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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.05.1932
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1932-05-04
- Erscheinungsdatum
- 04.05.1932
- Sprache
- Deutsch
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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Erklärung für die hohe Anzahl z. B. der in französischer Sprache auf dem deutschen Büchermärkte erschienenen Schriften (38l Stück) gegeben. Auf der großen Tabelle (s. S. 363), di« die Ver teilung der im Jahre 1931 erschienenen Berlagsveröfsentlichun- gen in sonstigen fremdsprachigen auf die einzelnen Wissenschafts gebiete nachweist, enthalten u. a. die Literaturgruppen 4, 5 und 6 (Rechtswissenschaft, Wirtschaft- und Sozialwtssenschasten, Poli tik ufw.) mit den immerhin auffälligen Erscheinungsziffern fran zösischer Bücher (27, 86 bzw. 69 Veröffentlichungen) einen hohen Prozentsatz amtlicher Völkerbunds-Drucksachen. In diesen oben genannten literarischen Fachgruppen Pflegen gewöhnlich nur selten fremdsprachige Abhandlungen vorzukommen. Ein bevor zugtes Fachgebiet mit fremdsprachigen Berlagsveröfsentlichungen überhaupt ist neben der Schulbuchliteratur noch die Sprach- und Literaturwissenschaft. Rund der fünfte Teil aller Schulbücher dient der reinen fremdsprachigen Schullektüre, wobei' Sprach- Lbungsbücher und -grammatiken nicht mitgezählt sind. Ansprachen gehalten beim Festmahle des Börsenvereins der Deutschen Buch händler am Sonntag Nogate, dem 1. Mai 1932. Erster Vorsteher des Börsenvereins vr. Friedrich Olden- l> ourg: Meine sehr verehrten Damen und Herren! Als ich im vori gen Jahr das erstemal von dieser Stelle aus zu Ihnen sprach, da waren es zwei Buchhändler, deren wir gedachten: Wilhelm Naabe und Palm. Diese beiden Gestalten, deren 100. und 150. Geburtstag wir im vorigen Jahr feierten, waren für uns Buchhändler ihrer Gesinnung wegen besonders geeignet, um uns an ihnen in schwerer Zeit aufzurichten. Inzwischen hat sich das Gewölk dichter an unse rem Himmel zusammengeballt und machtlos scheinen wir einem Un wetter gegenüberzustehen, aus dem ein Blitzstrahl nach dem anderen hervorzuckt, während gleichzeitig ein Sturm sondergleichen über das Land fegt. Und in dieses schwere Jahr fällt Goethes 100. Todestag. Aus jugendlichen Kehlen ließen wir uns vorhin an diesen Gedenktag gemahnen, aber es wäre nicht angebracht, nun mit Goetheworten einen Trost für unsere Sorgen zusammenzumischen. Nicht darum, weil diese Art bis zur Abgeschmacktheit allenthalben geübt wurde und wird, noch weniger darum, weil der große Olympier allzusehr zu unserer aufgeregten Zeit im Gegensatz steht. Aber auch nicht etwa deswegen, weil von ihm ein unfreundliches Wort über die Buch händler, denen er eine eigene Hölle wünschte, hinterlassen ist. Nein, mir scheint es an der Zeit, von jeder Geisterbeschwörung abzusehen. Unser geselliges Zusammensein könnte vielleicht nahelegen, zu Wilhelm Busch zu flüchten, dessen 100. Geburtstag eben gefeiert wurde. Aber trotz aller seiner Lebensweisheit widerstrebt es uns, ihn in dieser Stunde zu Hilfe zu rufen, so sehr wir überzeugt sind, daß er manchem Deutschen in dieser humorlosen Zeit recht wohl helfen könnte. Gerade weil wir Buchhändler unwandelbar an Leben und Sieg des deutschen Geistes glauben, wollen wir ihn ohne Beschwörungs formeln vertrauensvoll in seiner Gesamtheit wirken lassen. Wir wollen lieber in uns selbst hineinhorchen und alles in uns an spannen für die Überwindung nicht so sehr der äußeren Not, die uns schicksalmäßig erfaßt hat, als der inneren, die mit Kleinmut und Hader, Selbstsucht und Mangel an gutem Willen uns vielleicht mehr bedroht als jene. Wir wollen uns unser als Stand bewußt werden! Wir wollen durch unser geselliges Zusammensein uns gegenseitig Mut zu sprechen, das Verbindende betonen uns gegenseitig die Sorgenlast erleichtern und uns für die schwere Arbeit des Alltags aus der Kameradschaft Kraft holen. Daß wir bei solchem Beginnen auch in diesem Jahre wieder eine Reihe getreuer Freunde des Buchhandels begrüßen dürfen, läßt uns mit Dankbarkeit empfinden, daß wir als Stand im Volksganzen jenes Echo haben, das uns vor jener Verzweiflung schützt, die in der Vereinsamung liegt. Nehmen Sie, verehrte Gäste, unseren Dank für Ihr Erscheinen und seien Sie herzlichst begrüßt vom deutschen Buch handel! Deutscher Buchhandel! Das sei in dieser Stunde nicht nur ein leerer Name! So wie er im Börsenverein der Deutschen Buchhändler zusammengeschlossen ist, ist er ein Stand, der seine Geltung hat, so weit deutsche Zunge erklingt, ist er ein Abbild unseres Volkstums unabhängig von politischer Enge und Grenze. In dieser Weite seiner Geltung und seiner Ausgabe hat er nicht seinesgleichen und dieser 364 Stolz gebe uns die Kraft für den schweren Kampf unserer Zeit. Der Stolz aber sei gepaart mit jener Bescheidenheit, die aus dem Be wußtsein des Dienstes