Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.05.1932
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1932-05-07
- Erscheinungsdatum
- 07.05.1932
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19320507
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-193205070
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19320507
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1932
- Monat1932-05
- Tag1932-05-07
- Monat1932-05
- Jahr1932
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
X- los, 7. Mai 1932. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d.Ttschn Buchhandel. Punkt gelangten, nicht nur den Goldstandard preisgab, sondern auch beim Völkerbundsrat die Anerkennung der vorläufigen Ein stellung des Tilgungsdienstes seiner Valutaanleihen durchsetzte. Vermutlich hat diese Tatsache ebenso wie die allseitige Ablehnung des Tardieuschen Planes Frankreich veranlaßt, eine Schwenkung vorzubereiten. Sie wird erkennbar in einem Artikel, in dem sich eben Paul-Boncour im >»?etit kurision« mit der Donaufrage be schäftigte. Er ging davon aus, daß unter den Großmächten keine Einstimmigkeit über die notwendigen Hilfsmaßregeln erzielt wer den konnte, und zieht daraus den Schluß, daß die Donaustaaten sich nunmehr untereinander verständigen müßten, um einen ge meinsamen Wirtschaftsblock und eine Zollgemeinschast zu bilden, mit der, wenn sie einmal da wäre, gerechnet werden müßte. Die kleinen Staaten müßten sich untereinander verständigen, und wenn es unter ihnen solche gebe, di« sich diesen gemeinsamen Be strebungen widersetzten, dann müßten die, zwischen denen eine Verständigung möglich sei, mit diesen zunächst unter Ausschal tung der widerstrebenden Staaten eine Verständigung beschließen. Es ist wohl kaum anzunehmen, meint die Deutsche Allgemeine Zeitung dazu, daß Paul--Boncour hier als Privatmann spricht, zumal seine Ausführungen in wesentlichen Punkten der Anlage des Planes Tardieus durchaus zuwiderlaufen. Vielmehr wird man mit der Möglichkeit zu rechnen haben, daß die französische Politik neue Wege einzuschlagen gedenkt, vielleicht deshalb, weil ihr die Widerstände, denen sie auf ihrem bisherigen Wege be gegnete, nicht mehr überwindbar scheinen. Wenn Paul-Boncour davon redet, daß die dazu willigen Donaustaaten sich selbst ihren Wirtschaftsblock schaffen sollten, so wird man ferner annehmen können, daß die französische Politik den guten Willen dieser Staaten aus ihre Weise zu stärken entschlossen ist und ihren Ein fluß geltend machen wird. Andererseits scheint das von Paul- Boncour gelieferte Heilmittel so roh und einfach zu sein, daß man in ihm auch den Rückzug der französischen Politik von ihren Donauplänen überhaupt erblicken könnte. Nach dem Programm, das Paul-Boncour entwirft, ist eine vorherige Verständigung unter den Großmächten überhaupt nicht mehr vorgesehen; eben sowenig ist noch die Rede von einer Konferenz zu vieren wie von einer Konferenz zu neun, vielmehr soll jetzt versucht werden, die Regierungen der Donaustaaten, die dazu willens sind, für einen Wirtschaftsblock zusammenzuschließen, der zu bilden wäre auf Grund autonomer Akte der betreffenden Regierungen. Welche Staaten Paul-Boncour zu denen zählt, die für einen solchen Block zu haben sind, darüber äußert er sich nicht. Zu beachten ist, daß gleichzeitig in Rumänien starke französische Einflüsse am Werke sind, um es völlig unter französische Führung zu bringen. Außer dem hat die Deutsche Allgemeine Zeitung eine bedeutsame Nach richt aus Wien erhalten. In den »Wiener Neuesten Nachrichten» teilt danach der frühere Unterstaatssekretär für Verkehrswesen, Ingenieur Bruno Enderes mit, daß sich eine belgisch-französische Finanzgruppe mit dem Plan beschäftigte, die Staatsbahnen der Tschechoslowakei, Polens, Lettlands, Estlands, Litauens, Un garns, Südslawiens, Rumäniens, Bulgariens und Österreichs in der Hand einer internationalen, d. h. französischen Gesellschaft zusammenzufassen. Die Meldung der »Wiener Neuesten« erscheint beachtenswert im Zusammenhang mit dem kürzlich erfolgten Verbot des Fincmzkomitees des Völkerbundes, weitere österrei chische Staatszuschüsse an die finanziell schwer kämpfenden Bun desbahnen zu gewähren und im Hinblick auf di« gescheiterten Be strebungen französischer Politiker, Österreich in eine Donau föderation zu zwängen. Im übrigen ist auch daran zu erinnern, daß schon vor Jahr und Tag amerikanischerseits von ähnlichen Eisenbahnplänen die Rede war. Auch die Reichsbahn spielt ja in den Reparationskombinationen ständig eine Rolle. Vielleicht wird nun auf dem Umwege über die Bahnen ein neuer Stütz punkt für die französische Politik gesucht. Die Unsicherheit der innerpolitischen Lage, die bisherige Er folglosigkeit der außenpolitischen Lösungsvcrsuchc und die vom Balkan her drohenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten — von den Brandherden in der Mandschurei und dem Korridor ganz zu schweigen — lassen die binnenwirtschaftlichen Spannungen, durch die