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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.05.1932
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1932-05-04
- Erscheinungsdatum
- 04.05.1932
- Sprache
- Deutsch
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103, 4. Mai 1932.. Redaktioneller Teil. Börsenblatt s. d.Dtschn Buchhandel. Aber es gibt Erfahrungen, die ihm gegenüber zweifelhaft stimmen könnten. Da ist auf der einen Seite die Tatsache, die jedem nach denklichen Universitätslehrer auffallen muß, daß die Bereitschaft, ein einigermaßen ausgedehntes und schwieriges Buch von A bis Z zu lesen, bei einem großen Teile der jungen Generation empfindlich nachgelassen hat. (Sehr richtig!) Man ist eben mehr geneigt, den Geist in der lautlich vernehmbaren Form auf sich wirken zu lassen. (Zustimmung.) Um es einmal ganz grob zu sagen: Es werden Kollegs gehört, es wird in Vorträgen geschlemmt und zu wenig die harte Arbeit am Buche geleistet. (Lebhafte Zustimmung.) Aber sehr viel tiefer liegt noch etwas anderes. Wir alle erleben es doch Tag für Tag, daß wir heute in einer tiefen Krisis des Geistes überhaupt leben, daß der Mut zum Geist und der Wille zum Geist in weiten Kreisen empfindlich gesunken ist. Wie oft hört man doch die Meinung, daß in den heutigen krisenhaften Zeiten, in den Zeiten politischer und wirtschaftlicher Erschütterung die Be schäftigung mit geistigen Gütern ein Luxus sei, den man einstweilen hinter dringlichere Aufgaben zurückstellen müsse! Wenn wir erst einmal durch die Notzeit hindurch seien, ja, dann dürfe man auch wieder anfangen, den humanen Genuß dieser Kulturgüter sich zuzu führen. Wir sind uns darüber einig, meine Herren, daß es keinen grandioseren Irrtum geben kann als diesen. Es gibt keinen schlim meren Irrtum als den, daß wir ohne die Hilfsmittel, die gerade eine Beschäftigung mit geistigen Werten dem Menschen gibt, überhaupt durch diese Krisenjahre hindurchkommen könnten. Ich habe mit Freude gehört, daß bei dieser Tagung auch gerade die Notlage der Auslanddeutschen in bezug auf ihre geistige und büchermäßige Ver sorgung Sie stark beschäftigt hat. Ich glaube, dieser eine Punkt lehrt mit unwiderstehlicher Deutlichkeit, daß wir des Geistes in unserer deutschen Notlage auch im Hinblick auf unsere deutschen Brüder jen seits der Neichsgrenzen mehr denn je bedürfen. Denn was ist es eigentlich, was uns noch au sie bindet? Mit politischen Mitteln ihre Lage zu erleichtern, ist uns nicht gegeben. Was wir auf dem diplo matischen Felde einzusetzen haben, ist nicht stark genug, um ihnen eine merkbare Erleichterung zu verschaffen. Was sie mit uns und uns mit ihnen verknüpft, das sind die unverlierbaren Schätze deut scher Geistigkeit. (Bravo!) Und wie gelangen diese Schätze hinüber? Die Vortragsreisen und Besuche sind durch die Not der Zeit unendlich erschwert. Aber das Buch, das, verglichen mit anderen Lebensgütern, heute noch wirklich — das ist meine Überzeugung — billig ist, findet seinen Weg hinüber, und wenn wir plötzlich den Geist suspendierten und sagten: »Mag auch die ganze Buchkultur ein mal eine Zeitlang ruhen!«, so würde das bedeuten, daß die geistige Verbindung mit den Auslanddeutschen auf lange Zeit hinaus voll ständig oder fast vollständig abgerissen wäre. An diesem einen Bei spiel, meine Herren, kann man, glaube ich, sehen, was das Buch, dieses Kleinod des Geistes, auch heute noch für unsere deutsche Exi stenz bedeutet. In der militärischen Abrüstung, meine Herren, haben wir das Denkbare getan. Könnte es eine größere Torheit geben, als zu der militärischen Abrüstung die geistige Abrüstung hinzuzufügen? Je mehr wir gerade in der Lage sind, uns sagen zu müssen, daß mit Wehr und Waffen unsere Stellung zu verbessern uns versagt ist, um so mehr müssen wir Sorge tragen, daß unsere geistige Rüstung intakt bleibt oder sich bessert. In diesem Sinne, meine sehr verehrten Herren, sehe ich die ge meinsame Aufgabe derer, die hier vereint sind. Wir müssen sehen, daß wir um die deutsche Welt innerhalb und außerhalb der Neichs grenzen einen Wall von deutschem Geiste legen, und dieser Wall wird nicht zum wenigsten gebildet durch das deutsche Buch. Und darum freuen wir uns, daß wir aus den Worten Ihres Herrn Vor sitzenden zwar die Stimmen der Sorge und der Not, aber auch die Stimme der Zuversicht und des guten Willens heraushören konnten. Und so lassen Sie mich Ihnen sagen — ich darf es hoffentlich im Namen der Gäste aussprechen —, daß wir für das Ringen des deut schen Buchhandels in dieser Notzeit wahrhaftig Verständnis haben, — für ein Ringen, das nicht etwa bloß ein Stück geistiger Wirtschaft enthalten soll, sondern das vor allen Dingen die deutsche geistige Wehr in völliger Bereitschaft zu halten bestimmt ist. So grüßen wir Sie und beglückwünschen Sie hier zu Ihrer Arbeit. Ich bitte Sie, meine verehrten Mitgäste, sich zu erheben und mit mir einzustimmen in den Ruf: Der deutsche Buchhandel, er