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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.05.1932
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- 1932-05-17
- Erscheinungsdatum
- 17.05.1932
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- Deutsch
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112, 17. Mai 1932. Künftig erscheinende Bücher. Bötstnblatt d. Dtschn. Buchhandel. 2347 Ein neuer Autor! Schöpfung aus männlicher oder weiblicherFeder? Die Beantwortung dieser Frage ist nicht immer ganz leicht. Deshalb glauben wir, daß es für den literarisch interessierten Sortimenter eine Freude und Anregung bedeuten wird, seine Erfahrungen beim Durchlesen der nachstehenden Auszüge aus einem neuen Roman auf die Probe zu stellen. Dieser Roman gestaltet Menschen der Gegenwart, Schicksale unserer Zeit. Aber schon diese knappen Auszüge beweisen, daß hier eine eigenwillige, höchst bemerkenswerte dichterische Kraft am Werke war. Die Chaussee klettert uneben zur Löhe. Ein Radfahrer tritt mit starkem Druck in die Pedale. Der Radfahrer ist Peter Sieben. Er will nach Bodenheim, um den Schaden zu besichtigen, den das Unwetter der Nacht in seinen Wein bergen angerichtet hat. Eine unruhige und quälende Nachtl Draußen der Sturm und das Anschlägen der Lagelstücke gegen die Fensterscheiben, drinnen in dem sonst so warm erfüllten Raum des Schlaf, zimmers dieselbe Schwere der Atmosphäre, in die jeden Augenblick der Sturm hineinschlagen konnte, oder Eisstücke, die das Lerz trafen. Es war kein Zweifel, das Lerz war tete auf dielen Angriff. Aber Madelon hatte wie eine Ver zauberte gelegen, ohne sich zu rühren. Ihr „Guten Morgen, Peter" hatte eigenartig und neu geklungen, nicht etwa trotzig oder gekränkt, nein, es war traurig und wehmütig hergesag«. Sieben hatte versucht, in seiner männlichen Art den Bann zu brechen. „Was ist gestern geschehen, Madelon? So sag es mir dochl" Aber Madelon war seiner Berührung ent wichen. „Laß schon, Peterl" Es ist sonderbar, daß Sieben Madelons quälendes Ver halten nicht auf etwaige Launen, Wünsche oder körperliche Indispositionen zurllckfllhren kann. Er muß nach einem tie feren Grund suchen. Ihm fällt ihre brüske Forderung ein, Misamer auf der Stelle zu entlassen. Ihre Forderung kann nur ein spielerischer Einfall, eine plötzliche Laune gewesen sein. Wie konnte sie sonst der Umstand beunruhigen, daß Misamer es war, der den Beutel fand — oder — Die Sonne steh« heiß und hoch, er steigt ab und führt das Rad. Er kann ruhiger denken. Zusammenhänge formen sich. Erst nachdem Madelon überzeugt war, daß ich den Beutel nicht durchsucht habe und daß von meiner Seite keine Gefahr drohen kann, hat sie die Forderung nach Mi- samers Entlassung gestellt, denkt er, dabei hat sie nicht über legt, daß das angetane Unrecht einer plötzlichen und grund losen Entlassung Misamer um so sicherer zu kompromit tierenden Enthüllungen nötigen wird, zu einer Rache, die menschlich ist. Sieben steht auf der Löhe und sieht über das Land. Der Zustrom von Kraft und Freude versagt. Die Landschaft ist ein Bild geworden, das ohne die Sprache des Lebens ist Das Leben,...? denkt Sieben, wie packe ich jetzt das Leben an? Auf dem Schiff wurde alles anders. Madelon flatterte wie ein zwitschernder Vogel zwischen Freunden und Un- gekonnten her und hin. Alles wurde zu einer großen Fa milie, alles aß Rheinsalm, «rank des Rheingaus Trauben und liebte Gott und den Nächsten. Auf der Leimfahrt, als die Sterne am Limmel standen, überfiel sie das romantische Verlangen, ihre Seele ganz weit vor Peter aufzutun. Sie hatte den Mantel lose über die Schultern gehängt, denn der Strom atmete eine linde Wärme aus, und Peter hielt ihre Land, die sich warm und lieblich anfühlte in ihren Ausstrahlungen und zärtlichen Besonder heiten ihres Druckes. „Peter", begann sie in ihrem süßen, melancholischen Ton fall, wenn doch die Menschen alles voneinander wissen könnten." Sieben, der ihre kleinen, kontemplativen Anfälle von jeher kannte, lächelte in ihre Augen. „Das wäre vielleicht gar nicht erfreulich, Liebling, wenn die Menschen keine Geheimnisse voreinander hätten," sagte er erheitert. „Aber Menschen, die sich lieb haben, Peter?" „Die haben natürlich keine Geheimnisse. Wie sollten sie auch? Das Leben ist doch so klar und einfach, wenn man sich von Lerzen lieb hat." „Glaubst du das, Peter?" Sieben war kein Weiser auf dem Gebiet der Liebe. Er hatte sich in seiner Jugend nicht allzuviel mit ihr beschäftigt. Als sie über ihn gekommen war, fiel er mit ganzer Kraft in sie hinein wie in einen klaren Strom, holte die Beute und trug sie, ein glücklicher Schwimmer, in den Lasen der Ehe. Die sich ergebenden kleinen Unordnungen in der Administration des Gefühls rechnete er der Kurzfristigkeit seines ehelichen Lebens an, in dem sich noch manches durch Zeit und Gewohnheit ausgleichen mußte. Er glaubte in dieser Zuversicht nicht enttäuscht zu werden, denn der Zwischenfall der letzten Tage, die quälende Mißstimmung, der beschämende Liebesverdacht, alles dieses schrieb er der schwankenden Beschaffenheit der Frauenseele zu, die der Verlust eines besonders geliebten Gedrauchsstückes schon aus dem Gleichgewicht bringen konnte. Unsere Sorgen solltet ihr aufgebürdet bekommen, dachte er, und zog Madelon in die Wärme seines Körpers. weitere Broben im Lörsenb/att vom /9I2. Börsenblatt l- d. Deutschen Buchhandel. 98. Jahrgang. 317
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