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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.05.1932
- Strukturtyp
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- 1932-05-19
- Erscheinungsdatum
- 19.05.1932
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- Deutsch
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x° 114, 18. Mai 1932. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. L.Dtschn Buchhandel. Die Antworten waren nicht immer ausreichend. So wird einmal eine Sexta mit 45 Schülern gemeldet. Tatsächlich waren es drei mit 150 Schülern. Folgen: Die bestellten Lehrbücher für die Sexten reichten nicht aus. Dann trafen von einigen Schulen die Antworten viel zu spät ein. Es sind immer dieselben Schulen, deren Leiter zur rechtzeitigen Bekanntgabe nicht zu be wegen sind, die ungehalten über meine Mahnungen, fernmünd lichen Anfragen, persönlichen Besuche find, die aber die neuen Lehrbücher am Tage des Schulanfangs in den Händen der Schü ler wissen wollen. Daß auch Schulbuch-Sortimenter aus Eigen nutz oder mangelndem Gemeinschaftssinn dem gemeinsamen Be streben der Unkostenminderung entgegenwirken, haben wir Heuer erlebt. Es ist schwer, da Abhilfe zu schassen. Wir haben einen Verpflichtungsschein unterschreiben lassen, der »alle zur An lockung der Schuljugend dienenden Maßnahmen, Zugaben, Ver teilen von Zetteln, Druck von Schulbücher-Berzeichnissen mit Firma, Plakatieren«, verbietet. Gegen diese Verpflichtungen sind in diesem Jahr, ein Zeichen der Zeit, sieben Verstöße vorgekom men, darunter ein sehr grober. Von Zwangsmitteln, dem abzu- helfen, haben wir abgesehen, werden aber für die Zukunft dafür sorgen, daß dem, der außer der Reihe tanzen will, dies »Ver gnügen« etwas teurer zu stehen kommt. Eine Vorahnung des kommenden Schulbüchergeschäftes er hielten wir bereits Ende Februar 1932. Die Angebote gebrauch ter Schulbücher setzten sehr früh ein und häuften sich bis zum Schulschluß, bis nach den Ferien, sogar weit über den Schul anfang hinaus derart, wie wir es noch nie erlebt haben. Vier, fünf standen »Schlange«, nachmittags ging durch die vielen An käufe das Geld in der Kasse sogar zur Neige. Daß unter diesen Verhältnissen der »Notzeit« der Kauf neuer Schulbücher leiden mußte, war vorauszusehen. Sich dem entgegenzustemmen war nutz- und zwecklos. Tatsächlich hat die ser Verkauf alter Schulbücher einem großen Teile der Kundschaft genützt und ihr die Anschaffung teurer Schulbücher ermöglicht. Ich setze mich zur Schulbücherzeit gerne an die Kasse. Die Tätigkeit ist da nicht ganz leicht. Man muß mächtig aufpassen, wenn sich einem fünf oder sechs Kassenzettel zugleich entgegen strecken. Aber man kann da trösten, ausgleichend wirken, wie anderswo nicht. Man sicht die sorgenvollen Gesichter der Eltern, die das Geld für die Schulbücher nur schwer aufbringen können. Sagte mir doch ein Familienvater, der drei Mädel zur Schule schickt und viele Schulbücher alt kaufen konnte, daß er fast RM 20.— gespart habe. »Hätte ich alles neu kaufen müssen, so brauchte ich RM 62.00 und RM 210.— verdiene ich im Monat.« Aber auch ein Herr Landrat kam vorgefahren und kaufte »ge brauchte Schulbücher«. Daß dieser Handel mit gebrauchten Schulbüchern dem Schul buchverleger sehr unlieb ist, weiß ich, auch daß Gegenmaßnahmen geplant, ein Plakat, Rundschreiben dagegen entworfen worden find. Ich habe einem der großen Schulbuchverlegsr davon ab geraten. Von anderer Seite ist das auch geschehen. Das geschickt abgefaßte Flugblatt »Zur Hygiene des Schulbuches« konnte sich nicht mehr auswirken, da es erst nach der Schulbücherzeit zur Verteilung kam. »Wenn von Ihnen der Althandel so forciert wird, braucht man sich nicht zu wundern, wenn die Auflagen der Schulbücher immer kleiner werden.« So schrieb mir ein großer Verlag! Daß der schulbücherverkaufende Sortimenter nicht gegen den Strom schwimmen kann, sollte auch dem Verleger klar sein. Solange diese Notzeiten währen, wird auch der Althandel mit Schulbüchern dauern. Schuld an dem starken Zunehmen des Handels mit alten Schulbüchern trägt vielfach auch der Verleger selbst durch die Herausgabe von Schulbüchern, deren Preis die Kaufkraft übersteigt. Ich weiß, daß Autorenhonorar, Auslagsnhöhe, Kalkulation, die Preise bedingen. Wenn aber ein englisches Buch mehr als RM 6.—, ein Tierkundebuch RM 7.