lebe hoch! — hoch! — hoch! (Die Gäste stimmen lebhaft in die Hochrufe ein.) * Hermann Hillger (Berlin) für den Unterstützungs-Verein Deutscher Buchhändler und Buchhandlungs-Gehiilfen: Meine Damen und Herren! Was ich Ihnen zu sageu habe, haben Sie schon in einer ganzen Reihe von Gesängen zum Ausdruck gebracht. Wir haben uns schon im Kaffeebaum mit der Lehrlingsprüfung, mit dem Berech- nungs- und Haushaltswesen beschäftigt, und i ch habe das Examen bestanden. (Heiterkeit.) Ich weiß nicht, ob unser Herr Vorsteher es ebenso gut bestehen wird. (Erneute Heiterkeit.) Wenn ich an die Geschichte von Saul und Paul auf dem Wege nach Damaskus von heute vormittag denke — daß aus dem Saul einmal wieder ein Paul Nitschmann werden möge —, kommen mir in dieser Hinsicht einige Zweifel. (Heiterkeit.) Meine Damen und Herren, ich glaube, daß wir wenigstens in einem Punkte die Einigkeit spüren werden, die den heutigen Tag so glänzend ausgezeichnet hat. Es geht uns allen schlecht. Ich glaube, das ist eine Feststellung, die jeder von uns unterschreiben wird. Daß es uns aber so schlecht geht, daß der Vorstand sogar die Kantate versetzt hat (Heiterkeit), das hätte ich nicht gedacht. (Andauernde Heiterkeit.) Meine Damen und Herren, wir haben aber nun heute ein aus gezeichnetes Mittel gehört von einem unserer bedeutendsten — wie nannte man sie doch gleich? — Jammerredner, der uns gezeigt hat, wie man am besten zu Gelde kommt, und wenn Sie heute nicht für den Unterstlltzungsverein wenigstens die Hälfte von dem geben, was Sie bei sich haben (Heiterkeit) — zum Glück ist die Ehrentafel, au der ich sitze, ja von der Sammlung ausgeschlossen; deshalb kann ich das Rezept ohne Bedenken sehr empfehlen — dann machen wir es so, wie es unser Freund Kirstein uns heute bildlich darstellte, als er von dem langen Arm von Moskau sprach: Wir stecken die Hand in die Tasche unseres Nachbars und bezahlen mit dem, was wir darin finden. (Heiterkeit.) Das ist der beste Weg, wie wir Vorgehen können. Womit ist denn unsere ganze Zeit heute schließlich ausgefüllt? Mau zerbricht sich den ganzen Tag den Kopf darüber: Wie legen wir unsere Gelder an? Sie wissen ja, meine Damen und Herren: eine neue steuerfreie Anleihe steht bevor, und neue Notverordnungen wer den kommen. Am besten ist es, Sie geben das Geld den entzückenden jungen Damen zum Aufbewahren, die nachher mit dem Teller herumgehen werden. (Bravo!) Das ist Geld, das wirklich Zinsen tragen wird. (Erneutes Bravo.) Und nun, meine Damen und Herren, wir wollen nicht länger zögern. Heraus mit den schönen Jungfrauen, daß sie sich zeigen, und dann hinauf auf den Teller! Gebt nicht zu wenig; dann bringt es mehr Zinsen! Also, meine Damen und Herren, ich hoffe und wünsche, daß wir mit einer reichen Sammlung abschließen werden; sonst kommen wir Ihnen im-nächsten Jahre mit einer neuen Plakette, die dann aber mindestens das Doppelte kostet, und der Kopf wird auch nicht so schön sein. Auch wissen wir noch nicht genau, ob dann noch Merse burger oder Hayuo Focken leben, oder ob wir uns an Herrn Weg vergreifen. Aber jedenfalls werden wir mit einer neuen Plakette aufwarten. Also, meine Damen und Herren, die Damen sind da. Wir haben Ihnen die hübschesten ausgesucht, die wir in Leipzig finden konnten; wir haben also alles getan, was in unseren Kräften stand, und nun kommt es darauf an, wieviel Sie geben werden. (Lebhaftes Bravo.) Zur Rogate-Dersammlung des Unterstützungs-Vereins Deutscher Buchhändler und Buchhand- lungs-Gchiilfe». Getreu seiner langjährigen Tradition versammelte der Unter- ftiitzungS-Vercin feine Freunde am Sonnabend vor der Hauptver sammlung in den Räumen von Aeckerleins Keller. Man darf er freulicherweise konstatieren, daß es dem rührigen Vorstand des Unterstützungs-Vereins gelungen ist, trotz der Ungunst der Wirt schaftslage nicht nur die Gönner aus der älteren Generation seiner lustigen Tafelrunde zu erhalten, sondern auch Lücken, die Tod und Not gerissen haben, durch begeisterten Nachwuchs anfzusitllen. Dazu hat nicht allein die im Kollegenkreise geschickt verbreitete Werbung beigetragen, sondern insbesondere die dreifache Notparole: »Heutzutage ist es mehr denn je Ehrenpflicht, unserer Unglücklichen z» gedenken; wir wollen für diesen Traditionsabend jedoch weniger auf die Höhe der Gabe als das gebefreudige Herz sehen; drittens soll abwechfelungsreiche lustige Unterhaltung geboten werden, um von den schweren Zeiten zu entspannen». Der Chronist kann be richten, daß diese Anpassung an die Verhältnisse wieder zu einem überaus befriedigenden und gut besuchten Abend im Kollegenkreise führte. Herr Ma; Paschke begrüßte als Vorsitzender des vollständig an wesenden Vorstandes des Unterstützungs-Vereins Mitglieder und Gönner. Anschließend zog Herr Hermann Hillger voll itberschäumcn- den Humors mit der »Pettcrshose» in den Wahlkamps für diese konkurrenzlose Rumps-Partei. 385
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