2222 X° 104, 6. Mai 1032. Fertige Bücher. Börsenblatt f. d.Dtschn. Buchhandel. Wie Schiller am ii.Mai 1805 beerdigt bzw. verscharrt wurde! Schillers Beerdigung und die Aufsuchung und Beisetzung seiner Gebeine r8o3, 1826, 1827. Nach Aktenstücken und authentischen Mitteilungen aus dem Nachlasse des Hosrats und ehemaligen Bürgermeisters von Weimar Carl Lcberecht Schwabe von Or. Julius Schwabe. Mit 14 Abbildungen. Kartoniert R!M 2.—, in Leinen RNt 2.85 Dieses so wichtige, seit vielen Jahren vergriffene und in gänzliche Vergessenheit geratene literarische Kulturdokument, liegt in Kürze in neuzeitlicher Ausstattung vor. Nach den Aufzciebnungen dieses einwandfreien Augenzeugen- war Schillers Beisetzung eine geradezu schändliche und ehrlose. Die beschönigenden Darstellungen darüber in den Biographien und Literaturgeschichten beruhen auf Un wahrheiten, Entstellungen und verfärbten Berichten. Dem Buche sind im Anhang u. a. auch auf sehenerregende Enthüllungen über Schillers Krankheit, sein schnelles rätselhaftes Ende und seine geheimnisvolle Bestattung beigegeben, des weiteren auch Nachweise, Laß unser größter deutscher Nationaldichter gewaltsam durch Mord beseitigt worden ist. Das Buch wird auch alle Medi ziner wegen des unglaublichen „Sektionsbefundes" interessieren, nach welchem Schillers innerer Organismus ein fast verfaulter gewesen sein soll, obwohl Schiller noch kurz vor seinem Tode bei Hofe eingeladen war und als gesund und heiter bezeichnet worden ist, ja „daß man sich seines gesunden Aussehens und seiner stattlichen Figur im grünen Galakleiö freute". Die bis jetzt kolportierten Berichte, Schiller sei an „hochgradiger" Schwindsucht gestorben, fallen in sich zusammen und haben nur Len Zweck verfolgt, die wahren Tatsachen zu verschleiern. Schillers Tod war für alle ein völlig unerwarteter. Nirgends ist vorher von „Schwindsucht" die Rede. Schiller war bekanntermaßen Mediziner. Sollte er nicht soviel Kenntnisse besessen haben, selbst festzustellen, daß er an hochgradiger Schwindsucht litt. Hätte der Hof wohl Schiller in einem solchen Zustande 12 Tage vor seinem Tode noch eingeladen? Und würde Goethe nicht nur aus ästhetischen, sondern auch aus rein menschlichen Gründen den persönlichen Verkehr mit Schiller gemieden haben, zumal bei Goethes großer Ängstlichkeit vor Erkrankung und Furcht vor Ansteckung. Vor allem berührt auch eigenartig, daß Schiller in seinen iehten Stunden nicht von seinem langjährigen Hausarzt behandelt wurde, sondern vom Leibarzt des Großherzogs, der auch Schiller allein seziert und den geradezu haar sträubenden Sektionsbefund verfaßt hat. Das Buch zerstört ferner auch zu Dutzenden die Legenden über Schillers „rührselige" Beerdigung. Niemand wird diese Aufzeichnungen ungelesen aus der Hand legen und jeder wird von dem Inhalte des Buches tief ergriffen sein. Zur Beurteilung sind u. a. auch Aufnahmen von Schillers Totenmasken und des von Schwabe und des von Froriep gefundenen Totenschäöels beigegeben, die als Schillers Tvkenschädel bezeichnet werden. Ich bitte das verehr!. Sortiment diesem bedeutsamen Buch zur weitesten Verbreitung zu verhelfen, um Licht in das Dunkel über Schillers Beerdigung zu bringen und da in letzter Zeit immer mehr Stimmen laut geworden sind, daß Schiller eines unnatürlichen Todes gestorben sei. eorg Kummer's Verlag Leipzig