am Volksganzen hervorgeht. Diesem Volks ganzen gilt unser Gruß: Deutschland es lebe hoch! (Die Versammel ten erheben sich, stimmen begeistert in die Hochrufe ein und singen die erste Strophe des Deutschlandliedes.) Universitätsprofessor vr. Theodor Litt, Ueetor maZnikieus der Universität Leipzig: Sehr verehrte Festgenossen! Lassen Sie mich Ihnen zunächst gestehen, daß ich mich gegenüber meinem ver ehrten Vorredner, Ihrem Vorsitzenden Herrn vr. Oldenbourg, in einem eigentümlichen Vorzüge befinde! Er hat nämlich jene höchst lehrreichen »Sonette an die Herren Kantate-Nedner«, die sich in dem »Börsenblatt« befinden, das den Gästen vorgelegt worden ist, erst gelesen, als er bereits seine Ansprache gehalten hatte; ich hingegen habe die Zwischenzeit benutzt, um die Vorschriften dieser Sonette auf mich einwirken zu lassen und das, was ich sagen möchte, entsprechend einzurichten. (Heiterkeit.) Hätte ich diese Sonette nicht gelesen, so würde ich mich vielleicht leichtfertiger- und unbesonnenerweise auf jene Nednerkanzel dort begeben und vielleicht den Anspruch auf eine monumentale Leistung erweckt haben, die ich doch nicht hätte erfüllen können. Jetzt hingegen bleibe ich bescheidentlich an meiner Stelle stehen und entkräfte damit alle Erwartungen, die sich auf Grund der besagten Sonette etwa an meine Ansprache knüpfen könnten. Ja, wenn ich es mit diesen Sonetten ernst nehmen wollte und wenn ich die geheimnisvolle Mahnung, die in diesen lehrreichen Versen liegt, beherzigen wollte, dann müßte ich mich eigentlich darauf beschränken, mein Glas zu erheben und die Gäste aufzufordern, auf das Wohl unserer freundlichen Gastgeber einen kräftigen Schluck zu trinken. Aber ich weiß nicht, ob ich damit wirklich nach dem Sinne der Ver fasser dieser Gedichte handeln würde, und deshalb gestatten Sie mir vielleicht doch, mit voller Würdigung dessen, was dort in dem vierten Abschnitt steht: »Die Länge erst gibt deinem Wort Gewicht«, noch einige weitere Bemerkungen anzuschließen. (Heiterkeit.) Meine sehr verehrten Herren, wenn wir — ich meine die Gäste des heutigen Abends — Ihrer freundlichen Aufforderung so gern gefolgt sind, so liegt das wirklich nicht nur daran, daß wir gewiß sein durften, in Ihrem Kreise einige Stunden anregendster Gesellig keit zu verleben, sondern wir sind mit Ihrem Herrn Vorsitzenden der Überzeugung, daß die innigen Beziehungen, die uns, die Gäste, mit Ihnen verknüpfen, in keiner Zeit so sehr der Bekräftigung und Betätigung bedurften wie gerade heute. Sie sind ja wahrscheinlich in diesen Tagen, meine sehr verehrten Herren, mit dem Aufstellen von allerhand Bilanzen beschäftigt, und diese Bilanzen sind ja be kanntlich nicht durchweg herzerfreuender Art. (Zustimmung.) Und wenn wir hier beisammensitzen, so ist das auch so eine Art von gei stiger Bilanz, aber eine geistige Bilanz, die sich nicht bezieht auf errechenbare Posten, sondern auf sehr viel tiefer liegende innere geistige Verpflichtungen. Es gibt ja zwei Klassen von Menschen — wenn ich einmal von meinem Standort aus sprechen darf —: die Menschen, die Bücher schreiben, und die Menschen, die Bücher drucken und in die Weite hinausgeben. Nun ist es eine schmerzliche Erfah rung, die sich auch hier wiederholt: diejenigen Menschenkreise, die durch das Ziel und die Art ihrer Arbeit auf engste Zusammenge hörigkeit angewiesen sind, pflegen sich darum uicht immer durchweg aus innigstem Herzen zu lieben. (Heitere Zustimmung.) Auch in diesem Verhältnis gibt es mancherlei Menschlichkeiten, die dauernd den Horizont etwas trüben und, wie mir sachkundige Vertreter Ihres Standes sagen, kommt es sogar auch innerhalb der Verleger schaft vor, daß man nicht immer an demselben Stricke zieht. (Heiter keit.) Aber, meine sehr verehrten Herren, wenn es Zeiten gegeben hat, in denen sich die betreffenden Lebens- und Arbeitskreise den Luxus einer Kraftvergeudung durch gegenseitige Reibungen leisten durften, so sind diese Zeiten, wie mir scheint, endgültig vorüber. Wir können einen Neibungsverlust an falscher Stelle nicht mehr ver tragen, und wir müssen uns darüber klar sein, daß alle diejenigen, denen überhaupt an der Zukunft deutscher Existenz und deutschen Geistes etwas gelegen ist, heute in eine gemeinsame Front ein- rttcken müssen, — in eine gemeinsame Front, die sich nicht etwa bloß richtet gegen die auswärtigen Gegner unserer deutschen geistigen Existenz, sondern auch gegen gewisse Gefahren im Innern unseres geistigen deutschen Lebens. (Sehr wahr!) Der Geist ist in Gefahr. (Erneute Zustimmung.) Meine sehr verehrten Herren, ich habe kürzlich in der Zeitung in einer Verlautbarung, die aus Aulaß dieser Tagung erschienen ist, mit Vergnügen den Satz gelesen, daß heutzutage das Verlangen nach dem Bnch — auch nach dem guten Buch! — so stark sei wie kaum je zuvor. Hoffentlich ist dieser Satz in weitem Umfange richtig.
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