammen und schon vor 60 Jahren unbeanstandet die Großväter erfreuten. Trotzdem wird ihm eines vernichtet, weil Beschauer mit Unrecht es auf Nürn berger Geistliche beziehen. Trotz der Zensur bringt Campe immer wieder ausgesprochen deutsche Bilder und Bücher heraus. Wegen dieser erfolgreichen vielseitigen Tätigkeit ernennt ihn die allgemeine kameralisttsche, ökonomische Sozietät in Erlangen zum Mitglied. Auch in Nürnberg gewinnt Campe so festen Boden, baß er Ende 1811 den Sprecher aller Buchhändler machen darf, als ihnen die Frage vorgelegt wirb, ob die Wiener Ordnung vom 18. März 1808 auf Nürnberg Anwendung finden kann, da die Münchner Fach genossen eine allgemeine Regelung beantragen. Die eingehende 2*
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