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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.10.1915
- Strukturtyp
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- 1915-10-25
- Erscheinungsdatum
- 25.10.1915
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- Deutsch
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Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. PH 248, 25. Oktober 1915. übersenden, die Sie dann zu placieren suchen würden, doch nicht beschretten kann. Der Schriftsteller mutz mit den Redak tionen direkt und individuell zu tun haben und darf sich auch nicht dem falschen Anschein aussetzen, den eine solche Ver mittelung erwecken würde. Wenn Sie mit den genannten Redaktionen nichts erreichen, so machen Sie's vielleicht so: An alle Redaktionen, denen Sie seinerzeit Rezensionsexemplare gesandt und die keine Besprechung gebracht haben, reklamieren Sie und verweisen bet einigen hervorragenden Blättern darauf, daß ich eventuell nach Verständigung der Redaktion mit mir zur Besprechung bereit sein würde!« (Wozu ich noch die Angabe von Gelegenheiten zu Rezensionen aus anderer Hand hinzusügte.) Während mich Kenner wahrscheinlich tadeln werden, daß ich mich mit diesem Ersuchen so lange aufgehalten habe, möchte ich jenem Verleger sein etwas eindringliches Vorgehen als solches nicht llbclnehmen, jedoch hier die völlig verfehlte Richtung eines solchen Bestrebens kennzeichnen. Es wird Wohl kaum zu ermessen sein, wieviel »Verschwörungen« in diesem Sinne fort und fort geschehen. Das heißt: die eine Hälfte Deutschlands schreibt Bücher und die andere Hälfte wird um Rezensionen darüber gebeten. Sehr befreunden kann man sich damit nicht: doch immerhin: wenn's nur an die richtige Adresse käme! Alle solche Bitten sind, wenn nicht von vornherein Ver abredungen mit einem Redakteur getroffen worden sind, ein Unrecht gegen den letzteren. Mit welchem Recht verfüge ich als Nichtredakteur, eventuell als freier Schriftsteller über seine Tätigkeit?! Mit welchem Recht werden mir als Schriftsteller meine angeblichen »glänzenden Beziehungen« zur große« Presse vorgehalten, damit ich sie zugunsten eines Buches (oder irgendeiner neuen Kunstbestrebung oder dergl.) in Bewegung setze?! Verfügen kann ich immer nur über das Blatt, das ich redigiere (abgesehen von den Schwierigkeiten, in das eigene Blatt all das hineinzubringen, was man hinetnbringen möchte): und keinem Redakteur möchte ich die Unehre antun, ihm zuzumuten, daß er nach meiner oder eines anderen Mitmenschen Pseife tanze, daß er's sich etwa gar gefallen lassen würde, wenn jemand einen Artikel in sein Blatt .hineinlancierte«. Mir klagte vor einiger Zeit der Feuilleton redakteur einer großen Tageszeitung bitter nicht nur über die Unmasse von Unbrauchbarem, das ihm mit allen möglichen Ansprüchen zugeschickt würde, sondern auch besonders über die hinter seinem Rücken getroffenen Vereinbarungen über eine bet ihm durchzudrückende Rezension. -- Jedenfalls seien alle Interessenten gebeten, einem Schriftsteller nicht mit der Phrase von der ihm »zur Verfügung stehenden« Presse zu kommen. Dazu vergesse man auch nicht, was gleichfalls Adolf Braun andeutet: welche Schwierigkeiten in einer ordentlichen Besprechungsarbeit liegen, und wie selten hier so viel Tüchtig, kett mitgebracht wird, daß etwas Gediegenes zustande kommt. Und wie wenig Leute, außer höchstens dem Autor, haben etwas davon! Die hier in Anspruch genommenen Geistes- arbeiter können aber mit Recht sagen: entweder arbeite ich um genügenden Lohn für meinen materiellen Bedarf, oder ich arbeite gratis für meine Ideale — aber ganz gewiß nicht für ein Drittes, d. h. hier insbesondere: für den Wunsch von Autoren, besprochen zu werden. Gibt es ja doch auch nichts, was die eigene geistige Entwicklung so hemmt, wie daß man fort und fort für die verschiedenartigsten fremden Interessen eintrelen, in die verschiedenartigsten Köpfe htnabsteigen, kurz: fortwährend Pensenarbeit leisten soll. Als Redakteur kämpfe ich den Kampf gegen die vielen verfehlten Einläufe (über die beispielsweise auch die Zeit schrift »Das humanistische Ghmnastum« fortwährend zu klagen hat) nicht etwa durch eine Verzeichnung aller Einläufe, ob- Wohl dies in meinem Kreis schon angeregt worden ist; denn mir ist jedes Fleckchen meines Blattes zu gut, um es auch nur zur Nennung von Fremdartigem zu vergeuden. Dagegen sende ich all denen, die etwas Unbrauchbares überschicken, oder die in einer irgendwie verfehlten Weife reklamieren, folgenden Sonderabdruck aus meinem Blatt: »Wir machen wiederholt daraus aufmerksam, daß es sich immer empfiehlt, 1422 für Zusendungen an uns . . . vorher die Redaktion anzu- fragen ... So sehr wir darum bitten, uns alles Ein schlägige zu übermitteln, so sehr bitten wir auch, von der Zusendung alles Fremdartigen abzusehen. Auf zahlreiche Anfragen nach dem Erscheinen der erwarteten Rezensionen . . . kann unmöglich im einzelnen, sondern lediglich . . . mit der Bitte um Geduld mit der notgedrungen langsamen Erledigung der Einläufe geantwortet werden.