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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.04.1932
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1932-04-30
- Erscheinungsdatum
- 30.04.1932
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- Deutsch
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6 >>° wo, 30. April 1932. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d.Dtschn. Buchhandel. verbindender Brücken. Es sind notwendig Handelshäuser und Faktoreien, Konsulate und Gesandtschaften, Wissenschaftsinsti tute und Kunstausstellungen, Sprachkurse und Bücher, Studie rende, die ins Ausland gehen, und Ausländer, die im deutschen Inland studieren. Es bedarf ferner einer bewußten Pflege des Auslanddeutschtums als Stützpunkt für unser Volkstum, aber auch als eines kulturellen und wirtschaftlichen Mediums zu anderen Völkern. Es bedarf ebenso einer Presse, die welt männisch, aber auch mit einem Existenzminimum an Solidari tät im Ausland sür unsere Auslandgeltung wirkt, die also die Weltmeinung tiefgehend beeinflußt. Wenn Deutschland Welt geltung draußen besitzen will, bedarf es zu allem noch einer sorgsamen Pflege der Völkerpsychologie, der Kenntnis der Sinnesart, der Geschichte und der Zukunftsziele des jeweiligen Volkes, zu dem wir sprechen. Aber deutsche Weltgeltung läßt sich nicht nur durch eine fein ausgeklügelte Methodenlehre erzeugen, nicht nur durch ein großes Schienennetz internationalen Auslandverkehrs gewin nen. Deutsche Weltgeltung hat tieferliegende, seelische und geistige Ursachen. Sie strömt in ihren tiefsten Grundwurzeln aus dem Ethos des deutschen Volkstums. Das will besagen aus einer seelisch disziplinierten Haltung der deutschen Nation, aus dem Glauben an eine deutsche Sendung, aus dem Begreifen der deutschen Eigenart, aus dem ungebeugten Lebenswillen der Nation, aus dem ungebrochenen Mut zur Selbstbehauptung, aus dem restlosen Einsatz aller Kräfte zu weiteren Fortschritten, aus der Erzeugung unvergänglicher Werte, aus dem Lebens gefühl eines Goethejahres, das von dem hohen Menst am All gemein-Menschlichen kündet. Die Weltgeltung Deutschlands ist somit weitreichend, wenn im Inland große volkliche Krästereser- voire, kulturelle Großkraftwerke und unversiegliche Talsperren des Geistes vorhanden sind, um daraus immer wieder die Dyna mik einer ins Internationale gerichteten Kulturpolitik zu ent wickeln. Deutschland wird soviel nach außen in der Welt gelten, als es nach innen sich eine Geltung zulegt. Wenn also auch bewegte seelische Kräfte sür unsere Weltgeltung in den wirt schaftlichen kulturellen Weltenraum abströmen müssen, so ist das für uns eine Zuversicht und zugleich eine Beruhigung, denn nicht das wirtschaftliche und soziale Notzeitalter als solches darf pessimistisch stimmen, was Deutschlands Weltgeltung betrifft. Gerade in Notzeitaltern straffen sich die Energien und der Lebenswille der Völker. Vor mehr als 100 Jahren war es Schleiermacher, der das Lebensgefühl unseres Volkes inmitten der schweren Napoleonischen Epoche dahin umschrieb: Noch sei Deutschland nicht verloren, denn noch sei seine geistige Kraft ungeschwächt. Wenn wir somit den Glauben an eine Vita Nuova unseres Volkes behalten, sind und bleiben wir eine Sendestation deutschen Geistes, die mit ihren Fernwellen stets den kulturellen und wirtschaftlichen Weltenraum erfüllen wird. Und ein anderes noch: Wenn wir mit Hingebung und Kraft dem deutschen Geiste neue Reisewege und eine eindrucksvolle Ferntelephonie ermöglichen, werden wir gleichzeitig der deut schen Wirtschaft weitevhelfen. Wenn wir uns feinnervig und dabei würdevoll und mit Selbstachtung an die Mentalität der Völker anpassen, werden wir ein Kapital an Vertrauen investie ren, das der Weltgeltung Deutschlands und seiner Wirtschaft zugutekommt. Allerdings läßt sich die Kulturwevbung nicht als ein Fertigprodukt in einem Cook-Bureau oder in einem Clearing-House Herstellen, sondern ist höchste Anspannung deut schen Geistes und deutschen Kulturgefühls, das seine innere Ver bundenheit mit deutscher Wirtschaft und Technik empfindet. Aus der guten alten Zeit. Wir leben in der Zeit notveroröneter Sparsamkeit, des Abbaus der Kulturetats, der Drosselung aller Ausgaben für Bildungszwecke auch in den Prlvathaushalten. Not kennt kein Gebot. Darf sie aber auch kein Verantwortungsbewußtsein, keine Gewissensverpflichtung gegenüber Vergangenheit und Zukunft kennen? Wie war es vor 100 Jahren? Auch da bitterste Not nach den Verlusten und Umwälzungen der napoleonischen Epoche. - Auch da aber unbeugsamer Aufbauwille, der