für den Deutschen Buchhandel und für die mit Ihm verwandten Geschäftszweige. Herausgegeben von den Deputirten des Vereins der Buchhändler zu Leipzig. Amtliches Blatt des Börscnvereins. ^ 62. Freitags, den 8. Juli 1842. Aus Berlin. I. Es ist in diesen Blattern schon so oft und so viel über das Verhältniß der Buchhändler zu den Antiquaren geschrie ben worden, daß man meinen sollte, dem gerügten Mißver hältnisse wäre längst eine bessere Wendung gegeben worden. Dem ist aber nicht so, wie täglich die Erfahrung lehrt. Das liegt hauptsächlich, unserer Meinung nach, darin, daß einer seits der Buchhändler ein zu hohes Bewußtsein von sich selbst hat, und daß andrerseits die Gedrückten, gleichsam die Geduldeten (die Antiquare), inniger mit einander Zusam menhalten. Wir reden nur von unfern Berliner Ver hältnissen, und wollen nur auf diese das hier Gesagte be zogen wissen. In jeder Gesellschaft gicbt cs Parteien, soll ten die Buchhändler frei davon sein? Wie viele geheime Motive giebts nicht da zur Sonderung, als Ruhm- und Gewinnsucht, Neid u. s. w. Man bleibe nur beicincr Stadt stehen; denn da ist die Collision leichter als im gan zen großen buchhändlerischen Verbände und daher auch die Einigkeit, wenn solche zu finden ist, anerkcnnungswerther. Wie sieht's nun in Berlin unter den Buchhändlern aus? Mit wenigen rühmlichen Ausnahmen bekümmert sich Einer nicht um den Andern, d- h. Einer bestürmt die Kunden des Andern mit Ansichtschickung von Neuigkeiten im bes sern Falle, und im schlimmem Falle mit lästigen, brannt- weinduftendcn Exporteuren. Da wird nicht gefragt, ist der also Bestürmte auch nicht ein Kunde von deinem nachbar lichen Collegen, wenn nur Absatz erzielt wird, an wen, ist gleichgültig, leben wir doch nun einmal in der Zeit des Fort schritts und der Bewegung. Viele Buchhandlungen haben in den letzten sechs Jahren in Berlin ihr kurzes Dasein be gonnen und beschlossen; aber immer wieder erstehen neue prächtige Buchläden und versuchen ihr Glück. Mag's ge schehen, dieses Thema liegt uns für jetzt zu fern. 9r Jahrgang. Ein Hauptübelstand ist und bleibt der Mangel an fruchtbringendemZusammenhaltcnderBuch- händleruntcrsich. — Die Antiquare machen es bester! Sic verkaufen die gesuchtesten Bücher neu und zierlich gebunden meist billiger als die Buchhändler die rohe Materie davon verkaufen; und doch entgeht ihnen dabei ihr Gewinn nicht. Wie geht das zu, meine theuern Eollegen? Wir brauchen zur Lösung dieser Frage keiner geheimen Wis senschaft. — Die Antiquare wissen aus ihrer Praxis so gut und oft besser als die Buchhändler, welche Bücher gesucht und gekauft werden. Um solche billigst zu erlangen, treten die Antiquare zusammen, geben ihre Bestellung auf, beziehen ihren Gesammtbedarf direkt von dem Verleger gegen baar und letzter wohlklingende Zusatz hat solche Wirkung, daß große außerordentliche Vortheile an Freiexemplaren, Porto-Ver- gütigung u. s. w. gewährt werden, welche der einzelne Buch händler selten erlangen kann, und siehe da! eine gefährliche Eoncurrcnz erwächst dem Buchhandel innerhalb seines eige nen Bereichs und von ihm selbst gepflegt. Diese wieder zu bannen, daran kann am allerwenigsten den Behörden liegen. Die Buchhändler sehen mit offenen Augen, was unter ihnen geschieht, aber sie sind zu weise, um an dem Beispiele der verfolgten Antiquare zu lernen. Ein Jeder hat mit sich genug zu thun, entweder mit seiner Noch oder mit seinem Ucber- fluß, was kümmert ihn sein College oder die Gcsammtheit eines der achtungswürdigsten Stände! Nur in Worten ge schieht zuweilen etwas, aber die Thal hinkt langsam hinterher. Uns begegnete, daß ein viel gesuchtes theures medizinisches Werk zu einem Preise von uns verlangt wurde, zu welchem es uns selbst von dem Verleger gegen baar nicht geliefert wurde. Unsere Kunden beriefen sich aber auf eine andere hiesige Handlung, welche das Buch, neu und gebunden, zu höchst niedrigem Preise verkaufte. Auf unsere Anfrage bei dem Verleger, wie das zugchc, erhielten wir die Ant wort, daß jene Handlung 50 Exemplare auf einmal gegen 116