« Andere Redakteure sind vielleicht weniger spießig; sie glauben entweder, »den ganzen Meßkatalog herunterrezensieren« zu müssen, oder aber sich von den Einläufen eine Pribat- bibliothek anlegen zu sollen, etwa mit baldiger materieller Verwertung. Gegen letzteres schützt sich ein amerikanischer Verlag mittels der durch das Titelblatt punktiert durch gedruckten Worte: »^ckvaneo eopx kor revisv. blot kor solo«. Gegen jenes Herunterrezcnsieren hat sich seinerzeit schon Fichte scharf ausgesprochen. Läßt man es aber bleiben, so fällt man wieder in den Vorwurf, daß man etwas »tot schweige«. Dabei wird nicht bedacht, daß kaum irgendwo eine Verpflichtung zum Rezensieren besteht, daß der für die Besprechungen sorgende Redakteur oder Referent jedenfalls eine Auswahl treffen darf und soll, sowie daß es besprechungs- würdige Schriften überhaupt weitaus nicht so viele gibt, wie deren Urheber meinen. Allein mit alldem könnte man noch zurechtkommen, wenn endlich einmal auch hier die Unvernunft einer Konkurrenz durch die Vernunft der Zusammenwirkung und der Arbeitsteilung überwunden würde. Es ist hier so wie mit den Theatern in mancher Großstadt: alle wollen die gleiche Gattung Pflegen und am selben Abend ihre Erstauf führungen loslassen. Ebenso scheint hüben wie drüben die Meinung zu bestehen, daß die meisten Blätter das Allermeiste zu besprechen verpflichtet seien. Den einen wie den anderen Interessen kommt eine Er scheinung entgegen, die seit einigen Jahren bereits als eine tatsächliche Erfüllung vernünftiger Wünsche zu finden ist. Das Einzelrezensieren, bet dem man kaum recht weiß, warum denn an der und der Stelle gerade die und die Bücher und nicht tausend andere besprochen werden, erweist sich immer mehr und mehr als unvernünftig, insbesondere als Kraftvergeudung. An ihre Stelle tritt der Sammelbericht, d. h. die Zusammen- fassung vieler, dann aber um so knapperer Rezensionen aus einem oder aus nahe verwandten Gebieten zu einem Gesamt artikel. Man sehe z. B., wie die »Zeitschrift für die öster reichischen Gymnasien« allmählich zu diesem System über gegangen ist, und wie denn überhaupt die Sammelreferate, Jahresberichte u. dgl. trotz ihrer schweren Belastung der Referenten häufiger werden. Drängt dann diese oder jene außergewöhnliche Erscheinung dazu, ihr noch eine besondere Berücksichtigung angedeihen zu lassen, so mag sie, statt in einer eigentlichen Rezension, in einem rezensionsartigen Aufsatz be handelt werden, dessen Thema in erster Linie das Thema des besprochenen Buches selbst ist. Nur darf dann sehr gebeten werden, erstens nicht den Titel des Buches zum Titel des Artikels zu machen (Verletzung des Urheberrechts, kurz Dieb stahl, falls der Buchtitel etwas Individuelles an sich hat), und zweitens ganz genau zu unterscheiden, was aus dem Buch berichtet und was dagegen vom Berichterstatter selbst über das Thema gesagt wird. Diese zwei verschiedenen Dinge in einanderzumengen, ist eins der schlimmsten Vergehen gegen die Literatur und gegen ihre Konsumenten, entspricht aber leider dem gewöhnlichen Charakter dessen, was man »Feuilleton« nennt. Aber man soll sich, heißt es, den Ansprüchen des Publikums fügen, das für solche Unterscheidungen kein Interesse habe, das nicht durch gelehrte »Gänscbetne« abgeschreckt werden dürfe, u. dgl. m.! Gleich weitergreifend sei gesagt: es würde mit all dem besser stehen, wenn unsere Redaktionen mehr fachliches Interesse hätten. Ein solches Interesse aber findet sich zwar meistens bei den Redaktionen eigentlicher Fachzeitschriften, häufig auch bei Redakteuren sonstiger Zeitschriften, kaum jemals aber bei denjenigen Zeitschriften und Zeitungen, die nun einmal die große »Presse« ausmachen. Was geht den Tagesblattredakteur
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