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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.11.1915
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- 1915-11-11
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- 11.11.1915
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Redaktioneller Teil. 263, 11. November 1915. hatte, heißt es: »S., der uns schon kannte, wich uns ängstlich aus« . . . Und vom Besuch meiner Tante, die gerade zum erstenmal Großmutter geworden war und nichts anderes im Sinn hatte, als das: »Tante B. war gestern bei uns. Vom ,Talmors* sprach sie natürlich kein Wort«. Ich war voll Bitterkeit. »Heute der erste glorreiche Anfang: In der Neuen Freien Presse steht der ,Talmors* unter den eiugelaufeneu Büchern!!« Aber ich erlahmte nicht. Hieronymus Lorm und Alfred Meißner kamen nach Wien. Ich schrieb an beide, besuchte den einen, lud den anderen zu mir ein: »Lorm will etwas für den ,Talmors' tun«. — »Meißner war bei mir und ging, mit einem .Talmors* bewaffnet, wie der fort.« Von einem Wiener Journalisten berichtet das Tagebuch: »P. hat sich zuerst gerührt und ein Referat über den ,Talmors* für seine ,Morgenpost* geschrieben«. Der Herr machte mir bald darauf einen Besuch. Ich urteile über ihn: »Ein ganz greulicher Mensch«. Und über einen bekannten Schriftsteller, dessen Urteil ich mir erbeten hatte, äußere ich mich: »Er ist noch närrischer als früher. Für den .Talmors* will er nichts tun«. Das war natürlich die Hauptsache. Das Talmors-Fieber hat übrigens kurz gedauert. Merkwürdig kurz sogar. Schon ein Vierteljahr nach dem Erscheinen des Buches wird der Ton im Tagebuch viel ruhiger: »In der Neuen Freien Presse erschien endlich eine Kritik und eine recht günstige. Desgleichen im .Pester Lloyd* von Hieronymus Lorm«. Uber die anderen Kritiken, die, wie ich heute finde, freundlich gehalten waren, verliert mein Tagebuch kein Wort. Und bald verliert es auch über den »Talmors« selbst kein Wort mehr. Einmal nur entfährt mir noch ein Stoß seufzer: »Hätte er nur schon eine zweite Auflage erlebt!« Einmal nenne ich ihn noch »mein Schmerzenskind«, und dann — schweige ich über ihn. Der Erfolg war ansgeblieben, und der Pessimismus hatte wieder einmal rechtbehalten. Was mein ahnungsvoller Verleger prophezeit hatte, war in Erfüllung gegangen: von der ganzen Auflage waren nicht hundert Exemplare abgcsetzt worden. Es ist eine alte Erfah rung, daß Schriftsteller den Erfolg ihres Werkes ausschließlich auf die eigene Rechnung setzen, daß hingegen, wenn ein Buch abfällt, immer der Verleger daran die Schuld trägt. Davon wenigstens habe ich mich frei gehalten. Für den Mißerfolg meines »Talmors« meinen Ver leger verantwortlich zu machen, ist mir niemals beigefallen. Und wenige Jahre nach seiner Ausgabe habe ich alle noch vorhan denen Exemplare vom Verleger abholen und habe meinen einst mit so viel Begeisterung geschriebenen, so heißgeliebten »Talmors« cin- stampfen lassen. Mir waren die Augen über ihn aufgegangen: ich habe mich seiner beinahe geschämt und ihn kaltherzig aus der Welt geschafft. Mit dem »Talmors« schloß auch meine schwüle Sturm- und Drang- pcriode ab. Sie war wie eine Krankheit der noch ungezügelten Phan tasie gewesen, und ich hatte sie endlich überwunden. Kleine Mitteilungen. Am Seminar für orientalische Sprachen in Berlin ist ein Kursus für die bulgarische Sprache eingerichtet worden. Post. — Das Umrechnungsverhältnis für Postanweisungen ist neu festgesetzt worden a) nach Bulgarien, den Dänischen Antillen und der Schweiz auf 100 Franken — 03 d) nach den Vereinigten Staaten von Amerika und nach Kuba auf 100 Dollar — 497 und a) nach den Niederlanden und den niederländischen Kolonien auf 100 Gulden ^ 210 .//. 8Ü »Mazdaznan« vor dem Reichsgericht. Urteil des Reichs gerichts vom 9. November 1915. (Nachdruck verboten.) — Mit der bekannten »Mazdaznan«Bewegung beschäftigte sich am 9. November der 4. Strafsenat des Reichsgerichts. Der Gründer der auf altpersi- schcr Ncligionsphilosophie beruhenden Mazdaznan-Lehre von der geistigen und gesundheitlichen Wiedergeburt des Menschen ist der Gelehrte vr. O. Z. Hanisch in Chicago (Nordamerika). Leiter der Bewegung in Deutschland war der in Leipzig ansässige schweizerische Staatsangehörige David Ammann und nach dessen im Juni 1914 erfolgter Ausweisung »als lästiger Ausländer« sein Schwiegersohn, der Rechtsanwalt vr. Nauth in. Leipzig. Bei einer Haussuchung im Leipziger Mazdaznan-Verlag im August 1915 wurden mehrere Exem plare des hier in 1. bis 4. Auflage erschienenen und im Buchhandel zum Ladenpreis von 10 verbreiteten Buches »Mazdaznan, Wieder geburt«, von vr. O. Z. Hanisch, vorgcfundcn und durch vorläufigen Gerichtsbeschluß beschlagnahmt. Da