damals in Deutschland den Grund legte zu den Erfolgen der Zeit der Freiheitskriege. Und hier, wie für die unmittelbare Gegenwart geschrieben, ein Beispiel damaliger Stellungnahme zu den Fragen, die auch heute den Buchhandel bewegen, eine Eingabe an die Negie rung, im Februar 1835 im eben gegründeten Börsenblatt veröffent licht, der wir folgendes entnehmen: ... Und doch steht es in der Hand der Staatsregierungen, einem wei tern Verfall nicht mir vorzubeugen, sondern auch zu Deutschlands Ehre und zu seiner Völker Heil und Gedeihen wieder neues Leben und Unterstützung in dieses wichtige Geschäft zu bringen und dadurch zugleich den Nutzen und die Intelligenz der Gesammtheit zu begün stigen. Die Mittel dazu sind: das; von Oben herab durch Empfehlung, Aufmunterung und Beispiel dahin gearbeitet wird, daß Gemeinde-, Bürger-, Gewerbs-, Militair- oder Regiments-, Regierungs-, Amts-, Kirchen-, Schul-, Medicinal- usw. Bibliotheken angelegt werden, da mit diejenigen guten Bücher, die jetzt in unfern Niederlagen ver modern, Gutes wirken, Kenntnisse verbreiten und Nutzen stiften, wie sie es vermögen. Wie schön und wirksam würde es sein, wenn z. B. jede Dorfgemeinde ihre kleine gemeinnützige Bibliothek hätte, aus der derjenige Landmann, der sich gern unterrichten möchte, einige vorzüg liche Volksschristen über Haus und Landmirthschaft, Futterkräuter-, Obst- und Gartenbau, Vieharzneikunde, vaterländische Geschichte, Erd beschreibung, Physik, Fcldmeßkunst und andere ihm dienliche Gegen stände erhalten und bet winterlicher Muße durch sie ihm nvthige Kenntnisse erlangen könnte? Wie mancher gute Kopf unter ihnen, der jetzt versauert und verdummt, würde dadurch für eine bessere Enltur des Bodens angeregt und auf die Mittel, seinen Wohlstand zu vermehren, hingeführt werden. Ein Aufwand von 20 Thlrn. reicht hin, den Grund zu einer solchen Dorfbibliothek zu legen, und werden etwa 2 Thlr. jährlich zu zweckmäßigen neuen Anschaffungen verwen det, so wird sich mit der Zeit etwas recht Genügendes bilden. Zum Gemeindebibliothekar könnte der Pastor, Schullehrer, Schulze oder ein anderes passendes Mitglied der Commune gewählt und unter der Aufsicht der Gemeinde-Vormundschaft für die Erhaltung des Ange schafften verantwortlich gemacht werden. Wenn man bedenkt, welche Dienste eine solche kleine, gutgewählte Bllchersammlung nicht nur für sämmtliche Dorfbewohner, sondern sogar für mehrere Generationen derselben haben könnte, ja daß sie das beste Mittel zur jetzt so häufig besprochenen Fortbildung sein könnte, so kann der geringe Aufwand dafür gar nicht in Anschlag kommen. Bricht nur Empfehlung der Landes-Oberbehörden erst ermunternd und berathend die Bahn, wird nur erst eine Ehre darauf gesetzt, daß jedes Dorf seine Gemeinde bibliothek habe, so wird sich der geringe Fonds dazu entweder aus der Communkasse oder aus Psennigsbeiträgen der Einzelnen bald finden, da unser Volk sich immer mehr einem Bildungsgrade nähert, auf welchem es sich gefällt, durch einen Beitrag von wenigen Gro schen das Gemeinwohl, die Wissenschaften und den Buchhandel zu gleich zu befördern, und ein kleines Scherflein zu so großen Zwecken beizutragen. Noch leichter und mit noch mehr Erfolg werden sich in den Städten, wo jetzt überall Gewerbsvereine zusammentreten, technolo gische Bibliotheken Herstellen lassen, diese würden ungemein fleißig benutzt werden, und es ist kaum zu berechnen, welche Masse von nütz lichen und Vortheil bringenden Kenntnissen durch sie, bei gut ein gerichteter conseguenter Durchführung verbreitet werden könnte. Sie werden dem wißbegierigen armen Bürger und Gewerbs- mann, der mit der Ernährung seiner Familie zu thun hat, die Aus sichten eröffnen, künftig von der Wohlthat einer belehrenden und ge meinnützigen Lectüre nicht mehr länger ausgeschlossen zu bleiben, und' je heilsamer die Theorie werden kann, wenn sie mit der Aus übung Hand in Hand geht, um so mehr werden hier gutgewählte technologische Schriften, durch die Vervollkommnung, die sie so bei Handwerkern und Künstlern bewirken können, Wunder thun. — Mit nicht minderm Vortheil und Erfolg werden Militair- oder Regi ments-, Negterungs-, Amts-, Kirchen-, Schul- und Mcdicinalbtblto- theken errichtet, und wo sie schon bestehen, durch neue Anschaffungen, neue gute Einrichtungen belebt und von Oben herab besonders da durch begünstigt werden, baß man einen Werth darauf legt, und ihren großen, unbestreitbaren Nutzen anerkennt. Auch in den Begünsti gungen des gemeinen Wohles dieser Art ist bereits die königl.
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