Deutschland gleichzeitig bis an die äußerste Grenze des Tragbaren beansprucht ist, doppelt bedenklich erscheinen. Den einen Angelpunkt bildet nach wie vor d i e deviscnpolitische Lage, auf die schon vor vier Wochen hier hingewiesen wurde. Wohl sind durch Stillhalteabkommen und Kreditverlängerungen in der letzten Zeit einige Erleichte rungen erreicht worden. Si« genügen aber nicht, um alle Sor gen zu beheben. Das Gespenst eines Moratoriums ist noch nicht endgültig gebannt. Eben macht man von der Schweiz aus andere Vorschläge. Die Baseler Nachrichten schreiben in ihrer Ausgabe vom 27. April, wie wir der Frankfurter Zeitung entnehmen, u. a. Zur Deckung des deutschen Devisendesiztts von 38 bis 4g Mil lionen je Monat seien gesündere Mittel und gangbarere Wege vorhanden. Auch die Inhaber der Auslandanleihen seien wahr scheinlich zu einem Entgegenkommen bereit, wenn sie auf Grund einwandsreier Darlegung der Deviscnlage Dcutschlands nnd auf Grund der zu ihrer Verbesserung getroffenen innerwirtschaftlichen Maß nahmen zu der Überzeugung kamen, daß ein solches Entgegen kommen notwendig und nützlich sei. Die deutschen Auslandanlethen seien aus bas tiefe Kursniveau von heute deshalb gesunken, weil niemand mehr recht an die ununterbrochene Ausrechterhaltung des Zinsen- und Tilgungsdienstes glaube. Stelle man den Inhaber vor die Wahl zwischen Titeln mit z. Zt. hoher Verzinsung, an deren Dauer er nicht mehr glaube, von der Kapitalrückzahlung nicht zu reden, ober Titel mit geringerer Verzinsung, deren Fort setzung er nicht zu bezweifeln brauche, so werde er sich zugunsten der letzteren Möglichkeit entscheiden. Es sei wahrscheinlich, daß im letzteren Falle die Bewertung der deutschen Auslandanleihen dann steigen werde, was ein nicht unwichtiges Stück in der Grund lage des Krebitvertrauens Deutschland gegenüber wieder festige. Deshalb meint das Schweizer Blatt, sollten alle über 8 Prozent verzinslichen Auslandanleihen — des Reiches, deutscher Länder und Städte — auf den Zinssatz von 8 Prozent ermäßigt werben, wobei der eingesparte Zins nach einem Jahr für außerordentliche Til gungen zu verwenden wäre. Voraussetzung dafür sei, daß die ent sprechenden deutschen Inlandanleihen auf einen Zinssatz von 5)4 Prozent reduziert würden. Die Regierung und die Reichsbank sollten einwandfreie Auf klärungen über die Devisenbilanz erteilen und sich, wenn wirklich nötig, a» die ausländischen Emissionskonsortlen wenden, um zu erfahren, ob eine derartige Zinsermäßigung erreichbar wäre. Ab gesehen von der derzeitigen Lage Deutschlands, die die Weltwirt schaftskrise ungemein verschärft, rechtfertige sich der Vorschlag auch vom Standpunkt der Gläubiger: Trotz der Zinsreduktion würde der Inhaber nicht weniger Sacheinkommen erhalten als er s. Zt. bei der Emission erwartete. Mit 8 Prozent Zinsen könne er auf dem heutigen Preisniveau mindestens soviel lausen wie im Zeitpunkt der Emission mit 7 Prozent. Zweifelsohne verdienen diese Gedanken ernsteste Beachtung. Die Frankfurter Zeitung bemerkte dazu im übrigen: Alles dies ist letzten Endes eine Frage der Wiederherstellung des Vertrauens und das gleiche gilt für die Zuführung neuer Auslandkredite nach Deutschland. Kehrt das Vertrauen nicht nur zu Deutschland, sondern zur normalen Entwicklung der Weltwirt schaft wieder, so bilden weder di« 5)4 Milliarden Stillhaltekredite noch die Verzinsung und Tilgung der langfristigen Auslandschul den für Deutschland ein unüberwindliches Problem, und noch we niger ergibt sich dann die Notwendigkeit, den Gläubigern generelle Opser zuznmuten. Die kurzfristigen Anslandschulden Deutschlands finden, was viel zu wenig beachtet wird, heute einen Hauptgegen- posten in den Auslandforderungen Deutschlands aus Exporten, die freilich infolge der Weltkrise ebenfalls großenteils eingefroren sind. Es handelt sich dabei nicht nur um die etwa RM 1 Milliarde russischer Kredite, aus die das Schweizer Blatt anspielt ssle wur den übrigens bisher pünktlicher eingelöst als die Verpflichtungen anderer Schuldner und entstanden lediglich unter dem Exportzwang der deutschen Wirtschaft). Auf dem Balkan, in Südamerika und anderwärts sind viele Hunderte von Millionen aus deutschen Ex porten eingefroren, für die erst dann Aussicht auf Anstauung be steht, wenn die Weltkrise sich bessert. Wenn die Gläubiger der deutschen Auslandanleihen also wirk lich produktive Vorschläge machen wollen, so müßten sie ihre Hauptbemühungen daraus richten, das ihrige zur Lösung der Welt probleme, d. h. vor allem zur Milderung des politischen Drucks beizutragen, der aus Deutschland und der Weltwirtschaft gleicher maßen lastet. Was noch die Krage des Transfermoratoriums be trifft, so haben sich die deutschen Stellen bekanntlich entschlossen, sie nicht vor einer Entscheidung über die Neparationssrage anzu- schneiben. Sollte die Lausanne« Konferenz zu keinem befriedigen den Ergebnis führen, dann würde freilich die Krage akut werben, 371
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder