für den Deutschen Buchhandel uuo für die mit ihm verwandten Geschäftszweige. Herausgegeben von den Deputirten des Vereins der Buchhändler zu Leipzig. Amtliches Blatt des Börsenvereins. Freitags, den 9. September 1842. Eine Stimme in der Wüste. Es gicbt der Uebelstände im teutschen Buchhandel so viele, die in diesem Blatte schon oft genug, leider aber meist ohne Erfolg besprochen und gerügt worden sind, daher es mehr als wahrscheinlich, daß auch die Rüge der nachstehen den unbeachtet bleiben wird, obgleich sie sich bei gutem Wil len unschwer beseitigen ließen. 1. Wenn es jetzt für die Sortimentsbuchhandlungen, denen an der Erhaltung ihres guten Rufs gelegen, durchaus erforderlich geworden ist, Gelder und Zahlungsliste bis spät- stens zum Jubilate-Sonntag in die Hände des Commissionairs zu liefern, so ist es billigerweisc auch strenge Pflicht der Verleger, dafür Sorge zu tragen, daß die Verschreibungen erstcrcr auch möglichst pünktlich und schnell expedirt werden, welches bei der jetzigen Eoncur- renz in unserm Geschäft etwas sehr Wesentliches ist. Gleich wohl wird mit mir wohl jeder Sortimenter Ursache haben, sich über das häufig vorkommende lange Ausbleiben der ver schriebenen Bücher zu beschweren, selbst wenn sie in Leipzig vorcäthig sind, wo die Verlangzettcl, auch wenn sie noch so pressant lauten, häufig erst nach 6 oder 8 Tagen expe dirt werden. Wenn nun aber gar irgend ein Vcrlagsarlikel auf dem Leipziger Lager nicht vorcäthig ist, so ist es schier manchmal zum verzweifeln, ehe man den drängenden und mir Recht unwillig werdenden Besteller befriedigen kann; fast sollte man auf die Vermuthung kommen, daß sich manche Buchhandlungen die Bestellzettel zur Ersparung des Brief portos zur Fuhre kommen lasten, wie es denn auch oft genug vorkommt, daß aus gleich weiser Sparsamkeit der gleichen Zettel nach wiederholtem Verlangen und erst nach Verlaus mehrerer Monate an den Besteller zurück gelangen, mit der Bemerkung „fehlt" oder „wird nicht getrennt" rc„ weil sie statt den Briefen per Post gelegentlich einer nach Leipzig abgehenden Fuhrsendung beigefügt werden. Sr Jahrgang. 2. Angeblich wegen der Bequemlichkeit und Kürze beim Abschluß, belieben seit mehrern Jahren immer mehr Verleger alle Preise ins Netto auszuwerfen; wenn nun gleichwohl nicht einzusehen ist, wie darin eine Bequemlichkeit oder Erleichterung zu finden, von jedem einzelnen Buche den Rabatt abzuziehen, statt von 30 oder SO zusammen, nämlich beim Abschluß, so entsteht hinwiederum für den Empfänger dadurch die Unbequemlichkeit, jedesmal unter suchen und nachrechnen zu müssen, ob das Buch mit oder mit Vs Rabatt geliefert ist, welches für den weniger geübten Gehüsten oder Lehrling jedenfalls eine Zeitvcrsäum. niß und nebenbei auch falsche Preise herbeiführcn muß. Noch schlimmer aber ist es, wenn auf der Factur vor der Linie gar kein Ladenpreis angegeben ist, wie es sehr häu fig geschieht und man folglich nicht wissen kann, ob ein Buch, was 6, 12,18 -s oder 1 stl netto angesetzt ist, mit U oder Vs Rabatt gegeben wird, wodurch man dann genölhigt ist, seine kostbare Zeit mit Nachsuchen in den Eatalogcn zu ver geuden und zwar lediglich der angeblichen Bequemlichkeit wegen. Diese Netto-Manie wird aber nun nach gerade immer lästiger und kopfbrechender, nachdem immer mehr Handlungen derselben huldigen und zum Ueberfluß auch manche nach Silbcrgroschenzu rechnen nngefangen ha ben. So erhielt Schreiber dieses von einer nach diesem Münzfuß rechnenden LcipzigccNett o-Handlung kürzlich ein mit 1 Thlr. 26 Sgc. und später ein andres mit — 19 Sgr. netto angesetztes Buch ohne Bemerkung des Laden preises. Kostet es da nicht Zeit und Kopfzerbrechen lehtern auszumitteln?! Gleichwohl soll es „bequem" sein; von der Zweckmäßigkeit solcher zeitraubenden Kurzweiligkeit ver mag ich mich nimmermehr zu überzeugen. 3. Es ist zwar nicht zu verlangen, daß die Facturen mit calligraphischcr Schönheit, jedenfalls aber deutlich ge schrieben werden, denn beim Einträgen derselben weiß man oftmals nicht, wie man die Hieroglyphen lösen und wie man 153