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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.01.1854
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 02.01.1854
- Sprache
- Deutsch
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1854.) 3 Nichtamtlicher Theil. Ein Ncujahrsgruß. Wieder ein neues Jahr angctretcn, mit neuen Hoffnungen und Erwartungen für das Gedeihen unseres Handels, und mit Segens wünschen begleitet für die Realisirung nothwendiger Reformen. — So denkt wohl mancher College, wenn die Zeit uns in die ersten Stunden des Jahres 1854 hinüberrollt, und er wird sich fragen: wird das neue Jahr wirklich Besseres bringen, oder die Täuschungen vermehren helfen, die das entschwundene zurückgelassen hat? Ein Blick auf unsere geschäftlichen Zustände, die der Art sind, daß sie dem gleichgültigsten, gedankenlosesten Geschäftsgenosscn auf ihre Uebel aufmerksam machen, wird uns sagen: was nützen alle Vorschläge, wenn sie nicht befolgt werden, wenn Jeder nach dem Maaß seiner Kräfte nicht Hand anlegt, Abhülfe zu schaffen, und er probten guten Rath in Anwendung bringt. Geschieht dies mit dem gehörigen Ernst und der nöthigen Energie nickt, so kann es nicht ausblcibcn, daß der Buchhandel immer mehr seinem Verfall entge gen geht, oder so ausartct, daß er als eigentlicher Buchhandel nur in den Händen von Wenigen verbleibt und meist zum Trödel herabsinkt, wie z. B. in Italien, Spanien und auch theilweise in Frankreich. Wäre es aber nicht eine Schande, wenn cs dazu käme, und welches Licht würde dies auf den Bildungszustand seiner Mitglieder werfen, die sich häufig überschätzen und besser dünken, als andere Kaufleute, welche mitleidig, und zwar mit allem Recht, auf das verkehrte Trei ben mancher Buchhändler blicken, und zwar eine um so größere Schande, als die Buchhändler durch die Natur ihres Handels mit geistiger Waarc, in Besitz solcher Intelligenz sein müssen, daß ein Rückschritt in ihrem eigenen Haushalt gar nicht einreißen kann. In der Literatur haben sie tagtäglich beide Pole wissenschaft licher Thäligkeit, Fortschritt und Rückschritt, vor Augen, so daß sie für das eigene Regiment wenigstens vor letzterem sich zu schützen lernen können. Denken Sic sich, meine Herren, den Fall, es wären Manche unter uns, die erleben würden, in einer Reihe von Jahren wäre cs mit dem Buchhandel in Deutschland so beschaffen, daß man im eigentlichen Buchladcn nicht mehr Alles fände, und der Buchhändler mit seiner Waarc sich mit dem Speze reihändler und dem Gevatter Handschuhmacher theile, und Jeder zu beliebigen Preisen verkaufe, auf wen würde der Vorwurf, ja die Ver achtung fallen, als auf den Buchhändler, und sein sonst so geprie sener und in Ehren stehender Stand wäre dahin. Mancher wird dieses Beispiel mit Lächeln begrüßen und darin Ucbertccibung sehen. Bietet aber denn die Gegenwart in religiösen und politischen Dingen nicht manche Rückschritte dar, die vor 8 Jahren noch als ein Ding der Unmöglichkeit erschienen, aber jetzt Kraft und Leben in sich haben, und wobei das 19. Jahrhundert vor der Vernunft des 18- zurücktretcn muß. Jede Vernachlässigung, so klein sie auch erscheint, hat bittere Folgen und rächt sich oft hart. Geschehenes läßt sich auch nicht ändern, darum aufgepaßt und die Zeit begriffen, ehe sie uns ereilt. Nichts bleibt sich gleich, und Alles ist der Veränderung unterworfen, also auch der Buchhandel, und daß althergebrachte Einrichtungen darin, die sich ausgeartet, zum Theil auch ausgelebt haben, noch ihre volle Geltung haben sol len, ist zu viel verlangt und ruinirt den Buchhandel. Wer sicht nicht ein, daß es an der Zeit ist, die Zahl der offenen Contis zu