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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.06.1932
- Strukturtyp
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- 1932-06-28
- Erscheinungsdatum
- 28.06.1932
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- Deutsch
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VMOMMMDeiMmVüMaM Nr. 148 <R. 68). Leipzig, Dienstag den 28. Juni 1932. 99. Jahrgang. RÄMümMerTA Der flovenische Buchhandel. Von Herbert Oertel, Dresden. Slovenien, an die Länder Italien, Österreich und Ungarn gren zend, jetzt dem jugoslavischen Staate zugehörig, hat von jeher den engsten Kontakt mit Österreich und so auch mit Deutschland gehabt. Das flovenische Sortiment vertrieb schon immer weitaus mehr deutsche Blicher als andere fremdländische und tut es noch. Es gibt besonders in Laibach (I^ub-Iljana) alte, weiträumige Buchhandlungen, in denen es Tradition ist, ein umfangreiches Lager deutscher Bücher zu unterhalten. Sie wurden von Deutschen gegründet und werden zum Teil jetzt noch von Deutschen geleitet. Aber auch in Marburg (IVlaribor) oder auf dem flachen Lande, wie in Cilli (Oelje), in OrmoL usw., sind Handlungen, die beachtliches für un sere Literatur leisteten und immer leisten werden. Allerdings mag das ein wenig zwangsläufig sein. Die eigene Literatur war bis vor ganz kurzer Zeit höchst unzulänglich, eine eigene wissenschaftliche gibt es sogar jetzt, bis auf weniges, noch nicht. Sie erscheint deutsch, z. B. die elektrotechnischen Werke von Vidmar bei Springer. Italien wird nicht geliebt und hätte auch nie Einfluß haben können, denn es ist viel zu andersartig; Frankreich ist zu weit. Und so blieb nur Österreich übrig, das seine Beamten in die entferntesten Dörfer des Landes setzte. Auf diese Weise wurde das Interesse für deutsch sprachige Bücher erheblich verstärkt. Selbst jetzt noch, nach der Auf teilung Österreichs und dem Zusammenschluß Sloveniens mit Jugo slawen sehen es die slovenischen Buchhändler als eine ihrer vor nehmsten Aufgaben an, deutsche Literatur zu propagieren. Alle Buchhandlungen, ohne Ausnahme, haben deutsche Bücher ausge stellt. Neuerscheinungen sind in den Städten zu gleicher Zeit wie in Deutschland zu haben. Unsere wissenschaftliche Literatur, wie in den meisten Ländern als zu teuer bemängelt, herrscht trotzdem uneinge schränkt. Freilich alle Dinge, unter denen wir zu leiden haben, er leidet dieses Land auch. Es gab Bankensperre, es gibt Devisen sperre, der jugoslavische Export landwirtschaftlicher Produkte ist durch die russische Ausfuhr nahezu ganz lahmgelegt. Und so ist es nur zu begreiflich, daß die Geschäfte erheblich zurückgegangen sind. Zu alledem beginnt sich der flovenische Verlag zu rühren. Das Verhältnis: Sortiment und deutsches Buch hat sich nicht stark verändert, es bewegt sich, allerdings verkleinert, in den altge wohnten Bahnen. Die Beziehungen des slovenischen Sortiments zum landesansässigen Verlag aber haben ein anderes Gesicht bekommen, obwohl sie immer von anderer, uns unbekannter Art waren. Einen Buchhandel: Verlag — Sortiment hat es nie im ausgesprochenen Sinne gegeben. Verlage in der uns geläufigen Form existierten selbst im entsprechenden Umfange nicht. Die Schriftsteller verließen das Land, sie siedelten in die deutschsprachigen Länder über und schrieben in deren Sprachen. Die Wenigen, die blieben, die die Kraft zum hungern hatten und slovenisch schrieben — und unter denen sich Leute finden, die bekannt zu werden verdienen —, gingen zu einem Sortimenter, der aus Gutmütigkeit ihr Werk druckte, ein schauderhaft niedriges Honorar zahlte und im übrigen das Gefühl hatte, sein Geld zum Fenster hinausgeworfen zu haben. Er druckte das Buch, stellte es aus, aber schon nach ein paar Monaten fing der weitaus größte Teil der Auflage im Magazin zu modern an. Erst nach dem Kriege besann sich das Volk auf seine eigenen Autoren. Aber selbst um diese Zeit war es den jungen Schriftstellern — wie etwa Vodnik — unmöglich, Verleger zu finden. In ihrer Verzweif lung und in ihrer Überzeugung, etwas zu sagen zu haben, liehen sie sich Geld, brachten ihr Buch im Selbstverlag heraus und — ver kauften es. Selbstverlegen wurde zur Gewohnheit. Es begannen in dieser Zeit so außerordentlich vielseitige und literarische Revuen zu erscheinen wie »vom in 8vot«, »Vjudlan8ki Avon« und »^lockra ptiea«. Eine Zeitlang erschien eine von einer slovenischen Studen tengruppe