weder der in Amerika wohnhafte Verfasser, noch der in Zürich weilende Ammann, noch der im Felde stehende vr. Rauth, gegen den als Kriegsteilnehmer das Verfahren niedergeschlagen wurde, noch der Drucker des Buches, der von dem Inhalte gar keine Kenntnis hatte, strafrechtlich verfolgbar waren, hat das Landgericht Leipzig am 28. Mai 1915 im sogenannten objektiven Strafverfahren folgendes Urteil ge fällt: Sämtliche Exemplare der beschlagnahmten Druckschrift und die zu ihrer Herstellung bestimmten Platten und Formen sind un brauchbar zu machen, da das Buch eine unzüchtige Schrift im Sinne der 184, Nr. 1, 41, 42 StGB. ist. Die Urteilsgründe besagen: Das Werk »Mazdaznan« enthalte nicht lediglich unzüchtige Ausfüh rungen, sondern gebe zunächst in mystischem, unklarem Tone eine Fülle moralisierndcr Lebcnsregeln. Im letzten Teile aber entwickele es in geschmackloser Breite eine Lehre vom Geschlechtsleben, die un züchtig sei. Es würden hier Verhaltungsvorschriften für den natur gemäßen Geschlechtsverkehr, Mittel für die Vorbcstimmung des Ge schlechtes der Kinder und zur Erhaltung der Zeugungsfähigkeit bis zum Tode sowie zur gesunden Pflege der Geschlechtsorgane gegeben. An dieser Darstellung, die ans die Gesundung der verwahrlosten Ge schlechtsbeziehungen des modernen Menschen abzielt, könnten manche Menschen wohl nichts Anstößiges finden. Die große, normal empfindende Masse des Volkes werde aber durch die Ausfüh rungen mit Ekel und Abscheu erfüllt und in ihrem Scham- und Sitt- lichkcitsgefühl in geschlechtlicher Beziehung verletzt. Würdige man das Buch als Ganzes, so ergebe sich sein unzüchtiger Charakter, der sich wie ein roter Faden durch das Werk ziehe und durch den Deckmantel einer Sitten- und Gesundheitslehre verschleiert werde. Die vom Einziehnngsinteresscnten Ammann hiergegen eingelegte Revision, welche dem Landgericht ein vollständiges Mißverständnis der Mazdaznan-Lehre vorhielt, wurde vom Reichsgericht als un begründet verworfen, da die Unzüchtigkeit des durch den Buchhandel öffentlich, also nicht nur bei Anhängern der Mazdaznan-Lehre, ver triebenen Buches hinreichend erwiesen ist. (Aktenzeichen: 4 v. 545/15.) Personalliachriihteii. Gestorben: am 3. November Herr Franz Supp, Inhaber von F-. Supp's Buchhandlung in Bad Homburg v. d. H. Der Verstorbene machte sich am 1. April 1903 selbständig und entwickelte sein Geschäft zu schöner Blüte, sodaß es heute bei den Ver legern und beim Publikum in gutem Ansehen steht. Supp betätigte sich, außer in seinem Geschäft, noch in verschiedenen Vereinen und war u. a. viele Jahre zweiter Vorsitzender des Hamburger Kriegervereins, Ehrenkolonnenführer der Sanitätskolonnen vom Noten Kreuz und langjähriges Aufsichtsratsmitglicd der Spar- und Vorschußkasse. Welcher Wertschätzung sich der Verstorbene bei seinen Mitbürgern erfreute, kam in erhebender Weise bei seinem Leichenbe gängnis zum Ausdruck: ferner am 7. November im Alter von 68 Jahren Herr N. Tren - kel in Berlin, Inhaber der Firma seines Namens, die er im November 1872 gegründet hatte. Schon in jungen Jahren eröffncte er seine Firma, nachdem er 1861—65 seine Lehrzeit bei H. Mertsching in Sommerfeld bestanden und später in Berlin bei Adolf L Co., Ed. Goetz, E. Mecklenburg und B. Brigl als Gehilfe gearbeitet hatte. Seine Selbständigkeit war zwar reich an Erfolgen, aber auch eine an Mühe und Sorgen nicht arme Zchaffenszeit. Erfüllt von idealer Auffassung seines Berufs, ver einigte er damit in glücklicher Mischung reiche kaufmännische Begabung, sodaß es ihm gelang, seiner Firma eine im Buchhandel und in Ver legerkreisen angesehene Stellung zu geben. In angespannter Tätigkeit, nach seinem Wahlspruch »Ohne Rast, ohne Hast«, war er stets emsig bei der Arbeit, seinen Angestellten ein leuchtendes Vorbild, denen er auch in menschlichen Dingen ein väterlicher Freund und Berater mar. In den letzten Jahren trübte seine Schaffenskraft ein hartnäckiges Leiden, das nun plötzlich und unerwartet seinem Leben ein Ziel setzte. Louis Herrmann s. — In Berlin ist am 9. November der Volks- öichter Louis Herrmann im Alter von 79 Jahren einem Herzschlage erlegen. Wie die meisten Vertreter des Berliner Humors stammte auch er nicht aus Berlin selbst, aber er war doch hier schon Schüler des Joachimsthalschen Gymnasiums gewesen. Den Weg zur Schrift- stcllerei fand er über den Buchhandel. Jahrelang war er Redakteur an der »Täglichen Rundschau« und besonders fruchtbar im Aufgeben von Rätseln. Sein Hauptinteresse aber galt dem Theater. Teils bei Wallner, teils im Friedrich-Wilhclmstädtischen Theater, teils anders wo wurden von ihm gegen 40 Possen und sogenannte Volksstücke anf- geführt. 1484
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