— und ein großer schöner Atlas RM 9.90 kostet, so sind diese Preise für die Jetztzeit viel zu hoch. Daß es möglich ist, durch Verteilung auf mehrere Jahre die Kosten der neuen Schulbücher für die Eltern erträglich zu machen, zeigen die neuen Bände von Grund-Neumann »Oours elewölltLire« und »Seydlitz, Geographie I« u. a. Ich glaube, daß 408 auf diese Weise vom Verlage dem Verkauf gebrauchter Schul bücher am besten entgegengewirkt werden kann. Aber auch durch Gewähren auskömmlicher Rabatte! 25 Prozent ist die unterste Grenze! Unter diese Grenze sollte nicht gegangen wer den! Einmal wurde diese Ostern der Rabatt um 5 Prozent ge kürzt, zweimal wurde nur mit 20 Prozent geliefert. »Bei diesen Preisen hätte sich auf keine Weise die Rentabilität wahren las sen, da schon vor der 4. Notverordnung die Preise gewissermaßen .Kampfpreise' waren.« Aus Kosten des Sortiments wird also hier die Rentabilität hergestellt. »Der Verleger wird schließlich auch notgedrungen dazu über gehen müssen, den Händlerrabatt zu kürzen, der dann nur noch eine Besorgungsgebühr darstellen wird.« So schreibt mir ein anderer Verlag. Wenn dann das Sortiment einer Stadt ge schlossen erklärt, die Schulbücher dieses Verlages nicht mehr oder nur gegen Aufschlag führen zu können, was macht dann der Verlag? Den Schulen selbst liefern? Wer bürgt dann für rasche und zuverlässige Einziehung der Beträge? Ein Buchbinder? Ist dieser kapitalkräftig genug? Wer tauscht dann falsch gekaufte Bücher um? Wer schreibt die -Beträge auf Konto? Wer legt das Liegengebliebene auf Lager? — Ein zweischneidiges Schwert, das besser nicht gezogen wird! »Leben uüd Lebenlassen« ist immer das Richtige. Soweit die Schulbücher in Leipzig ausgeliefert werden, ging der Bezug immer rasch und zuverlässig. Besonders die Firma B. G. Teubner zeichnete sich durch musterhafte Pünktlichkeit und Schnelligkeit aus. Wurden die Schulbücher nicht in Leipzig aus geliefert, mußte oft Tage länger darauf gewartet werden. Wie die Firma R. Oldenbourg-München sollten auswärtige Schul buchverleger während der Schulbücherzeit ein Lager der meist gebrauchten Schulbücher in Leipzig unterhalten. Warten kann der Schüler nicht. Er schwebt immer in Angst, vom Lehrer ge tadelt zu werden, hinter den anderen Schülern zurückzubleiben, weil er sein Lehrbuch noch nicht hat. Das treibt ihn dann dazu, Laden für Laden abzulaufen, bis er das Buch bekommt. Oft möchte man Helsen und kann es nicht. In der ganzen Stadt ist kein Stück aufzutreiben. Schlimm ist es mit der Besorgung der in Leipzig nicht vor rätigen Lektüre. Jede Kreuzbandsendung, jedes Päckchen schmä lert den kargen Nutzen! Porto kann nur selten angerechnet wer den, da ja der Besteller nicht Schuld hat, daß das Gewünschte nicht am Lager ist. Das Auflagerlegen von Lektüre, Leseheften u. a. verbietet sich jetzt von selbst. Das Liegenbleiben, das Veralten der Schulbücher machen das Geschäft so außerordentlich verlustbringend. Selbst die vor sichtigste Bestellung schützt nicht vor Verlusten. Der klassenweise Bezug trägt am meisten dazu bei. Es war uns noch nicht möglich, Abhilfe zu schaffen. Eine gegenseitige Verständigung kommt meist zu spät. Die Rückgabe liegengebliebener Schulbücher, im Verhältnis zum Bezüge, sollte immer möglich sein. Die Gebühr, die dafür in Anrechnung kommt, sollte 5 Prozent nicht übersteigen. Dies »Sicherheitsventil« dem Sortimenter zu verstopfen ist nicht rat sam. Der Verlag hat Interesse daran, seine Bezieher leistungs fähig zu erhalten. Er hat kein Mittel, seine Schulbücher so zu verlässig und rasch an die Gebraucher zu bringen wie durch das Sortiment. In welchem Umfange Schulbücher liegenbleiben, habe ich dieses Mal festgestellt. Rund 15 Meter Fläche in den Regalen füllen die Ladenhüter, die etwa 250 RM der Zentner gekostet, für die der Altpapierhändler früher 2,50 RM für den Zentner gab, die aber jetzt überhaupt nicht mehr loszuwerden sind. Oder- weiß jemand, wohin damit? Die Hilfsbüchereien sollen jetzt aus Mangel an Mitteln ab gebaut werden. Sie haben manchem Sortimenter Schaden ge bracht. Wir haben stets dagegen gekämpft und hören jetzt, daß unsere Klagen hier Erfolg hatten. Beim Ausgleich der Schulbücher-Konten zeigte der große Verlag diesmal eine gewisse Nervosität, die auf den Sortimenter verärgernd wirkte. Ungünstige Erfahrungen, aus der Not der Zeit erwachsen, mögen zur großen Vorsicht gezwungen haben.
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