herausgegebene Revue: »LräL«, die engsten Kontakt mit Deutschland hatte. Es gibt noch eine Reihe anderer, die hier auf zuzählen der Raum verbietet. In allen ist das starke Bemühen junger Menschen um den Kontakt mit der Welt zu spüren. Diese Zeitschriften enthalten Romane, Novellen, literar-, musik- und kunstkritische Aufsätze, Abbildungen und nicht zuletzt ein aufmerk sames Beobachten der Weltliteratur. Die Besprechungen deutscher Bücher nehmen einen großen Raum ein. Sie erfolgen nicht nach Rezensionsexemplaren, der deutsche Verlag übersieht dieses Land. (Eine Ausnahme macht Herder.) Alle Kritiken werden nach ge liehenen, gekauften und von Freunden geschenkten Exemplaren ge schrieben, so ernst ist das Bemühen um fremdländische Literatur. Die deutschen Verleger sollten sich wirklich drei oder vier Zeitschrif ten in ihren Versendungslisten vormerken, es ist gewiß nicht um sonst. In diesen Revuen wird nichts übersehen, sondern mit Inten sität ausgenommen. Nicht nur sich, nicht nur ihren Autoren sind unsere Verleger das schuldig, sondern auch dem slovenischen Sor timent, das mit solcher Energie ihre Bücher vertreibt. Allerdings lohnt es nicht, wissenschaftliche Werke zu versenden, weil in den Kreisen, die diese Literatur interessiert, doch deutsche Fachzeit schriften gelesen werden. Der Lesehunger ist in den letzten zehn Jahren unglaublich ge wachsen. Die Geistlichen, die Lehrer auf dem Lande brauchen in ihrer Abgeschlossenheit das Buch. Ja, ich kenne junge Bauern, nicht nur in Slovenien, auch in Serbien und auf den dalmatinischen Inseln, die in der Weltliteratur mehr Bescheid wissen als bei uns ein Bauer in der deutschen. Der Hunger nach Weltkenntnis treibt sie. Sie lernen Sprachen, nicht um sie zu sprechen — dazu leben sie viel zu isoliert —, sondern nur um die Literatur fremder Länder lesen zu können. Aber es gab bis vor kurzem niemanden, der Bücher herausbrachte, man saß auf dem Trockenen. Nur so war es möglich, daß plötzlich ganz junge, verlagstechnisch unerfahrene Menschen nach deutschem Vorbild Buchgemeinschaften gründeten, die ungewöhnlich erfolgreich wurden. Zwar wurde schon im Jahre 1804 vom Klerus eine solche gegründet, die etwa 60 000 Mitglieder zählt. Sie verlegt Bücher aus allen Gebieten, vornehmlich aber volkstümliche Kalender und leichtere Belletristik. Jährlich erscheinen 'fünf bis sieben Bücher. Jedoch ist die Gesellschaft zu sehr an die katholische Idee gebunden und kann so das rein Literarische nicht berücksichtigen. Das wurde aber immer notwendiger in dem kleinen Lande Slovenien mit seiner einen Million Menschen und so entstanden kurz nach dem Kriege mehrere neue Buchgemeinscha-ften, die allerdings viel, viel weniger Mitglieder haben. Drei davon, unter denen sich als erste und aus gedehnteste die der ^ugoslvvansks liskalim — einer großen Druckereigesellschaft, die auch eine der umfangreichsten Buchhandlun gen besitzt — befindet, geben mehrere Serien Heraus. Eine lite rarisch-schöngeistige, eine rein slovenischer Autoren, eine unter haltende, eine für die Jugend und eine letzte »Kosmos« ge nannt, die auch einheimische Autoren berücksichtigt und vor allen Dingen Biographien und wertvolle Reisebeschreibungen bringt. Die Oankarjeva DruLba ist, soweit das zur Zeit möglich ist, linkspolitisch orientiert, velavslra ^aloLba ist christlich-asozial. lisLovna 2ackruga und dloärs ?tioa sind rein literarisch eingestellt. Die Ausgaben aller Buchgemeinschaften sind erstaunlich gut gedruckt und gebunden, es fehlt die Vorliebe für Talmieinbände. Hart wurde geklagt, daß die Honorare für die llbersetzungsrechte deutscher Bücher abnorm hoch seien. So ist eine Forderung von NM 1000.— durchaus nichts seltenes. Das sind aber rund 12 500.— Dinar, während franzö sische und englische Verleger nur 2000.— bis 3000.— Dinar fordern, was durchaus angemessen ist, denn ein Buch kostet im Durchschnitt 50.— bis 60.— Dinar und erscheint in einer Auflage von etwa 3000 Exemplaren. Das führt natürlich dazu, daß die Übersetzungen deutscher Autoren immer mehr wegfallen, zumal, wie mir gesagt wurde, die deutschen Verlage es gar nicht eilig haben, Anfragen zu beantworten. Man muß die Eigenart Jugoslaviens kennen. Slove nisch wird nur von etwa 1,2 Millionen Menschen gesprochen, von denen 200 000 an Italien gekommen sind und wegfallen. Kroatien und Serbien, als weitaus größere Länder mit etwa 12 Millionen Be- 509
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