verringern und nicht jeder Handlung pro novitoto, son dern nur Einzelnen zuzuscnden, dadurch sich Arbeit zu vermindern, die Thätigkcil Derjenigen, die dem Schlendrian nicht angehörcn, aber zu belohnen und bessere Resultate zu erzielen. Geboten ist I diese Maaßregel durch die höhern Honorare und ungleich theucrn Herstellungskosten, ferner durch die Nothwendigkeit, die Auflagen nicht mehr so stark machen zu müssen, und dann auch schneller zu erfahren, wie der Absatz eines neuen Buckes sick gestaltet. Wenn ohne Unterschied jede Handlung pro iwvitste erhält, die sehr häufig keine Käufer dafür hat, oder die, weil es eben eine Novasendung ist, die man wieder zurück schicken kann, aus Trägheit rc> nichts dafür thun will, so zersplittert man nutzlos den Vorralh der Exemplare und schmälert sich den Absatz. Eine andere Neuerung von Wicktigkeit ist, die Zahl der Com missionsplätze zu vereinfachen. Dadurch, daß Eisenbahnen nach allen Richtungen hin gebaut sind, verlangt der Bücherkäufcr schnelle Her beischaffung des Bestellten, was nur dann möglich ist, wenn beim Commissionair zum regelmäßigen Versandt die nöthige Zahl Packetc rasch cinlaufen. Man blicke auf das Abmühen der Städte Frank furt a. M-, Stuttgart, Augsburg und Nürnberg, insgesammt Com missionsorte sein oder bleiben zu wollen, was auf die Dauer doch nicht möglich ist. In Preußen ist die heilsame Einrichtung getroffen worden, daß Buchhändler, die in diesem Staate ihre Selbstständigkeit erlangen wollen, sich einer Staatsprüfung zu unterwerfen haben, eine zu belo bende Maaßregel, die auch gewiß gute Früchte bringen wird. Sie hat nebenbei das Gute, daß man, außer den Fähigkeiten und Talenten der zu Prüfenden, auch die Derjenigen, die prüfen sollen, kennen lernt. Wer gedenkt nicht mit Freude und Theilnahme der im Jahr 1852 zu Cöln abgehaltencn Buchhändlerprüfung; während erst neu erlich eine andere stattgehabte Prüfung, in östlicher Lage von Cöln, die, um sie recht zu bezeichnen, sich mit den Gebräuchen bei den Examinis der Zünfte im vorigen Jahrhundert vergleichen ließe, und in Bezug auf manche Fragen, die dabei vorkamen, an den Stand punkt erinnert, der, will man Beispiele anführen, sich zu der geistigen Bildung unserer Zeit verhält, wie die neuern Kenntnisse unserer Gelehrten von der urweltlichen Natur der Erde zum Bibelglauben! Es klingt komisch, ist aber wahr, wenn man solche Contraste zusammen stellt, so erhält man Aufschlüsse, warum Manches im Buchhandel vorkommt, von dem man vorher sich kaum träumen läßt. Diese Betrachtung führt nun auch auf die Thätigkeit der Ver leger hin. Fleißig seid ihr Herrn Verleger, Bringet viel, auch schlechte Waare; Doch die gute, die Euch baare, Vollgefülltc Taschen macht, ' Glaubet mir und gebet Acht, Ist gar selten, und wie ein Vermögen, Das man nicht im Traume hascht. Jene, die die Speicher füllen, Düten für die Krämer bringen, Ihre Zahl, man kennt sic kaum, Im papicrnen Geistcr-Raum. Heilsam wäre cs gewiß für die Zukunft des Buchhandels, wenn unter uns ein Statistiker aufträte oder auftreten könnte; denn es gehört auch dazu, daß er von allen Seiten Notizen erhielte, und lei der würden diese voraussichtlich von vielen Seiten verweigert werden, der nachwicsc aus den verschiedenen Fächern der Literatur, aus alter und neuer Zeit, von der kleinsten Broschüre bis zum größten Werke, welchen Absatz sie gehabt, versteht sich, mit Rücksicht auf die Zeit dauer des Vertriebes. — Bei einigen wären die Angaben der Her stellungskosten erwünscht. Geschähe dies, so würde bei vielen Buch händlern die Verlagslust in die gehörigen Schranken zucückgeführt werden. 1*
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